Porträt von Schwester Dulcissima – Zeugnis

Porträt von Schwester Dulcissima – Zeugnis

Eines Tages rief mich Schwester Małgorzata Cur von der Kongregation der Marien-schwestern von der Unbefleckten Empfängnis aus Brzezie an.

Sie äußerte den Wunsch, ein Gemälde der Dienerin Gottes, Sr. Dulcissima, anfertigen zu lassen, da nur wenige Fotos erhalten sind und nur auf einigen davon Sr. Dulcissima in ihrem Ordenskleid zu sehen ist. Die Fotos waren von sehr schlechter Qualität, aber ich dachte, dass ich schon so oft verschiedene Porträts gemalt hatte, dass ich auch mit diesem keine großen Schwierigkeiten haben würde. Ich weiß, dass die Erstellung eines Porträts von Heiligen oder Seligen ein tiefes geistiges Abenteuer und eine Einladung zu einer einzigartigen Freundschaft ist. Die Malerei ist auch eine spirituelle Reise zu sich selbst. So war es auch, als ich an den Porträts der heiligen Teresa vom Kinde Jesu, des seligen Kardinal Stefan Wyszyński oder der seligen Chiara Luca Badano arbeitete.

Schwester Margaretha und ich wählten ein Foto aus, das als Modell für das Porträt dienen sollte.

Ich begann meine Arbeit wie üblich mit einer Zeichnung, einer Skizze, die ich später beim Malen genauestens befolgen wollte.

Doch genau hier begannen die Probleme. Das Foto zeigte etwa ein Dutzend Ordensfrauen in einer Aufnahme, und trotz starker Vergrößerung war es sehr unscharf… Die Gesichter waren unschart und verschwommen… die Kleidung war nur in Umrissen zu erkennen.

Ich fragte mich, wie man an so etwas arbeitet? Schließlich ist es unmöglich, ein Porträt von einer Person zu machen, die ich wie hinter einem Nebel sehe. Ich wollte mich nicht gleich am Anfang entmutigen lassen, also versuchte ich weiter zu zeichnen… In der Zwischenzeit schickte mir Schwester Małgorzata Fotos von Schwestern in der Ordenstracht  aus jener Zeit, damit ich mir ein besseres Bild von den Details des Schleiers, des Habits und ihrer Elemente machen konnte…

Aber die Priorität lag für mich bei den Augen. Nur, dass die Augen auf dem Foto im Schatten lagen und außerdem waren alle Fotos natürlich schwarz-weiß… Langsam wurde ich nervös…

Zu Beginn meines Kontakts mit Schwester Dulcissima ahnte ich, dass es ein Problem wäre, ein neues Porträt zu machen, und nun hatte ich ein Problem, und zwar ein ernstes. Die Arbeit ging zwar vorwärts, aber sehr langsam und nicht effektiv. Ich bediente mich weiterer Fotos von Schwester Dulcissima, die noch vor ihrem Eintritt in die Kongregation aufgenommen wurden. Einige der Bilder von Helena Hoffmann waren etwas deutlicher und die Augen waren besser zu erkennen. Aber ich weiß, dass sich die Sichtweise eines Menschen mit der Reife ändert, insbesondere mit der geistigen Reife… und mit dem Leiden, das die Seele veredelt. Schließlich sind die Augen der Spiegel der Seele. Ich wollte die Dienerin Gottes besser kennen lernen. Das war der Wendepunkt. Ich begann, Materialien über Sr. Dulcissima zu lesen und …. bat sie, mich sie malen zu lassen und sie solle mir dabei helfen…

Dann war das Porträt  fast fertig…Ich ging zwei Schritte zurück und…. war traurig, als ich sah, dass die Schwester, die ich gemalt hatte, nicht Helena Hoffmann war, es war nicht Sr. Maria Dulcissima…Ich war hilflos….

Was sollte ich tun?

Verzweifelt bat ich Schwester Małgorzata zu beten.

Die Schwestern haben gebetet und sogar eine Messe für den persönlichen Maler von Sr. Dulcissima – so nannte mich Sr.  Małgorzata – angeordnet.

Persönlicher Maler?

