- Die Wand des Grabes Christi ist nun eine Tür
Die Auferstehung ist keine Metapher – sie ist ein kosmisches Ereignis, eine göttliche Erhebung. Christus ist nicht einfach aus dem Tod zurückgekehrt – er hat den Tod selbst besiegt. Er hat seinen Griff von innen heraus gebrochen. Am Karsamstag glaubte der Tod, gesiegt zu haben. Aber Christus stieg nicht als Opfer, sondern als Erlöser in seine Tiefen hinab. Er zerschmetterte die Pforten der Hölle und führte die Gefangenen in die Freiheit. Er zerstörte sie von innen heraus. Und nun tritt er hervor, nicht verwundet, sondern verherrlicht, nicht besiegt, sondern auf dem Thron. Das ist keine Wiederbelebung – es ist eine neue Schöpfung. Der auferstandene Christus kehrt nicht in die Vergangenheit zurück; er öffnet die Zukunft. Er ist der Erstgeborene einer verherrlichten Menschheit, ganz und ewig. Seine Auferstehung ist keine Zurschaustellung – sie ist eine Einladung. Wenn der Tod seinen Stachel verloren hat, dann verändert sich alles: unsere Angst, unsere Trauer, unsere Sterblichkeit. Das Grab ist keine Mauer mehr. Es ist jetzt eine Tür – zum Leben, zur Herrlichkeit, zu Gott. - Die Stille des Grabes ist nun die Beredsamkeit der Ewigkeit
Die Stille des Grabes ist gebrochen – nicht durch Lärm, sondern durch die Ewigkeit. Die Stille des Todes weicht dem Dröhnen der Auferstehungskraft. Der Stein wird weggerollt, nicht um Jesus herauszulassen, sondern um uns hereinzulassen – in die strahlende Wirklichkeit, in der das Leben den Tod für immer besiegt. Mehr noch, der Stein wird von unseren Herzen weggerollt. Die Barrieren, die wir errichtet haben, die Ängste, die wir begraben haben, die Gräber, die wir in uns tragen – sie brechen auf, als die Herrlichkeit Christi durchbricht. Das leere Grab ist kein Rätsel, das es zu lösen gilt, sondern eine Botschaft, die verkündet werden muss: Er ist nicht hier – er ist auferstanden. Von diesem Moment an spaltet sich die Geschichte. Licht dringt in die Dunkelheit ein. Die Kirche wird zum Echo des leeren Grabes – ein Volk, das die Auferstehung überallhin trägt, wo noch Angst und Tod herrschen. Wir sind nicht nur Zeugen, wir sind Boten des Sieges, den kein Grab zum Schweigen bringen kann. - Die Stille des Todes ist nun das Leben des auferstandenen Christus
Wenn Christus wirklich auferstanden ist, dann ist die Verzweiflung entthront. Sünde, Leid und Tod haben nicht das letzte Wort. Das letzte Wort ist das Leben. Das letzte Wort ist Christus. In dieser Nacht zerbricht das Licht die Schatten, und die Kirche ruft: Lumen Christi – das Licht Christi. Und dieses Licht ist nicht zart. Es ist trotzig. Es durchdringt Gräber, bricht Ketten und schreibt Geschichten neu. Es spricht zu jedem verwundeten Ort: Du bist nicht vergessen. Du bist nicht jenseits der Heilung. Du bist nicht jenseits der Hoffnung. Die Auferstehung sagt uns, dass kein Grab für immer ist. Dass keine Scham ewig ist. Dass keine Nacht für immer ist. Christus ist nicht nur von den Toten auferstanden – er ist in uns auferstanden. In unsere Geschichte. In unsere Herzen. In die Wunden, von denen wir dachten, dass sie nie wieder sprechen würden. Diese Hoffnung ist kein Traum, sondern eine Person, strahlend und auferstanden, die in unserer Mitte lebt und uns aus der Nacht ins Licht, aus der Angst ins Vertrauen, aus dem Tod ins Leben führt.
Das Kreuz war nicht das Ende – es war die Schwelle. Und jetzt müssen wir mit ihm auferstehen.
Don Giorgio