Okt. 22, 2021 | POSITIVE IMPULSE
Eine der Möglichkeiten, wie wir unser Leben und vor allem das Leben der Menschen um uns herum verkomplizieren, besteht darin, dass wir unser eigenes Problem als das Problem der ganzen Welt darstellen. Dasselbe gilt für Erfahrungen. Das verkompliziert die ganze Situation um uns herum. Wenn ich mein Problem, mit dem ich mich befassen soll, als ein allgemeines Problem darstelle, verwirre ich alle um mich herum, nur weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Mein Problem als das Problem aller darzustellen, ist keine Lösung für mein Problem. Vermeiden Sie solche Situationen, indem Sie Ihre Probleme selbst mit Mut angehen, um das Leben der Menschen um uns herum zu erleichtern.
Don Giorgio
Okt. 20, 2021 | SPIRITUALITÄT
Im Laufe der vielen Gedanken, die wir uns jetzt schon zum Thema „Einheit“ gemacht haben, ist eines ganz klar geworden. Einheit ist nicht etwas, was da ist. Einheit sind Beziehungen, die entstehen, die wachsen und vertieft werden können, und mit denen man achtsam umgehen müsse, damit sie nicht verloren gehen (s. auch den Brief von Sr. Sybilla). Daher möchte ich heute mit Ihnen darüber nachdenken, wie die Einheit entstehen und vertieft werden kann.
Einheit fängt bei mir an
Es gibt eine Erkenntnis, die wir im Laufe unseres Lebens machen – der eine früher, der andere später, und die oft sehr schmerzlich ist: Ich kann mir meine Mitmenschen nicht backen, d.h. sie mir so zurechtbiegen, wie ich sie gern haben möchte. Das würde höchstens mit Gewalt gehen und rächt sich oft bitter. Die Weltgeschichte kennt dafür zahlreiche Beispiele, und auch viele Menschen können von diesen Erfahrungen erzählen: Eltern, Lehrer, Seelsorger. Das ist auch eine wichtige Erkenntnis für jede Gemeinschaft. Ich kann die Einheit nicht machen, indem ich die Anderen durch Vorschriften und Regeln zu einem gemeinsamen Tun anhalte.
Ich kann nicht die Anderen verändern. Veränderung kann nur bei mir selbst beginnen. So beginnt auch der erste Schritt zur Einheit bei mir selbst.
Einheit wächst schrittweise
Eines der bekanntesten Gleichnis Jesu ist das Gleichnis von den Samenkörnern. Die Natur braucht viel Zeit, um zu wachsen und Früchte zu bringen. Was für die Natur gilt, gilt auch für das Leben der Menschen. Dazu zwei aktuelle Beispiele:
– Deutsche Einheit
Zum Thema Einheit können wir viel aus der deutschen Geschichte lernen. Eine von diesen Erfahrungen ist, dass Einheit sich nur langsam entwickelt. Nach der Zeit der Abgrenzung im „kalten Krieg“ folgte in Deutschland eine Politik der Annäherung der beiden deutschen Staaten. Und es war ein langer Weg, der zur Wiedervereinigung geführt hat.
– Ökumene
Ähnliche Erfahrungen gibt es auch im Bereich der Ökumene. Auch hier gibt es viele Bemühungen um die Annäherung der beiden großen christlichen Konfessionen.
Vor allem wird deutlich, dass diese Annäherung von unten geschieht. Menschen lernen einander kennen, entdecken die liebenswerten Seiten und Stärken des Anderen und können so Trennungen und Spaltungen überwinden.
Einheit kostet etwas
Kennen Sie den Spruch: „Was nichts kostet, ist auch nichts wert.“ So ganz viel halte ich nicht von diesem Spruch. Es ist so ähnlich wie die irrige Meinung, dass Medizin bitter schmecken muss, wenn sie helfen soll. Doch bei der Einheit würde ich schon sagen, dass ihren Preis hat. Was kostet die Einheit?
Erinnerungen an die Schulzeit: Manche Kinder haben das Lesen und Rechnen schneller gelernt, manche Kinder brauchten länger dazu. Unsere Lehrerin hatte oft viel Geduld aufgewandt, damit auch die Schwächeren nachkommen und die Klasse nicht in zwei Gruppen gespalten wurde.
