Pfarrer Schneiders Priestertum als Dienst

Pfarrer Schneiders Priestertum als Dienst

Ordination in das Priesteramt

Johannes Schneider ahmte den Patron der Kathedrale in Wrocław (Hl. Johannes der Tàufer) sowohl in der Treue zu seiner Berufung als auch in der priesterlichen Keuschheit nach. Wie sein Biograph P. J. Schweter schrieb, genoss er dank seiner unbefleckten priesterlichen Reinheit „das volle Glück seiner priesterlichen Berufung und hatte ein Herz voller Mitgefühl für die armen Opfer von Leidenschaft und Verführung“.

Für Pfarrer Johannes Schneider war der Tag seiner Priesterweihe der wichtigste in seinem Leben. Das Ziel, das er zwölf Jahre lang angestrebt hatte und das er mit vielen Opfern und Entbehrungen bezahlen musste, war endlich erreicht. Die Priesterweihe eröffnete ihm die Möglichkeit, seine Berufung als Priester, aber auch als Verteidiger der Schwächsten und moralisch Gefährdeten und als Gründer einer neuen Ordensgemeinschaft zu verwirklichen. Er betrachtete das Priesteramt nie als eine Möglichkeit, seinen sozialen Status zu erhöhen oder Karriere zu machen.

Seine Primizmesse feierte er am 2. Juli 1849 in der Kathedrale von Breslau in der Marienkapelle aus dem 14. Jahrhundert. Die Predigt während der Primizmesse hielt sein Landsmann, Pfarrer Dr. Johannes Klein (1818-1890), Vikar aus Scinawa, Doktor des kanonischen Rechts und Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften. Pfarrer Schneider bewunderte den älteren Kollegen schon seit seiner Schulzeit. Die Primizfeier hatte einen sehr bescheidenen Charakter. Es ist auch bezeichnend, dass sie in Breslau und nicht in der Gemeinde in Riegersdorf (heute Rudziczka) stattfand. Der Grund dafür könnte die Situation in der Familiengemeinde des Neupriesters gewesen sein. Der bisherige Pfarrer von Riegersdorf und großer Förderer von Johannes Schneider, Pater Antoni Hoffmann, starb im Februar 1847 und die Pfarrei wurde nach seinem Tod von einem Pfarrer Schneider unbekannten Verwalter geleitet. Erst am 24. II. 1851 erhielt Riegersdorf einen neuen Pfarrer in der Person von Pater Wilhelm Vogt.  Es scheint, dass sich Pfarrer Johannes Schneider nicht mit seiner Gemeinde als Priester identifiziert hat. Dies kann durch die Aufzeichnungen von Pater Walter Schwedowitz, Pfarrer von Rudziczka in den Jahren 1921-1945, Autor der Chronik über sechs Pfarreien des Dekanats Prudnik, darunter Rudziczka, bestätigt werden. Er erwähnt Pater Johannes Schneider nicht unter den Priestern, die im 19. Jahrhundert aus der Pfarrei kamen, aber er hat eine kurze Biographie von ihm an das Ende seines Buches gestellt, in der er Pfarrer Schneider als einen aus der Pfarrei Rudziczka stammenden Priester und den Gründer der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis vorstellt. Diese Tatsache kann ein Hinweis darauf sein, dass der Autor vergessen hat, Pfarrer Schneider in seinem Buch zu erwähnen, oder dass Pfarrer Schneider nicht im Zusammenhang mit der Gemeinde in Rudziczka gesehen wurde.

 

Vikar in Wiązow (Wansen)

 

Die erste Stelle von Pater Johannes Schneider war eine Pfarrei in der Stadt Wiązów im Kreis Strzelin. Er arbeitete in der Kirche zum Heiligen Kreuz, die als weitere Patrone die Heiligen Petrus und Paulus sowie die Heilige Hedwig, die  Schutzpatronin Schlesiens verehrten.

