Erinnerungen an einen Urlaub in Rom

Erinnerungen an einen Urlaub in Rom

Ich bin zum zweiten Mal zum Urlaub in Rom. Jemand könnte fragen: Warum Rom? Gibt es keine anderen Orte zum Ausruhen? Nun, es gibt diese Orte. Aber wir sind es, die wählen, und meine Wahl war genau das. In Rom finde ich immer wieder Altes und Neues.

Die Stadt Rom zeigt das Gesicht eines Reiches und seine Größe, Macht, Majestät und Stärke.  Ein Reich, das unterging und nur in Lehrbüchern und Denkmälern erhalten blieb. Nichts Irdisches ist von Dauer. Nur das Reich Jesu ist ewig, aber es ist nicht von dieser Welt. Das Imperium ist gefallen, aber der Glaube an den Sohn Gottes BESTEHT BIS HEUTE:                                                                Das ist dass andere Gesicht Roms, wo es etwa 1000 Kirchen gibt, in denen jeden Tag auf engstem Raum das Kommen Gottes in der Eucharistie gefeierte wird.

Im Vatikanstaat kann ich meine Zugehörigkeit zur universellen Gemeinschaft der Kirche spüren. Ich gehöre zu den Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi, hier ist mein Platz in der Kirche, wo sich die menschliche Autorität vor der göttlichen Autorität demütigt. Der Papst ist Gott unterstellt und verkündet das Evangelium in seinem Namen. Wir alle sind einander Brüder und Schwestern, und die größere Macht hat derjenige, der dient. Unsere Oberen dienen den Gemeinschaften in Einheit mit der Kirche und die Gemeinschaften unterstützen die Oberen.

Es ist wunderbar, dass sich unser Ordenshaus an einem Ort wie Rom befindet. Ich fühle mich hier immer herzlich willkommen. Die internationale Gemeinschaft inspiriert mich, nach Worten der Kommunikation zu suchen und so meinen Denkhorizont zu erweitern. Meiner Meinung nach ist nicht viel nötig, um eine gute Gemeinschaft zu schaffen:

– zuerst eine Gemeinschaft haben wollen

– mit ihr sein wollen (gemeinsame Momente gestalten)

– in ihr sein wollen (mich ihr mitteilen und mich für die anderen interessieren)

Ich wünsche mir, dass jede von uns Gemeinschaft schaffen und an ihr mitbauen will.

Sr. M. Sylwia Frączek

Die fünfte Bitte im Vaterunser

Die fünfte Bitte im Vaterunser

Wir beten mehrmals am Tag das Vaterunser. Wahrscheinlich haben wir schon oft über den Inhalt des Textes nachgedacht, indem wir ihn gehört, gelesen oder darüber meditiert haben, was der Herr Jesus uns darin hinterlassen hat und wozu er seine Jünger auffordert. Seit einiger Zeit gilt meine besondere Aufmerksamkeit der fünften Bitte, die einen verpflichtenden Charakter hat und das Wesen des Christentums berührt: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Das Thema der Vergebung ist eng mit der Barmherzigkeit verbunden. Vergebung ist eine Möglichkeit, Barmherzigkeit zu zeigen. Einer der schwierigeren Wege, würde ich sagen… Ich vertraue darauf, dass jeder seine heilende Kraft in seinem Leben erfahren hat. Die Vergebung, die wir von unseren Nächsten erhalten, lehrt uns von Kindheit an, anderen Menschen und auch uns selbst gegenüber Barmherzigkeit zu zeigen. Menschen, die sich selbst gegenüber nicht barmherzig sind, nicht gut mit sich umgehen, haben in der Regel auch Schwierigkeiten, anderen Menschen gegenüber Barmherzigkeit zu zeigen, was den Aufbau sozialer, gemeinschaftlicher Beziehungen erschwert. Vergebung dient unserer menschlichen und christlichen Entwicklung. Sie verwandelt uns in Christus, der seine Jünger aufforderte, ihre Feinde zu lieben (siehe Mt 5,43-48). Jesus selbst gab ein Beispiel dafür, als er am Kreuz für uns starb, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8), und im Todeskampf betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34a). Die vergebende Liebe Gottes erfahren wir am häufigsten im Sakrament der Buße und Versöhnung. Eine gute Beichte ermöglicht es uns, unsere Beziehungen zu denjenigen wiederherzustellen, die an uns schuldig geworden sind oder die wegen uns gelitten haben… Die Vergebung erfordert, dass wir uns über persönlichen Groll und das ganz natürliche und elementare Verlangen nach Rache erheben, welches in der Tat nicht hilft, sondern den Mechanismus des Bösen anheizt. Im Gleichnis vom unbarmherzigen Schuldner fordert uns Jesus auf, nicht nur oberflächlich, sondern von Herzen zu vergeben (vgl. Mt 18,35). In der Bibel ist das Herz der Sitz der Gefühle und des Willens, das Zentrum des Menschen. Vergebung setzt Glauben und Vertrauen in Gott voraus, bedeutet aber nicht, den Sinn für Gerechtigkeit und die Erwartung von Wiedergutmachung aufzugeben. Während des Prozesses vor Hannas wird Jesus vom Diener des Hohenpriesters angegriffen und fragt ihn: Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann beweise es. Und wenn ich im Recht bin, warum schlägst du mich? (Joh 18, 23). Mit diesen Worten berührt Jesus das Gewissen und regt den Menschen, der die Gunst der anderen  sucht, zum Nachdenken an. Auf diese Weise lehrt er uns, uns um die Seelen derer zu kümmern, die uns Unrecht getan haben. Diese Fürsorge setzt das Gebet, soweit möglich das Gespräch und, wenn nötig, die Hilfe für den Täter voraus.

