Jan. 26, 2021 | FORUM, NACHRICHTEN
„Henoch lebte in der Intimität mit Gott. Dann verschwand er, denn Gott hatte ihn aufgenommen.“ (1 Gen 5,24).
Die wörtliche Übersetzung dieses Textes lautet: „Henoch war seinen Weg mit Gott gegangen, dann war er nicht mehr da; denn Gott hatte ihn aufgenommen.“ „…er war seinen Weg mit Gott gegangen…“, das ist klar. Nur was bedeutet das eigentlich für mich?
Nun, in letzter Zeit ist dieser kurze Satz zur Grundlage meiner Beziehung zu Jesus geworden, denn ich entdecke die Schönheit, ständig in seiner Gegenwart zu sein. Für eine Ordensschwester scheint das selbstverständlich zu sein, aber ich muss ehrlich zugeben, dass es für mich nicht immer so war. Ich meine hier das Bewusstsein Seiner ständigen Gegenwart, das nicht auf Angst oder einem Gefühl des Gefangenseins beruht. Im Gegenteil – auf der Basis von Freiheit und einem in mir geweckten Wunsch, „in Fülle zu leben“. Dieser „Weg mit Gott“ ist gekennzeichnet durch die Schlichtheit und Einfachheit des Ausdrucks, der Gesten. In Seiner Gegenwart zu verweilen bedeutet für mich zum Beispiel, meine Zeit während des Tages nicht aufzuteilen in Bereiche wie: jetzt ist Zeit für die Arbeit, jetzt ist Zeit für das Gebet, jetzt ist Zeit „für mich“, usw. Wenn ich mein Leben so aufteilen würde, bestünde die Gefahr, dass ich Ihn nicht überall einladen möchte… weil ich denken würde, dass irgendein Teil meiner Welt nicht „heilig“ genug ist, um Seine Gegenwart zu empfangen. Aber er ist es, der mit seiner ANWESENHEIT alles heiligt. Und ich möchte es nicht mehr so aufteilen. Und vor allem ist mir bewusst, dass Er es nicht will. Er will alles mit mir teilen … buchstäblich alles.
Ich nutze die Gelegenheit, um meine vielleicht etwas lächerliche Angewohnheit des Teetrinkens zu verraten. Wenn mich die Umstände dazu zwingen, ihn allein zu tun (was ich generell nicht mag), stelle ich zwei Tassen hin und lade Jesus ein. Manchmal trinken wir schweigend, aber meistens hört Er einfach nur zu … und das ist genug. Vielleicht seltsam oder trivial, aber eine solche Geste hilft mir sehr, mich daran zu erinnern, dass auch diese Zeit Ihm gehört. Und wenn ich Ihm jetzt nicht 15 Minuten mit einer Tasse Tee schenke, was werde ich dann für den Rest der Ewigkeit mit Ihm machen? J
Das Gefühl, ständig vor Gottes Angesicht zu sein, hilft, wenn Versuchungen kommen. Es ist einfacher und schneller, dann zu reflektieren und Jesus zu fragen: „Gefällt Dir, wie ich mich verhalten habe?“
„Mit Gott den Weg gehen“ ist auch die Grundlage für ein achtsames und einfaches Leben, das in der Gegenwart lebt. Wenn ich mit Gott „an der Hand“ gehe, konzentriere ich mich auf die Zeichen seiner Gegenwart in meinem Leben, in der Welt um mich herum. Dann brauche ich nicht eine Vielzahl von Dingen, Erlebnissen, Menschenmassen um mich herum. Im Gegenteil – ich kann mich „klein machen“, denn ich habe IHN bei mir… und damit habe ich alles (ich versuche nicht, mich mit „irgendetwas” zu begnügen, wenn ich SINN habe). Und ich lebe in der Gegenwart, weil Gott in ihr ist (nicht nur in der Erinnerung an die Vergangenheit oder in der Sorge um das Morgen).