Pfarrer Schneider kam nach Wiązów höchstwahrscheinlich durch die Vermittlung des Alumumnatsrektors, Assistenzprofessor Dr. Joseph Sauer, der ihn in seiner Heimatgemeinde arbeiten lassen wollte, da er ihn für die Stelle für geeignet und fähig hielt. Es war ein Glück für Pfarrer Schneider, dass sein erster Pfarrer, Pfarrer Franz Elpelt, ein sehr eifriger Priester und sensibel für die praktische Lösung der damals drängenden Probleme der sogenannten sozialen Frage war. Während des Aufenthalts von Pfarrer Schneider in Wiązów bestand die Gemeinde aus etwa 3500 Gläubigen.  Der Eifer von Pfarrer Elpelt sensibilisierte Pfarrer Schneider für die Lösung der Probleme der Armen, insbesondere der moralischen Armut der arbeitenden Frauen. In Wiązów arbeiteten viele Mädchen in der Zigarrenfabrik. Dort gerieten sie leicht in schlechte Gesellschaft und waren verschiedenen Süchten und Abhängigkeiten ausgesetzt. Pfarrer Schneider organisierte für sie Treffen an Samstagen und Sonntagen, die den arbeitenden Mädchen die Möglichkeit boten, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und gleichzeitig eine sichere und wertvolle Begegnungsstätte war. Der junge Pfarrer sorgte für ihre angemessene Unterhaltung und die Vertiefung ihrer religiösen und moralischen Kenntnisse. Eine große Anzahl von Dienstmädchen arbeitete auch auf den Landgütern in fünfzehn ländlichen Zentren, die zur Gemeinde Wiązów gehörten. Abhängig von ihren Arbeitgebern, waren sie oft der Erniedrigung und anderen Gefahren preisgegeben.

Pfarrer Schneider wollte die Mädchen für die Belange des sakramentalen Lebens und ein Leben des Gebets sensiblisieren. Mit Hilfe seines Pfarrers, mit dem er sich gut verstand, beeinflusste er auch ihre Eltern und Erzieher. In diesem Bereich fand er Hilfe in dem Lehrer und Dirigenten des Kirchenchores – Herrn Depene. Dieser kümmerte sich um das Niveau des Kirchengesangs in der Gemeinde und ermutigte die jungen Leute, eifrig an den Gottesdiensten teilzunehmen.

Als junger Vikar widmete Pfarrer Schneider seine ganze Zeit der Arbeit und der Hilfe für die Bedürftigen, die ihm anvertraut waren.

 

Vikar in der Kirche der seligen Jungfrau Maria auf dem Sande

Nach zweijähriger Tätigkeit in Wiązów wurde Pfarrer Schneider am 9. September 1851 als Vikar in die Pfarrei der Seligen Jungfrau Maria auf dem Sand in Wrocław berufen. Er trat an die Stelle von Dr. Franz Lorinser, den der Fürstbischof Dr. M. von Diepenbrock zum Alumnatspfarrer ernannte. Im Jahre 1851 zählte die Breslauer Mariengemeinde etwa 1500 Gläubige.

Die Ernennung von Pfarrer Schneider zum Vikar der Pfarrei Mariä Himmelfahrt auf dem Sande als Nachfolger von Pfarrer Dr. F. Lorinser, der damals einer der bedeutendsten Priester der Diözese Breslau war, zeigt, dass der Breslauer Ordinarius, Kardinal Melchior von Diepenbrock, seine intellektuellen, spirituellen und organisatorischen Fähigkeiten erkannte. In dieser Kirche arbeiteten damals sehr begabte Priester unter der Leitung von Pfr. Dr. Joseph Wick (1820- 1903).

Pfarrer Schneider wirkte zunächst an der Seite von Pfarrer Franz Hoffmann, der von 1848 bis 1852 formell Pfarrer war, und ab 12. November 1852 unter Pfarrer Joseph Wick. Die Ernennung von Pfarrer Wick zum Pfarrer der Marienkirche auf dem Sande war die letzte Ernennung des an Krebs erkrankten Kardinals Dr. Melchior von Diepenbrock. Am 4. Januar 1853 übernahm Pfarrer Dr. J. Wick die Pfarrei der seligen Jungfrau Maria auf dem Sande, sowie die Pfarrei zum Hl. Erzengel Michael.