Ich persönlich habe schon oft erlebt, dass Vergebung die Gemeinschaft stärkt. Dies ist eines ihrer Grundprinzipien. Wenn sie auf natürliche Weise gezeigt wird, hilft sie bei der Überwindung von Schwierigkeiten, an denen es jeden Tag nicht mangelt. Vergebung ist immer möglich. Sie führt zu innerer Freiheit, auch in schwierigen Situationen, und hilft, eine engere Verbindung mit Jesus zu erreichen. Die von der Gemeinschaft empfangene Vergebung bringt uns einander näher und öffnet uns für eine Vielfalt des Denkens, Reagierens und Wahrnehmens der Realität. Schließlich ist die Vergebung mit der Sanftmut verbunden, die Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben: „Gaudete et exultate”  über die Berufung zur Heiligkeit in der Welt von heute als den Stil Jesu beschreibt (siehe Nr. 71).

 

Sr. M. Michaela Musiał

Wie ich von einer Schneiderin zur Krankenschwester wurde und das Wunder der „Madonna dell’Arco”

Wie ich von einer Schneiderin zur Krankenschwester wurde und das Wunder der „Madonna dell’Arco”

Ich möchte eine Geschichte erzählen, die sich zugetragen hat, als ich in einem Krankenhaus in Neapel gearbeitet habe. Ich beginne meine Geschichte damit, wie es dazu kam, dass ich Krankenschwester wurde, nach Italien ging und in einer Krankenhausstation ein Wunder erlebte.

Ich trat im Alter von 20 Jahren in die Kongregation ein und meine Kandidatur. Ich erinnere mich sehr gut an die ersten Worte, die Mutter Genezja damals zu mir sagte: „Diese  Kandidatin wird Krankenschwester.“. Diese Worte waren für mich sehr einprägsam, aber mit der Zeit habe ich sie vergessen…., aber Mutter Genezja hat sie nicht vergessen.

Dann begann das Noviziat. Während dieser Zeit hatten wir verschiedene Vorträge. Es gab auch eine Schwester aus Kattowitz (ich erinnere mich nicht mehr an ihren Namen), die zu uns kam. Sie brachte uns bei, wie man Injektionen gibt und grundlegende pflegerische Aufgaben rund um die Kranken ausführt.

Als wir im zweiten Noviziatjahr waren, wurde uns mitgeteilt, dass die Schwestern nach Otorowo (bei Poznań) in ein Arbeitslager gebracht werden sollten. Ich erinnere mich, wie Mutter Genezja damals beschloss, dass die Novizinnen ihre religiösen Gewänder ablegen sollten, um sie so vor dem Transport zu schützen. Sie sollten ihr persönliches Hab und Gut zu ihren Familien nach Hause bringen. Auch ich sollte meine Sachen packen, sie in mein Elternhaus bringen und in Zivilkleidung zur Schwesterngemeinschaft nach Nysa gehen. Und das habe ich getan.

