Juli 27, 2021 | FORUM, NACHRICHTEN
Wir leben in Zeiten enormen menschlichen Potenzials. Noch vor 50 Jahren war der Lebensstil der Menschen von heute für die Menschen von damals selbst in ihren kühnsten Träumen unerreichbar. Heute haben wir dank der technologischen Erfindungen und der sich ständig weiterentwickelnden Globalisierung in vielen Bereichen unseres Lebens den Eindruck, dass uns die Welt zu Füßen liegt, sie jedem offen steht und es nur von unserer Entscheidung abhängt, was wir mit unserem Leben anfangen. In einer solchen Situation mag die Entscheidung für ein einfaches, armes Leben in einem Kloster für unsere Zeitgenossen als etwas völlig Lächerliches erscheinen. Für viele Menschen verliert das religiöse Leben heute seinen Wert, wird zu einer Art „religiöser Folklore“ oder zu einem mittelalterlichen Relikt. Andere sehen die Rolle der Personen des geweihten Lebens vor allem in der sozialen Tätigkeit, die heute, mit hoch entwickelten sozialen Einrichtungen, nicht mehr eine so wichtige Rolle spielt wie früher. So kann man den Eindruck gewinnen, dass sich die Zeit der Orden langsam dem Ende zuneigt. Die Tatsache, dass die Zahl der Berufungen zum gottgeweihten Leben in Europa rückläufig ist, mag ein solches Denken ebenfalls unterstützen.
Aber haben wir es heute wirklich mit einer Krise des religiösen Lebens zu tun, das in der modernen Welt überholt ist, oder wird um uns herum vielleicht eine Welt geschaffen, in der grundlegende und natürliche Werte wie der Glaube an Gott, die Liebe als Selbsthingabe, die Wahrheit, das Gute und das Schöne missverstanden werden?
Es besteht kein Zweifel, dass in der heutigen Welt für viele Christen die Spiritualität zu einem der am meisten vernachlässigten Bereiche des Lebens geworden ist. Auf der einen Seite wird der Glaube schwächer, auf der anderen Seite nimmt der Durst nach dem Schöpfergott mehr und mehr zu – wenn vielleicht auch noch nicht erkannt – und wird zum Drama des modernen Menschen. Das Zeugnis des gottgeweihten Lebens war wahrscheinlich noch nie in der Geschichte so notwendig wie heute. Es verliert nicht seine Bedeutung, aber es ist viel schwieriger, weil es seine Rolle in einer Kultur erfüllen muss, die den Individualismus als ihr Markenzeichen gewählt hat. Das geweihte Leben als ein Weg des Dienens, der Liebe, der uneigennützigen Selbsthingabe an die oft vernachlässigten, schwierigen und bedürftigen Menschen steht in völligem Gegensatz zur heutigen Mentalität.
Das Wesen der Berufung zum gottgeweihten Leben ist nicht die Aktivität, sondern die Identität der gottgeweihten Person. Eine Berufung zum Ordensleben ist eine Berufung zu einer einzigartigen Verbindung mit Christus, die nicht veralten kann. Eine Ordensgemeinschaft muss eine Leidenschaft für das Leben für und mit Gott zeigen – das ist ihre Aufgabe in der Welt. Das bedeutet natürlich nicht, dass der beste Weg für alle Menschen das Ordensleben wäre. Aber das Leben, das einige Christen durch die Gnade Gottes wählen, ist eine Hilfe für andere, sich nicht in der Vielfalt der Wege und Vorschläge zu verlieren, die es heute in der Welt gibt.
Das geweihte Leben sollte uns davon überzeugen, dass es Gott ist, der die Erfahrung des Glücks schenkt, die die Welt sucht und nirgendwo sonst findet. Sie kann nicht durch Geld, Macht oder Gefühle gegeben werden, wenn sie nicht in die Erfahrung des Glaubens integriert sind. Gott ist der Herr über alles und es liegt an uns, die uns anvertraute Aufgabe zu erfüllen.
Sr. M. Sybilla Kołtan
Juli 22, 2021 | SPIRITUALITÄT
Vor Jahren habe ich bei einem Kapitel ein Impulsreferat zum Thema „Evangelischer Rat – Armut“ gehalten. Da die evangelischen Räte eine wesentliche Grundlage unseres geistlichen Lebens sind, hoffe ich, der einen oder dem anderen damit ein Impuls oder eine Hilfe für das eigene geistliche Leben geben zu können:
Alle drei evangelischen Räte – und in diesem Fall speziell die Armut – sind kein Selbstzweck, sondern sie sind Ausdruck des im Neuen Testament verheißenen „Leben in Fülle“ (Joh. 10,10). Das bedeutet, sie sollen, wie Sr. Zoe Marie Isenring in ihrem Buch „Die Frau in apostolisch-tätigen Ordensgemeinschaften“ schreibt, „Mittel zu mehr und nicht weniger Menschsein“ sein.
