Dieser Tag für das Leben ist in Italien ein nationaler Gedenktag und wird natürlich besonders auch in der Kirche gefeiert.

Seit einiger Zeit geht unser Konvent am Sonntag in die nahe gelegene Pfarrkirche San Francesco zur Hl. Messe. Sie wird von einem Konvent von Piaristenpadres geführt. Auch an diesem 7. Februar waren wir dort zur Hl. Messe und der Pfarrer der Gemeinde, Padre Stefano, ging in seiner Predigt natürlich auch auf dieses Thema ein. Sie hat uns sehr berührt und ich möchte Ihnen ein paar Gedanken davon mitteilen.

  1. Stefano begann seine Predigt damit, dass uns daran erinnerte, dass das Leben als Christ auch eine prophetische Dimension hat. Diese Dimension bedeutet nicht, Dinge der Zukunft vorauszusagen, sondern das Wort Gottes in unsere heutige Zeit hinein zu sagen und vor allem auch zu leben. Er machte dies an zwei Beispielen aus seiner Zeit, die er als Priester an der Elfenbeinküste, einem Land in Westafrika, gelebt hatte, deutlich. Das erste Beispiel erlebte er ungefähr im Jahre 2003. Er bekam den Anruf eines Katecheten. In der Elfenbeinküste wird französich gesprochen, und auch der Katechet sprach französisch, wenn auch kein gutes. P. Stefano konnte ihn schlecht verstehen. Doch der Katechet rief mehrmals an und so merkte der Pater, dass es dringend war und machte sich deshalb auf den Weg, um zu sehen, worum es sich handelt. Er kam in ein kleines Dorf und der Katechet empfing ihn mit einem kleinen, neugeborenen Kind. Dieses Kind hatte eine muslimische Frau geboren, aber es war nicht das Kind ihres Ehemannes. Nach muslimischen Gesetz durfte ein solches Kind nicht in der Familie bleiben und es war schon viel, dass sie es zur Welt bringen durfte. Über mehrere Umwege war es zum Katecheten gebracht worden. Doch was sollte nun mit dem Kind geschehen? P. Stefano brachte das Kind erst einmal zu einer ärztlichen Untersuchung, um sicher zu gehen, dass es auch gesund war. Natürlich hatte sich dieses Geschehen herumgesprochen und es meldete sich eine junge Frau, die bereit war, sich um das Kind zu kümmern. P. Stefano und der Katechet sprachen daraufhin mit der Familie, ob sie damit einverstanden waren. Sie waren es. Doch sie waren nicht nur damit einverstanden, sondern in der nächsten Zeit meldeten sich einige Familienmitglieder bei P. Stefano mit dem Wunsch, Christen zu werden. Der Einsatz des Paters und des Katecheten hatte sie beeindruckt. Hier wurde nicht nur eine Lehre verkündet, wie z.B. die Kostbarkeit des menschlichen Lebens, sondern sie wurde im Alltag überzeugend gelebt.

Das zweite Beispiel erlebte er Jahre später, 2011, als es im Land zum Bürgerkrieg kam. Die Missions-station der Patres lag genau zwischen den Fronten, d.h. zwischen den Regierungstruppen und den Rebellen. Es wurde geschossen und die Leute der Umgebung hatten Angst und suchten u.a. Schutz in der Missionsstation. Sie kamen in Scharen und es gab bald keinen Platz mehr. P. Stefano rief in dieser angespannten Situation den Bischof an und fragte ihn, ob es möglich wäre, dass die Leute in der Kirche schlafen könnten, da sie sonst keinen Platz mehr hatten. Es waren über tausend Leute. So wurde die Kirche zum Schlafplatz für die Schutzsuchenden. Unter diesen Menschen war auch eine junge, hochschwangere Frau und für sie kam die Zeit der Niederkunft. Was nun? P. Stefano handelte kurz entschlossen und fuhr mit ihr in das nächste Krankenhaus. Doch dies war in diesen unruhigen Zeiten geschlossen. Also fuhr er zur Missionsstation zurück. Dort versuchten sie, einen kleinen geschützten und abgetrennten Raum für diese Frau herzurichten. Sie gebar komplikationslos ein gesundes Mädchen. Auch diese Frau war Muslima. Doch nach der Geburt bat auch sie, Christin werden zu dürfen, da sie der selbstlose Einsatz des Paters davon überzeugt hatte, dass der Gott der Christen wirklich ein menschenfreundlicher Gott ist, dem das Leben eines jeden Menschen kostbar ist, unabhängig von seiner Religion, seinem Geschlecht oder seiner Rasse und Nation.

P. Stefano beendete seine Predigt mit dem Aufruf an uns alle, dass wir als Christen diese prophetische Dimension unseres Lebens ernst nehmen müssen und wie wichtig es ist, Katechese nicht nur mit Worten zu predigen, sondern im alltäglichen Leben überzeugend und authentisch zu leben.

Sr. M. Petra