Zum ersten Mal fühlte ich Tränen der Rührung… Ich spürte, dass ich eine Art innerer Reinigung durchmachte und Sr. Dulcissima mir sehr nahe kam…

Ich begann, das Gesicht der Dienerin Gottes von neuem zu bearbeiten. Dabei hatte ich den Eindruck, der sich in eine Überzeugung verwandelte, als ob Sr. Dulcissima die ganze Zeit ihre Hand auf meiner hielt und mir half, sie zu malen.

Das war eine Erfahrung, die ich noch nie gemacht hatte. Es war eine Befreiung vom eigenen Ego des Künstlers, das in erster Linie auf seine eigenen künstlerischen Fähigkeiten vertraut… und hier musste ich auf die Fürsprache dieser Schwester vertrauen, deren Seligsprechungsprozess im Gange ist….

Ich malte die Leinwand weiß an und fertigte eine neue Skizze mit dem Pinsel an… Es war ein kühner Schritt und ein Risiko… aber es hat sich gelohnt… Auf der Leinwand entstand ein sehr lebendiges, wenn auch nur skizzenhaftes Porträt von Schwester Dulcissima. Und das Überraschende ist, dass schon in dieser Skizze – die Augen wie lebendig erschienen! Ich atmete erleichtert auf und war dankbar.

Die Arbeit ging nun reibungslos voran …

Das Porträt wurde kurz vor Weihnachten fertiggestellt.

Diese Erfahrung half mir zu verstehen, wie mächtig die Fürsprache der Heiligen ist, besonders in Momenten, die menschlich gesehen hoffnungslos sind. Schwester Maria Dulcissima hat mir beim Malen geholfen, und ich fühle mich durch diese Tatsache geehrt. Sie ist nicht nur eine Kandidatin für die Altäre, die ich in verschiedenen Anliegen bitte. Sie ist auch eine heilige Begleiterin in alltäglichen und außergewöhnlichen Angelegenheiten, in denen ich die Liebe Gottes zu uns Menschen bewundere, die jeden Tag auf vielfältige Weise zum Ausdruck kommt.

Schwester Dulcissimo, bitte lege Fürsprache für uns ein!

 

Tomasz Wachowicz

Trzcianka, 02.01.2022

Weihnachten

Weihnachten

Das wahre Glück, nach dem wir suchen

ist meist anders, als wir es uns vorgestellt haben.

Es ist ein Mysterium, jenseits aller

menschlichen Vorstellungen.

[Pfr. Jan Twardowski]

 

 

Seht, der König des Universums wurde in einem ärmlichen Stall geboren.

Gott kam in einem hilflosen Kind auf die Erde.

Die Kraft manifestiert sich in der Schwäche.

Möge das Geheimnis von Weihnachten uns die Gewissheit bringen,

dass Gott dort geboren wird, wo unsere Sorgen, Armut und Ängste sind.

Wo wir Ihm in einer schwierigen Situation vertrauen können –

ohne Bedingungen.

Möge er in unseren Herzen geboren werden!

 

Marienschwestern

Es war ein besonderer Tag in Cochem auf dem Klosterberg

Es war ein besonderer Tag in Cochem auf dem Klosterberg

Bevor das Jahr  zu Ende geht möchte ich noch von einem ganz besonderen Tag im November 2021 berichten.

Wie in jeden unserer anderen Häuser, so gibt es auch hier auf dem Klosterberg eine Glocke die zum Angelus läutet und nicht nur uns hier vor Ort zum Gebet erinnert sondern auch alle Menschen die hier in Cochem leben, arbeiten oder sich erholen

Da unsere alte Glocke schon 100 Jahre alt war – kam es in ihr zu einem Riss und so schepperte sie nur noch.

Vor fast zwei Jahren wurde diese Situation angesprochen, überprüft  und dann auch geplant, dass wir eine neue Glocke anschaffen dürfen.

Durch die Corona Situation vergingen Monate und Wochen – wir hörten nichts mehr von unserer Glocke.

Als unsere Provinzoberin uns im Sommer  besuchte habe ich dieses Thema noch einmal angesprochen und sie nahm unser Anliegen mit in die Sitzungen nach Berlin.

Bald kam die Information – dass der Auftrag für eine neue Glocke der Glockengießerei in Brockscheid in der Eifel gegeben wurde.