In dieser Zeit entstand eine eine sehr herzliche Zusammenarbeit zwischen Pfarrer Johannes Schneider und Pfarrer Robert Spiske, dem Gründer der Hedwigsschwestern (1859), der ab 20. Juni 1848 ebenfalls als Vikar in dieser Pfarrei tätig war (vom 2. September 1851 bis 18. Januar 1852 war er Administrator der Pfarrei St. Michael in Breslau), und ab 18. Januar 1852 war er Superintendent dieser Pfarrei.

Pfarrer Franz Hoffmann, der erste Pfarrer von Pfarrer Schneider, war eine zwiespältige und tragische Figur. Er arbeitete nicht lange in der Pfarrei. Am 16. März 1852 wurde er suspendiert und fünf Monate später von Kardinal Melchior von Dipenbrock, mit dem er unangenehme Auseinandersetzungen hatte, seines Amtes enthoben.

Zwischen Pfarrer Schneider und seinen Mitbrüdern im Priesteramt hingegen gab es nicht das geringste Missverständnis, sondern er konnte auch mit dem am 12. November 1852 neu ernannten Pfarrer Joseph Wick und Pfarrer Robert Spiske eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit aufbauen. Er bildete mit ihnen ein gutes Team in der Seelsorge. Gleichzeitig konnte er dank dieser Zusammenarbeit lernen, wie man Probleme der geistigen und materiellen Armut der damaligen Gesellschaft lösen kann.

Pfarrer Dr. Joseph Wick war nicht nur ein hervorragender Seelsorger und gelehrter Prediger, sondern auch ein begabter sozialer Aktivist und Organisator. Er gehörte in Deutschland – neben August Reichensperger und Pfarrer Wilhelm Emmanuel von Ketteler – zu den Förderern der vinzentinischen Bewegung. Zusammen mit den schlesischen Priestern Jan Baltzer, Henryk Förster und Franciszek Wittke nahm er 1848 am ersten Konvent der deutschen Katholiken in Mainz teil. Nach seiner Rückkehr aus Mainz, am 11. November 1848, organisierte er den Kongress der schlesischen Katholiken in Breslau. In den Jahren 1848-1849 gründete Pfarrer Dr. Joseph Wick etwa 120 katholische Organisationen mit Sitz in Breslau. Auf seine Initiative hin wurden u.a. gegründet: Katholischer Ostbund, Katholischer Handwerkerverband, Kinderpensionat, Katholische Bücherei in Breslau.  In Deutschland beeinflusste die vinzentinische Bewegung die Gründung von Frauenorganisationen, die sich um kranke Frauen, verlassene Kinder und von der Prostitution bedrohte Mädchen kümmerten. Die Organisationen des heiligen Vinzenz von Paul kämpften gegen die Schundliteratur und Klatschpresse, organisierten Sparkassen, Bibliotheken und förderten gute religiöse Literatur unter den Armen. Sie waren die Keimzelle der Katholischen Aktion in Schlesien.

Auf der Grundlage der Prinzipien der Gesellschaft der Konferenz des heiligen Vinzenz von Paul war seit 1848 in der Pfarrei der seligen Jungfrau Maria auf dem  Sande die Vereinigung der katholischen verheirateten Frauen und Damen unter dem Patrozinium der heiligen Hedwig tätig. Sie hatte etwa 3000 Mitglieder. Die meisten von ihnen waren Lehrer und gebildete Menschen. Dank der guten Ausbildung dieses Vereins durch Pfarrer Robert Spiske, konnten diese Frauen die schwierige Situation der Armen in der Stadt bewältigen; sie kümmerten sich um Kranke, Gefangene und vernachlässigte Kinder. Aus dieser Vereinigung ging 1859 die Kongregation der Hedwigsschwestern hervor, die auf der Regel des heiligen Augustinus für den Dritten Orden basiert.

Pfarrer Wick gründete 1863 die Zeitschrift „Breslauer Hausblätter“, die in die „Schlesische Volkszeitung“ umgewandelt wurde.  Deshalb gibt es in dieser Zeitung einen ausführlichen posthumen Artikel über Pfarrer Schneider!

