Freitag der 27. Woche im Jahreskreis
Lesung: Joel 1,13-15; 2,1-2
Der Prophet Joel spricht vom „Tag des Herrn” als einem Moment tiefer Abrechnung, einer Zeit, die sich dunkel anfühlt, nicht weil Gott Zerstörung will, sondern weil die Menschheit sein Bild verzerrt hat. Wenn die Menschen Gott nur als einen Richter betrachten, den man fürchten muss, oder als ein fernes Wesen, das man ignorieren kann, erscheint sein Kommen eher als Dunkelheit denn als Licht. Doch diese Dunkelheit offenbart unser Missverständnis: Sie zeigt, wie weit unsere Herzen von der Wahrheit darüber, wer Gott ist, abgekommen sind. Der Tag des Herrn soll uns aufrütteln, nicht vernichten; er ruft uns dazu auf, den Gott der Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Liebe wiederzuentdecken. Wenn sich unsere Wahrnehmung von Gott ändert, wenn wir ihn als einen Vater sehen, der sich nach unserer Rückkehr sehnt, wird derselbe Tag, der einst so furchterregend schien, zu einem Tag der Gnade und Erneuerung. Wahre Bekehrung beginnt, wenn wir Gott erlauben, nicht nur unsere Sünden, sondern auch unser Bild von ihm zu korrigieren. Denken wir darüber nach: Sehe ich Gott durch die Brille der Angst und des Urteils oder durch das Licht der Wahrheit und Barmherzigkeit, das Erneuerung und Hoffnung bringt?
Don Giorgio