Da die Planung ja schon vor fast zwei Jahren abgeschlossen war – dauerte es dann auch nicht lange bis die Information zu uns kam, dass am 14. Oktober 2021 die Glocke gegossen wird. Brockscheid ist nur 39 km von Cochem entfernt und so konnten wir d.h. zwei Mitarbeiter und ich dabei sein beim Gießen dabei sein.

Niemand von uns hatte vor her noch nie die Möglichkeit bei solcher Sache dabei zu sein.

Alles war gut vorbereitet und so konnte die Arbeit beginnen.

Die ganze Familie war integriert. Der Senior Chef legte großen Wert darauf, dass bevor die Arbeit begonnen wird – wir gemeinsam beten damit dieses Kunstwerk gelingt.

Es war für alle eine Herausforderung das 170 Grad erhitzte Material in die spezielle Form zu gießen.

In dem Tun habe ich wahrgenommen – wie sehr einer auf den anderen angewiesen war im Schauen und im Reagieren. Das eingespielte Team stellte sich aber dieser Herausforderung  mit Bravur.

Die Arbeit war in wenigen Minuten getan und wir fuhren mit neuen Erfahrungen und begeistert mit einem guten Gefühl wieder nach Hause.

Die Glocke musste dann eine gewisse Zeit ruhen.

Gute zwei Wochen vergingen bis uns die Glocke gebracht wurde.

Wir hatten so Zeit um die Feier der Glockenweihe zu planen

Bis zur Glockenweihe haben wir sie erstmal in unserem Refektorium platziert.

Nach einer guten Planung mit der Einrichtungsleiterin haben wir den Termin der Weihe auf den 9. November gelegt.

Bruder Michael ( Franziskaner vom Heiligen Kreuz ) ein Freund unseres Konventes und des Hauses sah es für sich als große Ehre an – unsere Glocke zu weihen. Ja, dieser besondere Tag fiel auch in die Zeit, in der unsere Generaloberin Schwester Sybilla und Vikarin  Schwester  Petra an der Mosel in den Konventen visitiert haben. Also konnten sie auch dieses Geschehen miterleben – ebenfalls unsere Mitschwestern aus Treis Karden.

Selbstverständlich nahmen  auch unsere  Heimbewohner innen und Bewohner daran teil.

 

Ebenfalls sind  Verbandsbürgermeister Herr Lambertz und unser Stadtbürgermeister Herr Schmitz unserer Einladung gerne gefolgt.

Auch der Senior Chef aus der Glockengießerei Herr Schmitt

Ist gekommen, er hat uns alle die Töne erklärt, die von der Glocke erklingen werden.

Er selbst war schon bei vielen Glockenweihen dabei – aber es war für ihn selbst so ein großes Erlebnis – denn bei all den anderen Glockenweihen war der Bischof  dabei –

aber wie bei uns Besuch aus Rom – das hat er in seinen vergangenen Arbeitsjahren noch nie erlebt

 

An diesen Tag kam es zu wunderbaren Begegnungen , an die alle noch lange denken werden.

 

Nicht nur wir sondern – auch die Cochemer erfreuen sich am schöne Geläute – das vom Klosterberg über die ganze Stadt zu hören ist.

Möge sie nun lange zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen klingen.

 

 

Freude hat mir Gott gegeben!

Sehet! Wie ein goldner Stern

aus der Hülse, blank und eben,

schält sich der metallne Kern

 

Von dem Helm zum Kranz

spielt’s wie Sonnenglanz,

auch des Wappens nette Schilder

loben den erfahrnen Bilder.

 

( Text aus der Glocke von Friedrich Schiller)

 

 

 

 

Schwester M. Felicitas

Novene – 9. Woche

Novene – 9. Woche

Jesus sprach zu den beiden Brüdern Petrus und Andreas am See Genezareth: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sie ließen alles zurück und folgten ihm nach.”

Der Diener Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, erfüllte auch seine priesterliche Berufung als Vikar, Seelsorger für junge Frauen, Gründer einer Wohltätigkeitsstiftung für moralisch gefährdete Mädchen und Frauen und Gründer der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis. Die organisatorischen Angelegenheiten übertrug er Schwester Mathilde, die von der Ordensgemeinschaft gewählt wurde, und kümmerte sich selbst um die geistliche Entwicklung der Schwestern. Er nahm keine Kandidatinnen in seine neue Ordensfamilie auf, die nicht fähig waren, ihr Leben mit großherziger, demütiger und barmherziger Liebe zu führen.