Die Schwestern in Nysa haben mich freundlich empfangen. Nach kurzer Zeit gaben sie mir den Habit einer verstorbenen Schwester. Obwohl er mir nicht passte und zu groß für mich war, war ich froh, dass ich das Ordenskleid wieder tragen konnte. Leider hatte ich nicht lange Freude daran, denn bald warnte uns jemand in einen Brief, dass sie uns auch ins Arbeitslager bringen wollten, und so befahl man mir, das Ordenskleid wieder abzulegen. Das passierte dreimal, aber ich wusste, dass dies die einzige Möglichkeit war, mich vor dem Arbeitslager zu retten.

In Nysa gab es eine Schwester Hereswita, die einen Nähkurs für Mädchen leitete. Da ich bereits als Teenager in der Wirtschaftsschule das Nähen gelernt hatte, begann ich, ihr dabei zu helfen. Nach einem Jahr in Nysa „erinnerte“ sich Mutter Genezja an das, was sie mir gesagt als Kandidatin gesagt hatte, und versetzte mich nach Jaszkotl.  Dort arbeitete ich nicht nur in einer Fabrik, sondern ging auch zu den Kranken in den Dörfern, um ihnen Spritzen u.a. zu geben. Von Jaszkotl aus ging ich dann für zwei Jahre in die Krankenpflegeschule in Warschau. Nach Abschluss der Schule kehrte ich wieder nach Jaszkotl zurück. Dann wurde ich nach Ścinawa versetzt, wo die Schwestern in einem Gesundheitszentrum arbeiteten: im Kreißsaal, einer Impfstelle und im Untersuchungsraum. Ich sollte dort als Leiterin eingesetzt werden.  Ich weiß noch, wie traurig ich war, Jaszkotl zu verlassen, und als ich mit Schwester Helena, die mich begleitete, aus dem Zug stieg, bemerkte sie, dass ich traurig war, weil ich ins Unbekannte ging, ich wusste nicht, mit wem ich arbeiten würde. Sie begann, mir die Schönheiten des Ortes zu zeigen und sagte: „Schau mal, wie schön es hier ist, da fließt ein Bach, die Vögel singen so schön“, doch ich antwortete: „aber es ist so fremd“. Aber Gott war mit mir. Ich begann in der Impfstelle zu arbeiten und fuhr in den Dörfern herum, um die Kranken zu besuchen. Es waren 15 Dörfer zu versorgen. Ich habe dort 10 Jahre lang gearbeitet.

  1. Ich höre noch immer das Telefon klingeln und die Stimme im Hörer sagen: „Schwester Wincencja, Sie werden nach Italien gehen. Machen Sie sich schnell fertig, denn der Direktor des dortigen Krankenhauses möchte, dass eine Schwester kommt und auf der Krankenstation arbeitet.” Ich gebe zu, dass es mir schwer fiel, zu gehen, weil ich den Schwestern und den Menschen näher gekommen war. Schließlich konnte ich kein Italienisch und wieder ging ich ins Unbekannte.

Wie gesagt, ich kam in Neapel an, ohne die italienische Sprache zu kennen. Ich fing an, im Krankenhaus zu arbeiten, und die Leute haben mich sehr freundlich aufgenommen. Sie ermutigten mich, mir keine Sorgen über meine mangelnden Sprachkenntnisse zu machen, sondern sie geduldig zu lernen, täglich zwei Wörter, und nach einer Weile werde ich perfekt sprechen. Und das habe ich getan. Trotz fehlender Sprachkenntnisse habe ich sofort mit der Arbeit auf der Station begonnen und nur dank Gottes Fürsorge und Hilfe habe ich keine Fehler gemacht.

Die Leute vom Krankenhaus haben gerne mit uns Schwestern gearbeitet, das haben sie uns mehr als einmal spüren lassen. Sie vertrauten uns. Sie erzählten uns ihre Familien- und Eheprobleme und wir haben all diese Angelegenheiten Gott anvertraut.

Während ich im Krankenhaus arbeitete, geschah ein Wunder, von dem ich Ihnen erzählen möchte.