Hin und wieder stelle ich mir die Frage, die mich prüft und ein geistiges Maß setzt: Kann man an mir sehen, dass mein Herz wirklich schon besetzt ist? (d.h. lebe ich wirklich als Braut? Wird deutlich, dass ich bereits mit Jemandem „gehe“? Gibt es ein erkennbares Zeichen des „Frau-Gottes-Seins“ in meinen Gewohnheiten?). Meine Antworten sind manchmal schmerzhaft, aber sie helfen mir, auf den Weg zurückzukehren, den ich gemeinsam mit Ihm gegangen bin.
„Aufgrund des Glaubens wurde Henoch entrückt und musste nicht sterben; er wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte. Vor der Entrückung erhielt er das Zeugnis, dass er Gott gefiel.” (Heb 11,5)
Oh, wie gerne würde ich auch so ein Zeugnis von Gott erhalten…
Sr. Franciszka Jarnot
Jan. 24, 2021 | POSITIVE IMPULSE
Es kommt vor, dass ein gewisser Widerspruch entstehen kann, wenn man auf der Suche nach dem Großen das Kleine und auf der Suche nach dem Besonderen das Einfache aus den Augen verliert… Beschäftigt mit der Vorbereitung eines Seminars über „Nächstenliebe“, vergissen Sie, diejenigen zu lieben, mit denen Sie zusammen leben! Beschäftigt damit, ein Buch über „Geduld“ zu lesen, verlieren Sie die Geduld, wenn jemand Sie unterbricht! Konzentriert darauf, einen Weg zu finden, um den Armen zu helfen, verlieren Sie die Person aus den Augen, die Ihnen nahe ist und ein freundliches Wort von Ihnen braucht! Diese Widersprüche stören die natürliche Schönheit Ihres Lebens. Achten Sie darauf, dass die einfachen Dinge das Leben schön machen!
Don Giorgio
Jan. 24, 2021 | SPIRITUALITÄT
Aus Anlass des „Tages des Wortes Gottes“, den Papst Franziskus 2019 eingeführt und auf den 3. Sonntag im Jahreskreis festgelegt hat (in diesem Jahr ist es der 24. Januar) möchte ich Ihnen erzählen, wie wir in unserem Konvent seit einiger Zeit unser Bibeltreffen gestalten.
Wir treffen uns jede Woche einmal und haben im Advent 2020 mit einer neuen Form der Bibelarbeit begonnen, die uns zunächst etwas befremdlich erschien, aber in zunehmendem Maß immer mehr gefällt und vor allem auch spirituell bereichert. Das Besondere an diesen Treffen ist auch, dass die Schwester, die die Leitung übernimmt (jedesmal ist eine andere Schwester dran), sich nicht besonders darauf vorbereiten und Kommentare zum gewählten Bibeltext lesen muss. Sie führt die Schwestern nur Schritt für Schritt durch das Treffen und lässt sich ansonsten, wie alle anderen auch, vom Hl. Geist führen und inspirieren.
Bei unserem ersten Treffen mit dieser neuen Methode haben wir uns entschlossen, das Matthäus-Evangelium Abschnitt für Abschnitt durchzuarbeiten, so dass jede Schwester weiß, wo es das nächste Mal weitergeht. Und uns wird jetzt schon deutlich, obwohl wir noch in der Anfangsphase dieser Arbeitsform stehen, dass wir dadurch die Intention des Matthäus, der sein Evangelium vor allem für Judenchristen schrieb und deshalb viel Bezug auf das Alte Testament nimmt, in seiner Fülle besser und tiefer verstehen lernen. Wir erahnen etwas vom Heilsplan Gottes mit uns Menschen.
Die Schritte dieser Methode sind einfach:
- Wir beginnen wie bei jeder Bibelarbeit mit dem Gebet
- Lesen des Textes
Jede Gruppe kann entscheiden, ob der Text von einer Schwester laut vorgelesen wird oder ob ihn jede still für sich liest.
