- Sonntag der Osterzeit
Erste Lesung Apostelgeschichte 7,55-60
Die Himmelfahrt bedeutet nicht Abwesenheit, sondern eine tiefere Gegenwart: Christus, der nun zur Rechten des Vaters sitzt, zieht die gesamte Schöpfung in seine verherrlichte Menschheit hinein. Als die Jünger nach oben blickten, wurden sie nicht allein gelassen, sondern traten in eine heilige Zeit des Wartens ein, eine Novene der Stille und Erwartung, in der sie sich darauf vorbereiteten, den Heiligen Geist zu empfangen. Diese Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ist symbolisch für das christliche Leben: Wir sind gefangen zwischen der Vision der Herrlichkeit und den Kämpfen der Erde, zwischen der Verheißung des Reiches Gottes und dem Schmerz des Zeugnisses. In der ersten Lesung flieht Stephanus, erfüllt vom Heiligen Geist, nicht vor der Verfolgung, sondern blickt zum Himmel und sieht Jesus in Herrlichkeit stehen. Der Geist nimmt das Leiden nicht weg, sondern schenkt die Vision, darüber hinaus zu sehen, den Himmel offen, den Menschensohn nicht in Ruhe sitzend, sondern in aktiver Fürsprache stehend. So auch für uns: Im Geist leben heißt mit unverhüllten Augen sehen, über das hinaus, was die Welt bietet oder droht, und unser Leben in der siegreichen Gegenwart Christi verankern. Diese Zeit des Wartens ist also keine Zeit der Untätigkeit, sondern der Abendmahlssaal der Kirche, wo die Herzen von Sehnsucht entflammt und auf die Mission vorbereitet werden, wo das Leiden nicht sinnlos ist, sondern zu einem Fenster zur ewigen Herrlichkeit wird.
Don Giorgio