Eines Tages war auf der Station, auf der ich arbeitete, eine Frau, die einen kleinen Jungen zur Welt gebracht hatte. Nach der Geburt begann sich ihr Gesundheitszustand zu verschlechtern. Sie hatte eine so genannte Eklampsie (eine Krankheit, die sich in Krämpfen oder Bewusstseinsverlust bei schwangeren Frauen oder Wöchnerinnen äußert). Dieser Zustand hielt zwei Wochen lang an, sie fiel ins Koma und reagierte auf nichts mehr.  Die Ärzte gaben ihr keine Überlebenschance. Diese Frau tat mir sehr leid, sie hatte gerade ihr erstes Kind zur Welt gebracht und war kurz davor zu sterben. Jeden Tag kam eine Hebamme zu ihr und kümmerte sich um sie. Eines Tages traf ich sie im Zimmer. Ich fragte: „Wird diese Patientin wirklich sterben?“. Sie antwortete, dass es keine Hoffnung für sie gäbe. Dann erzählte ich der Hebamme, dass ich etwas Öl von dem wundertätigen Ort Sant’Anastasia habe, wo ein Bild der Madonna dell’Arco steht, und ich wollte die kranke Frau damit salben. (Ich ergänze nur, dass die Dominikanerpatres, die sich um dieses Heiligtum kümmern, am Tag des Ablasses immer die Öle segnen, und die Leute können sie mitnehmen).

Ich schlug vor, gemeinsam zu beten: Gott möge ihr entweder einen friedlichen Tod schenken oder ihre Gesundheit wiederherstellen. Die Hebamme stimmte bereitwillig zu. Ich erinnere mich, dass ich auf der einen Seite des Bettes kniete und die Hebamme auf der anderen. Und wie es bei der Krankensalbung üblich ist, machte ich dieser kranken Frau ein Kreuz mit diesem Öl auf die Stirn, auf die Hände und auf die Füße.

Unser Gebet dauerte nicht lange. Nach einer Weile öffnete die Frau ihre Augen und setzte sich im Bett auf.  Wir brachen in Tränen aus. Nach ein paar Tagen kehrte sie mit ihrem Baby nach Hause zurück.

Die Muttergottes hatte sie gerettet.

Dies war eines der bewegendsten Ereignisse, die ich in den 21 Jahren, in denen ich im Krankenhaus von Neapel arbeitete, erlebt habe. Ich erinnere mich sehr gut und mit großer Zuneigung an diese Zeit.

 

Sr. M.Wincencja Wróbel

 

* * *

 

Der Beginn des Marienkults mit dem Titel Madonna dell’Arco ist mit einer Episode verbunden, die sich am 6. April 1450, dem Ostermontag, in Sant’Anastasia (heute in der Provinz Neapel) ereignete.

Am Rande eines Feldes stand eine Kapelle, auf der unter dem Bogen eines Aquädukts ein Bild der Madonna mit dem Jesuskind gemalt war (daher die Namen Madonna dell’Arco – Masonna unter dem Bogen).

Während des Dorffestes spielten die jungen Männer „palla a maglio” (Kugel mit Hammer). Das Spiel bestand darin, eine Holzkugel mit einem Hammer zu schlagen; Sieger war derjenige, der seine Kugel am weitesten fliegen ließ. Einer von ihnen verfehlte und verlor das Spiel, woraufhin der Ball eine Linde traf, deren Äste teilweise eine Wand verdeckten, an der das Fresko mit dem Bild der Madonna mit Jesuskind hing. In einem Anfall von Wut hob der Verlierer den Ball auf und warf ihn fluchend auf das heilige Bild und traf es an der linken Wange, die zu bluten begann, als wäre sie ein lebendiger Körper. Die Nachricht von dem Wunder verbreitete sich schnell im ganzen Land und erreichte den Grafen Sarno, einen lokalen Adligen, den Großscharfrichter des Königreichs Neapel. Er verurteilte den jungen Mann, nachdem er das Wunder begutachtet und einen verkürzten Prozess geführt hatte, dazu, an derselben Linde aufgegehängt zu werden, die das Bildnis der Muttergottes schützte. Nach vierundzwanzig Stunden war der Baum verdorrt.

Diese wundersamen Ereignisse lösten den Kult der Madonna dell’Arco aus, der sich sofort in ganz Süditalien verbreitete. Scharen von Gläubigen strömten zum Ort des Wunders, so dass es notwendig war, mit den erhaltenen Spenden eine kleine Kirche zu bauen, um das heilige Bild vor den Naturgewalten zu schützen.