- Diesen dritten Schritt möchte ich etwas näher erklären, da er etwas ungewohnt ist. Die Teilnehmerinnen sind eingeladen, Fragen an den Text zu stellen. Es können Verständnisfragen sein, aber vor allem auch Fragen, die auf den ersten Blick einfältig oder wenig sinnvoll erscheinen. So haben wir uns z.B. bei der Weihnachtsgeschichte bei Mt gefragt: Was hat Maria gedacht, als Josef im Traum die Weisung erhielt, nach Ägypten zu fliehen. Kam ihr Glaube an die Liebe und Vorsehung Gottes nicht ins Wanken? Oder was hat Josef empfunden, als der Engel ihm sagte, er solle die schwangere Maria als Frau zu sich nehmen. War das nicht ein Zumutung an einen jungen, unverheirateten Mann? Oder: Was haben Maria und Josef mit den Geschenken der drei Weisen gemacht…
Sie werden beim weiteren Verlauf der Bibelarbeit merken, dass diese Fragen den Horizont für die gewählte Textstelle erweitern, dass Sie die biblischen Texte, die Sie meinen, gut zu kennen, tiefer verstehen und dass die handelnden Figuren, die uns oft so fern, heilig und unnahbar vorkommen, Menschen wie wir sind, mit Gefühlen, vielen Fragen und Ringen mit dem Willen Gottes. Es ist bei diesem Schritt auch nicht notwendig, die einzelnen Fragen zu beantworten. Z.T. werden sie im weiteren Verlauf beantwortet oder sie haben keine Bedeutung mehr.
- Einteilung des Textes in Sinnabschnitte – Auch dieser Schritt bedarf einiger Erläuterungen. Sie können den gewählten Abschnitt nach zeitlichen Abläufen einteilen, so wäre z.B. beim Traum Josefs, er solle Maria zu sich nehmen, die Einteilung in das Geschehen vor, während und nach dem Traum möglich. Sie können aber auch die handelnden Personen als Einteilungskriterium nehmen bzw. andere Kriterien…
Die Aufgabe der Gruppenleiterin ist es hier, Vorschläge für die Einteilung entgegenzunehmen und dann mit der Gruppe zu entscheiden, nach welchem Vorschlag gearbeitet wird.
- Bei diesem Schritt werden die einzelnen Textabschnitte bearbeitet. Hier werden Sie fest-stellen, dass manche Fragen, die Sie bei Punkt 3 gestellt haben, beantwortet werden, während andere unwichtig geworden sind. – Ich möchte hier ein Bild gebrauchen: Die einzelnen Schritte sind wie ein Graben in der Erde. Sie beginnen an der Oberfläche und von Schritt zu Schritt gelangen Sie mehr in die Tiefe und zur persönlichen Begegnung mit dem Wort Gottes.
- Was will Gott mir heute mit dieser Textstelle sagen? – An diesem Punkt durften wir die Erfahrung machen, dass im Verlaufe des Treffens jeder Schwester wie selbstverständlich deutlich wird, wo in dieser Textstelle der Anruf Gottes für sie ist.
- So entwickelt sich auch der Abschluss des Treffens wie selbstverständlich mit einem von jeder Schwester persönlich formulierten Gebet. Dies kann ein Dank, eine Bitte um Kraft und Hilfe für die nächste Zeit, ein Lopreis o.a. sein.
Wir machten bei all diesen Treffen die Erfahrung, dass wir sehr rege und aktiv miteinander ins Gespräch kommen und unsere Zusammenkünfte jedes Mal mindestens eine Stunde und oft auch länger dauern. Häufig begleitet uns dieser Text bzw. die Erfahrungen, die wir dabei machen durften, noch längere Zeit und wir sprechen darüber bei den Mahlzeiten.