Pfarrer Schneider hatte seit seiner Jugend schwere gesundheitliche Probleme. Am Vorabend des Festes des Heiligen Apostels Andreas im Jahre 1876 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Dessen war er sich bewusst. Er bat darum, das Sakrament der Krankensalbung empfangen zu dürfen.  Am 7. Dezember versammelten sich alle Schwestern weinend am Bett des Stifters. Der Stifter sagte seine letzten Worte zu ihnen: „Ich segne euch von ganzem Herzen. Ich werde immer bei dir sein. Seid einig. Schwester Mathilde, sorgen Sie, dass die Anstalt erhalten bleibt”. Um 14 Uhr läuteten die Kirchenglocken die erste Vesper des Hochfestes der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria ein. Es war ein Donnerstag, der Tag, der der Eucharistie und dem Sakrament des Priestertums gewidmet ist.

Die Beerdigung fand am Montag, dem 11. Dezember 1876, statt. Die Messe wurde vom Freund und Gründer der Hedwigsschwestern, Pfarrer Robert Spiske, zelebriert. Die Predigt hielt der Pfarrer der Gemeinde St. Michael, Pfarrer Gustav Haucke. In seiner Predigt sagte er über unseren Stifter: „Was er mutvoll gedacht und 1854 mit Gottvertrauen begonnen und mit unsäglichen Mühen, Opfern und Sorgen fortgesetzt, siehe, das steht seit 1858 fertig da, das St. Marienstift, mit Korporationsrechten ausgestattet… Wer ermisst die Segnungen, die dieses fromme Werk schon bereitet hat? Wer berechnet die Himmelsernte, die daraus in Zukunft noch erblühen kann? Gegenwärtig zählt die Anstalt 9 eingekleidete Schwestern und ist überdies zur Aufnahme von 45 kranken oder  stellungslosen Dienstboten hergerichtet. Diesem Haus war der Verewigte alles: Gründer, Leiter und nach außen hin Vertreter. Dorthin richtete er fast täglich seine Schritte, ihm galten seine Sorgen und Kämpfe, dort suchte und fand  er Erholung. (J. Schweter, Geschichte der Kongregation…, Bd.1 S.85)

Im weiteren Verlauf der Predigt sprach er den Verstorbenen direkt an: „Für deine Seele aber mögen die Sehnsuchtsklänge der hl. Adventszeit in Erfüllung gehen; Ecce Dominus veniet, siehe, der Herr, der Vergelter kommt! Es folgen dir nach die Dankestränen und Fürbitten deiner Gemeinde, deiner Verwandten und deiner Schützlinge. Es folgt dir nach das Memento deiner Mitbrüder, die sich abermals in dem Vorsatz vereinnen, fest und treu auszuharren in ernster, drangvoller Zeit. Es folgen dir nach deine guten Werken und Verdiensten, die Jesus Christus, unser Herr und Richter, dir belohnen wolle mit des Himmels Wonne und Seligkeit.” (J. Schweter, Geschichte der Kongregation … Bd.1 S.85)

Tiefergriffen folgte eine große Menschenmenge, als sie ihren Hirten zum Oswitzer Friedhof begleitete.

Alle Priester, die den Stifter näher kannten, waren einig in dem Urteil, dass er eine große Zierde des schlesischen Seelsorgsklerus war durch seinen ungewöhnlichen Seeleneifer, seinen außerordentlichen Starkmut und sein tief innerliches Lebens. (J. Schweter, Geschichte der Kongregation … Bd.1 S.86)

Am ersten Freitag des Monats Dezember 1944 wurden die sterblichen Überreste unseres Stifters auf den St. Laurentius-Friedhof überführt und zwischen den Gräbern seiner Marienschwestern beigesetzt.

 

Prägt der Adventsruf „Siehe, der Herr kommt“ gerade jetzt, heute, das Innere meines Herzens?

