Nov. 29, 2020 | SPIRITUALITÄT
Wir sind Marienschwestern und orientieren uns in unserer Spiritualität an ihr.
Wir wollen auf Gott vertrauen und ihm gehorchen, genau wie Maria.
„Es geschehe, wie du mir gesagt hast.“ (Lk 1,38)
Unabhängig von der öffentlichen Meinung, den äußeren Umständen oder ihrer eigenen Lebenssituation vertraute Maria Gott völlig und tat seinen Willen, auch wenn sie menschlich nicht verstand, wohin Gott sie führte.
Unsere Schwester Maria suchte den vollkommenen Gehorsam gegenüber Gott und in grenzenlosen Vertrauen auf Ihn. Sie lernte, Seinen Willen in den alltäglichen Angelegenheiten des Lebens und im Gebet zu suchen und zu erkennen.
Wir wollen beten wie Maria
„Maria aber bewahrte alles, was geschehen war in ihrem Herzen und dachte darüber nach.” (Lk 2,19)
Maria war immer bei Jesus. Sie nahm an seinem Leben teil und dachte über seine Worte und Taten nach und behielt sie in ihrem Herzen.
Unser Gebet im Geiste Mariens besteht darin, dass wir die ganze Zeit bei Jesus bleiben. Nicht nur in der Kapelle, sondern auch in unseren täglichen Aktivitäten. Wir vertiefen unsere Verbindung mit ihm durch die Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, die Meditation und die gemeinsame Betrachtung des Wortes Gottes und dem Rosenkranzgebet.
Wir wollen auf die anderen Menschen achten, auf ihre Schwächen und Bedürfnisse, genau wie Maria
„Und als sie keinen Wein mehr hatten, sprach die Mutter Jesu zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr.“ (Joh 2,3)
Maria steht uns in unseren alltäglichen, gewöhnlichen Angelegenheiten bei. Mit der Zuneigung einer Mutter setzt sie sich auch mit Problemen auseinander, die unwichtig erscheinen und zu Schwierigkeiten führen können. Sie reagiert aber auch, bevor wir merken, dass wir in Schwierigkeiten sind.
Wir lernen von Maria, sensibel für die Bedürfnisse der anderen Menschen zu sein, Probleme zu erkennen, die andere aus Bequemlichkeit nicht bemerken. Wir wollen den Bedürftigen um ihretwillen und im Namen Jesu helfen, ohne im Gegenzug Dankbarkeit oder Anerkennung zu erwarten.
Wir wollen die Schwachen, Kranken und Abgelehnten unterstützen, genau wie Maria
Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas und Maria von Magdala. (Joh 19,25)
Die Gottesmutter hat großes, ungerechtes Leiden und den schmerzhaften Tod ihres Sohnes erfahren. Sie weiß, wie sich ein von der Gesellschaft ausgegrenzter, zurückgewiesener Mensch fühlt.
Maria lehrt uns eine Haltung gegenüber den Leidenden und Sterbenden. Sie bleibt bis zum Ende mit ganzem Herzen und unterstützt uns mit einer ruhigen, mitfühlenden Präsenz. Wir versuchen, sie in unseren apostolischen Aufgaben und in unserem täglichen Leben nachzuahmen.
Wir wollen Tag für Tag unser Leben für andere einsetzen und ihnen in Einfachheit dienen, genau wie Maria
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn.“ (Lk 1, 38)
Obwohl Maria in ihrem Leben kein großes oder spektakuläres Werk vollbracht hat, hat sie doch eine große Rolle im Erlösungswerk der Menschheit gespielt. Aber sie hat es nicht aus eigener Kraft getan. Ihr einziger Verdienst war ihre Demut und dienende Haltung, und das erlaubte Gott, in ihr zu handeln und durch sie große Dinge zu tun.
In unserem Verhalten und unserer Lebensweise pflegen wir Demut und einen richtig verstandenen Dienst. Einfacher und freudiger Dienst kennzeichnet unsere Spiritualität. Wir haben unser Leben Gott übergeben, genau wie Maria, und er ruft uns auf, es Tag für Tag in seinem Namen unseren Nächsten weiter zu geben.
