Stille

Stille

Stille ist ein Instrument, das sehr mächtig und sehr nützlich in unserem täglichen Leben ist. Die Macht der Stille ist mehr, als wir denken, denn Stille ist gewaltig. Stille kann der Ausgangspunkt für alle Tugenden sein. Das Ausmaß der Stille hängt davon ab, wie sehr Sie auf sich selbst hören können, auf Ihre Bedürfnisse, Ihre Wünsche, Ihre Beschwerden, Ihre Inspirationen… In der Stille entdecken Sie Ihr Selbst. Nehmen Sie sich Zeit, still zu sein und auf Ihr Selbst zu hören. Stille bedeutet, tief in Ihr Selbst einzutauchen. Lernen Sie, still zu sein und genießen Sie Ihre innere Schönheit in der Gegenwart Ihres Schöpfers. In der Stille hören Sie nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zu.

Don Giorgio

Ein Weg mit Ziel

Ein Weg mit Ziel

Bei ihrer Visitation in Tansania fragte mich die Generaloberin Sr. M. Alma, ob ich nach Deutschland gehen möchte. Ich habe mich darüber sehr gefreut und mich gefragt: „Ich, nach Deutschland, wie soll das gehen?

Eine Reise nach Deutschland. Eine Reise mit dem Flugzeug nach Europa. Eine große Herausforderung.  Am 12. Dez. sind Sr. Bakhita und ich losgeflogen und am 13. Dez. in Berlin angekommen. Es hatte geschneit, welche Überraschung für uns. Wir hatten keine warmen Jacken und haben sehr gefroren. Sr. M. Carla hat uns vom Flughafen abgeholt und endlich waren wir im Haus und in der Wärme.

Die zweite Herausforderung war die Sprache. Es war sehr schwer für mich und ich habe mit Händen und Füßen gesprochen (Gebärdensprache), aber die Schwestern haben mich verstanden.

Im Januar fing die Sprachschule an. Es war eine Katastrophe. Ich habe kein Wort verstanden und dann haben wir auch noch Hausaufgaben bekommen.

Ojee! Ich kam nach Hause wie vorher. Es war eine schwere Zeit für mich und ich habe gedacht, diese Sprache kann man nicht lernen.

Geduld! Geduld! In der Ruhe liegt alle Kraft. Nach vier Monaten war vieles besser. Hier habe ich gelernt, dass man für jede fremde Sprache Zeit braucht um sie zu kapieren. Ich habe viel Zeit gebraucht, aber ich bin sehr dankbar, dass es so gut gegangen ist. Meine Motivation war – Never give up. Gib niemals auf.

Mein Traum war es schon als ich Novizin war, Krankenpflegerin zu werden. Ich durfte meine Ausbildung in Cochem machen. Mutter Geduld war immer dabei gewesen.

Nun bin ich schon acht Jahre in Deutschland. Ich arbeite in unserem Pflegeheim und dafür bin ich sehr dankbar und sehr glücklich. Es ist eine schwere Arbeit, aber sie macht Freude und gibt Zufriedenheit. Ich arbeite gern mit alten Menschen. Manche freuen sich, noch in ihrem Alter eine Afrikanerin als Ordensschwester zu sehen. Ich bin sehr froh, wenn ich Menschen, die sich schon aufgegeben haben wieder Hoffnung schenken kann. Dies merke ich an ihren Äußerungen, wie: Du gehörst zu meiner Familie, du bist wie meine Mutter, du bist wie meine Schwester usw. „. Dann denke ich an den guten Hirten, der 100 Schafe hatte und das eine verlorene suchte.

Ich wohne in Kreuzberg in einer kleinen Gemeinschaft mit 5 Schwestern. Wir versuchen zusammen das Beste daraus zu machen; und wir genießen jeden Tag als ein Geschenk Gottes. Wo Menschen sind, ist es normal dass es auch Unstimmigkeiten gibt. Das zeigt schon, dass wir keine Engel sind.

Ich liebe meine Kongregation. Ich liebe unseren Stifter und ich liebe meine Mitschwestern.

