Heiliger Pius X., Papst
Donnerstag der 20. Woche im Jahreskreis
Erste Lesung – Richter 11,29-39
Die tragische Geschichte von Jephthahs Gelübde erinnert uns an die Gefahr vorschneller Versprechen und die Schwere, Gott etwas anzubieten, was er nicht verlangt hat. In seinem Eifer gelobte Jephthah etwas Extremes, und sein Mangel an Unterscheidungsvermögen führte zu Leid und Verlust. Gott verlangt von uns keine leichtsinnigen Opfer, sondern demütigen Gehorsam, Barmherzigkeit und Liebe. Der heilige Pius X., dessen Fest wir heute feiern, hat diese Wahrheit tief verstanden: Seine große Reform der Liturgie der Kirche und die Förderung der häufigen Kommunion waren nicht in strengen Auflagen begründet, sondern darin, die Gläubigen in einfacher, vertrauensvoller Hingabe für Gottes Gnade und Liebe zu öffnen. Der Kontrast zwischen Jephthah und dem heiligen Pius X. ist auffällig: Der eine legte ein Gelübde ab, das aus Angst und Stolz geboren war, der andere führte mit einem von Christus verwandelten Herzen. Die Lehre für uns ist klar: Unsere Beziehung zu Gott darf nicht von impulsiven Selbstforderungen geleitet sein, sondern von aufmerksamem Zuhören, Vertrauen und Ausrichtung auf seinen Willen. Denken wir darüber nach: Nähern wir uns Gott mit Versprechungen und Forderungen, die von unseren eigenen Impulsen geprägt sind, oder suchen wir demütig seinen Willen mit einem Herzen, das bereit ist, in Liebe zu gehorchen, wie es der heilige Pius X. getan hat?

Don Giorgio