Aug. 14, 2021 | FORUM, NACHRICHTEN
Le Tre Fontane (Die drei Brunnen oder auch Quellen) an der Via Laurentina in Rom ist ein bekannter Ort, denn hier wurde der heilige Paulus zum Märtyrer. Die Legende besagt, dass, als der heilige Paulus in der Zeit der Verfolgung durch Nero enthauptet wurde, sein Kopf dreimal aufsprang, bevor er liegen blieb. Dort sprudelten plötzlich drei Quellen aus dem Boden, weshalb der Ort „Le Tre Fontane“ oder „Die drei Quellen“ genannt wird.
Nicht weit vom Ort des Martyriums des heiligen Paulus gibt es auch ein Marienheiligtum, welches aufgrund einer Marienerscheinung errichtet wurde.
Aber fangen wir von vorne an:
Im Jahr 1913 wurde Bruno Cornacchiola in einem Stall am Rande Roms geboren. Er wurde erst getauft, nachdem sein Vater aus dem Gefängnis zurückgekehrt war. Er wuchs in der gottlosen Umgebung der Slums von Rom auf, die fast ausschließlich von Kriminellen und Prostituierten bevölkert waren. In Brunos Haus gab es ständig Streit, Flüche und Schläge gegen die Kinder. Die Älteren liefen des Nachts von zu Hause weg. Eines Tages, als Bruno zu Hause war, kümmerte sich ein Mönch um ihn und nahm ihn mit ins Kloster. Dort erhielt er etwas zu essen und wurde gewaschen. Ordensschwestern lehrten ihn den Katechismus. Nach 40 Tagen der Vorbereitung empfing der 16-jährige Bruno seine erste heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. Im Alter von 20 Jahren wurde er zur Armee eingezogen. Nach seinem Militärdienst heiratete Cornacchiola ein Mädchen, das er seit seiner Kindheit kannte, und nur auf ihr Drängen hin stimmte er einer kirchlichen Trauung zu. Bruno trat später in die kommunistische Partei ein. Er ging mit der italienischen Armee in den Bürgerkrieg nach Spanien, wo er begann, für die Kommunisten zu spionieren. In Saragossa traf er einen deutschen Soldaten, der ihn sehr beeindruckt, er gehörte einer protestantischen Sekte an und hegte Hass auf den Papst und die katholische Kirche. Seitdem wuchs Brunos Hass auf die katholische Kirche so sehr, dass er sich einen Dolch kaufte und „Tod dem Papst“ darauf schrieb. Als der Krieg zu Ende war, kehrte er nach Rom zurück und begann als Schaffner in einer Straßenbahn zu arbeiten. Während dieser Zeit kam er in Kontakt mit den Siebenten-Tags-Adventisten. Bruno war sehr engagiert und eifrig in seinem Kampf gegen die katholische Kirche, den Marienkult und den Papst, und er tat alles, um möglichst viele Menschen von seinen Gründen zu überzeugen und sie zu Anhängern der adventistischen Sekte zu machen. Daraufhin erhielt er den Auftrag, auf der Piazza della Croce Rossa eine Rede zu halten, in der er den Kult der Eucharistie, das Dogma der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria, lächerlich machen sollte. Für ihn war es eine große Ehre und eine Chance, zu predigen.
Aus diesem Grund fuhr er am Samstag, dem 12. April 1947, mit seinen Kindern, der 10-jährigen Isola, dem 7-jährigen Carlo und dem 4-jährigen Gianfranco, nach Ostia. Sie verpassten ihren Zug, also beschließt er, zur Via Laurentina alle Tre Fontane zu gehen, um seine Rede in Ruhe vorzubereiten.