Wir wollen in uns eine Haltung einer liebenden Mutter all denen gegenüber bilden, denen wir dienen, genau wie Maria
„Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe dein Sohn.“ (Joh. 19,26)
Maria ist unsere Mutter, sie ist die Mutter aller Menschen. Wir wenden uns vertrauensvoll an sie, und sie ist unseren Angelegenheiten und Bedürfnissen gegenüber nie gleichgültig.
Da wir Marias mütterliche Liebe persönlich erfahren haben, versuchen wir auch, in unserer Art, Mutter zu sein, die Haltung einer Mutter gegenüber denen, denen wir dienen und mit denen wir leben, auszuprägen. Auf diese Weise wollen wir unsere Berufung zur spirituellen Mutterschaft erfüllen.
Wir bilden unsere marianische Spiritualität, indem wir in einer Ordensgemeinschaft leben, die, gemäß den Konstitutionen, auf der Regel des heiligen Augustinus basiert
„Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter“. (Mk 3, 34-35)
Unser Umfeld für das tägliche Leben und die Ausbildung ist die Ordensgemeinschaft. Hier verwirklichen wir unsere Spiritualität und unser Charisma in erster Linie. Das Leben in einer Gemeinschaft, die auf klar definierten Regeln aufgebaut ist, ist die Grundlage unserer apostolischen Tätigkeit.
Nov. 22, 2020 | SPIRITUALITÄT
Es geschah, als ich 15 Jahre alt war.
Die Zeit als Teenager verging schnell und war intensiv, gefüllt mit Lernen, Spaß, Treffen mit Gleichaltrigen und Helfen zu Hause.
Wie jeder Teenager wollte auch ich gelegentlich meine Garderobe wechseln, etwas Neues, Modernes haben, aber in meiner Familie hatten wir nicht viel Geld und es war eine Seltenheit und ein wirklich großes Ereignis. Und genau dabei ist es passiert.
Eines Tages wollte ich eine Hose kaufen. Als ich von Geschäft zu Geschäft ging, konnte ich nichts Passendes finden. Ich wusste, dass ich eine kaufen musste, die für verschiedene Anlässe geeignet ist. Müde von der langen Suche beschloss ich, in den letzten Laden zu gehen und dachte: „Wenn ich hier nichts finde, gehe ich nach Hause.” Mir gefiel eine Hose, also zog ich sie vom Bügel und ging in die Garderobe. Leider stellte sich heraus, dass sie zu klein war. Ärgerlich darüber, dass ich nichts finden konnte und mit nichts nach Hause kommen würde, begann ich mich anzuziehen, und plötzlich bemerkte ich beim Verlassen der Garderobe, dass „etwas“ auf dem Boden lag. Ich bückte mich und hob „es“ auf. Es stellte sich heraus, dass es eine Medaille mit Maria darauf war. Die Medaille war groß, nicht so klein, wie man sie normalerweise um den Hals trägt. Überrascht von dem, was ich fand, begann ich mich umzusehen, ob jemand, der vielleicht vor mir stand, es verloren hatte. Doch ich sah niemanden. Nach einer Weile fragte ich die Verkäuferin, ob sie vielleicht eine solche Medaille verloren habe, aber sie sagte nein, und da ich sie gefunden habe, gehöre sie nun mir und ich durfte sie mitnehmen.
Auf dem Heimweg schaute ich sie mir lange an und fragte mich: „Wer trägt eine so große Medaille und wie ist sie in die Garderobe gekommen?” Als ich nach Hause kam, habe ich sie niemandem gezeigt. Damals dachte ich, dass kein Mensch eine so große Medaillen um den Hals trägt, also wollte ich sie mir auch nicht umhängen, ich versteckte sie einfach, und von Zeit zu Zeit nahm ich sie heraus und betrachtete sie, wobei ich mich manchmal fragte, wie es kam, dass ich sie nicht sah, als ich die Garderobe betrat, und was das alles zu bedeuten hatte. Mit der Zeit vergaß ich das gefundene Medaillon und die ganze Geschichte völlig.
