Dez. 20, 2022 | Tägliches Brot
O clavis David
Evangelium – Lukas 1,26-38
Der Konflikt besteht immer zwischen dem, was wir tun wollen, und dem, was Gott von uns verlangt. Die Frage Marias: „Wie kann das geschehen, da ich noch Jungfrau bin?“ zeigt dies. In der Antwort des Engels Gabriel hat sie, die Mutter Maria, das Geheimnis des Willens Gottes verstanden. Es geht darum, Gott die Führung des Lebens zu überlassen. Es geht darum, sich dem Wort Gottes hinzugeben. Es geht nicht mehr um einen Konflikt zwischen dem, was wir tun wollen, und dem, was Gott von uns will. Es geht darum, sich dem Wirken des Heiligen Geistes zu beugen, und es geht darum, im Schatten der Macht des Allerhöchsten zu stehen. Es geht darum zu verstehen, dass die Möglichkeiten Gottes dort beginnen, wo die Möglichkeiten des Menschen enden. Hier werden Konflikte in Übereinstimmungen umgewandelt. Konformität mit dem Willen Gottes. Was Gott von uns verlangt, wird zu dem, was wir tun wollen. Der Advent ist eine Zeit, in der wir das, was Gott von uns verlangt, mit dem, was wir tun wollen, in Einklang bringen.
Dez. 18, 2022 | Tägliches Brot
19. Dezember
O radix Iesse,
Evangelium – Lukas 1,5-25
„Und es erschien ihm der Engel des Herrn, der zur Rechten des Räucheraltars stand. Bei diesem Anblick erschrak Zacharias, und es überkam ihn Furcht.“ Das Zeichen der Anwesenheit des Engels am Altar beunruhigte Zacharias und er bekam Angst, und dann zweifelte er an den Worten des Engels. Hier sehen wir, wie Furcht und Zweifel Zacharias in der Gegenwart des Engels überkommen. Das geschieht auch mit uns. Furcht und Zweifel überschatten unsere Gebete und unser geistliches Leben. Dann ist es schwierig, das Wort Gottes zu verstehen und anzunehmen. Wir nehmen die Botschaft Gottes nicht mit der gebührenden Achtung und Liebe an. Diese Angst beginnt damit, dass wir die Gegenwart Gottes in verschiedenen Situationen und durch verschiedene Personen nicht verstehen. Wenn wir das nicht verstehen, entstehen Angst und Zweifel. Der Advent ist die Zeit, die Ängste und Zweifel zu überwinden, damit wir die Botschaft Gottes verstehen können.
Dez. 18, 2022 | Tägliches Brot
4. Adventssonntag
Evangelium – Matthäus 1,18-24
O Adonai!
„Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn sie hat empfangen, was durch den Heiligen Geist in ihr ist“. Josef akzeptierte die Mutterschaft Marias als ein Wirken des Heiligen Geistes, so wie er seine Vaterschaft als ein Wirken des Heiligen Geistes akzeptierte. Dies ist ein großes Geheimnis, das die Natur in den Dienst des Heilsplans für die Menschheit stellt. Dieses Geheimnis wirkt in einer vollkommenen Zusammenarbeit zwischen Gnade und Natur, zwischen Gott und Mensch. Hier kommt die Rolle der Mutter Maria und Josefs ins Spiel. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen der vollen Veranlagung von Maria und Josef und dem vollen Wirken des Heiligen Geistes in ihnen. Es ist ihre volle und freie Zustimmung, die das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben willkommen heißt. Ihre Zusammenarbeit mit dem Willen Gottes ist vollständig. Der Engel des Herrn ermutigt Josef, keine Angst vor dieser vollen und freien Zustimmung zum Wirken des Heiligen Geistes in seinem Leben zu haben, da er wie jeder von uns von Elementen der Angst und Fragen umgeben war. Der Advent ist die Zeit, in der wir dem Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben voll und ganz zustimmen müssen.
Dez. 18, 2022 | SPIRITUALITÄT
Offenbarung
Die Offenbarung des Johannes ist das letzte Buch im Neuen Testament. Es geht darin um die Zukunft der Welt und damit auch um meine Zukunft. Die Welt wird vergehen, Gott wird in seiner Herrlichkeit erscheinen. In diesem Zusammenhang finden sich im letzten Kapitel zwei wunderbare Bildworte über Jesus:
Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern (Offb. 22,16). Beide Bilder passen gut in die Zeit des Advent. Für unseren letzten Monatsvortrag habe ich mich für das zweite Bild entschieden: für den strahlenden Morgenstern.
Der Morgenstern in der Liturgie
Eine geistliche Übung für den Advent: Suchen Sie nach Gebeten, Texten und Liedern, in denen der Morgenstern vorkommt. Im Advent dürfte das nicht schwer sein.