Erfahrungen bei einer gemeinsamen Wanderung: die Schnellen in der Gruppe mussten immer wieder warten, damit wir als Gruppe gemeinsam das Ziel erreichen konnten.
Geduld, Rücksichtnahme, die dazu notwendige Demut … das sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Einheit.
Ein Stück von dir hergeben
Der schönste, aber sicher auch teuerste Preis für die Einheit möchte ich Ihnen mit der Geschichte vom Salzmännchen erzählen.
Ein Salzmännchen kam auf seiner Wanderung durch die endlosen Wüsten schließlich ans Meer. Es hatte das Meer noch nie gesehen und stand ganz fasziniert davor. Es war beeindruckt von der Kraft seiner Wellen und spürte die Frische, die von ihm aus ging.
„Guten Tag!“ sagte das Salzmännchen. – „Guten Tag,“ antwortete das Meer. Wer bist du?“ fragte das Salzmännchen. -„Ich bin das Meer,“ antwortete dieses. „Was heißt das?“ fragte das Salzmännchen. „Ich kenne dich noch nicht.“ – „Wenn du mich kennen lernen willst, musst du näher kommen.“
Das Salzmännchen ging also ein Schritt näher heran, und dann noch einen Schritt und noch einen, bis es mit einem Fuß im Wasser stand. Und tatsächlich: auf einmal spürte es die herrliche Frische des Meeres und seine Kraft. Als es aber wieder aus dem Wasser herausging und auf seinen Fuß schaute, war der Fuß weg.
„Was hast du mit meinem Fuß gemacht?“, fragte das Salzmännchen ganz aufgeregt?“ Aber das Meer blieb ganz ruhig: „Wenn du mich kennen lernen willst, musst du ein Stück von dir hergeben.“ – „Wenn du mich kennen lernen willst, musst du ein Stück von dir hergeben,“ wiederholte das Salzmännchen, um es sich gut zu merken. Und wieder setzte es einen Fuß in das Meer, und dann den anderen, und immer weiter und weiter ging es hinein und hatte dabei das beglückende Gefühl, das Meer immer besser kennen zu lernen.
(aus dem Chinesischen)
Wenn du mich kennenlernen willst, musst du etwas von dir hergeben … das gilt für das Entstehen und Wachsen von Beziehungen, das gilt auch für die Einheit einer Gemeinschaft.
Prälat Dr. Stefan Dybowski
13.09.2021 Monatsvortrag Kloster St. Augustinus, Berlin-Lankwitz
Okt. 19, 2021 | GESCHICHTE, NACHRICHTEN
In dieser Messe richtete der Priester während der Gabenbereitung stellvertretend für uns alle die Bitte an Gott: Möge deine Gnade uns immer vorausgehen und uns stets begleiten und unseren Eifer zu guten Werken stärken.
Der erste Ort im Leben einer jeden von uns, von dem wir lernen können, eifrig zu sein und gute Taten zu tun, ist unser Elternhaus. Dies war auch das Haus des Dieners Gottes, Pfarrer Johannes Schneider.
Unser Vater und Stifter wurde am 11. Januar 1824 in Mieszkowice (Dittmannsdorf) in der Region Prudnik (Neustadt) geboren. Zwei Tage später wurde er in der örtlichen St. George’s Kirche getauft. Er erhielt den Namen Johann Georg, den auch sein Vater und sein Großvater väterlicherseits trugen. Sein Vater und seine Patin stammten aus Mieszkowice, und eine weitere Patin stammte aus dem Heimatdorf seiner Mutter Katharina, d.h. aus Laka Prudnicka.
In der Familie Schneider wurden später noch zwei Schwestern geboren, und so war die fünfköpfige Familie das Umfeld, das die Haltung unseres Stifters prägte, der für menschliches Elend empfänglich wurde und sich mühte, Menschen zu retten, die am Abgrund des moralisch Bösen standen.
Heute, am Ortsrand von Mieszkowice, ist das Haus der Familie unseres Stifters nicht mehr zu sehen. Hier stellte unsere Kongregation eine Statue der Unbefleckten Mutter Gottes auf.