Viele Jahre vergingen. Im Alter von 20 Jahren beschloss ich, in eine Kongregation einzutreten, und ich fragte mich „In welche?” Deshalb machte ich eine Fusswallfahrt nach Częstochowa. Dort nahm ich aus dem Berufungszentrum einige Infoblätter mit, darunter auch das unserer Kongregation. In meinem Herzen wusste ich, dass ich in eine marianische Kongregation eintreten wollte, aber als junges Mädchen achtete ich auch auf die Kleidung der Schwestern, „damit sie nicht zu altmodisch ist“. Als ich mir die Broschüre ansah, erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Es stand geschrieben, dass die Schwestern die Wundertätige Medaille tragen, und es gab auch ein Foto davon. Ich begann mich an meinen Fund vor Jahren zu erinnern. Als ich nach Hause zurückkam, fand ich den „Schatz“ und verglich die Medaille mit dem Foto, das ich in der Mappe gesehen hatte. Sie waren unterschiedlich. Die, die ich hatte, war mit „Löchern“ und die, die die Schwestern trugen, war „voll“. Trotz dieses Unterschieds war es für mich ein Zeichen, wohin ich gehen sollte. Nachdem ich der Gemeinschaft beigetreten war, erfuhr ich, welche Symbolik und Bedeutung diese Medaille hat. Zu meiner Überraschung und Freude fand ich auch heraus, dass die Schwestern in Afrika und Deutschland die gleiche Medaille tragen, die ich vor Jahren gefunden habe.
Seitdem hat mich die Wunderbare Medaille jeden Tag begleitet, wie jede von uns.
Ich gebe zu, dass ich sie manchmal vergesse, und ich habe Gewissensbisse, dass ich sie nicht mit der Ehrfurcht trage, wie sie es verdient, aber ich bete immer die Novene vor dem Gedenktag, küsse sie jeden Tag ehrfürchtig und bemühe mich, mein Leben Maria anzubieten und die Medaille anzuschauen, wie ich es tat, als ich 15 Jahre alt war und noch nicht wusste, dass es an diesem Tag nicht so wichtig war, eine Hose zu finden, sondern die Wundertätige Medaille, die eines der Zeichen dafür war, dass die Kongregation, in der ich bin, der Ort ist, an den ich gerufen wurde. Heute trage ich diese, mir einst so groß erscheinende Medaille, voller Stolz und Dankbarkeit.
Sr. M. Noemi Stanilewicz SMI
Aug. 19, 2020 | SPIRITUALITÄT
Im August feiern wir jedes Jahr den Gedenktag der Hl. Rosa von Lima, die eine unserer Ordenspatrone ist. Sie gehört zu den Heiligen, von denen die meisten von uns nicht viel wissen und so auch keine besondere Beziehung zu ihr haben. Manche von uns mögen sich die Frage gestellt haben, warum unser Stifter sie so verehrte und uns zur Patronin gegeben hat.
Das hat uns vor einigen Jahren in der Deutschen Provinz dazu bewogen, uns an einem Schwesternnachmittag mit ihr etwas intensiver zu beschäftigen.
Im Gespräch mit den Schwestern trugen wir zunächst zusammen, was wir von ihr wusste:.
- Sie lebte Ende von 1586 bis 1617 und war die erste Heilige Südamerikas
- Sie gehörte zum 3. Orden des Hl. Dominikus
- Sie hatte mystische Erfahrungen
- Sie versuchte, die Menschen, besonders auch die jungen Menschen, zu einem wahrhaft christlichen Leben zu bekehren
- Sie sorgte sich um Arme, Kranke und Ausgegrenzte
- Sie hat viel gefastet und gebüßt.
Bei der weiteren Beschäftigung mit ihrem Lebenslauf stießen wir auf einige bemerkswerte Details, die uns ihr Handeln besser verstehen ließen.