Es war ein schöner sonniger Tag, die Kinder begannen im Eukalyptuswald zu spielen und Bruno bereitete seine Rede vor. Nicht weit von der Stelle, an der sie sich aufhielten, gab es eine Höhle. Ab und zu schaut Bruno nach den Kindern. Als er einmal die Antwort seines jüngsten Sohnes nicht hörte machte er sich erschrocken auf die Suche nach ihm. Er kam zu einer nahe gelegenen Höhle und fand das Kind dort kniend mit zum Gebet gefalteten Händen. Bruno rief die anderen Kinder. Als sie ankamen, knieten auch sie vor der „schönen Dame“ nieder, die sich in der Höhle befand, die aber nur er nicht sehen konnte. Bruno hatte Angst, seine Kinder waren blass und regungslos, er wusste nicht, was er tun soll, er machte sich Sorgen um seine Kinder und in seiner Hilflosigkeit bat er zum ersten Mal seit langer Zeit von ganzem Herzen den Herrn. In diesem Moment erhellte sich die Dunkelheit der Höhle und auch er sah eine „schöne Dame“. Sie war etwa einen Meter siebzig groß, trug ein weißes Kleid mit einem rosafarbenen Band um die Hüften, hat dunkelbraunes Haar und einen grünen Umhang um Kopf und Hüften und hielt eine Bibel in den Händen. Die Dame stellte sich als „Jungfrau der Offenbarung“ vor und erklärte: „Ich bin die Jungfrau der Offenbarung, und die Offenbarung sind die Worte Gottes, die auch von mir sprechen. Ihr verfolgt Mich, aber es ist höchste Zeit, dass ihr dem ein Ende macht. Kehren Sie zurück in die heilige Gemeinschaft der katholischen Kirche: Die ersten Freitage des Monats, die Sie dem Heiligsten Herzen Jesu geopfert haben, die Sie, ermutigt durch Ihre besorgte, treue Ehefrau, gefeiert haben, bevor Sie endgültig den Weg des Irrtums betraten, haben Sie gerettet.” Eine Viertelstunde lang spricht sie mit Bruno: Sie erklärt ihm die Bedeutung des Gebets, lädt ihn zur Beichte ein und übergibt ihm eine Botschaft für den Papst.
Schließlich lächelte sie, verbeugte sich und verschwand allmählich, nur ein schöner Duft blieb in der Höhle zurück. Bevor sie ging, hinterließ die Jungfrau der Offenbarung ihm ein Zeichen, das seine Zweifel zerstreute, die Glaubwürdigkeit der göttlichen Botschaft bestätigte und Satans Handlungen abwies. Nach seiner Rückkehr nach Hause erzählte Bruno seiner Frau, was geschehen war, und bat sie, ihm für sein vergangenes Verhalten zu verzeihen. Cornacchiola hatte weitere Erscheinungen am 6., 23. und 30. Mai.
Am 5. Oktober 1947, dem Fest der Muttergottes vom Rosenkranz, fand die größte Rosenkranzprozession in der Geschichte Roms statt. Sie begann auf dem Petersplatz und führte durch die Straßen der Stadt zur Grotte in Tre Fontane. Drei Paar weiße Pferde zogen einen Wagen mit einer großen Statue der Jungfrau von der Erscheinung, die Papst Pius XII. segnete. Damals gab der Heilige Vater seine Zustimmung zu öffentlichen Gottesdiensten in Tre Fontane und vertraute den Franziskaner-Konventualen die seelsorgerische Betreuung der Pilger an, die zum Ort der Erscheinungen kamen. Dieser Ort wurde zu einem Ziel von Pilgerfahrten, wo viele Heilungen und Bekehrungen stattfanden.
Am 12. April 1980, am 33. Jahrestag der Erscheinungen, wurden 3.000 Menschen Zeugen des Sonnenwunders. Dieses Phänomen wiederholte sich zwei
Jahre später…
Bruno Cornacchiola traf auch mehrere Päpste: am 8. Juli 1959 wurde er von Papst Johannes XXIII. in Privataudienz empfangen und am 17. Oktober 1973 traf er mit Paul VI. zusammen. Er hatte auch eine Privataudienz bei Johannes Paul II.
Dank der Entscheidung von Papst Johannes Paul II. erließ Kardinal Camillo Ruini am 17. März 1994 das Dekret, dass am Ort der Erscheinungen eine Kirche gebaut werden sollte, und am 2. April 1997 verlieh Johannes Paul II. der Kirche den Titel „Heilige Maria des dritten Jahrtausends in Tre Fontane“.
Sr. Weronika Wojciechowska
Aug. 7, 2021 | POSITIVE IMPULSE
Die Einheit der Herzen ist eine Herausforderung, denn sie ist der Punkt, an dem meine Einzigartigkeit auf die Einzigartigkeit des anderen trifft. Oft erleben wir die Einzigartigkeit des anderen als eine Bedrohung. Vor allem, wenn ich nicht das Gute in der Einzigartigkeit des anderen sehe, das auch mich bereichern kann. Dann gibt keine echte Einheit, wenn ich die Einzigartigkeit des anderen nicht sehe. Das ist die Herausforderung. Nur der Geist Gottes, der die Ursache unserer Einzigartigkeit ist, kann die wahre Einheit bringen, in der wir die Einzigartigkeit des anderen sehen und sie als Ergänzung zu unserer Einzigartigkeit begrüßen. Erkennen Sie die Notwendigkeit des Geistes Gottes zwischen den Menschen und sorgen Sie für die Gegenwart des Geistes Gottes zwischen Ihnen und dem anderen, um eine vollkommene Einheit zu erreichen. Einheit zu schaffen bedeutet, den Himmel für sich selbst und für den anderen zu schaffen.