Die Katholiken in Mieszkowice waren im Vergleich zu den dort lebenden Protestanten in der Minderheit. Im Nachbardorf Rudziczka (Riegersdorf) gab es eine katholische Grundschule, die auch eine Pfarrkirche besaß. Von seinem sechsten Lebensjahr an ging Johannes jeden Tag die zweieinhalb Kilometer zur Schule, bis er die siebte Klasse erreichte. Er besuchte auch regelmäßig die Messe in der Kirche in Mieszkowice. Er hatte einen für ihn unmöglich erscheinden Traum: Er wollte Gott als Priester dienen. Dazu gehörte jedoch der Erwerb einer Sekundar- und Hochschulausbildung. Seine Eltern konnten es sich aber nicht leisten, ihren Sohn zur Schule zu schicken.
Die göttliche Vorsehung stellte ihm den edlen Pfarrer in Rudziczka, Pfarrer Anton Hoffmann, zur Seite, der ein großes Interesse daran hatte, den Kindern eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung zu ermöglichen und ihre kühnen Träume zu verwirklichen. Während seiner Zeit als Gemeindepfarrer half er drei Jungen, dass sie Priester werden konnten. Einer von ihnen war Johannes Schneider. Der Pfarrer überzeugte die Eltern, ihren Sohn ins Carolinum in Nysa (Neisse) zu schicken, und unterstützte sie finanziell. Es war ein traditionsreiches Gymnasium, zu dessen Absolventen auch der polnische König Michał Korybut Wiśniowiecki und der Sohn von König Jan III. gehörten. Die acht Jahre der Ausbildung in Nysa vergingen für unseren Stifter mit fleißigem Studium, materiellen Entbehrungen und dem Dienst als Messdiener in der Schulkirche Mariä Himmelfahrt. Johannes hatte keine Uhr und es war nicht leicht für ihn, pünktlich aufzuwachen, um 5.00 Uhr morgens am Fuß des Altars zu stehen und dem Rektor des Carolinums bei der Messe zu dienen. Aber es gelang ihm immer. Für seinen Dienst als Messdiener erhielt er einen Taler pro Jahr, was damals dem Lohn eines Landarbeiters für eine Woche Arbeit entsprach.
Er legte 1845 seine Reifeprüfung ab. Auf seinem Reifezeugnis stand, dass Johannes in allen Fächern sehr fleißig und bei allem, was er tat, pünktlich, ordentlich und eifrig war. Er erhielt hervorragende Noten in Religion und Mathematik. Leider konnte sich seine Mutter nicht an den Erfolgen ihres Sohnes erfreuen, da sie ein Jahr zuvor verstorben war.
Mit diesem Reifezeugnis in der Hand reiste Johannes Schneider nach Wrocław.
Fragen wir uns in einem Moment des Nachdenkens:
Was ist von meinen Jugendträumen geblieben? Wer hat mich bei der Verwirklichung meiner tiefsten Wünsche unterstützt?
Sr.M. Elżbieta Cińcio
Okt. 14, 2021 | POSITIVE IMPULSE
Die Meinung der Menschen, die uns nahe stehen, hat einen großen Einfluss auf uns und führt oft zu Vorurteilen gegenüber anderen. Wir müssen uns darin üben, die Meinungen als Werkzeuge zu nutzen, die uns zur Verfügung stehen, und nicht als Brillen, durch die wir die Anderen sehen. Wenn wir die Meinungen anderer als Brille benutzen, verlieren wir die Möglichkeit, diese Person aus unserer eigenen Perspektive zu sehen. So verlieren Sie ihre Freiheit und werden konditioniert. Üben Sie sich also darin, die Rückmeldungen über Personen als komplementär oder ergänzend zu nutzen und nicht zuzulassen, dass sie an die Stelle Ihrer direkten und offenen Erfahrung mit dieser Person treten.
Don Giorgio
Okt. 12, 2021 | NACHRICHTEN
Am 07. Dezember 2021 jährt sich der Tod unseres Stifters, des Dieners Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, zum 145. Mal.