Die Arbeit von Pfarrer Schneider in der Pfarrei St. Maria auf dem Sande und die Kontakte zu den oben genannten Priestern waren seine wichtigste pastorale Ausbildung. Es bereitete ihn auf die Aufgaben eines großen Apostels der Barmherzigkeit und Ordensgründer vor. In der Pfarrei der seligen Jungfrau Maria auf dem Sande erwarb er sich den Ruf eines hervorragenden Predigers, Beichtvaters und Organisators.  In dieser Situation scheint es natürlich, dass Pfarrer Schneider ausgewählt wurde, um eine weitere neue Vereinigung zu gründen.

 

Seelsorge in der Pfarrei St. Matthias

Der Nachfolger von Fürstkardinal Melchior von Diepenbrock (+1853), Fürstbischof Dr. Heinrich Förster, ernannte am 3. April 1854 Pfarrer Johannes Schneider zum Kuraten in der Pfarrei St. Matthias.

Diese Pfarrei hatte im Jahr 1853 3975 Katholiken, während die Pfarrei St. Marien in den Jahren 1851-1853 nur etwa 1500 Katholiken zählte.

Nach dem Tod des Pfarrers von St. Matthias, Pfarrer Jonathan Hoffmann (18.01.1857), wurde Johannes Schneider Pfarrer dieser Pfarrei. Als Pfr. Dr. Franz Lorinser 1858 von seiner Tätigkeit als Pfarrvater im Alumnat zurücktrat, setzte ihn Fürstbischof H. Förster am 5. Juli 1858 in der Pfarrei St. Matthias als Pfarrer ein. Pfarrer Schneider wurde wieder Vikar, obwohl er und nicht Pfarrer Dr. F. Lorinser sich hauptsächlich um die geistlichen Belange der Gemeindemitglieder kümmerte. Pfarrer Dr. F. Lorinser war ein Gelehrter aus Leidenschaft und widmete sich mehr der Forschung und literarischen Arbeiten.  Pfarrer Lorinser wirkte als Pfarrer bis zum 14. November 1869. An diesem Tag ernannte Fürstbischof Henrich Förster Dr. F. Lorinser zum Mitglied des Domkapitels und entband ihn von seinen Aufgaben als Pfarrer von St. Matthias. Vom 11.11.1869 bis zu seinem Tod wurden die Aufgaben des Pfarrers von St. Matthias von Pfarrer Johannes Schneider wahrgenommen.

 

Arbeit in der Gemeinde

Als Pfarrer restaurierte er die Pfarrkirche, vier Altäre, die Kanzel, den Tabernakel und das Gemälde im Hauptaltar. Der größte Teil der Renovierungsarbeiten wurde von der Breslauer Firma Karl Buhl durchgeführt, mit der Pfarrer Schneider die Arbeiten organisierte und Verträge abschloss.

Pfarrer Schneider verwaltete als Pfarrer von St. Matthias die Kirche des Heiligen Namens Jesu in Breslau, die infolge der Auflösung des Jesuitenordens 1773 und der Säkularisation der schlesischen Klöster 1810 zusammen mit dem Kollegium unter die Verwaltung der städtischen Behörden kam. Bis 1819 war sie Universitäts- und Gymnasialkirche, danach Pfarrkirche von St. Matthias.  Pfarrer Schneider verschönerte das Innere dieser Kirche und ließ 1872 auch zahlreiche Renovierungs- und Konservierungsarbeiten in ihr durchführen. Vorher war die Heilig-Namen-Jesu-Kirche aufgrund fehlender Reparaturen in einem erbärmlichen Zustand.

Im Jahr 1869, als er das Amt des Pfarrers übernahm, zählte die Gemeinde St. Matthias 5850 Katholiken. Sie hatte zwei Kirchen: die Gymnasiumskirche St. Matthias und die Pfarrkirche des Heiligen Namens Jesu.  Im Jahr 1876 waren neben Pfarrer Schneider fünf weitere Priester in der Gemeinde tätig. Pfarrer Schneider war ein sehr fleißiger und tatkräftiger Seelsorger.

Seine Aufgaben als Pfarrer konzentrierten sich nicht nur auf Kirchenrenovierungen und Reparaturen. Er war ein sehr aktiver Seelsorger, der viele Gebets- und Ausbildungsgruppen initiierte, das geistliche Leben der Pfarrei organisierte und viele verschiedene Gruppen, die in der Pfarrei existierten, unter seine pastorale Obhut nahm.