Don Giorgio
Aug. 7, 2021 | SPIRITUALITÄT
Beginnen Sie mit einer geistlichen Übung. Fragen Sie sich: Welchen Wert hat für Sie eine Gemeinschaft, oder noch konkreter: welchen Wert hat für Sie diese Gemeinschaft, in der Sie jetzt leben oder in der Sie früher gelebt haben? Und ich sage Ihnen gleich: Betrachten Sie diese Frage nicht nur in der Theorie, sondern im praktischen Alltagsgeschehen.
Ich denke, dass das Bemühen um Einheit wesentlich davon abhängt, welchen Wert Sie der Gemeinschaft zumessen. Wenn die Gemeinschaft für Sie ein Wert bedeutet (und das nicht nur auf dem Papier einer Konstitution, sondern im Alltag), dann werden Sie auch dem Anliegen des Stifters Pfr. Johannes Schneider nachkommen und die Einheit suchen und vertiefen wollen.
1+1+1=3
Warum schließen sich Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen?
Es gibt viele und gute Gründe, die für den Zusammenschluss zu einer Gemeinschaft sprechen:
– Stärke in der Gemeinsamkeit
Sehr schnell können Frauen und Männer von Aufgaben, Schwierigkeiten und Not überfordert werden. Die Erfahrung, nicht allein zu sein, stärkt jeden in seinem Tun. Gemeinsam kann man mehr bewegen als allein.
– Vielfalt in der Verschiedenheit
In unserem Leben spielt die Kreativität eine große Rolle. Dies gilt für die Gestaltung des alltäglichen Lebens wie auch für das Lösen von Problemen. Deshalb werden häufig Arbeitsgruppen gebildet. Eine Gemeinschaft ist ein guter Raum, in dem Ideen wachsen und zur Entfaltung gebracht werden können.
– Freude in der Gemeinschaft
Durch das Zusammenschließen (z.B. bei Sport und Spiel, beim Erleben der Natur, beim Musizieren und Singen, auf Reisen) erleben Menschen viel Freude.
All diese Erfahrungen lassen sich kurz auf einen Nenner bringen: Gemeinschaft stärkt und hilft dem Einzelnen. Oder mathematisch ausgedrückt: 1+1+1=3
Mehr als die Summe der Einzelnen
Die eben genannten Kriterien sprechen für eine Gemeinschaft, sind aber nicht unbedingt zwingend für eine solche. Jeder einzelne könnte auch ohne die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft leben, auch ein geistliches Leben. Das kann man auch sehen und erleben: dass eine Gemeinschaft lediglich gesucht und gelebt wird, wenn ich Bedarf (z.B. Unterstützungsbedarf) habe. – Ich wage aber zu behaupten, dass dies allein nicht ausreicht in dem Bemühen um Einheit. Das geht nur, wenn ich in der Gemeinschaft ein „mehr“ sehe, das für mich wertvoll und erstrebenswert ist.
Der Wert der Kommunikation
Bei Eheseminaren wurden folgende Übungen durchgeführt: Jedes Paar sollte mit schon beschrifteten Bausteinen ein Haus bauen. Was ihnen wichtig war, wurde in das Fundament gelegt, was ihnen unwichtig erschien, kam auf den Bauschutt. Im Anschluss wurden die Häuser vorgestellt. Viele Paare haben dabei berichtet, dass nicht die Darstellung des fertigen Hauses das entscheidende war, sondern die beim Bau des Hauses stattgefundene Kommunikation besonders wertvoll empfunden haben.
Der Wert des Überflüssigen
Die Verlockung ist groß, im Leben das notwendige vom nicht-notwendigen zu unterscheiden und sich von allem, was nicht notwendig ist, zu trennen: Das brauche ich nicht, das ist überflüssig.
