Klenica ist ein kleines Dorf im Westen Polens. Das Leben hier ist einfach und ruhig. Ein paar kleine Geschäfte, ein Pfarrhaus, eine Kirche, ein vergessener Hof, auf dem eine polnische Nobelpreisträgerin ihre Kindheit verbrachte, eine Feuerwache, eine kleine Grundschule, zwei Bushaltestellen … und das Pflege- und Bildungszentrum. Über letzteres wird nur wenig gesagt. Hier leben Kinder aus Problemfamilien, mit unterschiedlichen Lebensläufen, vielen Belastungen und schwierigen Geschichten in ihren Kurzbiographien. Man könnte sagen – eine Einrichtung wie andere Einrichtung dieser Art, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass die Träger und die Menschen, die sie leiten, die Marienschwestern v.d.U.E sind. Schwester Veronika, eine Person mit großem Herzen und großem Mut, leitete die Einrichtung mehrere Jahre lang. Gemeinsam mit den Schwestern musste sie sich großen Herausforderungen stellen und unter schwierigen Umständen beginnen. Heute wird die Einrichtung umstrukturiert. Die Leitung hat gewechselt und es ist eine selbstverwaltete Einrichtung geworden, deren Leitungsorgan das Bezirksamt ist. Wie Heraklit von Ephesus zu sagen pflegte, „alles fließt und nichts bleibt, wie es ist“, aber trotz vieler Veränderungen, machen die Schwestern weiter. Warum? Die Antwort ist einfach – sie lieben die Menschen. Die Arbeit mit den Schwestern ist für uns Erzieher und Erzieherinnen eine außergewöhnliche Erfahrung und wir entdecken dabei, was für sie wichtig ist.
Vor ein paar Wochen, und dieser kurze Text wurde Anfang Dezember 2020 geschrieben, gab es viel Werbung für unser Haus. Zuerst dank einer der sozialen Netzwerke im Internet, dann dank verschiedener Fernsehsender. Anlässlich des Nikolaustages hatten wir uns eine Aktion ausgedacht – wir haben Internetnutzer gebeten, Geschenke für unsere Kinder zu machen … und zu unserer Überraschung geschahen gute und unfassbare Dinge. Die Kuriere, Postboten und Paketzusteller wurden für mehrere Wochen zu unseren unzertrennlichen Begleitern. Wir haben so viel Gutes bekommen, dass es für uns schwierig wurde, damit umzugehen. Jeder Spender schenkte von Herzen, Sr. Zelia war unermüdlich und beantwortete immer wieder Fragen: Was ist für Zuzi? Welche Mütze schenken wir Kuba? Hat er Größe M oder besser L? Ich habe eine Puppe für Lenka gekauft, wäre der Wagen dann nicht auch gut dazu? Der Nikolaustag war voll von kindlicher Freude. Diese Freude nahm kein Ende, aber das war noch nicht alles – von überall her kam weiterhin Gutes. Frau Anna bot an, neue Matratzen zu kaufen, einer der Personaltrainer aus Zielona Góra brachte einige Packungen mit gesundem Essen, zwei Restaurants beglückten die Kinder mit leckeren Gerichten nach ihrer eigenen Menü-Karte, ein Vertreter einer großen Reinigungsfirma aus Irland startete ein Projekt in seiner Firma, und spendete das Geld für sportliche Aktivitäten für die Kinder, eine große Produktionsfirma schickte Polster und Sitze, Ela vom Friseursalon verbrachte den ganzen Samstag für unsere Kinder und behandelte sie als „Top-Kunden“. Eine unserer ehemaligen Mitarbeiterinnen – Cyntia – wurde schwanger und erhielt sofort Betreuung – wir wurden von einem Gynäkologen aus Poznan kontaktiert und dieser bot kostenlose, private Betreuung für die zukünftige Mutter und ihr Baby an. Sie besuchte uns dann mit ihrem Mann Pawel, einem Orthopäden, und sie brachten ein wunderbares Geschenk mit: Herr Pawel – der Orthopäde – bot an, alle Kinder zu untersuchen und sie zu behandeln, falls es nötig wäre. Solche Dinge passieren hier jeden Tag, trotz der Pandemie, trotz allem. Warum? Die Antwort ist ganz einfach – wir teilen unsere Liebe im echten Leben.
Die Schwestern beten täglich um das Wohlergehen aller unserer Freunde und Helfer. Um die gegenseitige Akzeptanz und das Verständnis unseres Teams. Für ein Lächeln. Für kluge Lösungen. Wir zeigen dem ganzen Team, dass man schöne und wertvolle Dinge tun kann, auch wenn es Unterschiede gibt. Wir Pädagogen tun alles dafür, dass unsere Schüler in einigen Jahren sagen werden – es war keine verlorene und schreckliche Zeit. Wie es sein wird – das wird die Zukunft zeigen.
PS. Ich habe den Text in der Nachtschicht geschrieben und dabei an all die Schwestern gedacht, die mir hier jemals begegnet sind.
PAWEL