Breslau nahm 1876 Abschied von einem Priester, der der Kirche, der Stadt, den Gemeindemitgliedern, den Schwestern und den Menschen sehr zugetan war. Pfarrer Johannes „war wie ein Feuer, das mit der Flamme der Jugend brannte – in der Seelsorge, in der Arbeit für karitative Werke und in der Gründung einer neuen Kongregation. Er hat sich nie ausgeruht, ihm wurde zweimal ein Erholungsurlaub verordnet, um seine Gesundheit wiederherzustellen“, erinnert sich Pater Władysław Bochnak. Pfarrer Johannes, der auch der Apostel der Barmherzigkeit genannt wird, hat seine Zeit für die Bedürftigen nicht gezählt, er war ein leidenschaftlicher Seelsorger, der in seinem Dienst für die Gläubigen der Pfarrei der Seligen Jungfrau Maria auf dem Sande in Breslau voll präsent war. Als Pfarrer engagierte er sich stark für das Leben der ihm anvertrauten Pfarrei St. Matthias, indem er zahlreiche soziale und karitative Aktivitäten unternahm und gleichzeitig eine neue Ordensgemeinschaft gründete und leitete. Seine intensive Tätigkeit für das Wohl so vieler Seelen in so vielen pastoralen Bereichen führte zu einer vorzeitigen Erschöpfung seines Organismus, an der er im Alter von 53 Jahren starb. Sein Tod hat viele berührt. Fürstbischof Heinrich Förster sagte über ihn Folgendes: „Er war eine große Zierde für die Pfarrer in Schlesien, und zwar wegen seines außerordentlichen Eifers, seiner Willensstärke und seines tiefen inneren Lebens.“
Der Trauergottesdienst wurde in der Kirche St. Matthias in Breslau von Pater Robert Spiske, dem Gründer der Hedwigsschwestern, zelebriert. Die Predigt hielt der Pfarrer der Pfarrei St. Michael in Wrocław, Pater Gustav Haucke, der sich an den verstorbenen Priester wandte:
„Und nun, geliebter entschlafener Bruder, ziehe hinaus aus Deiner teuren Matthiaskirche, die Du so gern geschmückt und restauriert hast! Ziehe hinaus unter dem Geleite Deiner Herde und Deiner Amtsbrüder auf den Ort des Friedens, in die Wohnung, die Dir niemand streitig machen wird. (…). (…) Es folgen Dir nach die Dankestränen und Fürbitten Deiner Gemeinde, Deiner Verwandten und Deiner Schützlinge. Es folgen Dir nach das Memento Deiner Mitbrüder (…), Deine guten Werke und Verdienste, die Jesus Christus, unser Herr und Richter, Dir belohnen wolle mit des Himmels Wonne und Seligkeit.”
Der Diener Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, starb in seinem 53. Lebensjahr am 7. Dezember 1876 in Breslau, am Vorabend des Festes der Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria.
Als geistliche Töchter von Pfarrer Johannes beten wir in allen Ordenskonventen der Provinz am ersten Dienstag eines jeden Monats um das Geschenk der Seligsprechung unseres Stifters. In diesem Jahr wird auf Vorschlag der Provinzoberin der polnischen Provinz, Sr. M. Magdalena Zabłotna, dieses Gebet als Novene am Dienstag jeder Woche (vom 5.10. – 30.11.) mit einem Vortrag von Sr. Elżbieta Cińcio verbunden, die es den Teilnehmern der Andacht ermöglichen, die Etappen des Lebens des Dieners Gottes besser kennen zu lernen.
Unsere Schwestern, die sich aus den verschiedenen Einrichtungen in der Sandkirche in Breslau versammeln, halten zunächst mit den Gläubigen zunächst eine Anbetung, verbunden mit dem Rosenkranzgebet. Der Vortrag von Schwester Elżbieta findet vor der Heiligen Messe um 18.00 Uhr statt. Im ersten Vortrag stellte sie die Profile der Eltern unseres Stifters, Katherina und Johann, vor und brachte den Zuhörern die Atmosphäre im Haus der kleinen Familie nahe. Die Eucharistie, die in der Absicht der Seligsprechung unseres Stifters gefeiert wird, wird auch zu einem Dank und einer besonderen Bitte unserer Kongregation um das geistliche Wohl einer jeden von uns persönlich und für die gesamte Kongregation.
Die Novene der Neun Dienstage hat also am 5. Oktober begonnen. Unser Kloster in Racibórz Brzezie wurde zusammen mit den Klöstern in Racibórz und Pyskowice ausgewählt, diese Novenen-Wallfahrt zu beginnen. Jeden folgenden Dienstag wird die Liturgie von einem anderen Haus vorbereitet, und so können alle Schwestern einen spirituellen Blumenstrauß des herzlichen Gebets zu Gott an der Ruhestätte unseres Vaters und Stifters gestalten.
Sr. M. Małgorzata Cur