Dazu ein interessantes Experiment. Sie bauchen zum Stehen wenige Quadratzentimeter Erde, auf die Sie Ihre Füße gesetzt haben. Würde man Ihnen aber die Erde (besser: den Boden) ringsherum entziehen, würde Ihnen schnell schwindlig werden, und Sie würden Angst bekommen. Auch wenn ich den Boden um mich herum nicht zum Stehen brauche, geben sie mir doch Halt und sind wichtig.
Geistliche Übung: Sammeln Sie doch mal in einer Tabelle (mit 2 Spalten), was unbedingt notwendig ist, und was erst einmal nicht unbedingt notwendig ist. Und dann gehen Sie mal in die zweite Spalte (nicht notwendig), und prüfen Sie mal, welchen Wert diese Dinge für Sie haben.
Der Wert der Anderen
Die stärkste Motivation für den Wert der Gemeinschaft scheint mir immer noch die Wertschätzung des Einzelnen zu sein. Das Beitreten zu einer Gemeinschaft ist oft von der Wertschätzung eines Anderen geprägt. Übrigens haben auch Berufungsgeschichten häufig ihren Ursprung darin, dass ich einen Menschen schätzen und lieben gelernt habe.
Suchen und Vertiefen der Einheit
Der Wert, den ich in der Gemeinschaft sehe, ist eine gute Motivation, sich um Einheit zu bemühen und sie vertiefen. Provokativ gesprochen: wer in der Gemeinschaft lediglich einen Zweckverband sieht, wird jede Gelegenheit nutzen, aus der Gemeinschaft innerlich und vielleicht auch äußerlich herauszutreten. Umkehrt aber kann der Wert, den für mich eine Gemeinschaft hat, meine eigene Identifikation mit der Gemeinschaft fördern und meinen Beitrag zur Einheit vertiefen. Oder noch einmal mathematisch ausgedrückt: 1+1+1=4.
Prälat Dr. Stefan Dybowski
17.06.2021 Monatsvortrag Kloster St. Augustinus, Berlin-Lankwitz
Aug. 6, 2021 | FORUM
In diesem 2. Artikel über das Buch von Sr. Joan Chittister möchte ich Sie dazu einladen, über die Ordensgelübde nachzudenken, und zwar speziell über das Gelübde der Keuschheit, welches Sr. Joan im Kapitel 11 ihres Buches im Kontext von Sexualität, Vollkommenheit und Hingabe beschreibt.
Sr. Joan hat diesem Kapitel den Titel „Ruf nach Liebe“ gegeben. Und wieder muss ich sagen, dass diese Seiten, wie das gesamte Buch, eine Art Sprengstoff sind, eine Herausforderung und Provokation, die zum Überdenken bisher gelebter und geglaubter Grundsätze zwingen. Doch wer sich dieser Herausforderung stellt, kann gerade in diesem oft als Einengung gesehenen Gelübde eine Weite und Befreiung erfahren, die das Leben bereichert und lebenswert macht.
Sr. Joan beschreibt u.a., wie Keuschheit über Jahrhunderte hindurch, besonders in Frauen-gemeinschaften gelebt und verstanden wurde: „Das Ordensleben wurde zu einer Übung der Entkörperlichung, zu einer Spiritualität der Geschlechtslosigkeit, der Distanz, der Sicherheit und Angst… In einem solchen Klima stand die Begegnung zwischen den Personen ganz unten auf der Leiter spiritueller Entwicklung. Freundschaften in den Gemeinschaften beschränkten sich auf flüchtige Kontakte… Das Leben war da, um verneint zu werden… Arbeit ersetzte menschliche Beziehungen. Das Gemeinschaftsleben wurde ein Leben, in dem Fremde lernten, miteinander einsam zu sein.“
Die Autorin beschreibt die Situation, wie sie bis vor wenigen Jahrzehnten in den meisten Frauengemeinschaften üblich war. Und auch wenn wir, spätestens seit dem 2. Vatikanum versuchen, uns für eine neue und zeitgemäße Ordenstheologie zu öffnen und unsere Konstitutionen und Lebensregeln dahingehend zu überarbeiten, ist dieses jahrhundertealte Denken in unseren Köpfen noch vielfach festgeschrieben. Und ein überliefertes Denkmuster, eine Mentalität zu ändern, gehört zu den schwierigsten und langwierigsten Aufgaben und Herausforderungen.
