Papst Johannes Paul II. schrieb folgende Worte in seiner Enzyklika „Redemptoris Missio”, die den Missionen gewidmet ist: „Das Zeugnis des christlichen Lebens ist die erste und unersetzbare Form der Mission.”

„Das evangelische Zeugnis, das die Welt am ehesten wahrnimmt, ist jenes der Aufmerksamkeit für die Menschen und der Liebe zu den Armen und den Kleinen, zu den Leidenden. “ (R. M., Punkt 42)

Jeder von uns ist also ein Missionar in der Umgebung, in der wir leben und unser Apostolat erfüllen.

Ich bin Gott dankbar, dass ich nach einer dreijährigen Pause wieder in den Missionen unserer Kongregation und der Kirche dienen kann, diesmal auf den Philippinen, in der Hauptstadt Manila.

Es handelt sich um eine riesige Stadt mit 20 Millionen Einwohnern, die durch den Zusammen-schluss von 16 benachbarten Städten entstanden ist.

Ich denke, dass wir hier, mehr als anderswo, die Gegensätze sehen können, die es auf den verschiedenen Ebenen gibt.

Der erste krasse Gegensatz ist sowohl großer Reichtum als auch Armut – oft extrem. Sie können wunderschöne reiche Häuser, Einkaufszentren, Wolkenkratzer und Straßen wie aus amerikanischen Filmen sehen, und ein paar Kilometer weiter (und manchmal sind es sogar nur wenige Meter) Elendsviertel und Slums, Menschen, die in Baracken leben – Schuppen, in denen all die  Überreste herumliegen, die auf einer Müllhalde gefunden wurden, ohne Zugang zu fließendem Wasser und Strom, in einem Gebiet, das wie eine einzige große Müllhalde aussieht.

Einige Familien mit Kindern leben direkt auf der Straße oder unter einem Baum, einer Brücke oder dem Friedhof.

Der zweite Gegensatz ist der philippinische Katholizismus. Einerseits sind mehr als 90 Prozent der Menschen katholisch, und man kann die Religiosität draußen sehen, z.B. in einem Supermarkt wird mittags der Engel des Herrn durch Megaphone geleitet und um 15 Uhr das Gebet zur Göttlichen Barmherzigkeit, in jedem Auto hängt ein Rosenkranz und in fast jedem Haus gibt es religiöse Figuren und Bilder. Auf der anderen Seite nimmt nur ein kleiner Prozentsatz der Katholiken an der Messe teil und diese gehen auch fast alle zur Hl. Kommunion, aber über die Beichte wird kaum gesprochen, was auch das Fehlen von Beichtstühlen in einer typischen Pfarrkirche beweist. Die LGBT-Propaganda (Sammelbegriff für Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen) ist von der Gesellschaft so stark akzeptiert worden, dass Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen ihre Verschiedenheit völlig frei manifestieren und in der Kirche die christliche Lehre zu diesem Thema nicht einmal gehört wird.

Viele Paare heiraten nicht und trennen sich schnell, und gehen neue Beziehungen ein. Im Zivilrecht wird keine Scheidung gewährt, sondern man kann nur die Annullierung der Ehe beantragen. Auch das Abtreibungsrecht ist restriktiv, d.h. völlig verboten.

Bis vor etwa 15 Jahren gab es auf den Philippinen eine Fülle von Priester- und Ordensberufen, doch jetzt gibt es eine riesige Berufskrise. Viele Ordenskongregationen – insbesondere Frauen-kongregationen – haben keine neuen Berufungen, und was noch schlimmer ist, viele philippinische Schwestern verlassen das Ordensleben.

Leider hat auch unsere Kongregation, trotz intensiver Gebete und der Teilnahme an zahlreichen Berufungsaktionen auf verschiedenen Inseln des Landes, noch keine einheimischen Berufungen. Wir warten derzeit auf die Ankunft der Kandidatin Rachel, die aber wegen der Pandemie noch nicht reisen kann.

Unsere Schwester in Manila haben in den vergangen Jahren verschiedene missionarische Arbeiten und Apostolate ausgeübt, wie z.B. ein Mädchenbildungszentrum, einen Kindergarten, Katechese in der Schule, Nachhilfeunterricht und andere Aktivitäten für die örtliche Gemeinde.

 

Als ich vor zwei Jahren hierher kam, führte mich Sr. Martyna in eines unser derzeigen Apostolate in einen der ärmsten Bezirke von Manila-Payatas ein, nur wenige Kilometer von unserem Haus entfernt.

Es ist ein Müllbezirk, in den der Müll aus der ganzen Stadt gebracht wird, und ein großer Teil der dort lebenden Menschen sortiert den Müll unter menschenunwürdigen Bedingungen, gegen geringe Bezahlung, gerade genug, um etwas Reis für die Familie kaufen zu können.

Aus diesem Grund ist ein großer Teil der Menschen in diesem Bezirk, vor allem Kinder, unterernährt, was zu hohen Sterblichkeitsraten – vor allem bei Kindern – führt.

