Cochem. Im Nachgang zum Wein- und Heimatfest hat die Stadt Cochem vergangenen Mittwoch zum traditionellen Empfang auf die Reichsburg geladen. Stadtbürgermeister Walter Schmitz konnte zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung und Vereinsleben begrüßen. Ebenso hieß er die neuen Weinmajestäten willkommen: Weinkönigin Alicia Steffens sowie Weinprinzessin Lea Schlag, die ihre Ämter von Viktoria Göbel und Johanna Heimes übernommen hatten.
In seiner Ansprache zog Schmitz eine rundum positive Bilanz des fünftägigen Wein- und Heimatfestes: »Nach den negativen Wetterprognosen konnten wir ein fröhliches, stimmungsgeladenes und friedliches Fest feiern – ohne nennenswerte Zwischenfälle.« Besonders hob er den Einsatz der städtischen Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter, der Winzer, Vereine und Helfer hervor. Mit über 261.000 Euro Umsatz sei zudem ein neuer Rekord erreicht worden.
Den gesellschaftlichen Höhepunkt des Empfangs bildete die Verleihung des Wappentellers 2025, der höchsten Auszeichnung der Stadt Cochem. Einstimmig hatte der Stadtrat beschlossen, Schwester Felicitas Pöller diese Ehre zuteilwerden zu lassen.
Die 1954 geborene Ordensfrau trat 1973 in den Orden der Marienschwestern ein und übernahm 2012 den Konvent in Cochem.
Zuvor hatte sie als Erzieherin, Heimleiterin und Seelsorgerin in der Altenhilfe gewirkt. An der Mosel, wohin sie zunächst gar nicht wollte, wurde sie schnell heimisch – auch wenn die Ankunft holprig war: Bei der Anreise wurde ihr im Zug die Tasche mit allen Papieren gestohlen. Doch in Cochem wurde sie herzlich aufgenommen.
Von Beginn an war sie für viele Menschen Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen: »Sie konnte begeistern, zuhören und anpacken«, würdigte Schmitz. Schwester Felicitas begleitete Kranke und Sterbende, spendete Trost und Zuversicht und war tief im Leben der Stadt verankert. Sie organisierte Hilfsaktionen für Kinder in einem Roma-Lager in der Slowakei und setzte sich für Bedürftige ein.
Auch kleine Gesten zeichneten sie aus: So verriet sie dem Bürgermeister einmal beiläufig, dass im Konvent jeden Morgen für die Stadt- und Verbandsgemeindeverwaltung gebetet werde.
Als der Konvent 2025 nach mehr als 70 Jahren in Cochem aufgelöst wurde, musste Schwester Felicitas ihrem Gelübde folgend schweren Herzens an die frühere Wirkungsstätte nach Berlin zurückkehren.
Der Abschied bewegte viele Cochemer tief, es gab Petitionen und Briefe, um ihren Verbleib zu erreichen – vergeblich. »Cochem hat mit ihr eine gute christliche Seele verloren«, so Schmitz.
Umso größer war die Freude, dass sie nun noch einmal nach Cochem zurückkehrte und auf der Reichsburg geehrt wurde.
Mit langanhaltendem Applaus nahmen die Gäste die Entscheidung auf. »Nach all ihrem Engagement für ihre Mitmenschen war es nur folgerichtig, ihr den Wappenteller zu verleihen«, erklärte Schmitz bei der Übergabe.
Wochenspiegel 10. September 2025
Bild: Jens Weber