Liturgie des Advent
O-Antiphon (Vesper ab dem 17. Dezember): Du Morgenstern (22. Dezember)
Lieder zum Thema „Morgenstern“
Die Nacht ist vorgedrungen (GL 220)
Gott heilger Schöpfer aller Stern (GL 230)
Wie schön leucht uns der Morgenstern (GL 357)
Morgenstern der finstern Nacht (GL 372)
Hymnus zur Laudes (Sonntag 1. Woche)
O ew´ger Schöpfer aller Welt,
des Walten Tag und Nacht regiert,
du setzt den Zeiten ihre Zeit,
schenkst Wechsel in der Zeiten Lauf.
Der Hahn, des Tages Herold, ruft,
der Wächter in der Finsternis.
Sein Schrei trennt von der Nacht die Nacht,
dem Wanderer zur Nacht ein Licht.
Da steigt der Morgenstern empor,
erhellt das schwarze Firmament,
da weicht der dunklen Mächte Schar
vom Weg des Unheils scheu zurück.
Da fühlt der Schiffer neue Kraft,
des Meeres Brandung sänftigt sich,
der Fels der Kirche, Petrus, weint,
bereut die Schuld beim Hahnenschrei.
So stehet rasch vom Schlafe auf:
Der Hahn weckt jeden, der noch träumt.
Der Hahn bedrängt, die säumig sind,
der Hahn klagt die Verleugner an.
Hoffnung erwacht beim Hahnenschrei,
und Lind‘rung strömt den Kranken zu.
Der Räuber lässt von seinem Tun,
Gefallene vertrauen neu.
Herr, wenn wir fallen, sieh uns an
und heile uns durch deinen Blick.
Dein Blick löscht Fehl und Sünde aus,
in Tränen löst sich unsre Schuld.
Du Licht, durchdringe unsern Geist,
von unsren Herzen scheuch den Schlaf,
dir sei das erste Wort geweiht,
dich preise unser Morgenlob.
Amen.
Mehr als ein Fixstern
Wenn von Morgenstern (oder auch Abendstern) die Rede ist, suchen wir gern einen Fixstern am abendlichen oder morgendlichen Himmel. Doch die liturgischen Texte und Lieder meinen mit dem Bild des Morgensterns mehr als einen Fixstern am Himmel. Es geht um das Erleben des anbrechenden Tages und des damit verbundenen Lichtes nach der Erfahrung der Dunkelheit der Nacht.
Orientierung
Da steigt der Morgenstern empor, erhellt das schwarze Firmament, …
Da fühlt der Schiffer neue Kraft, des Meeres Brandung sänftigt sich, …
In der Dunkelheit werde ich schnell orientierungslos, finde mich nicht zurecht, bin unsicher. Sobald das Licht erscheint, kann ich mich zurechtfinden, mich orientieren, kommt die Sicherheit zurück.
Geistliche Übung: Woran orientiere ich mich in meinem Leben?
Hoffnung
Hoffnung erwacht bim Hahnenschrei, und Lind’rung strömt den Kranken zu.
Der Räuber läßt von seinem Tun, Gefallene vertrauen neu.
Viele haben Angst vor der Dunkelheit. Kinder vor dem „schwarzen Mann“ (wer auch immer damit gemeint sein könnte). Alte Menschen trauen sich nachts nicht mehr heraus aus Angst, überfallen zu werden. Und Kranke ersehnen nach einer Nacht voller Schmerzen den neuen Morgen.
Vergebung
Die Liturgie kennt noch eine andere Nacht: die Nacht von Sünde und Schuld.
In dem Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“ wird wunderbar beschrieben, wie Gott mit unserer Schuld umgeht.
Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf
Von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.
Im Exsultet der Osternacht ist ebenfalls von dieser Nacht die Rede. Aber die Schuld hat einen Erlöser gefunden. Nicht zufällig endet das Exsultet mit dem Hinweis auf den „Morgenstern, der nicht untergeht“, auf Jesus Christus.
Prälat Dr. Stefan Dybowski
Dez. 17, 2022 | Tägliches Brot
17. Dezember
O Sapientia!
Evangelium – Matthäus 1,1-17
„Der Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams…“. Die Genealogie Jesu Christi besteht nicht aus irgendwelchen Namen. Sie zeigt, wie Gott den Weg für seine Inkarnation vorbereitet hat. Die Genealogie umfasst verschiedene Generationen, verschiedene Orte, verschiedene Situationen, verschiedene Momente der Geschichte, aber durch all diese Unterschiede verläuft die einzige Realität des Plans Gottes für die Inkarnation seines Sohnes in unserer Mitte. Wenn wir diese Genealogie lesen, sollte dies auch unser Gedanke sein: In meinem Leben geschehen verschiedene Dinge, es kommen und gehen verschiedene Personen, ich ziehe an verschiedene Orte, habe verschiedene Aufgaben und Jobs, verschiedene Situationen, aber in all diesen Umständen gibt es etwas, das all dies in meinem Leben verbindet, das ist der Plan Gottes für mein Leben, damit ich die Liebe Gottes spüren kann. Der Advent ist die Zeit, um den Plan Gottes zu spüren, der sich durch alle Situationen in meinem Leben zieht.