Ich wurde am 12. September 1937, an einem Sonntag gegen 9.00 Uhr in Berlin geboren. Ich war ein Einzelkind.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren meine Eltern aus Polen nach Burgwall bei Berlin ausgewandert. Dort hatten wir einen großen Laden, in dem es alles gab: Lebensmittel, Spielzeug, Bettwäsche. Ich war immer froh, dort zu sein. Ich erinnere mich, dass nicht nur Polen in den Laden kamen, sondern auch Juden, Russen und Deutsche.

Als ich 4 Jahre alt war, wurde mein Vater erschossen. Danach brachte mein Onkel meine Mutter und mich nach Polen, in die Nähe von Chojnice. Wir ließen uns in Lipka (Kreis Złotów) nieder, wo ich meine spätere Kindheit und Jugendzeit verbrachte.

Als ich 8 Jahre alt war, heiratete meine Mutter zum zweiten Mal.

Da meine Eltern nicht in Lipka bleiben wollten, zogen wir nach Slupsk. Ich habe dort die Grundschule abgeschlossen. Als Teenager begann ich zusammen mit meiner Mutter, die Räume für den Katechismusunterricht in der Pfarrei zu reinigen. Ich habe auch noch in einer Zahnarztpraxis und bei Ordensschwestern geputzt.

Für ein Jahr ging ich nach Chojnice, in ein Internat für Mädchen, das von den Franziskanerinnen von der Passion Christi geführt wurde. Es waren siebzig Mädchen dort.  Dort haben wir Kenntnisse über gute Umgangsformen erworben. Die Schwestern brachten uns bei, wie man sich bei Tisch und an verschiedenen Orten richtig benimmt, wir machten verschiedene Handarbeiten und lernten Kochen. Später kehrte ich in mein Elternhaus zurück.

Schon als Kind wollte ich Ordensfrau werden. Es gab Schwestern in Słupsk, wo ich mit meinen Eltern lebte, aber ich wollte nicht in eine Gemeinschaft gehen, die in der Nähe meiner Familie war, sondern woanders hingehen.

Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, fand ich die Adresse unserer Schwestern in der Zeitung „Przewodnik Katolicki“ („Katholischer Führer“). Dann habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich ins Kloster gehen möchte. Meine Mutter nahm diese Information sehr gelassen, sie sagte sogar: Wenn meine Cousine ins Kloster gegangen ist, kannst du auch gehen, sie war ein Einzelkind und du bist auch ein Einzelkind.

Ich konnte sehen, dass dies für meine Mutter eine gute Nachricht war, also beschloss ich, gleich einen Brief an die angegebene Adresse zu schreiben, die in der Broschüre angegeben war. Mama las den Brief und stimmte zu, ihn abzuschicken, und sah dann den Umschlag mit der Adresse, an die der Brief geschickt werden sollte. Nach einem Moment des Nachdenkens, sagte sie: „Du gehst zu den Schwestern, wo du geboren worden bist“.

Ich war überrascht von dem, was Mama sagte, ich verstand es nicht und als sie meine Überraschung sah, erzählte sie mir, wie es war, als meine Geburt bevor stand: „In Burgwall gab es in der Nähe unseres Hauses Elisabethschwestern, und als ich Wehen bekam, ging ich zu ihnen, da sie einen Kreißsaal hatten. Doch sie hatten leider keinen Platz und konnten mich nicht aufnehmen, also bin ich 50 Kilometer weiter nach Berlin gefahren. Dort fand ich einen Platz im Kreißsaal bei den Marienschwestern. Und dort, bei ihnen, wurdest du geboren.“

So erfuhr ich, dass ich in Berlin bei unseren Schwestern geboren wurde, in deren Gemeinschaft ich als Erwachsene eintrat. Gott führt uns auf erstaunliche Weise.

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Meine Mutter lehrte mich auch, zu vergeben, zu danken, sich zu entschuldigen und zu beten und keinen Groll gegen eine andere Person zu hegen. Sie bekräftigte, dass man sich immer wieder zusammenfinden solle, auch wenn jeder von uns anders ist. Ich soll immer beten und verzeihen.

Das ist es, was meine Mutter mich gelehrt hat und was ich versucht habe, in meinem Ordensleben umzusetzen, und das ist es, was ich für jede von uns in diesem Jahr der Einheit in unserer Kongregation wünsche.

Sr. M. Kryspina