Gründonnerstag
Lesungen Exodus 12,1-8.11-14; 1 Korinther 11,23-26
Gründonnerstag ist nicht nur ein Ritual, sondern eine Revolution, ein Ausbruch göttlicher Liebe, der die Logik der Welt auf den Kopf stellt. Im Obergemach teilt Jesus nicht einfach Brot und Wein, sondern gibt seinen Leib und sein Blut und stiftet damit die Eucharistie als radikalen Akt der Befreiung, der an den Auszug aus Ägypten erinnert, uns aber nun aus der Knechtschaft der Sünde in die Freiheit der Gnade führt. Wie die Israeliten sind wir aufgerufen, in Eile zu essen, bereit zur Weiterreise, denn die Eucharistie ist Nahrung für Verbannten und Pilger, nicht zum Trost, sondern zum Mut. Mut, gemeinsam mit Gott und miteinander zu gehen. An diesem einzigartigen Tisch kniet Gott vor den Menschen, der Meister wird zum Diener, und Macht wird durch Demut und Opfer neu definiert. Mit dem Gebot „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ fordert Christus keine Wiederholung, sondern Nachahmung, eine Kirche, die die Messe als Mission lebt, in der jede Eucharistie eine Revolution der Liebe gegen Gleichgültigkeit, Stolz und Ungerechtigkeit befeuert. In dieser Nacht wird der Altar zur Frontlinie der Selbsthingabe, Kelch und Patene zur Plattform, auf der Leben in Liebesopfer verwandelt werden, und wir, der Leib Christi, mit ihm am Kreuz gekreuzigt, sind aufgerufen, dem Lamm durch das Rote Meer seiner Passion zu folgen, nicht als Zuschauer, sondern als Glieder seines mystischen Leibes in Bewegung. Denken wir darüber nach: Was lerne ich wirklich vom Altar?

Don Giorgio