Freitag der 32. Woche im Jahreskreis
Lesungen: Weisheit 13,1-9
Das Buch der Weisheit warnt uns vor einer spirituellen Gefahr, die heute so real ist wie eh und je: Wir lassen uns so sehr von der Schönheit und Macht der geschaffenen Dinge faszinieren, dass wir denjenigen vergessen, der sie geschaffen hat. Die Schöpfung soll unsere Herzen nach oben erheben, nicht unsere Aufmerksamkeit nach unten lenken; ihre Pracht ist ein Weg, kein Ziel. „Aus der Größe und Schönheit der geschaffenen Dinge lässt sich ihr ursprünglicher Schöpfer erkennen“, doch wie leicht bleiben wir bei der Gabe stehen und übersehen den Geber. Ob es nun die Natur, Errungenschaften, Besitztümer oder sogar Beziehungen sind – alles kann zu einer Ablenkung werden, wenn es den Blick auf sich zieht, der allein Gott gebührt. Wenn wir jedoch mit einem kontemplativen Herzen auf die Welt blicken, wird die Schöpfung zu einem Fenster zur göttlichen Majestät: Die Berge sprechen von seiner Stärke, die Ozeane von seiner Tiefe, die Sterne von seinem Geheimnis und der Mensch von seiner Liebe. Diese Klarheit wiederzugewinnen bedeutet, das Staunen wiederzuentdecken, nicht in dem, was man sieht, sondern in dem Einen, dessen unsichtbare Güte alles erhält, was existiert. Denken wir darüber nach: Lasse ich mich von der Schönheit und den Gaben der Schöpfung zum Schöpfer zurückführen, oder lasse ich zu, dass sie mein Herz von dem Einen ablenken, der allein meine Anbetung verdient?
Don Giorgio