 

 

 

http://www.santiebeati.it/dettaglio/91177

https://www.fanpage.it/napoli/la-storia-della-madonna-dellarco-e-dei-suoi-miracoli/

 

Die Drei-Quellen – eine wenig bekannte Geschichte

Die Drei-Quellen – eine wenig bekannte Geschichte

Le Tre Fontane (Die drei Brunnen oder auch Quellen) an der Via Laurentina in Rom ist ein bekannter Ort, denn hier wurde der heilige Paulus zum Märtyrer. Die Legende besagt, dass, als der heilige Paulus in der Zeit der Verfolgung durch Nero enthauptet wurde, sein Kopf dreimal aufsprang, bevor er liegen blieb. Dort sprudelten plötzlich drei Quellen aus dem Boden, weshalb der Ort „Le Tre Fontane“ oder „Die drei Quellen“ genannt wird.
Nicht weit vom Ort des Martyriums des heiligen Paulus gibt es auch ein Marienheiligtum, welches aufgrund einer Marienerscheinung errichtet  wurde.
Aber fangen wir von vorne an:

Im Jahr 1913 wurde Bruno Cornacchiola in einem Stall am Rande Roms geboren. Er wurde erst getauft, nachdem sein Vater aus dem Gefängnis zurückgekehrt war. Er wuchs in der gottlosen Umgebung der Slums von Rom auf, die fast ausschließlich von Kriminellen und Prostituierten bevölkert waren. In Brunos Haus gab es ständig Streit, Flüche und Schläge gegen die Kinder. Die Älteren liefen des Nachts von zu Hause weg. Eines Tages, als Bruno zu Hause war, kümmerte sich ein Mönch um ihn und nahm ihn mit ins Kloster. Dort erhielt er etwas zu essen und wurde gewaschen. Ordensschwestern lehrten ihn den Katechismus. Nach 40 Tagen der Vorbereitung empfing der 16-jährige Bruno seine erste heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. Im Alter von 20 Jahren wurde er zur Armee eingezogen. Nach seinem Militärdienst heiratete Cornacchiola ein Mädchen, das er seit seiner Kindheit kannte, und nur auf ihr Drängen hin stimmte er einer kirchlichen Trauung zu. Bruno trat später in die kommunistische Partei ein. Er ging mit der italienischen Armee in den Bürgerkrieg nach Spanien, wo er begann, für die Kommunisten zu spionieren. In Saragossa traf er einen deutschen Soldaten, der ihn sehr beeindruckt, er gehörte einer protestantischen Sekte an und hegte Hass auf den Papst und die katholische Kirche. Seitdem wuchs Brunos Hass auf die katholische Kirche so sehr, dass er sich einen Dolch kaufte und „Tod dem Papst“ darauf schrieb. Als der Krieg zu Ende war, kehrte er nach Rom zurück und begann als Schaffner in einer Straßenbahn zu arbeiten. Während dieser Zeit kam er in Kontakt mit den Siebenten-Tags-Adventisten. Bruno war sehr engagiert und eifrig in seinem Kampf gegen die katholische Kirche, den Marienkult und den Papst, und er tat alles, um möglichst viele Menschen von seinen Gründen zu überzeugen und sie zu Anhängern der adventistischen Sekte zu machen.  Daraufhin erhielt er den Auftrag, auf der Piazza della Croce Rossa eine Rede zu halten, in der er den Kult der Eucharistie, das Dogma der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria, lächerlich machen sollte. Für ihn war es eine große Ehre und eine Chance, zu predigen.

Aus diesem Grund fuhr er am Samstag, dem 12. April 1947, mit seinen Kindern, der 10-jährigen Isola, dem 7-jährigen Carlo und dem 4-jährigen Gianfranco, nach Ostia. Sie verpassten ihren Zug, also beschließt er, zur Via Laurentina alle Tre Fontane zu gehen, um seine Rede in Ruhe vorzubereiten.

Es war ein schöner sonniger Tag, die Kinder begannen im Eukalyptuswald zu spielen und Bruno bereitete seine Rede vor. Nicht weit von der Stelle, an der sie sich aufhielten, gab es eine Höhle. Ab und zu schaut Bruno nach den Kindern. Als er einmal die Antwort seines jüngsten Sohnes nicht hörte machte er sich erschrocken auf die Suche nach ihm. Er kam zu einer nahe gelegenen Höhle und fand das Kind dort kniend mit zum Gebet gefalteten Händen. Bruno rief die anderen Kinder. Als sie ankamen, knieten auch sie vor der „schönen Dame“ nieder, die sich in der Höhle befand, die aber nur er nicht sehen konnte. Bruno hatte Angst, seine Kinder waren blass und regungslos, er wusste nicht, was er tun soll, er machte sich Sorgen um seine Kinder und in seiner Hilflosigkeit bat er zum ersten Mal seit langer Zeit von ganzem Herzen den Herrn. In diesem Moment erhellte sich die Dunkelheit der Höhle und auch er sah eine „schöne Dame“. Sie war etwa einen Meter siebzig groß, trug ein weißes Kleid mit einem rosafarbenen Band um die Hüften, hat dunkelbraunes Haar und einen grünen Umhang um Kopf und Hüften und hielt eine Bibel in den Händen. Die Dame stellte sich als „Jungfrau der Offenbarung“ vor und erklärte: „Ich bin die Jungfrau der Offenbarung, und die Offenbarung sind die Worte Gottes, die auch von mir sprechen. Ihr verfolgt Mich, aber es ist höchste Zeit, dass ihr dem ein Ende macht. Kehren Sie zurück in die heilige Gemeinschaft der katholischen Kirche: Die ersten Freitage des Monats, die Sie dem Heiligsten Herzen Jesu geopfert haben, die Sie, ermutigt durch Ihre besorgte, treue Ehefrau, gefeiert haben, bevor Sie endgültig den Weg des Irrtums betraten, haben Sie gerettet.” Eine Viertelstunde lang spricht sie mit Bruno: Sie erklärt ihm die Bedeutung des Gebets, lädt ihn zur Beichte ein und übergibt ihm eine Botschaft für den Papst.