Aus diesem Grund haben sich unsere Schwestern entschlossen, am sogenannten „Kinder-ernährungsprogramm“ mitzuarbeiten, das von der Pfarrei durchgeführt wird, der dieses arme Gebiet mit ca. 100.000 Einwohnern untersteht.

Die Pfarrei hilft uns bei der Auswahl eines geeigneten Ortes, an dem sich die ärmsten Familien mit Kindern befinden, oft ist es ein kleiner Platz oder in der Nähe einer Kapelle und wir besuchen diese Familien, um die Kinder für das Programm anzumelden und stellen eine Gruppe von bis zu 50 Kindern zusammen – je nach den für das Programm erhaltenen finanziellen Mitteln. Während des Programmes, von Montag bis Freitag, bereiten die Mütter der Kinder eine warme, wertvolle Mahlzeit zu, wobei sie lernen, wie sie ihre Kinder richtig ernähren können. Die Kinder bekommen auch täglich frisches Obst. Wir koordinieren diese Arbeit und geben ihnen Vitamine.

Ein solches Programm umfasst neben der Mahlzeit, die das Hauptziel ist, auch pädagogische Aktivitäten für die Kinder und Katechesen. Wir beginnen den Tag mit den Kindern mit einem Gebet, das oft gesungen wird, es folgt eine kurze Katechese zu einem gewählten Thema und dann je nach dem Alter der Kinder verschiedene pädagogische Aktivitäten: Vorschule, Schule, Englischunterricht.

Die Kinder nehmen sehr gern an den verschiedenen Aktivitäten teil, weil sie in dieser Zeit von Fürsorge, Aufmerksamkeit und Liebe umgeben sind, die sie in der Familie oft nicht haben. Die Mütter helfen uns auch bei der Organisation des Unterrichts und der Mahlzeiten. Ein solches Programm dauert 6 Monate, danach suchen wir einen anderen Ort, damit wir uns um so viele Familien wie möglich kümmern und ihnen helfen können.

Durch den engen Kontakt mit den Kindern lernen wir auch ihre Familien und ihre Probleme kennen und besuchen sie oft auch zu Hause. Dies ist eine Gelegenheit für uns, in spezifischen, schwierigen Situationen zu helfen. Oft geht es dabei um medizinische Hilfe oder einen Platz im Krankenhaus.

Sr. Barbara war sehr bewegt von den Bedingungen, unter denen diese Familien oft leben – nasse, schmutzige Baracken, ohne Wasser und Licht, mit vielen kleinen Kindern, sie sammelte Geld von ihren Freunden und schaffte es, 3 kleine Häuschen für 3 Familien mit Kindern zu kaufen. Jetzt, wo wir diese Familien besuchen, kann man einen großen Unterschied in ihrem Leben sehen, sie hoffen auf eine bessere Zukunft, sie versuchen auch, sich mehr um die Familie zu kümmern, die Kinder gehen zur Schule, sie sind sauber und gut gepflegt, die Häuschen sind schön und die Freude darüber steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

Wir sammeln Gelder für dieses Apostolat von Wohltätern aus Polen, Deutschland und anderen Ländern sowie von kirchlichen Organisationen.

Jeden Samstag organisieren wir in unserem Haus Treffen für die Kinder aus der Umgebung. Das Hauptziel besteht darin, den Kindern christliche Werte und Katechese zu vermitteln und ihnen eine nützliche und frohe Zeit zu ermöglichen. Etwa 50 Kinder kommen, manchmal mehr.

Der Pfarrer unserer Pfarrei unterstützt uns bei diesen Aktivitäten, indem er die Katechese in der Landessprache – Tagalog – durchführt. Im Zusammenhang mit der Katechese verwendet er auch Multimediapräsentationen und Zeichenübungen. Im Anschluss daran wird gespielt und dann gibt es eine bescheidene, warme Mahlzeit, ohne die ein erfolgreiches Treffen auf den Philippinen nicht möglich ist.

Wir unterstützen auch eine kleine Gruppe von Oberschülern, indem wir das Stipendium für sie bezahlen. Es handelt sich um junge Menschen aus den ärmsten Familien der Region. Als Gegenleistung für diese Hilfe engagieren sie sich ehrenamtlich am Samstag bei den Treffen mit den Kindern und helfen bei verschiedenen Arbeiten zu Hause. Sie nehmen auch an religiösen Unterweisungen teil, die von uns angeboten werden.

Diese Zeit der Pandemie hat uns gezwungen, unsere externen Aktivitäten einzuschränken, aber ich vertraue darauf, dass alles in Gottes Hand liegt und dass sich bald alles wieder normalisieren wird.

Durch Gebet und Opfer können wir, wie Jesus uns lehrt, manchmal mehr tun als mit unseren Händen.

Möge Gott in allem verherrlicht werden!

Ich bitte um das Gebet für die Missionen, besonders auch auf den Philippinen, damit wir hier  weiter wirken und die Liebe Gottes weiter schenken können.

Mit Grüßen und Gebetsgedenken für alle Freunde der Mission

 

Sr. Klaudia Olejniczak.