Unsere Schwester Rosa feierte am 26. November ihr 60-jähriges Ordensjubiläum in Berlin Kreuzberg. Auf Grund der Pandemie waren nicht viele Gäste anwesend, aber die Feier selbst war sehr tief und feierlich.

Sr. Rosa hat die meiste Zeit ihres Ordenslebens im Dienst und der Sorge um gehörlose Menschen verbracht. Sie arbeitete in der Gehörlosenseelsorge aktiv mit und organisierte pastorale Aktivitäten. Diese Tätigkeit wurde durch das Coronavirus unterbrochen, so dass es Sr. Rosas größter Jubiläumswunsch ist, so bald wie möglich wieder den Menschen zu begegnen, die sie brauchen.

Sr. Rosa selbst erinnert sich an ihre Arbeit wie folgt:

„Bereits 1988 begannen die Gehörlosen offiziell in unser Haus und unsere Kapelle zu kommen, wo sie beten und Menschen treffen konnten, die sie verstanden. Zunächst wurden sie nur von Sr. Christiane betreut, die, da sie ebenfalls gehörlos ist, vom Vorsitzenden der Gehörlosenseelsorge in unserer Diözese mit diesem Dienst betraut worden war. Nach zwei Jahren, 1990, begann ich in der Gehörlosenseelsorge mitzuarbeiten. Am Anfang habe ich nichts verstanden, ich kannte die Gebärdensprache nicht, ich musste sie von Grund auf lernen. Bei dieser Arbeit habe ich jedoch festgestellt, dass nicht die Kenntnis der Sprache das Wichtigste ist, sondern das Herz und der Wille, ihre Situation zu verstehen. Auf dieser Ebene haben wir uns gut verstanden. Vielleicht, weil ich zwar nicht gehörlos bin, aber auch eine Behinderung habe. Ich habe als Kind ein Bein verloren und trage seither eine Prothese. Ich denke, dass diese Erfahrung mir hilft, die Probleme anderer besser zu verstehen. Obwohl sie ihre eigene Familie und ihr eigenes Leben haben, fühlen sie sich einsam und irgendwie von der normalen Welt ausgeschlossen. Schon lange vor der Pandemie organisierten wir einmal im Monat eine Heilige Messe in Gebärdensprache, gefolgt von einem Treffen mit Kaffee und der Möglichkeit zu Gespräch und Austausch. Alle kamen sehr gerne zu diesen Treffen, weil sie sich willkommen und verstanden fühlten. Auch außerhalb der Messe blieben wir miteinander in Kontakt. Sie kamen immer zu mir, wenn sie Hilfe brauchten, wenn sie telefonieren mussten oder wenn sie etwas nicht verstanden, z. B. bei Behördengängen. Ich war gerne bereit, ihnen zu helfen und habe ihre Probleme gemeinsam mit ihnen gelöst. Jetzt, in der Zeit der Pandemie, nun schon im zweiten Jahr, habe ich sie nicht mehr sehen können. In unserem Haus, in dem ich wohne, gibt es ein Altersheim, in dem zwei meiner Schützlinge leben. Ich treffe mich regelmäßig mit ihnen. Wir reden, beten und spielen zusammen. Ich selbst hatte in letzter Zeit auch gesundheitliche Probleme, aber ich lebe weiter in der Hoffnung, dass ich meinem Schützlingen weiterhin dienen und helfen kann.

SMI