Die Schwestern der Bahnhofsmission hier in Wrocław tun viel für mich und für viele andere Menschen, so viel, dass es unmöglich ist, über alles zu schreiben. Deshalb möchte ich über einige Dinge sprechen, die mir wichtig sind, denn ohne die Schwestern der Mission wäre mein Leben ganz anders und sicher auch das Leben anderer Mädchen.

Niemand hat in meinem Leben so viel für mich getan wie die Schwestern, und ich weiß, dass mein Leben und das Leben vieler von uns, die im Zentrum leben, ohne sie furchtbar wäre.

Bevor ich zur Bahnhofsmission kam, war das Leben sehr schwer für mich. Meine Eltern starben, als ich 13 Jahre alt war, im Jahr 2002. Eine Woche lang, nachdem meine Eltern gestorben waren, waren meine Schwestern und ich ganz allein. Einmal am Tag kam unser Bruder, um Essen zu bringen. Leider verlor er seinen Job und zog mit seiner Frau und seiner Tochter in unser Haus. Mein Bruder trank Alkohol und begann uns zu schlagen. Ich wurde wegen Epilepsie behandelt. Meine Schwester hat versucht, sich umzubringen, indem sie meine Epilepsie-Medikamente genommen hat. Seitdem habe ich diese Medikamente nicht mehr genommen. Dann nahm uns mein Patenonkel mit, um eine Woche bei ihm zu leben. Mich wollte er nicht, weil ich krank war, also ging ich zu meiner Tante in Jedlina Zdrój, wo auch meine Cousine mit ihrer Tochter lebte. Ich habe ein paar Jahre dort verbracht, aber meine Cousine wollte nicht, dass ich bei ihnen wohne, weil sie eifersüchtig war. So bin ich dann zu meiner Schwester nach Wrocław gezogen. Es war eine schreckliche Zeit dort. Als eines Tages der Mann meiner Schwester mich mit der Axt bedrohte, wagte ich, mein Leben zu ändern und bat einen Arbeitskollegen, mir bei der Suche nach einem Zimmer zu helfen. Ich hatte nur 800 Zloty, also bat ich ihn, mir ein Zimmer für 600 Zloty zu suchen. Eines Tages kam er zu mir und sagte, dass sie für diesen Preis nur an Studenten vermieten. Ich wollte schon aufgeben, aber er meinte, es gäbe noch eine Möglichkeit: Ich fragte „Was?“ und er sagte: „Bei den Schwestern im Zentrum zu leben“. Ich stimmte zu. Er sagte mir, dass ich sie selbst anrufen müsse. Also rief ich an und sprach mit Schwester Goretti, und am selben Tag, nach der Arbeit ging ich zu ihr, um persönlich mit ihr zu sprechen, und am nächsten Tag sollte ich mit meinen Sachen kommen. Vor der Arbeit habe ich angefangen, meine Sachen aus der Wohnung zu holen. Meine Schwester bemerkte dies und nahm mir alle meine Sachen weg, einschließlich meiner Handtasche. Ich wurde wieder einmal von ihr geschlagen. Mein Freund rief die Polizei, die mir half, meine Dokumente zurückzubekommen. Mit meinem Freund bin ich dann zu den Schwestern gegangen. Ich war total verängstigt. Ich weiß noch, dass ich an der Wand stand und mit niemandem reden wollte. Die Schwestern halfen mir das  Zimmer zu verlassen, weil ich Angst hatte, alleine raus zu gehen.

Von diesem Moment an änderte sich mein Leben um 180°. Ich war erstaunt, dass es ein Leben gibt, in dem man nicht jeden Tag verprügelt wird. Die Tatsache, dass ich bei den Schwestern gelandet bin, war für mich etwas Wunderbares. Die Schwestern waren die ersten Menschen, denen ich vertraute. Dank ihnen lernte ich wieder zu lächeln. Sie haben mir gezeigt, dass die Welt nicht nur schlecht ist, dass es auch Gutes in der Welt gibt und dass es gute Menschen gibt. Vorher dachte ich, dass es solche Menschen nicht gibt. Ich habe meinen Glauben an die Menschheit wiedergefunden.