Sie war ein Kind spanischer Kolonisten und sah, wie unmenschlich die spanischen Eroberer mit den einheimischen Indios umgingen. Darunter litt sie und sie suchte nach Wegen, dagegen etwas zu tun. Als Frau war es ihr verboten zu predigen, aber sie versuchte „mit himmlischer Beredsamkeit alle Leute, mit denen sie umging, dafür zu gewinnen, das sie die Tugenden liebten, die Laster aber verabscheuten.“ Dieses Zitat stammt vom Hl. Antonio Maria Claret, der die Hl. Rosa auch besonders verehrte.
In einem Beitrag von Dr. Markus Büning fand ich zu diesen Gedanken außerdem folgenden Text:
„Der selige Papst Innozenz XI. (1611-1689) sagte über sie (die Hl. Rosa) folgenden bemerkenswerten Satz: ‚Es gab wahrscheinlich in Amerika keinen Missionar, der mit seinen Predigten mehr Bekehrungen erreicht hätte, als Rosa von Lima durch ihre Gebete und Bußübungen.‘. Hier liegt vielleicht der Schlüssel zum Verständnis ihrer Selbstkasteiungen. Rosa war empört über das Leben ihrer spanischen Landsleute in den Kolonien. Sexuelle Ausschweifungen, Gold- und Geldgier, die Geringachtung der einheimischen Indios und die unglaubwürdige Lebensweise vieler Kleriker waren ihr ein Dorn im Auge. Sie spürte intuitiv, dass man mit solch einer Lebensweise keinen Indio von der Liebe des Gekreuzigten überzeugen kann. Ganz im Gegenteil, das Leben der Eindringlinge war abschreckend und versperrte den Blick der Einheimischen auf den Glauben an den Erlöser. Sie wollte mit ihrem Beispiel das Kontrastprogramm vorleben: In Armut und in der mystischen Vereinigung mit dem Gekreuzigten wollte sie den Menschen Perus zeigen, wer dieser Jesus wirklich war.“
Hier wir deutlich, was die hl. Rosa uns vorgelebt hat. Es gibt auch heute in unserer Gesellschaft viel Unmenschlichkeit und Unrecht. Oft können wir dem durch unser Tun und Handeln etwas entgegensetzen. Aber oft sind uns auch die Hände gebunden und uns bleibt „nur“ das Gebet und das Zeugnis unseres Lebens. Wir sind vor allem dazu aufgerufen, mit unserem Leben zu missionieren, Salz der Erde zu sein.
Antonia Maria Claret sagt dazu: „Wo ist unser missionarischer Geist nur geblieben? … Rosa bringt ihren Unmut zum Ausdruck, nicht selbst Apostolin sein zu dürfen. Sie würde gerne, wenn es ihr gestattet wäre, von Land zu Land ziehen und den Glauben verkünden, um alle Ungläubigen zu bekehren. Am liebsten würde sie durch die Straßen gehen, das Kreuz in der Hand, mit einem Bußgürtel angetan, um mit lautem Rufen die Sünder wach zu machen und zur Buße zu bewegen.“
Nicht durch große Werke, sondern durch ihr Büßerleben, ihre innige Christusbeziehung und ihre selbstverständliche Hinwendung zu den Armen ist die Hl. Rosa von Lima zur Patronin Lateinamerikas geworden. Für mich, und ich denke auch für einen Großteil der Schwestern, die an diesen Treffen in Deutschland teilgenommen haben, ist sie ein Vorbild für unser geistliches Leben und eine wahre Patronin unserer Kongregation geworden. Sie kann uns lehren, dass wir die Menschen nur durch unser gelebtes Beispiel und den Einsatz des eigenen Lebens zur Christusliebe und Nachfolge führen können. Jede von uns kann, da wo sie lebt und wirkt, Apostolin des Alltags werden und diesen durch Werke der Liebe fruchtbar machen.
Sr. Petra Ladig