Für mich klingt das zunächst provozierend und wirft einige Fragen auf:
- Materielle Armut als solche ist für mich kein Wert, den es anzustreben gilt, sondern sie ist ein Unrecht, dem wir im Auftrag Gottes Abhilfe verschaffen sollen. Gott will für alle Menschen die Fülle, d. h. auch die Überwindung der Armut. Da wir diese Ungerechtigkeiten nicht mit Gewalt – also neuer Ungerechtigkeit – verändern können, verpflichtet uns dieser Aspekt der Armut zu einer einfachen und anspruchslosen Lebensform, zu einem verantwortlichen Umgang mit dem Eigentum und wird zur Pflicht des Teilens aus Solidarität mit den Menschen, weil ihnen das Nötigste fehlt. So verstandene Armut wird für die Gemeinschaft der Menschen zum Mittel zu mehr Menschsein – zum Mittel für eine gerechtere Welt. Fragen wir uns als einzelne und als Gemeinschaft: – Wie einfach und anspruchslos ist mein Lebensstil? – Wird mein Lebensstil und das Leben der Gemeinschaft zum Zeichen oder zum Stein des Anstoßes? – Sind wir für die Menschen diejenigen, die das Gelübde der Armut feierlich ablegen und jetzt recht behaglich leben und die Menschen draußen dagegen diejenigen, die die Armut leben, ja leben müssen?
- Armut hat immer auch mit Verzicht zu tun. Bewusster und freier Verzicht gehören untrennbar zur Armut. Wo dieser Aspekt fehlt, wird das Gelübde zur leeren Worthülse und unser Leben wird unglaubwürdig. Aber Armut darf auch nicht nur auf Verzicht reduziert werden. Wir sind als freie und geliebte Töchter Gottes geschaffen und Gott hat uns die Dinge dieser Welt zum Gebrauch geschenkt. Wir dürfen sie in Freude und Verantwortung gebrauchen. Das Gelübde der Armut entbindet mich und jede einzelne von uns nicht von unserer Verantwortung für das je eigene Leben. Nicht die Oberin ist für mein Leben verantwortlich und auch nicht dafür, dass ich so viele Dinge im Leben nicht bekommen habe oder darauf verzichten musste! Ich bin von Gott in Freiheit geschaffen und als freier Mensch gewollt. Auch und gerade als Ordensfrau. Nur wenn ich mich selbst als geliebt und gewollt sehen und die Dinge dieser Welt als Geschenk annehmen kann, bin ich in der Lage, mich selbst und alles loszulassen, weiter zu schenken und zu verzichten. Fragen wir uns als einzelne und als Gemeinschaft: – Erlebe ich mich als von Gott geliebte Tochter? – Kann ich mich an den Dingen dieser Welt freuen? – Kann ich sie als Geschenk sehen oder muss ich alles haben? – Kenne ich den Unterschied zwischen einem unersättlichen „Haben-wollen“ und einem guten „Mir etwas gönnen“? – Kann ich auch den anderen etwas abgeben, ihnen gegenüber großzügig sein? – Kann ich verzichten, ohne bitter oder griesgrämig zu werden?
- Das Gelübde der Armut hat nur Sinn und Wert, wenn es nicht nur eine äußere Lebensform, sondern eine innere Haltung Nur wenn ich mein Herz nicht an die Dinge dieser Welt hänge, bin ich wirklich frei für die Nachfolge Christi. Das stellt mich aber dann vor die Frage: Woran hängt mein Herz? Worauf vertraue ich? Traue ich diesem Gott wirklich oder muss ich für mich selber sorgen? Das ist wohl der wesentlichste, aber auch schwerste Aspekt des Armutsgelübdes. Nur wer in diesem Sinne arm ist, ist jederzeit frei für den Anruf Gottes und kann ihm – ohne hinderliches Marschgepäck – folgen. Hier geht es nicht nur um materielle Dinge, sondern z.B. auch um Positionen in der Gemeinschaft, im Beruf oder persönlichen Leben, die man sich erarbeitet hat, die aber schnell auch zum Reichtum werden können. Fragen wir uns als einzelne und als Gemeinschaft: – Woran hängt mein Herz? – Traue ich Gott, dass ER mich führt oder habe ich Angst vor Ihm und seinen Forderungen? – Muss ich mein Leben absichern und deshalb alles haben oder behalten? – Wie reich oder arm bin ich wirklich? – Was kann oder will ich nicht loslassen: das Amt oder die Aufgabe, die ich schon so lange innehabe; den Konvent, in dem ich mich so wohl fühle; die Position, die mir so viel Ansehen gebracht hat…?
Zum Gelübde der Armut gäbe es noch viel zu sagen. Doch sie sollen nur ein kleiner Impuls zum Nachdenken sein und uns helfen, das Gelübde der Armut neu und tiefer zu verstehen und zu leben.
