Heiliger Bernhard, Abt, Kirchenlehrer
Mittwoch der 20. Woche im Jahreskreis
Erste Lesung Richter 9,6-15
In der heutigen Lesung aus Richter 9,6-15 werden wir daran erinnert, dass wahre Größe nicht nur darin besteht, das zu erfüllen, was von uns erwartet wird, sondern darüber hinauszugehen – mehr zu geben, als die Pflicht verlangt. Die Bäume in der Parabel suchten einen König, doch die fruchtbaren Bäume lehnten ab, da sie wussten, dass ihre Aufgabe darin bestand, andere durch ihre Früchte zu ernähren. Dies zeigt uns, dass jeder Mensch von Gott Gaben erhalten hat und dass es gut ist, diese treu einzusetzen; aber Heiligkeit strahlt am hellsten, wenn wir über das Maß hinausgeben, wenn die Liebe uns über die bloße Pflicht hinaus zur Großzügigkeit treibt. Die Herrlichkeit des christlichen Lebens besteht nicht darin, das Minimum zu tun, sondern Christus nachzuahmen, der sich selbst ganz hingegeben hat, sogar bis zum Kreuz. Eine solche Selbsthingabe verwandelt gewöhnliche Pflicht in außergewöhnliche Gnade und offenbart, dass das von Gottes Geist geformte Herz immer danach strebt, „bis zum Ende“ zu lieben (Joh 13,1). Denken wir darüber nach: Bin ich zufrieden damit, nur das zu geben, was von mir verlangt wird, oder bin ich bereit, über meine Pflicht hinauszugehen und mich großzügig in Liebe hinzugeben, wie Christus es getan hat?
Don Giorgio