Jesus sprach zu den beiden Brüdern Petrus und Andreas am See Genezareth: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sie ließen alles zurück und folgten ihm nach.”
Der Diener Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, erfüllte auch seine priesterliche Berufung als Vikar, Seelsorger für junge Frauen, Gründer einer Wohltätigkeitsstiftung für moralisch gefährdete Mädchen und Frauen und Gründer der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis. Die organisatorischen Angelegenheiten übertrug er Schwester Mathilde, die von der Ordensgemeinschaft gewählt wurde, und kümmerte sich selbst um die geistliche Entwicklung der Schwestern. Er nahm keine Kandidatinnen in seine neue Ordensfamilie auf, die nicht fähig waren, ihr Leben mit großherziger, demütiger und barmherziger Liebe zu führen.
Pfarrer Schneider hatte seit seiner Jugend schwere gesundheitliche Probleme. Am Vorabend des Festes des Heiligen Apostels Andreas im Jahre 1876 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Dessen war er sich bewusst. Er bat darum, das Sakrament der Krankensalbung empfangen zu dürfen. Am 7. Dezember versammelten sich alle Schwestern weinend am Bett des Stifters. Der Stifter sagte seine letzten Worte zu ihnen: „Ich segne euch von ganzem Herzen. Ich werde immer bei dir sein. Seid einig. Schwester Mathilde, sorgen Sie, dass die Anstalt erhalten bleibt”. Um 14 Uhr läuteten die Kirchenglocken die erste Vesper des Hochfestes der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria ein. Es war ein Donnerstag, der Tag, der der Eucharistie und dem Sakrament des Priestertums gewidmet ist.
Die Beerdigung fand am Montag, dem 11. Dezember 1876, statt. Die Messe wurde vom Freund und Gründer der Hedwigsschwestern, Pfarrer Robert Spiske, zelebriert. Die Predigt hielt der Pfarrer der Gemeinde St. Michael, Pfarrer Gustav Haucke. In seiner Predigt sagte er über unseren Stifter: „Was er mutvoll gedacht und 1854 mit Gottvertrauen begonnen und mit unsäglichen Mühen, Opfern und Sorgen fortgesetzt, siehe, das steht seit 1858 fertig da, das St. Marienstift, mit Korporationsrechten ausgestattet… Wer ermisst die Segnungen, die dieses fromme Werk schon bereitet hat? Wer berechnet die Himmelsernte, die daraus in Zukunft noch erblühen kann? Gegenwärtig zählt die Anstalt 9 eingekleidete Schwestern und ist überdies zur Aufnahme von 45 kranken oder stellungslosen Dienstboten hergerichtet. Diesem Haus war der Verewigte alles: Gründer, Leiter und nach außen hin Vertreter. Dorthin richtete er fast täglich seine Schritte, ihm galten seine Sorgen und Kämpfe, dort suchte und fand er Erholung. (J. Schweter, Geschichte der Kongregation…, Bd.1 S.85)
Im weiteren Verlauf der Predigt sprach er den Verstorbenen direkt an: „Für deine Seele aber mögen die Sehnsuchtsklänge der hl. Adventszeit in Erfüllung gehen; Ecce Dominus veniet, siehe, der Herr, der Vergelter kommt! Es folgen dir nach die Dankestränen und Fürbitten deiner Gemeinde, deiner Verwandten und deiner Schützlinge. Es folgt dir nach das Memento deiner Mitbrüder, die sich abermals in dem Vorsatz vereinnen, fest und treu auszuharren in ernster, drangvoller Zeit. Es folgen dir nach deine guten Werken und Verdiensten, die Jesus Christus, unser Herr und Richter, dir belohnen wolle mit des Himmels Wonne und Seligkeit.” (J. Schweter, Geschichte der Kongregation … Bd.1 S.85)
Tiefergriffen folgte eine große Menschenmenge, als sie ihren Hirten zum Oswitzer Friedhof begleitete.
Alle Priester, die den Stifter näher kannten, waren einig in dem Urteil, dass er eine große Zierde des schlesischen Seelsorgsklerus war durch seinen ungewöhnlichen Seeleneifer, seinen außerordentlichen Starkmut und sein tief innerliches Lebens. (J. Schweter, Geschichte der Kongregation … Bd.1 S.86)
Am ersten Freitag des Monats Dezember 1944 wurden die sterblichen Überreste unseres Stifters auf den St. Laurentius-Friedhof überführt und zwischen den Gräbern seiner Marienschwestern beigesetzt.
Prägt der Adventsruf „Siehe, der Herr kommt“ gerade jetzt, heute, das Innere meines Herzens?
Sr.M. Elżbieta Cińcio