Einem Arbeitskollegen ist es gelungen, meine Korrespondenz sicherzustellen. Es stellte sich heraus, dass wir Schulden hatten und ich vielleicht ins Gefängnis müsste, wenn ich sie nicht bezahlte. Bei der Begleichung dieser Schuld halfen mir Schwestern aus einem anderen Heim, die zu Weihnachten auf etwas verzichteten und das Geld für meine Schulden spendeten.

Im Zentrum versuchen wir, wie eine Familie zu leben. Die Schwestern sind wie Mütter für uns und wir (Mädchen) sind wie Geschwister. Manchmal gibt es Streitigkeiten zwischen uns, aber wenn eine von uns Hilfe braucht, helfen wir uns gegenseitig.  Die Schwestern feiern unsere Geburtstage, machen uns Geschenke und wir machen ihnen Geschenke.

Die Schwestern lehren uns, dass jede von uns wertvoll und von Gott geliebt ist.

Das wusste ich vorher nicht. Ich kannte nur das Gefühl der Angst und den Schmerz des Geschlagenwerdens. Viele Mädchen aus dem Zentrum wissen nicht, dass sie etwas wert sind, sie denken sehr schlecht über sich selbst. Die Schwestern helfen uns, dieses Denken zu ändern.

Im Haus hat jedes der Mädchen eine Aufgabe, wir lernen zu putzen und Ordnung um uns herum zu halten. Die Schwestern lehrten mich, dass man einen guten Hausherrn u.a. an geputzten Fenstern erkennen kann.

Die Schwestern lehren uns auch, mit anderen zu teilen, besonders mit denen, die mehr Hilfe brauchen. Dies lernen wir vor allem von Sr. Edyta, die den Obdachlosen auf der Straße hilft.

Die Schwestern helfen uns auch bei der Erledigung von Behördengängen, z.B. beim Umzug oder beim Finden einer geeigneten Wohnung. Sie verstehen uns und überzeugen die Mädchen, die Kinder haben, dass es für die Gesundheit der Kinder es besser ist, sie selbst zu stillen. Sie zeigen uns, wie die Kinder zu versorgen sind. Schwester Edith hilft mir, mich schön anzuziehen, denn damit habe ich ein Problem. Wir bekommen Kleidung und andere Dinge und die Schwestern scherzen und sagen, dass wir mit einer Tasche ankommen und mit einem Transpoerter wegfahren müssen. Das alles spricht für die Hilfe und Liebe, die wir von den Schwestern bekommen.

Die Schwestern retten Leben.

Einer meiner Arbeitskollegen erzählte mir von einem Mädchen, das studierte und schwanger war. Der Vater wollte, dass sie das Baby bekommt. Sie wollte es nicht, denn sie hatte kein Geld, um die nötigen Dinge für das Baby zu kaufen. Das habe ich den Schwestern erzählt. Sie sammelten sofort Sachen für das Baby. Das Baby kam auf die Welt, obwohl es hätte abgetrieben werden können. So konnten viele Kinder dank der Schwestern geboren werden.

Die Schwestern kümmern sich um die Seelen der Menschen.

Als meine Schwester schwer an Leberzirrhose erkrankte, halfen mir die Schwestern, dass ein Priester zu ihr kam, damit sie beichten konnte und er ihr dann die Krankensalbung und die Kommunion spendete. Schwester Goretti hat ihre Seele gerettet. Die Schwestern unterstützten mich, als meine Schwester starb und waren bei der Beerdigung dabei. So war es auch, als mein Onkel verstarb.

Es sind die Schwestern (Sr. Goretti, Sr. Edith und Sr. Helena), die unser Leben zum Besseren verändern, die uns viele nützliche Dinge lehren.

Auf die Schwestern können wir uns in jeder Situation verlassen.

Wenn es so ein Haus, wie sie es betreiben, nicht gäbe, wäre mein Leben schrecklich.

 

Eine Bewohnerin des Zentrums der Bahnhofsmission in Wrocław