 

Sr. M. Josephina Kilawe

Gehorsam im Glauben

Gehorsam im Glauben

  1. In der ersten Lesung finden wir den Gott, der wirklich unser Vater sein möchte. Ein Vater, der uns beschützt, der uns korrigiert, der uns respektiert und ein Vater, der uns nie verlassen wird. (2. Samuel 7,1-5, 8-12, 14, 16)
  2. In der zweiten Lesung erkennen wir, dass in Jesus das Geheimnis des Antlitzes dieses Vaters offenbart wird. Diese Offenbarung verlangt den Glauben, und dieser Glaube verlangt den Gehorsam. Denn Er will unser einziger Vater sein. (Römer 16,25-27)
  3. In der Antwort Marias auf die Offenbarung des Engels Gabriel verstehen wir, was der Gehorsam des Glaubens ist. Es ist die Zustimmung, das zu sein, was Gott will, basierend auf dem Vertrauen in das Wort Gottes. Das Unmögliche wird möglich, wenn wir bereit sind, mit Gott zusammenzuarbeiten, den Heiligen Geistes in uns wirken lassen. Wenn Sie bereit sind, sich dem Schutz des Allerhöchsten anzuvertrauen, wird Gott der Hauptakteur in Ihrem Leben. (Lukas 1,26-38)

Don Giorgio

Könnte Grün die Adventsfarbe sein?

Könnte Grün die Adventsfarbe sein?

Jubiläums-Advent

Ich habe ein Bild von einer frohen Sr. Dulcissima auf meinem Schreibtisch, direkt vor meinen Augen. Die lächelnde Dienerin Gottes, von der es heißt, sie sei ein Kind der Gnade, lebte nur 26 Jahre, also 25 Advente. Dies kann man als den „Silbernen Advent” bezeichnen, doch sie war dabei in ihrer Sehnsucht auf dem Himmel fixiert. Schwester Dulcissima wurde von zwei geistlichen Flügeln des Advents getragen. Maranatha! Es war für sie die Vorfreude auf die Geburt des Herrn Jesus und die große Sehnsucht, Christus zu begegnen, der in Herrlichkeit kommt. Ja! Schwester Dulcissima wartete im Advent auf die Ewigkeit.

Alle, die ich verlassen muss, sollen sich nicht vor dem Tod fürchten, denn das ewige Leben wartet auf sie. (…) Vergessen Sie nur nicht zu beten, dass ich auch dort Gott Freude bringen kann. Welch ein Glück ist es, Gott zu sehen, dem ich begegnen werde!

In einem Brief vom 15. Dezember an die Generaloberin Sr. M. Clothilde Mende wird diese Tatsache von ihrer Betreuerin, Oberin Schwester Lazaria Stefanik, bestätigt, wenn sie schreibt:

(…). S. M. Dulcissima vermisst den Himmel sehr und bittet die heilige Therese ständig, zu Jesus gehen zu dürfen. Manchmal erträgt sie das Leid, das für andere Menschen unmöglich ist, und doch hilft sie uns im Haus.

Grüne Brille

Das Warten auf das Weihnachtsfest war für  Sr. Dulcissima auch eine Zeit, in der sie mit der Krankheit zu kämpfen hatte. Zu Beginn des Jahres 1933 verschlechtert sich das Sehvermögen von Schwester Dulcissi. Dadurch sah sie immer weniger, und das führt zu eingeschränkten Möglichkeiten, sich selbständig zu bewegen. Dann setzte sie eine grüne Brille auf, um die Kopfschmerzen zu reduzieren, und betrachtet Jesus in ihrem Herzen und wartet auf den Moment, in dem sie ihn von Angesicht zu Angesicht sehen würde. Die Schwester lebte mit Hoffnung, schaute mit Hoffnung, liebte den gegenwärtigen Moment in der Hoffnung, Ihm in der Ewigkeit zu begegnen. Es ist eine Hoffnung, die ihren Wunsch intensivierte, mit freudigem Herzen zu Jesus zu gehen.