Vielleicht hat Sie dieser kurze Bericht neugierig gemacht und wir laden Sie herzlich ein, es einfach mal auszuprobieren. Möge der Hl. Geist Sie inspirieren und begleiten.
Sr. M. Petra.
Jan. 23, 2021 | NACHRICHTEN
In unserer Gemeinschaft von 3 Schwestern versuchen wir in Einigkeit, Liebe, Harmonie zu leben. Jede von uns sorgt sich um die andere, wie eine Familie sind wir vereint durch die Worte unseres Stifters: Seid einig, und wollt ihr mir dankbar sein, so übt in meinem Namen ein Werk der Barmherzigkeit.
In den 2 Jahren, die ich in dieser Gemeinschaft lebe, habe ich viele gute Dinge von meinen Mitschwestern gelernt, die mich mit Liebe empfangen haben und bereit waren, mich in diese wichtige Mission unserer Kongregation einzuführen. Und das gelang trotz der Sprachschwierigkeiten, aber die Sprache der Liebe verband uns mehr als die Sprache der Worte, denn in unserer Gemeinschaft öffnet jede ihr Herz für die andere und jede geht auf die andere ein. Wenn es Streit untereinander gibt, versöhnen wir uns, bevor die Sonne untergeht. Wir haben jeden Tag Zeit zum Beten und zur Anbetung, essen zusammen, haben Freizeit und meditieren zusammen, wir besuchen auch die Obdachlosen auf der Straße, reden mit ihnen und sie sind sehr glücklich, wenn sie Schwestern sehen, die sie besuchen und mit ihnen reden. Auch hier zu Hause haben wir Frauen und Kinder und wir reden mit ihnen und feiern zusammen die Geburtstage und Feiertage von jedem von uns. Manchmal feiern wir auch mit ihnen die Hl. Messe in unserer kleinen Kapelle hier im Haus. Durch diese Einheit spüren wir, dass auch die Eltern und Verwandten von jeder von uns unsere Brüder und Schwestern sind.
Liebe Schwestern, lasst uns gemeinsam in Liebe und Frieden leben.
Sr .M. Helena Chialo
Jan. 20, 2021 | NACHRICHTEN
Zeugnis eine tansanischen Schwester in Deutschland
Als ich vor 8 Jahren nach Deutschland gekommen bin, war ich sehr froh, denn ich wollte meinen Mitschwestern helfen. Aber zuerst musste ich viel lernen bzw. kennenlernen: die Sprache, die Kultur, die Menschen… Der Anfang war sehr schwer. Aber allmählich wurde es besser. So konnte ich z.B. kein Deutsch sprechen, aber mit viel Geduld und Übung kann ich jetzt sprechen. Ich bin sehr dankbar dafür, vor allem auch für die Hilfe und Geduld, die ich von den Schwestern und vielen Menschen hier in Deutschland erfahren habe.
Viele Schwestern hier in Deutschland sind alt und zum Alter kommen bei vielen von ihnen noch Krankheiten hinzu, so dass sie Hilfe und Unterstützung brauchen. Aber die Schwestern sind trotzdem sehr bemüht, vieles selbst zu tun bzw. zu helfen. Das kann ich von meinen Mitschwestern hier in Deutschland lernen, dass meine Berufung im Alter noch genauso da ist – bzw. sich durch das Leben vertieft und gefestigt hat. So stehen die Schwestern jeden Morgen auf und kommen in die Kapelle, obwohl es ihnen gesundheitlich nicht so gut geht. Sie lieben das Leben in der Gemeinschaft und halten daran fest, solange es möglich ist. Das gibt mir Mut und Kraft, Zeit für die Schwestern zu haben, ihnen zuzuhören, ihnen mit Wertschätzung und Achtung zu begegnen und ihnen zu helfen, wo immer es mir möglich ist.
Ich danke allen Schwestern für die Liebe, die sie mir gezeigt haben. Gott vegelts.
Schw. Bakhita