Es scheint, dass ein solch intensives priesterliches und seelsorgerisches Leben die Aktivitäten von Pfarrer Schneider vollständig ausfüllte, aber das ist nur der erste  Eindruck, denn gleichzeitig leitete und organisierte er die Mädchenhilfe im Marienverein und widmete der neuen Ordensgemeinschaft, die auf seine Initiative hin gegründet wurde, viel Aufmerksamkeit.

Die Erfüllung so vieler Aufgaben und Pflichten ist nur möglich, wenn man sich und seine Zeit ganz Gott zur Verfügung stellt, wenn man Ihm dient und nicht den eigenen Vorteil sucht.

 

Sr. Sybilla Kołtan

Freuen Sie sich über das, was Sie erreicht haben

Freuen Sie sich über das, was Sie erreicht haben

Freuen Sie sich über das, was Sie erreicht haben, und ruinieren Sie es nicht durch den Vergleich mit den Leistungen der anderen. Sehen Sie die Errungenschaften anderer als Ergänzung und nicht als Konkurrenz. Sehen Sie sie eher als Fortsetzung und Bereicherung denn als etwas anderes. Es wird immer die Möglichkeit der Verbesserung in dem geben, was Sie getan haben. Aber der Raum für die Verbesserung ist nicht der Raum der Herabwürdigung. Sie haben getan, was Sie konnten, und schaffen den mentalen Raum für die Akzeptanz der Neuerungen durch andere. Das bringt Sie in Frieden mit der Gegenwart, statt in der Vergangenheit mit ungesunden Gefühlen der Rivalität festzustecken. Es ist sinnlos, einen Wettbewerb zwischen Ihren vergangenen Errungenschaften und den gegenwärtigen Errungenschaften anderer zu führen. Stimmen Sie Ihre Ideen mit den derzeitigen Gegebenheiten in Harmonie ab.

Don Giorgio

Freund des Bräutigams

Freund des Bräutigams

Der heilige Johannes der Täufer ist einer der wenigen Heiligen, der in der Liturgie mehrfach erwähnt wird. Im Kirchenjahr feiern wir sowohl seine Geburt – 24. Juni – als auch sein Martyrium – 29. August. Er ist auch, zusammen mit Maria, eine der Hauptfiguren in der Adventszeit….

Die Evangelisten erwähnen die Geschichte seiner lang erwarteten Geburt, die von Zeichen der Kraft aus der Höhe begleitet wurde (Lukas 1,5 – 25. 39 – 40; 57 – 80). Wir sehen Johannes am Jordan, wie er lehrt, die Taufe der Bekehrung vollzieht und auf den Messias hinweist (Lukas 3,1 – 18; Matthäus 3,1 -12; Markus 1,1 – 8; Johannes 1,19 – 31). Er selbst bekennt, dass er nicht der Messias ist und bezeichnet sich als „die Stimme eines Rufers in der Wüste“. Als Vorläufer des Erlösers und letzter der alttestamentlichen Propheten, der sich ganz der ihm anvertrauten Mission widmet, wird er Zeuge der Offenbarung der drei göttlichen Personen bei der Taufe Jesu im Jordan (Lukas 3,21-22; Matthäus 3,13-17; Markus 1,9-11; Johannes 1,32-34). Er ist der Größte der von einer Frau Geborenen, wie ihn Jesus selbst beschrieb. Dieser Prophet ist ein sehr bescheidener Mann. Obwohl er aus einem priesterlichen Geschlecht stammt, lebt er ein einfaches, radikales, asketisches Leben. Als Gottes Nasiräer isst und kleidet er sich bescheiden. Er zieht sich in die Wüste zurück. Sein Lebensstil scheint nicht sehr anziehend gewesen zu sein. Und doch fühlten sich „das ganze Land Juda und alle Bewohner Jerusalems zu ihm hingezogen“. Als es im Zusammenhang mit dem Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu zu Streitigkeiten und Spekulationen über Johannes kommt, bezeichnet er sich als Freund des Bräutigams und kündigt sein Ende an: „Es ist notwendig, dass Er zunimmt und ich abnehme“. (Joh 3, 29 – 30).

