In dieser Messe richtete der Priester während der Gabenbereitung stellvertretend für uns alle die Bitte an Gott: Möge deine Gnade uns immer vorausgehen und uns stets begleiten und unseren Eifer zu guten Werken stärken.
Der erste Ort im Leben einer jeden von uns, von dem wir lernen können, eifrig zu sein und gute Taten zu tun, ist unser Elternhaus. Dies war auch das Haus des Dieners Gottes, Pfarrer Johannes Schneider.
Unser Vater und Stifter wurde am 11. Januar 1824 in Mieszkowice (Dittmannsdorf) in der Region Prudnik (Neustadt) geboren. Zwei Tage später wurde er in der örtlichen St. George’s Kirche getauft. Er erhielt den Namen Johann Georg, den auch sein Vater und sein Großvater väterlicherseits trugen. Sein Vater und seine Patin stammten aus Mieszkowice, und eine weitere Patin stammte aus dem Heimatdorf seiner Mutter Katharina, d.h. aus Laka Prudnicka.
In der Familie Schneider wurden später noch zwei Schwestern geboren, und so war die fünfköpfige Familie das Umfeld, das die Haltung unseres Stifters prägte, der für menschliches Elend empfänglich wurde und sich mühte, Menschen zu retten, die am Abgrund des moralisch Bösen standen.
Heute, am Ortsrand von Mieszkowice, ist das Haus der Familie unseres Stifters nicht mehr zu sehen. Hier stellte unsere Kongregation eine Statue der Unbefleckten Mutter Gottes auf.
Die Katholiken in Mieszkowice waren im Vergleich zu den dort lebenden Protestanten in der Minderheit. Im Nachbardorf Rudziczka (Riegersdorf) gab es eine katholische Grundschule, die auch eine Pfarrkirche besaß. Von seinem sechsten Lebensjahr an ging Johannes jeden Tag die zweieinhalb Kilometer zur Schule, bis er die siebte Klasse erreichte. Er besuchte auch regelmäßig die Messe in der Kirche in Mieszkowice. Er hatte einen für ihn unmöglich erscheinden Traum: Er wollte Gott als Priester dienen. Dazu gehörte jedoch der Erwerb einer Sekundar- und Hochschulausbildung. Seine Eltern konnten es sich aber nicht leisten, ihren Sohn zur Schule zu schicken.
Die göttliche Vorsehung stellte ihm den edlen Pfarrer in Rudziczka, Pfarrer Anton Hoffmann, zur Seite, der ein großes Interesse daran hatte, den Kindern eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung zu ermöglichen und ihre kühnen Träume zu verwirklichen. Während seiner Zeit als Gemeindepfarrer half er drei Jungen, dass sie Priester werden konnten. Einer von ihnen war Johannes Schneider. Der Pfarrer überzeugte die Eltern, ihren Sohn ins Carolinum in Nysa (Neisse) zu schicken, und unterstützte sie finanziell. Es war ein traditionsreiches Gymnasium, zu dessen Absolventen auch der polnische König Michał Korybut Wiśniowiecki und der Sohn von König Jan III. gehörten. Die acht Jahre der Ausbildung in Nysa vergingen für unseren Stifter mit fleißigem Studium, materiellen Entbehrungen und dem Dienst als Messdiener in der Schulkirche Mariä Himmelfahrt. Johannes hatte keine Uhr und es war nicht leicht für ihn, pünktlich aufzuwachen, um 5.00 Uhr morgens am Fuß des Altars zu stehen und dem Rektor des Carolinums bei der Messe zu dienen. Aber es gelang ihm immer. Für seinen Dienst als Messdiener erhielt er einen Taler pro Jahr, was damals dem Lohn eines Landarbeiters für eine Woche Arbeit entsprach.
Er legte 1845 seine Reifeprüfung ab. Auf seinem Reifezeugnis stand, dass Johannes in allen Fächern sehr fleißig und bei allem, was er tat, pünktlich, ordentlich und eifrig war. Er erhielt hervorragende Noten in Religion und Mathematik. Leider konnte sich seine Mutter nicht an den Erfolgen ihres Sohnes erfreuen, da sie ein Jahr zuvor verstorben war.
Mit diesem Reifezeugnis in der Hand reiste Johannes Schneider nach Wrocław.
Fragen wir uns in einem Moment des Nachdenkens:
Was ist von meinen Jugendträumen geblieben? Wer hat mich bei der Verwirklichung meiner tiefsten Wünsche unterstützt?
Sr.M. Elżbieta Cińcio