Sr. Petra Ladig
Juli 16, 2021 | POSITIVE IMPULSE
Der Schlüssel zur Zusammenarbeit ist nicht immer das Verstehen von allem. Der Schlüssel zur Zusammenarbeit durch die Gnade Gottes und mit guten Willen ist Ihr Herz und die Sehnsucht Ihres Herzens, zu lieben und yum Gelingen beizutragen. Es ist wünschenswert, dass Sie etwas wissen, aber Ihr Eigensinn, alles zu wissen, kann alles ruinieren. Denn in jeder Situation sind viele bekannte und unbekannte Faktoren vorhanden, einige können Sie wissen, und andere können Sie nie wissen. Also wird sowohl Ihr Verlangen und die Haltung, alles zu wissen, das Netz der Zusammenarbeit und Interaktion ruinieren. Wachsen Sie im Vertrauen, indem Sie den unbekannten Faktoren in jeder Situation Raum geben, und genießen Sie die Schönheit des Lebens.
Don Giorgio
Juli 14, 2021 | FORUM, NACHRICHTEN
Da dieses Jahr von Papst Franziskus zum „Jahr des heiligen Josef“ ausgerufen wurde, möchte ich mit Ihnen meine Freundschaft mit diesem Heiligen teilen.
Ich hatte schon immer eine Verehrung für den heiligen Josef, schon bevor ich in unsere Kongregation eingetreten bin, konnte ich die Litanei des heiligen Josef auswendig. Ich habe immer versucht, viele Angelegenheiten seiner Fürsprache anzuvertrauen, vor allem auch finanzielle Angelegenheiten… Er hat sich nie geweigert, mir zu helfen.
Ich erinnere mich an zwei besondere Situationen aus meinem Leben.
Als ich in Bardo war, wusste die ganze Gemeinschaft der Schwestern, dass ich eine besondere Verehrung für den heiligen Josef hatte. Ich war damals die Oberin. Das Haus war sehr groß und ständig war etwas kaputt oder musste renoviert werden. Leider war dafür oft nicht genug Geld vorhanden. Ich betete zu meinem Freund, dem Heiligen Josef, dass er uns bei diesen finanziellen Angelegenheiten helfen möge.
Eines Morgens, als ich zur Kapelle hinunterging, sah ich im Korridor vor dem Eingang zur Kapelle eine Statue des heiligen Josef stehen, die einen Umschlag in der Hand hielt. (Ich möchte nur hinzufügen, dass diese Statue noch nie dort gestanden hatte). Ich erinnere mich gut an die Worte, die ich damals laut aussprach: „Ach und du, wo kommst du denn her?“. Einen Moment später, als ich diese Worte sagte, hörte ich aus der Tiefe des Korridors das Lachen der Schwestern, die sich hinter der Ecke versteckten. Es waren die jüngsten Schwestern der Gemeinschaft, die die Statue aufgestellt hatten. Wie schon erwähnt, hielt Josef einen Umschlag in der Hand, und wie sich herausstellte, war Geld darin. Ich muss zugeben, dass ich sehr glücklich war, weil wir einen so großen Raum renovieren konnten, den wir für Exerzitien für Pilger, die in unser Haus kamen, und für gemeinsame schwesterliche Treffen nutzen konnten.
Ich habe nie herausgefunden, woher das Geld kam und wer es uns gegeben hat (die Schwestern haben nie gesagt, woher es kam). Ich glaubte jedoch, dass es der heilige Josef selbst war, der sich darum kümmerte.
Eine andere Situation ergab sich, als wir Geld für die Renovierung der Küche brauchten.
Im Vertrauen auf die Hilfe des hl. Josef vertraute ich ihm die ganze Angelegenheit an und bat ihn, Geld für die Renovierung aufzutreiben.
Eines Tages fand in unserem Haus ein Einkehrtag für Pilger statt. Ich half den Schwestern in der Küche und ich erinnere mich, dass wir über die Renovierung gesprochen haben. In diesem Moment kam der Priester, der damals Exerzitien hielt (er ist jetzt Bischof), in die Küche. Er begrüßte uns, kam auf mich zu und reichte mir einen Umschlag mit den Worten: , „Das ist vom heiligen Josef für deine Schwestern“. Der Umschlag enthielt Geld, das für die Renovierung der Küche ausreichte.
An diese beiden Situationen erinnere ich mich in besonderer Weise, obwohl es noch viele weitere gab.
Ich liebe den heiligen Josef sehr. Ich rufe ihn oft an: „Josef, hilf“, ich bitte ihn, „sich etwas einfallen zu lassen“, zu retten. Und er hat mir immer geholfen und mir wunderbare Menschen auf meinen Lebensweg gestellt. Und er hilft bis heute. Er ist zuverlässig im Helfen. In manchen Fällen handelt Er sofort, in manchen muss man länger auf Seine Fürsprache warten, aber Er hilft und setzt sich immer ein, man muss Ihm nur wirklich vertrauen, glauben und Ihn um Hilfe bitten.
Sr. M. Borgia Drobina