Die Gestalt des heiligen Johannes des Täufers ist dem geweihten Leben sehr nahe. Heute sind wir ein Zeichen für die Welt, wenn wir die Sendung leben, zu der der Herr uns berufen hat. Durch Gelübde und Gemeinschaftsleben zeigen wir, dass es möglich ist, trotz Unterschieden in Alter, Charakter, Interessen und Fähigkeiten zusammen zu sein. Im Hinblick auf unser einfaches Leben in Keuschheit, Armut und Gehorsam, welches wir aus Liebe zum Bräutigam leben, können die Menschen die Nähe Gottes im Alltag finden und sich trotz vieler schwieriger Erfahrungen für seine Gnaden in der Kirche öffnen. Die prophetische Dimension unseres Lebens hilft, den Primat Gottes im Gehorsam gegenüber seinen Geboten und die Aktualität des Evangeliums zu erkennen. Durch ein Leben in Keuschheit zeigen wir den Laien den Wert der Treue in der Familie, in der Ehe und die Würde jeder menschlichen Person. Das Leben in Armut hingegen lenkt den Blick der Menschen auf Gott, die Quelle allen Guten. In diesem Lebenszeugnis stärken wir uns auch gegenseitig in der Gemeinschaft. Johannes der Täufer bildete, obwohl er scheinbar ein Einzelgänger war, eine Gemeinschaft mit seinen Jüngern. Er hat sie nicht an sich gebunden, sondern sie zu Jesus geschickt. Einige von Johannes‘ Jüngern wurden später Apostel.

Wenn ich die Figur Johannes des Täufers betrachte, fällt mir besonders das Thema der Ermahnung auf. Es sind die Mahnungen an Herodes, die Eifersucht und Wut der Herodias und die Naivität und Demoralisierung der jungen Salome, die zum Tod des Propheten führen (Mt 14,1-12; Mk 6,17-29). Andere zu ermahnen, kann manchmal einen sehr hohen Preis haben, selbst wenn wir es aus Sorge um das Gemeinwohl, um das Wohl der ermahnten Person tun. Johannes war nicht der einzige, der einen Herrscher ermahnte, viele Propheten taten dies. In der Regel war die Ermahnung mit einer ungünstigen Reaktion der Adressaten verbunden. König David reagierte ausnahmsweise auf die mahnenden Worte des Propheten Nathan, als er nach der Sünde mit Batseba und der Ermordung ihres Gattem Uria durch die Ammoniter, das Gleichnisses vom reichen Mann, der dem armen Mann das einzige Lamm wegnimmt, hörte, verstand,  Buße tat und sich um Umkehr bemühte ( 2 Sm 12,1 – 16). Vieles hängt vom Herzen ab. Die Warnung aus dem Buch der Weisheit hat sich in beiden Fällen bewahrheitet: „Tadle nicht den Spötter, damit er dich nicht hasst; tadle den Weisen, und er wird dich lieben“, (Weish 9,8). Jesus selbst lehrt uns die brüderliche Zurechtweisung, indem er uns die Reihenfolge der Handlungen vorgibt: zuerst unter vier Augen, dann vor Zeugen und schließlich durch Vorgesetzte (Mt 18,15-20). Wie wichtig ist es, diese Reihenfolge in der Praxis der Ermahnung zu beachten, die ja nie angenehm ist. Sie erfordert Mut und Sanftmut, Demut und Liebe, Klarheit im Ausdruck, Konkretheit im Bezug auf die Fakten und Respekt vor dem Ermahnten. Wir kennen aus dem Katechismus die Werke der Barmherzigkeit für den Leib und für die Seele. Jedes von ihnen hat einen großen Wert in den Augen Gottes. Die Sünder zu ermahnen ist das erste der Werke der Barmherzigkeit gegenüber der Seele – vielleicht das schwierigste. Leider kann die Unterlassung uns mitschuldig an den Sünden anderer machen, worüber der Katechismus auch spricht, z.B.: schweigen, wenn man die Sünden anderer sieht; die Sünden anderer zulassen; sich nicht bemühen, die Sünden anderer zu verhindern. Auch in unseren religiösen Schriften ist von Ermahnung die Rede.

Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich immer wieder gelernt, wie wichtig eine liebevolle Korrektur bei der Betreuung von Schülern ist. Mir fällt auch eine schöne Eigenschaft von jungen Menschen auf, die wir im Alter oft verlieren – ihre Offenheit für freundliche Hinweise ihres Betreuers und ihre Fähigkeit, sich zu verändern. Dadurch verstehe ich die Worte des Herrn Jesus besser, in denen er uns Kindern als Vorbild im Glauben und Vertrauen auf Gott gibt (Mt 18, 3). Wenn wir schließlich zu Johannes dem Täufer zurückkehren, kommt uns dieses Wort von Jesus in den Sinn: „Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer als Johannes der Täufer. Aber der Geringste im Himmelreich ist größer als er.” (Mt 11,11). In diesen Worten liegt die Hoffnung für uns…

Sr. Michaela Musiał

Es ist wichtig, Prinzipien und Ideale in unserem Leben zu haben

Es ist wichtig, Prinzipien und Ideale in unserem Leben zu haben

Es ist wichtig, Prinzipien und Ideale in unserem Leben zu haben. Sie geben einem ein Gefühl von Sinn und Zweck im Leben. Aber passen Sie auf, dass unsere Prinzipien und Ideale nicht das Leben anderer schwer und hart machen. Mit anderen Worten: Bitte leben Sie Ihre Ideale nicht auf Kosten anderer. Meine Prinzipien und Ideale sollten nicht das Leben der anderen bestimmen. Im Gegenteil, sie sollten das Leben anderer leicht machen. Meine Prinzipien und Ideale sollen mich davon befreien, andere einzuschränken.

Don Giorgio

Zeugnis über eine Heilung

Zeugnis über eine Heilung

Am 26.03.2021 wurde im Krankenhaus in Gliwice unsere Tochter Bianka geboren. Als Folge von Komplikationen wurden bei dem Kind akutes Kreislauf- und Atemversagen, Mekoniumaspirationssyndrom, DIC-Syndrom, kollabierte linke Lunge und schwere Geburtsasphyxie diagnostiziert. Bianca wurde zweimal reanimiert: direkt nach der Geburt und im Krankenwagen während des Transports auf die Neugeborenen-Intensivstation in Zabrze. Der Zustand des Babys war sehr ernst, die Ärzte taten alles, was sie konnten, um Bianca zu helfen und es gab nichts mehr, was sie tun konnten. Sie sagten: „Wir sind Ärzte, nicht Gott. Bitte beten Sie.“

Wir alle, die Eltern, Großeltern, Freunde und andere Angehörige haben für Bianka gebetet. Wir baten die Schwestern des Klosters in Brzezie um das Gebet und die Schwestern schlossen Bianka in ihre Gebete und vor allem auch in die Novene zur Dienerin Gottes, Schwester Dulcissima, ein. Die Großeltern gingen in Brzezie an ihr Grab, um durch ihre Fürbitte bei Gott um die Gnade der Gesundheit und des Lebens für Bianka zu bitten.

Das tägliche Gebet führte dazu, dass Bianka nach Ostern das Beatmungsgerät nicht mehr brauchte, sondern anfing, selbständig zu atmen und um ihr Leben zu kämpfen. Der Zustand des Kindes war immer noch ernst, aber die Ärzte erklärten, dass es ein Wunder war, dass das Kind einen so schweren Zustand überlebt hat und dass dies nur der Hlfe Gottes zu verdanken sei. Von Tag zu Tag besserte sich ihr Zustand und nach einem Monat konnte Bianka das Krankenhaus verlassen und wir konnten uns zu Hause an unserem Kind erfreuen.

Wir glauben, dass es der Fürsprache und den Gebeten von Schwester Dulcissima zu verdanken ist, dass Bianka nun bei uns ist. Heute erfreuen wir uns an unserer Tochter, die noch einen langen Weg zur vollständigen Genesung vor sich hat, aber wir vergessen nicht, weiterhin um die Fürsprache von Schwester Dulcissima zu beten.

Wir bitten um Ihr weiteres Gebet. Gott segne Sie.

Die dankbaren Eltern von Bianka.

Racibórz, 30. Mai 2021