Doch die Autorin zeigt auch auf, welche Vision sie für das Leben als Ordensfrau hat und wie es gelingen kann, Keuschheit, Sexualität, Liebe und Liebesfähigkeit im Ordensleben zu integrieren: „Eine Keuschheit, die Liebe und Freundschaft unmöglich macht, die der Privatsphäre misstraut und persönliche Gefühle nicht zulassen will, verfehlt den Sinn von Keuschheit. Bei der Keuschheit geht es nicht darum, nicht zu lieben. Sie lehrt uns, gut zu lieben, großherzig zu lieben, schwungvoll zu lieben.“ Und an anderer Stelle: „Die Fähigkeit, Gefühle zu zeigen, ist ein Geschenk. Wenn sie beschnitten … wird, treibt sie Menschen in die Enge. Wird sie freigesetzt, bekommt die Seele Flügel…. Ohne Liebe siecht das Leben dahin und lässt uns mit leeren Händen zurück.“
In diesem Zusammenhang fiel mir ein Treffen mit Mitschwestern ein, bei dem es um das Thema Keuschheit und Sexualität im Ordensleben ging. Wir sprachen darüber, dass unser Leib, ja unsere Sexualität eine Gabe Gottes sind, nichts Unsauberes und Schlechtes und dass auch wir als Ordensfrauen uns dieser Gaben bewusst werden müssen. Auch wenn wir die Sexualität nicht ausleben, müssen wir sie annehmen und ihre Energie, Zärtlichkeit und Liebesfähigkeit kanalisieren und all den Menschen zukommen lassen, denen wir dienen. So hilft und befähigt sie uns, uns selbst und die anderen zu lieben, ohne uns dabei an eine Person zu binden. Für viele Schwestern (alle schon im fortgeschrittenen Alter) war das eine Offenbarung und Befreiung. Eine Schwester sagte: Das hätte man uns schon vor Jahren sagen müssen.
Sr. Joan hat dies auf den Punkt gebracht: „Liebe ohne sexuelle Praxis, wunderbar auf Grund ihrer unermüdlichen Aufmerksamkeit, lehrt uns die Schönheit der liebenden Seele und die Erfüllung, die das Überschreiben des Selbst, des Ich-bin, um der anderen willen begleitet. Keuschheit ohne Liebe zu lehren heißt so viel wie spirituelle Übungen ohne Gott zu vermitteln.“
Mit dem Anfangszitat des Kapitels 11 „Ruf nach Liebe“ will ich meine Ausführungen beenden. Dieses Zitat von Henry Ward Beecher fasst meines Erachtens nach alles zusammen, was die Autorin zu dem Thema geschrieben hat: „Ich wusste nicht, wie man Gott verehren und anbeten sollte, bis ich wusste, wie man liebt.“
Ich hoffe, ich habe wenigstens in einigen von Ihnen den Wunsch geweckt, das Buch von Sr. Joan nicht nur in Ausschnitten, sondern ganz zu lesen. Es lohnt sich, auch wenn es uns zunächst unruhig macht. Aber es führt weiter, erweitert den Horizont und lässt uns etwas von der Schönheit des Ordenslebens erahnen, was wir in unserem Alltag oft übersehen bzw. nicht sehen können, weil seine Schönheit verkrustet und unter der Asche verborgen ist. Möge das Buch uns dabei helfen, die Glut, ja das Feuer in uns neu zu entfachen!
Sr. Petra Ladig
Aug. 1, 2021 | POSITIVE IMPULSE
Wir alle mögen Wertschätzung. Und manchmal sehnen wir uns sogar danach – nach einem Schulterklopfen, einem guten Wort. Wenn wir diese Wertschätzung nicht erfahren, fühlen wir uns leer. Eine Leere, die von der Sehnsucht nach einem Klaps oder einem Wort herrührt! Was tun Sie eigentlich, wenn Sie sich diesem Gefühl der Leere hingeben? Sie setzen damit Ihre eigene harte Arbeit herab. Ihre Bemühungen haben einen eigenen Wert, wenn sie mit Überzeugung und Liebe gemacht werden. Wenn Sie es selbst nicht zu schätzen wissen und sich mit der Leere füllen, die durch die fehlende Wertschätzung von anderen entsteht, werden Sie sich selbst nicht gerecht. Lernen Sie, Ihre Aufgabe, auch die kleinste, mit der Überzeugung zu erfüllen, dass sie wertvoll ist, und den Unterschied zu sehen, den sie macht. Sie sollen sich nicht von dem Wunsch nach einem Klaps o.a. bestimmen lassen!
Don Giorgio