So kann ich ein Werk der göttlichen Vorsehung darin sehen, dass ich mich jetzt in Pompeji befinde.
Bald werden es 6 Jahre sein, dass ich, dank des Vertrauens der damaligen Generaloberin und der polnischen Provinzoberin hier in Pompeji, dessen Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in der ganzen Welt bekannt ist, meinen Dienst in der Krankenpflege übernehmen konnte. Dank Sr. Immakulata und den Schwestern aus Jaszkotl sowie meinen Kollegen aus der Einrichtung, in der ich arbeitete, hatte ich glücklicherweise einige Jahre zuvor meinen Bachelor-Abschluss in Krankenpflege gemacht. Nach über einem Jahr harter Arbeit konnte ich mich für den Dienst im sonnigen Italien bewerben, wo ein Platz in der Klinik „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz” auf mich wartete.
Um hier zu sein, brauchte ich allerdings noch die administrative Genehmigung des Ministeriums, um die Kenntnisse der italienischen Sprache nachweisen zu können. So begann ich meine ersten Schritte im Zentrum der Wiege des Christentums – in Rom, mit dem Auftrag, die Sprache zu lernen. Große Emotionen, aber auch Ängste – ob ich es schaffen würde, die Sprache, Kultur und vor allem die medizinische Nomenklatur innerhalb weniger Monate zu lernen. Die ständige Weiterbildung und die gegenseitige schwesterliche Unterstützung in einer internationalen Gemeinschaft ermöglichten es mir auch, die Bedeutung der Worte des Credos zu erkennen: Ich glaube an die eine, heilige und apostolische Kirche, für die Märtyrer ihr Blut in der Arena des Kolosseums vergossen haben.
Die Neuentdeckung der schwesterlichen Einheit in unserer kleinen polnisch-deutsch-afrikanischen Gemeinschaft im Generalat begann mit dem gemeinsamen Gebet, der Hl. Messe, der Arbeit und der Erholung sowie bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Unser gegenseitiges Vertrauen ließ die Gaben des Heiligen Geistes Früchte tragen. Dann begann ich in der „größeren“ internationalen Gemeinschaft der Sprachschule die Sprache zu lernen. Die Reise nach Korsika und die Arbeit mit den Schwestern dort haben mir auch geholfen, mein Italienisch zu „polieren“.
Nach 6 Monaten neuer Erfahrung und intensiven Lernens war nun endlich die Zeit gekommen, den nächsten Abschnitt meines Ordenslebens zu beginnen und als Krankenschwester in Pompeji zu arbeiten.
Ich begann meine Arbeit im Krankenhaus mit einem 3-monatigen Freiwilligendienst, damit ich alles kennenlernen konnte. Leider stellte sich schnell heraus, dass meine Sprachkenntnisse natürlich nicht ausreichten, da die Leute sehr schnell sprechen und ihren eigenen Dialekt haben. So lernte ich von Grund auf neu, indem ich mit einheimischen Menschen sprach, neues Fachvokabular kennenlernte und den neapolitanischen Dialekt. Glücklicherweise waren alle sehr nett und offen und reagierten mit großer Freundlichkeit auf meine sprachlichen Ausrutscher oder völlige Sprachlosigkeit und Missverständnisse. Ich verbrachte jede freie Minute nach dem Freiwilligendienst damit, all die Fachbegriffe der Geräte und Anlagen zu lernen, denn ich hatte eine Prüfung bei der Pflegekammer, die mir bevorstand. Große Unterstützung erhielt ich von Sr. Goretti, die zu dieser Zeit auf einer Station in der Chirurgie eingesetzt war. Sie hat geduldig versucht, mir alles zu zeigen und zu erklären, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Ich erinnere mich an den Tag der Prüfung, ich hatte Angst, aber auch Vertrauen in Gott und Maria. Die Schwestern konnten leider nicht mir kommen, aber so begleiteten mich Rosaria und Mario (Freunde aus dem Krankenhaus). Mit Gottes Hilfe bestand ich die Prüfung und im Dezember begann ich, in Vollzeit zu arbeiten.
Die Leute haben mich sehr herzlich aufgenommen. Ihre Offenheit, Hilfsbereitschaft und Kooperation half mir besonders in den Momenten, in denen ich die Mentalität und Bedürfnisse der einheimischen Patienten völlig missverstand. Trotz aller kulturellen, sprachlichen und charakterlichen Unterschiede beten wir alle gemeinsam für unsere Familien (Sorgen und Freuden gibt es überall) und für unsere Ordensfamilie.
Jeden Tag erleben wir das Wohlwollen der Eigentümer der Klinik, die Offenheit des Personals und der Patienten, dank derer wir voller Zuversicht weiterarbeiten – Sr. Goretti derzeit auf der Gynäkologie und Geburtshilfe, und ich in allen Abteilungen je nach Bedarf: Chirurgie, Gynäkologie, Nephrologie, Augenheilkunde, Endoskopie, Geriatrie.
Unser Tag beginnt um 6.00 Uhr mit dem Gebet in der Krankenhauskapelle: Brevier, Meditation sowie der Hl. Messe im Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Um 8.00 Uhr ist Arbeitsbeginn im Krankenhaus bzw. wir erledigen die Hausarbeit, da ich oft Nachmittagsdienst habe. Wir beenden den Tag mit dem Gebet um 20.00 Uhr. Am Sonntag haben wir in der Regel einen freien Tag, den wir zur Weiterbildung nutzen oder auch in der geistlichen Betreuung der Franziskanerpatres verbringen können.
Ich denke, dass die effektivste Art und Weise, die Frohe Botschaft zu verkünden, darin besteht, mit dem eigenen Leben Zeugnis zu geben. Wir können die „praktische“ Dimension des Glaubens zeigen, die sich auch im Dienst an den Kranken manifestiert.
Trotz vieler Schwierigkeiten, die mit der Sprachbarriere, den kulturellen Unterschieden und der Mentalität zusammenhängen, habe ich mich in der Realität dieses Landes wiedergefunden.
Meine Mission besteht darin, die Menschen mit ihren konkreten Krankheiten, Lebensgeschichten und allem, was ihnen Schmerzen bereitet und wichtig ist, kennenzulernen, bei ihnen stehen zu bleiben und zu versuchen, ihnen die selbstlose Liebe Gottes weiter zu geben.
Ich habe das große Glück, arbeiten und tun zu können, was ich wirklich liebe, an einem Ort zu sein, an dem Maria in besonderer Weise gegenwärtig ist, und mich und die Menschen, mit denen ich arbeite und denen ich diene, ihr anzuvertrauen.
Sr. M. Magdalena Delczyk