In diesem Jahr jährt sich am 7. Dezember zum 145. Mal der Todestag von Pfarrer Johannes Schneider, dem Gründer der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis. Wir, seine geistlichen Töchter, möchten uns geistlich auf diesen Jahrestag vorbereiten, indem wir an der Novene von 9 hl. Messen an jedem Dienstag (ab dem 5.10. bis 30.11.) teilnehmen, die in der Breslauer Kirche „Maria auf dem Sande” um die Seligsprechung unseres Stifters gefeiert werden.
Heute, am ersten Dienstag der Novene (5. Oktober), lädt uns der Wortgottesdienst nach Bethanien ein, in das Haus der Schwestern Martha und Maria, mit ihrem Bruder Lazarus.
Vor der Eucharistiefeier lenken wir unsere Gedanken zu einem anderen Haus in Mieszkowice (Dittmannsdorf) bei Prudnik (Neustadt), wo die Schwestern Anna und Maria zusammen mit ihrem älteren Bruder Johannes, dem späteren Priester in Wrocław (Breslau) und Gründer unserer Kongregation, lebten. Das Haus war ein kleines, strohgedecktes Gebäude am Ende von Mieszkowice, aber seine Einzigartigkeit lag nicht in seiner materiellen Form, sondern in der Familie, die dort lebte.
Es war die zunächst die Mietwohnung des Ehepaars Katharina und Johann Schneider, die vor 200 Jahren, am 30. September 1821, in der Kirche St. Georg in Mieszkowice den Bund der Ehe geschlossen haben. Sie brachten aufrichtige Liebe in die Ehe ein, und dank harter Arbeit waren sie in der Lage, das Nötigste zu erarbeiten und das gemietete Haus zu kaufen, bevor ihr Nachwuchs geboren wurde. Der Vater war von Beruf Metzger, er arbeitete aber auch als Landarbeiter auf dem Pfarrgut in Rudziczka (Riegersdorf) und im Winter als Weber. Er versuchte immer, seine Arbeit so zu organisieren, dass er an den Mahlzeiten der Familie teilnehmen konnte. Die Mutter, Katharina, hatte vor ihrer Heirat als Hausangestellte bei reichen Bauern gearbeitet. Nach ihrer Heirat unterstützte sie oft das Familienbudget, indem sie bei Nachbarn in der schwere Saisonarbeit mitarbeitete.
Der erstgeborene Sohn Johannes Georg wurde am 11. Januar 1824 geboren, gefolgt von der Tochter Anna Rosalia im Jahr 1827 und der jüngsten Tochter Maria Janina im Jahr 1832.
Im Haus der Familie Schneider gab es Raum für gemeinsame Gespräche und Gebete der Familie und gegenseitiges Verzeihen. Auf diese Weise haben die Eltern in materieller Armut, aber in einer Atmosphäre der Liebe und Selbstverleugnung das geistige Profil ihrer Kinder geformt: Ihre Töchter haben sich für die Ehe entschieden und ihr Sohn hat seine priesterliche Berufung entdeckt.
Die Ehe von Johann und Katharina Schneider dauerte 23 Jahre, in denen sie sich gegenseitig die Treue hielten. Katharina erkrankte an Tuberkulose und starb im Jahr 1844. Der Vater Johann lebte bis ins hohe Alter als Witwer. Er wurde von seinem eigenen Sohn beerdigt.
Katharina und Johann erfüllten die Berufung in ihrer Ehe in Liebe und Treue. Sie zogen drei Kinder groß und schenkten der Kirche einen Priester und eine Urenkelin -, die ebenfalls Mitglied der Kongregation der Marienschwestern v.d.U.E. geworden ist.
Erinnern wir uns hier an unsere Eltern, die uns geistige Werte vermittelt haben. Mögen ihre Gebete und Opfer in unserem Leben hundertfache Frucht tragen und nicht von uns verschwendet werden.
Sr. Elżbieta Cińcio