Evangelist Lukas – Festtag
Erste Lesung: 2 Timotheus 4,10-17b
Der letzte Brief des heiligen Paulus an Timotheus zeichnet ein zutiefst menschliches Bild der frühen Kirche, einer Gemeinschaft, die nicht nur durch Regeln strukturiert war, sondern durch Freundschaft, Treue und Liebe zusammengehalten wurde. Seine Worte offenbaren einen Mann, der von Freude und Schmerz umgeben ist: Einige Gefährten sind ihm treu geblieben, andere haben ihn verlassen; doch inmitten seiner Einsamkeit strahlt Paulus Frieden aus, weil er weiß, dass er niemals allein ist: „Der Herr stand mir bei und gab mir Kraft.“ In diesem Abschnitt sehen wir die Kirche, wie sie wirklich ist: eine Familie unvollkommener Menschen, die durch die Gnade miteinander verbunden sind und sich gegenseitig in Schwäche und Hoffnung tragen. Der heilige Lukas, den Paulus als „den geliebten Arzt“ bezeichnet, verkörpert diesen Geist stiller Treue. Seine Begleitung erinnert uns daran, dass einfache Gesten der Präsenz, der Fürsorge und der Loyalität zu den größten Stärken der Kirche gehören. Als Lukas das Leben Christi und die Apostelgeschichte aufzeichnete, gab er der Kirche nicht nur Geschichte, sondern auch Herz, und zeigte, dass Evangelisierung in echten menschlichen Beziehungen beginnt. Kirche zu sein bedeutet also, als Brüder und Schwestern zu leben, einander mit Herzlichkeit, Vergebung und Glauben zu unterstützen, damit die Liebe Christi in jeder menschlichen Begegnung spürbar wird. Denken wir darüber nach: Trage ich dazu bei, eine Kirche aufzubauen, die sich wie eine Familie anfühlt, geprägt von Treue, Fürsorge und menschlicher Wärme, oder vergesse ich manchmal, dass das Evangelium in erster Linie in Beziehungen der Liebe gelebt wird?

Don Giorgio