Schließlich lächelte sie, verbeugte sich und verschwand allmählich, nur ein schöner Duft blieb in der Höhle zurück. Bevor sie ging, hinterließ die Jungfrau der Offenbarung ihm ein Zeichen, das seine Zweifel zerstreute, die Glaubwürdigkeit der göttlichen Botschaft bestätigte und Satans Handlungen abwies. Nach seiner Rückkehr nach Hause erzählte Bruno seiner Frau, was geschehen war, und bat sie, ihm für sein vergangenes Verhalten zu verzeihen. Cornacchiola hatte weitere Erscheinungen am 6., 23. und 30. Mai.

Am 5. Oktober 1947, dem Fest der Muttergottes vom Rosenkranz, fand die größte Rosenkranzprozession in der Geschichte Roms statt. Sie begann auf dem Petersplatz und führte durch die Straßen der Stadt zur Grotte in Tre Fontane. Drei Paar weiße Pferde zogen einen Wagen mit einer großen Statue der Jungfrau von der Erscheinung, die Papst Pius XII. segnete. Damals gab der Heilige Vater seine Zustimmung zu öffentlichen Gottesdiensten in Tre Fontane und vertraute den Franziskaner-Konventualen die seelsorgerische Betreuung der Pilger an, die zum Ort der Erscheinungen kamen. Dieser Ort wurde zu einem Ziel von Pilgerfahrten, wo viele Heilungen und Bekehrungen stattfanden.

Am 12. April 1980, am 33. Jahrestag der Erscheinungen, wurden 3.000 Menschen Zeugen des Sonnenwunders. Dieses Phänomen wiederholte sich zwei

Jahre später…

Bruno Cornacchiola traf auch mehrere Päpste: am 8. Juli 1959 wurde er von Papst Johannes XXIII. in Privataudienz empfangen und am 17. Oktober 1973 traf er mit Paul VI. zusammen. Er hatte auch eine Privataudienz bei Johannes Paul II.

Dank der Entscheidung von Papst Johannes Paul II. erließ Kardinal Camillo Ruini am 17. März 1994 das Dekret, dass am Ort der Erscheinungen eine Kirche gebaut werden sollte, und am 2. April 1997 verlieh Johannes Paul II. der Kirche den Titel „Heilige Maria des dritten Jahrtausends in Tre Fontane“.

 

Sr. Weronika Wojciechowska

 

 

 

„Unter der Asche ein heimliches Feuer“ (Teil 2)

„Unter der Asche ein heimliches Feuer“ (Teil 2)

In diesem 2. Artikel über das Buch von Sr. Joan Chittister möchte ich Sie dazu einladen, über die Ordensgelübde nachzudenken, und zwar speziell über das Gelübde der Keuschheit, welches Sr. Joan im Kapitel 11 ihres Buches im Kontext von Sexualität, Vollkommenheit und Hingabe beschreibt.

Sr. Joan hat diesem Kapitel den Titel „Ruf nach Liebe“ gegeben. Und wieder muss ich sagen, dass diese Seiten, wie das gesamte Buch, eine Art Sprengstoff sind, eine Herausforderung und Provokation, die zum Überdenken bisher gelebter und geglaubter Grundsätze zwingen. Doch wer sich dieser Herausforderung stellt, kann gerade in diesem oft als Einengung gesehenen Gelübde eine Weite und Befreiung erfahren, die das Leben bereichert und lebenswert macht.