Violette Tage

Die schmerzhaften Leiden des Advents 1934 opferte sie für die Kongregation der Marienschwestern v.d.U.E. und die Oberinnen auf. Im Gebet gedachte sie auch der Priester und Seelen im Fegefeuer, die gelitten haben. Offenbar waren ihre Leiden sehr stark und schmerzhaft, wie Schwester Maria Lazaria in einem Brief an die Oberinnen am 8. Dezember erwähnt und am 14. Dezember hinzufügt:

Der Heiland verlangt immer mehr von Sr. M. Dulcissima. Der Schmerz nimmt allmählich zu. Es wird zu großen Unruhen und Verfolgungen kommen. … Schwester Dulcissima hört einen Hilfeschrei, den sie nicht vergessen kann. Sie sieht Priester und Ordensleute, die von den Feinden gefangen gehalten werden. Sie bittet um Hilfe für diese Menschen. Auch uns sollte geholfen werden, wenn sie uns genauso behandeln. Als Ordensfrauen können wir beten, viel opfern, Verdienste sammeln und sie an andere weitergeben. Die Welt hängt an einem Faden und dieser Faden ist die Opferbereitschaft.

Für Sr. Dulcissima ist der nächste Advent 1935 das Erlebnis, dass ihre geistliche Freundin, die hl. Therese vom Kinde Jesu, die ihr so viel erzählt hatte, sie nun für den ganzen Advent verließ. Auf diese Weise erlaubte sie Schwester Dulcissima, ihren eigenen Weg zum Kind von Bethlehem zu gehen. Sie befand sich in einem Schmerzenszustand, es stach ihr ins Herz und sie weinte krampfhaft Tag und Nacht, und das dreieinhalb Wochen – fast ohne Schlaf. Die Magd Gottes wurde wie ein hilfloses kleines Kind, nicht nur in ihrer Sprache, sondern auch in ihrem ganzen Verhalten.

Die Pracht des Sterns von Bethlehem

In Erwartung des Tages der Geburt Christi bat die Dienerin Gottes, Schwester Maria Dulcissima Hoffmann, um die Gnade der Hoffnung: mit Hoffnung zu schauen, Hoffnung zu bringen. Und Hoffnung ist mehr als Optimismus. Es ist eine Art zu leben und weiter zu geben. Es ist eine Brücke zwischen Glaube und Liebe.

Lassen wir uns von Gott aufrütteln durch das immer neue Licht, das er uns offenbaren will. Die Bittee der Kreuzesbraut nach der adventlichen Hoffnung möge auch uns dazu führen, Weihnachten im Licht des Sterns von Bethlehem zu feiern.

Lassen wir uns von den Worten einer Schwester leiten, die in ihrem religiösen Alltag geheiligt wurde:

Bald wird Weihnachten sein. Was bedeutet Weihnachten für die Seele? Weihnachten bedeutet: die Ankunft, die Wiedergeburt von Jesus Christus in unserer Seele. Auch Ihr Herz sollte mit den Gnaden der Heiligen Kommunion geschmückt sein, denn sie klopft an Ihre Tür und bittet Sie, zu kommen. Was wollen wir ihm geben? Welchen Gnadenschatz wird es uns bringen und welches Kreuz? So wie Gott es will, so soll es sein! Haben Sie einfach Mut und denken Sie oft: Ich will, muss und kann ein Heiliger sein!

Maranatha! Komm, Herr Jesus!

Und wenn Weihnachten kommt, schreibt Schwester Dulcissima:

Lasst uns oft zur Krippe gehen und viele Schätze, Kraft und Mut für das neue Jahr mitnehmen. Dort werden wir alles erhalten: Gottes Vertrauen und die Einwilligung in  Gottes Willen.

Sr. M. Małgorzata Cur SMI

 

 

