Es geschah, als ich 15 Jahre alt war.

Die Zeit als Teenager verging schnell und war intensiv, gefüllt mit Lernen, Spaß, Treffen mit Gleichaltrigen und Helfen zu Hause.

Wie jeder Teenager wollte auch ich gelegentlich meine Garderobe wechseln, etwas Neues, Modernes haben, aber in meiner Familie hatten wir nicht viel Geld und es war eine Seltenheit und ein wirklich großes Ereignis. Und genau dabei ist es passiert.

Eines Tages wollte ich eine Hose kaufen. Als ich von Geschäft zu Geschäft ging, konnte ich nichts Passendes finden. Ich wusste, dass ich eine kaufen musste, die für verschiedene Anlässe geeignet ist. Müde von der langen Suche beschloss ich, in den letzten Laden zu gehen und dachte: „Wenn ich hier nichts finde, gehe ich nach Hause.” Mir gefiel eine Hose, also zog ich sie vom Bügel und ging in die Garderobe. Leider stellte sich heraus, dass sie zu klein war. Ärgerlich darüber, dass ich nichts finden konnte und mit nichts nach Hause kommen würde, begann ich mich anzuziehen, und plötzlich bemerkte ich beim Verlassen der Garderobe, dass „etwas“ auf dem Boden lag. Ich bückte mich und hob „es“ auf. Es stellte sich heraus, dass es eine Medaille mit Maria darauf war. Die Medaille war groß, nicht so klein, wie man sie normalerweise um den Hals trägt. Überrascht von dem, was ich fand, begann ich mich umzusehen, ob jemand, der vielleicht vor mir stand, es verloren hatte. Doch ich sah niemanden. Nach einer Weile fragte ich die Verkäuferin, ob sie vielleicht eine solche Medaille verloren habe, aber sie sagte nein, und da ich sie gefunden habe, gehöre sie nun mir und ich durfte sie mitnehmen.

Auf dem Heimweg schaute ich sie mir lange an und fragte mich: „Wer trägt eine so große Medaille und wie ist sie in die Garderobe gekommen?” Als ich nach Hause kam, habe ich sie niemandem gezeigt. Damals dachte ich, dass kein Mensch eine so große Medaillen um den Hals trägt, also wollte ich sie mir auch nicht umhängen, ich versteckte sie einfach, und von Zeit zu Zeit nahm ich sie heraus und betrachtete sie, wobei ich mich manchmal fragte, wie es kam, dass ich sie nicht sah, als ich die Garderobe betrat, und was das alles zu bedeuten hatte. Mit der Zeit vergaß ich das gefundene Medaillon und die ganze Geschichte völlig.

Viele Jahre vergingen. Im Alter von 20 Jahren beschloss ich, in eine  Kongregation einzutreten, und ich fragte mich „In welche?” Deshalb machte ich eine Fusswallfahrt nach Częstochowa. Dort nahm ich aus dem Berufungszentrum einige Infoblätter mit, darunter auch das unserer Kongregation. In meinem Herzen wusste ich, dass ich in eine marianische Kongregation eintreten wollte, aber als junges Mädchen achtete ich auch auf die Kleidung der Schwestern, „damit sie nicht zu altmodisch ist“. Als ich mir die Broschüre ansah, erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Es stand geschrieben, dass die Schwestern die Wundertätige Medaille tragen, und es gab auch ein Foto davon. Ich begann mich an meinen Fund vor Jahren zu erinnern. Als ich nach Hause zurückkam, fand ich den „Schatz“ und verglich die Medaille mit dem Foto, das ich in der Mappe gesehen hatte. Sie waren unterschiedlich. Die, die ich hatte, war mit „Löchern“ und die, die die Schwestern trugen, war „voll“.  Trotz dieses Unterschieds war es für mich ein Zeichen, wohin ich gehen sollte. Nachdem ich der Gemeinschaft  beigetreten war, erfuhr ich, welche Symbolik und Bedeutung diese Medaille hat. Zu meiner Überraschung und Freude fand ich auch heraus, dass die Schwestern in Afrika und Deutschland die gleiche Medaille tragen, die ich vor Jahren gefunden habe.

Seitdem hat mich die Wunderbare Medaille jeden Tag begleitet, wie jede von uns.

Ich gebe zu, dass ich sie manchmal vergesse, und ich habe Gewissensbisse, dass ich sie nicht mit der Ehrfurcht trage, wie sie es verdient, aber ich bete immer die Novene vor dem Gedenktag, küsse sie jeden Tag ehrfürchtig und bemühe mich, mein Leben Maria anzubieten und die Medaille anzuschauen, wie ich es tat, als ich 15 Jahre alt war und noch nicht wusste, dass es an diesem Tag nicht so wichtig war, eine Hose zu finden, sondern die Wundertätige Medaille, die eines der Zeichen dafür war, dass die Kongregation, in der ich bin, der Ort ist, an den ich gerufen wurde. Heute trage ich diese, mir einst so groß erscheinende Medaille, voller Stolz und Dankbarkeit.

 

Sr. M. Noemi Stanilewicz SMI