Sr. Joan beschreibt u.a., wie Keuschheit über Jahrhunderte hindurch, besonders in Frauen-gemeinschaften gelebt und verstanden wurde: „Das Ordensleben wurde zu einer Übung der Entkörperlichung, zu einer Spiritualität der Geschlechtslosigkeit, der Distanz, der Sicherheit und Angst…  In einem solchen Klima stand die Begegnung zwischen den Personen ganz unten auf der Leiter spiritueller Entwicklung. Freundschaften in den Gemeinschaften beschränkten sich auf flüchtige Kontakte… Das Leben war da, um verneint zu werden… Arbeit ersetzte menschliche Beziehungen. Das Gemeinschaftsleben wurde ein Leben, in dem Fremde lernten, miteinander einsam zu sein.“

Die Autorin beschreibt die Situation, wie sie bis vor wenigen Jahrzehnten in den meisten Frauengemeinschaften üblich war. Und auch wenn wir, spätestens seit dem 2. Vatikanum versuchen, uns für eine neue und zeitgemäße Ordenstheologie zu öffnen und unsere Konstitutionen und Lebensregeln dahingehend zu überarbeiten, ist dieses jahrhundertealte Denken in unseren Köpfen noch vielfach festgeschrieben. Und ein überliefertes Denkmuster, eine Mentalität zu ändern, gehört zu den schwierigsten und langwierigsten Aufgaben und Herausforderungen.

Doch die Autorin zeigt auch auf, welche Vision sie für das Leben als Ordensfrau hat und wie es gelingen kann, Keuschheit, Sexualität, Liebe und Liebesfähigkeit im Ordensleben zu integrieren: „Eine Keuschheit, die Liebe und Freundschaft unmöglich macht, die der Privatsphäre misstraut und persönliche Gefühle nicht zulassen will, verfehlt den Sinn von Keuschheit. Bei der Keuschheit geht es nicht darum, nicht zu lieben. Sie lehrt uns, gut zu lieben, großherzig zu lieben, schwungvoll zu lieben.“ Und an anderer Stelle: „Die Fähigkeit, Gefühle zu zeigen, ist ein Geschenk. Wenn sie beschnitten … wird, treibt sie Menschen in die Enge. Wird sie freigesetzt, bekommt die Seele Flügel…. Ohne Liebe siecht das Leben dahin und lässt uns mit leeren Händen zurück.“

In diesem Zusammenhang fiel mir ein Treffen mit Mitschwestern ein, bei dem es um das Thema Keuschheit und Sexualität im Ordensleben ging. Wir sprachen darüber, dass unser Leib, ja unsere Sexualität eine Gabe Gottes sind, nichts Unsauberes und Schlechtes und dass auch wir als Ordensfrauen uns dieser Gaben bewusst werden müssen. Auch wenn wir die Sexualität nicht ausleben, müssen wir sie annehmen und ihre Energie, Zärtlichkeit und Liebesfähigkeit kanalisieren und all den Menschen zukommen lassen, denen wir dienen. So hilft und befähigt sie uns, uns selbst und die anderen zu lieben, ohne uns dabei an eine Person zu binden. Für viele Schwestern (alle schon im fortgeschrittenen Alter) war das eine Offenbarung und Befreiung. Eine Schwester sagte: Das hätte man uns schon vor Jahren sagen müssen.

Sr. Joan hat dies auf den Punkt gebracht: „Liebe ohne sexuelle Praxis, wunderbar auf Grund ihrer unermüdlichen Aufmerksamkeit, lehrt uns die Schönheit der liebenden Seele und die Erfüllung, die das Überschreiben des Selbst, des Ich-bin, um der anderen willen begleitet. Keuschheit ohne Liebe zu lehren heißt so viel wie spirituelle Übungen ohne Gott zu vermitteln.“

Mit dem Anfangszitat des Kapitels 11 „Ruf nach Liebe“ will ich meine Ausführungen beenden. Dieses Zitat von Henry Ward Beecher fasst meines Erachtens nach alles zusammen, was die Autorin zu dem Thema geschrieben hat: „Ich wusste nicht, wie man Gott verehren und anbeten sollte, bis ich wusste, wie man liebt.“

Ich hoffe, ich habe wenigstens in einigen von Ihnen den Wunsch geweckt, das Buch von Sr. Joan nicht nur in Ausschnitten, sondern ganz zu lesen. Es lohnt sich, auch wenn es uns zunächst unruhig macht. Aber es führt weiter, erweitert den Horizont und lässt uns etwas von der Schönheit des Ordenslebens erahnen, was wir in unserem Alltag oft übersehen bzw. nicht sehen können, weil seine Schönheit verkrustet und unter der Asche verborgen ist. Möge das Buch uns dabei helfen, die Glut, ja das Feuer in uns neu zu entfachen!

