Dienstag der 6. Osterwoche
Heiliger Augustinus von Canterbury, Bischof
Erste Lesung Apostelgeschichte 16,22-34
In der heutigen Meditation zur Osterzeit, die aus der Apostelgeschichte stammt, werden wir Zeugen eines tiefen Geheimnisses: Obwohl sie gefangen, geschlagen und in Ketten gelegt sind, verfluchen Paulus und Silas ihr Schicksal nicht und schreien nicht vor Verzweiflung, sondern sie singen. Ihre Hymnen, die in der Stille der Nacht erklingen, spiegeln die trotzige Freude der Auferstehung wider, das unerschütterliche Vertrauen, dass Christus den Tod besiegt hat und dass kein Leid das Licht von Ostern auslöschen kann. Ihr Lobgesang wird zu einem Wunder, nicht nur in dem buchstäblichen Erschüttern der Gefängnismauern, sondern auch in der tieferen Befreiung, die er mit sich bringt: die Bekehrung eines Gefängniswärters, die Geburt des Glaubens in seinem Haushalt, die Verwandlung von Schmerz in Verkündigung. Das ist das Wunder von Ostern: dass wir auch innerhalb der Mauern unserer eigenen Dunkelheit, sei es Angst, Verlust, Zweifel oder Ungerechtigkeit, singen können. Wir singen nicht, weil alles gut ist, sondern weil Christus auferstanden ist und in ihm alles neu wird. Gottes Lob zu singen inmitten des Leidens bedeutet, Zeugnis abzulegen von einer Freude, die der Tod nicht berühren kann, und von einer Hoffnung, die nichts in dieser Welt zum Schweigen bringen kann. Mögen wir in diesen letzten Tagen der Osterzeit lernen, unser Herz zu einem Ort des Gesangs zu machen, im Vertrauen darauf, dass Gott selbst aus den tiefsten Gefängnissen die Auferstehung hervorbringt. Denken wir darüber nach: Ostern ist der strahlende Triumph der Hoffnung, der uns befähigt, auch inmitten des Leidens Gottes Lob zu singen, und der offenbart, dass die Auferstehung Christi jedes Gefängnis in einen Ort der Freiheit und jede Prüfung in ein Zeugnis der Gnade verwandelt.

Don Giorgio