GELEBTE LIEBE

GELEBTE LIEBE

Klenica ist ein kleines Dorf im Westen Polens. Das Leben hier ist einfach und ruhig. Ein paar kleine Geschäfte, ein Pfarrhaus, eine Kirche, ein vergessener Hof, auf  dem eine polnische Nobelpreisträgerin ihre Kindheit verbrachte, eine Feuerwache, eine kleine Grundschule, zwei Bushaltestellen … und das Pflege- und Bildungszentrum. Über letzteres wird nur wenig gesagt. Hier leben Kinder aus Problemfamilien, mit unterschiedlichen Lebensläufen, vielen Belastungen und schwierigen Geschichten in ihren Kurzbiographien. Man könnte sagen – eine Einrichtung wie andere Einrichtung dieser Art, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass die Träger und die Menschen, die sie leiten, die Marienschwestern v.d.U.E sind. Schwester Veronika, eine Person mit großem Herzen und großem Mut, leitete die Einrichtung mehrere Jahre lang. Gemeinsam mit den Schwestern musste sie sich großen Herausforderungen stellen und unter schwierigen Umständen beginnen. Heute wird die Einrichtung umstrukturiert. Die Leitung hat gewechselt und es ist eine selbstverwaltete Einrichtung geworden, deren Leitungsorgan das Bezirksamt ist. Wie Heraklit von Ephesus zu sagen pflegte, „alles fließt und nichts bleibt, wie es ist“, aber trotz vieler Veränderungen, machen die Schwestern weiter. Warum? Die Antwort ist einfach – sie lieben die Menschen. Die Arbeit mit den Schwestern ist für uns Erzieher und Erzieherinnen eine außergewöhnliche Erfahrung und wir entdecken dabei, was für sie wichtig ist.

Vor ein paar Wochen, und dieser kurze Text wurde Anfang Dezember 2020 geschrieben, gab es viel Werbung für unser Haus. Zuerst dank einer der sozialen Netzwerke im Internet, dann dank verschiedener Fernsehsender. Anlässlich des Nikolaustages hatten wir uns eine Aktion ausgedacht – wir haben Internetnutzer gebeten, Geschenke für unsere Kinder zu machen … und zu unserer Überraschung geschahen gute und unfassbare Dinge. Die Kuriere, Postboten und Paketzusteller wurden für mehrere Wochen zu unseren unzertrennlichen Begleitern. Wir haben so viel Gutes bekommen, dass es für uns schwierig wurde, damit umzugehen. Jeder Spender schenkte von Herzen, Sr. Zelia war unermüdlich und beantwortete immer wieder Fragen: Was ist für Zuzi? Welche Mütze schenken wir Kuba? Hat er Größe M oder besser L? Ich habe eine Puppe für Lenka gekauft, wäre der Wagen dann nicht auch gut dazu? Der Nikolaustag war voll von kindlicher Freude. Diese Freude nahm kein Ende, aber das war noch nicht alles – von überall her kam weiterhin Gutes. Frau Anna bot an, neue Matratzen zu kaufen, einer der Personaltrainer aus Zielona Góra brachte einige Packungen mit gesundem Essen, zwei Restaurants beglückten die Kinder mit leckeren Gerichten nach ihrer eigenen Menü-Karte, ein Vertreter einer großen Reinigungsfirma aus Irland startete ein Projekt in seiner Firma, und spendete  das Geld für sportliche Aktivitäten für die Kinder, eine große Produktionsfirma schickte Polster und Sitze, Ela vom Friseursalon verbrachte den ganzen Samstag für unsere Kinder und behandelte sie als „Top-Kunden“. Eine unserer ehemaligen Mitarbeiterinnen – Cyntia – wurde schwanger und erhielt sofort Betreuung – wir wurden von einem Gynäkologen aus Poznan kontaktiert und dieser bot kostenlose, private Betreuung für die zukünftige Mutter und ihr Baby an. Sie besuchte uns dann mit ihrem Mann Pawel, einem Orthopäden, und sie brachten ein wunderbares Geschenk mit:  Herr Pawel – der Orthopäde – bot an, alle Kinder zu untersuchen und sie zu behandeln, falls es nötig wäre. Solche Dinge passieren hier jeden Tag, trotz der Pandemie, trotz allem. Warum? Die Antwort ist ganz einfach – wir teilen unsere Liebe im echten Leben.

Die Schwestern beten täglich um das Wohlergehen aller unserer Freunde und Helfer. Um die gegenseitige Akzeptanz und das Verständnis unseres Teams. Für ein Lächeln. Für kluge Lösungen. Wir zeigen dem ganzen Team, dass man schöne und wertvolle Dinge tun kann, auch wenn es Unterschiede gibt. Wir Pädagogen tun alles dafür, dass unsere Schüler in einigen Jahren sagen werden – es war keine verlorene und schreckliche Zeit. Wie es sein wird – das wird die Zukunft zeigen.

PS. Ich habe den Text in der Nachtschicht geschrieben und dabei an all die Schwestern gedacht, die mir hier jemals begegnet sind.

PAWEL