 

Sr. Petra Ladig

 

Macht das Ordensleben heute noch Sinn?

Macht das Ordensleben heute noch Sinn?

Wir leben in Zeiten enormen menschlichen Potenzials. Noch vor 50 Jahren war der Lebensstil der Menschen von heute für die Menschen von damals selbst in ihren kühnsten Träumen unerreichbar. Heute haben wir dank der technologischen Erfindungen und der sich ständig weiterentwickelnden Globalisierung in vielen Bereichen unseres Lebens den Eindruck, dass uns die Welt zu Füßen liegt, sie jedem offen steht und es nur von unserer Entscheidung abhängt, was wir mit unserem Leben anfangen. In einer solchen Situation mag die Entscheidung für ein einfaches, armes Leben in einem Kloster für unsere Zeitgenossen als etwas völlig Lächerliches erscheinen. Für viele Menschen verliert das religiöse Leben heute seinen Wert, wird zu einer Art „religiöser Folklore“ oder zu einem mittelalterlichen Relikt. Andere sehen die Rolle der Personen des geweihten Lebens vor allem in der sozialen Tätigkeit, die heute, mit hoch entwickelten sozialen Einrichtungen, nicht mehr eine so wichtige Rolle spielt wie früher. So kann man den Eindruck gewinnen, dass sich die Zeit der Orden langsam dem Ende zuneigt. Die Tatsache, dass die Zahl der Berufungen zum gottgeweihten Leben in Europa rückläufig ist, mag ein solches Denken ebenfalls unterstützen.

Aber haben wir es heute wirklich mit einer Krise des religiösen Lebens zu tun, das in der modernen Welt überholt ist, oder wird um uns herum vielleicht eine Welt geschaffen, in der grundlegende und natürliche Werte wie der Glaube an Gott, die Liebe als Selbsthingabe, die Wahrheit, das Gute und das Schöne missverstanden werden?

Es besteht kein Zweifel, dass in der heutigen Welt für viele Christen die Spiritualität zu einem der am meisten vernachlässigten Bereiche des Lebens geworden ist. Auf der einen Seite wird der Glaube schwächer, auf der anderen Seite nimmt der Durst nach dem Schöpfergott mehr und mehr zu – wenn vielleicht auch noch nicht erkannt – und wird zum  Drama des modernen Menschen. Das Zeugnis des gottgeweihten Lebens war wahrscheinlich noch nie in der Geschichte so notwendig wie heute. Es verliert nicht seine Bedeutung, aber es ist viel schwieriger, weil es seine Rolle in einer Kultur erfüllen muss, die den Individualismus als ihr Markenzeichen gewählt hat. Das geweihte Leben als ein Weg des Dienens, der Liebe, der uneigennützigen Selbsthingabe an die oft vernachlässigten, schwierigen und bedürftigen Menschen steht in völligem Gegensatz zur heutigen Mentalität.

Das Wesen der Berufung zum gottgeweihten Leben ist nicht die Aktivität, sondern die Identität der gottgeweihten Person. Eine Berufung zum Ordensleben ist eine Berufung zu einer einzigartigen Verbindung mit Christus, die nicht veralten kann. Eine Ordensgemeinschaft muss eine Leidenschaft für das Leben für und mit Gott zeigen – das ist ihre Aufgabe in der Welt. Das bedeutet natürlich nicht, dass der beste Weg für alle Menschen das Ordensleben wäre. Aber das Leben, das einige Christen durch die Gnade Gottes wählen, ist eine Hilfe für andere, sich nicht in der Vielfalt der Wege und Vorschläge zu verlieren, die es heute in der Welt gibt.

Das geweihte Leben sollte uns davon überzeugen, dass es Gott ist, der die Erfahrung des Glücks schenkt, die die Welt sucht und nirgendwo sonst findet. Sie kann nicht durch Geld, Macht oder Gefühle gegeben werden, wenn sie nicht in die Erfahrung des Glaubens integriert sind. Gott ist der Herr über alles und es liegt an uns, die uns anvertraute Aufgabe zu erfüllen.

Sr. M. Sybilla Kołtan