Sr.M. Elżbieta Cińcio

Meine Gedanken über das Alter, wie ich es erlebe

Meine Gedanken über das Alter, wie ich es erlebe

Für mich drückt die Sonnenblume ein Bild für das Altwerden aus. Die schweren Köpfe der Blumen sind voller Früchte. Sie tun nichts mehr. Sie setzen sich einfach der Sonne aus und reifen, bis sie geerntet und für andere zu einer Nahrungsquelle werden. Alle Schönheit ist dahin. So ist es mit mir, mit dem alten Menschen. Ich muss nichts mehr leisten, ich muss mir nicht durch Leistung Anerkennung verschaffen. Ich bin einfach da.

Wenn ich meine jetzige Situation bedenke, wird mein derzeitiges Leben von drei Schwerpunkten bestimmt:

 

Loslassen

                                               Annehmen

                                               und dem Wunsch nach Fruchtbringen.

 

Ich möchte das Loslassen unter das Schriftwort Joh 21,18 stellen: „Amen, amen, das sage ich dir: als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“

 

Ich muss meine Vorstellungen vom Leben loslassen und mich auf das einlassen, was Gott mir zumutet. Er ist gütig und erlaubt es mir in Raten zu tun. Erst die Aktivität, den eigenen Willen, das eigene Ich und dann das Leben loslassen: Das ist ein Prozess, der manchmal schmerzlich ist und bezieht sich auf verschiedene Bereiche.

 

Loslassen der Gesundheit

Ich soll für meine Gesundheit sorgen, aber mit Maß. Wenn ich ständig um meine Gesundheit besorgt bin, werde ich ständig von Ängsten geplagt, dass ich sie verlie-ren könnte.

 

Loslassen von Beziehungen

Im Alter nehmen die Beziehungen ab und ich muss mehr und mehr lernen allein zu sein. Wenn ich einen lieben, vertrauten Menschen durch den Tod oder Umzug verlie-re, ist das schmerzlich und ein langer Prozess des Trauerns wird folgen, der ver-schiedene Phasen durchlebt.

 

Loslassen des Besitzes

Im Tod muss ich alles loslassen und deshalb bin ich gut beraten, wenn ich es jetzt schon einübe, in dem ich mich von Vielem trenne, es verschenke. Dadurch können wieder kleine Beziehungen entstehen.

 

Loslassen von Positionen und Macht

Für mich war es ein tiefer Einschnitt als ich nicht mehr informiert oder gefragt wurde. Durch vermehrte Aktivität übertünche ich diese Verluste, um zu zeigen, dass ich noch alles im Griff habe. Aber je mehr der alte Mensch an seinen Positionen festhält, desto mehr Feinde schafft er sich und es kann zur Rebellion und zur Katastrophe kommen Wenn dieser Prozess durchgestanden wird führt er in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes.

 

Das Leben loslassen

Für mich ist der Tod das Ende des Lebens hier auf Erden und zugleich Durchgang und Anfang des Lebens in der Herrlichkeit Gottes.

Das Sterben ist nicht nur das Ende meines Lebens sondern ist schon immer anwe-send in meiner Lebensgeschichte. In jeder Zurückweisung, Enttäuschung, Hilf-losigkeit, Ohnmachtsgefühl, Gebrechlichkeit, Erfahrung von Krankheit erfahre ich Loslassen und Sterben.

Hilfreich ist für mich das Meditieren vom Kreuz und Jesu Passion, wie ER den Tod angenommen hat. So wie der Tod Jesu der Weg in Gottes Herrlichkeit war, so wird auch mein Weg zu Gott nur durch den Tod gehen.

Ich habe bestimmte Vorstellungen vom Sterben für mich, aber es liegt nicht in meiner Hand. Auch das muss ich loslassen und den Tod so annehmen, wie er mir von Gott geschenkt wird.

 

Annehmen

Das Alter kommt von allein. Wenn es gelingen soll, muss ich meine Lebensge-schichte bedingungslos annehmen und mich mit meiner Vergangenheit aus-einandersetzen, d.h. mein Leben mit allen Positiven und Negativen in die Barmherzigkeit Gottes legen und vertrauen, dass Gott es angenommen hat.

Ich muss lernen meine eigenen Grenzen anzunehmen: Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schwäche, Müdigkeit, Behinderungen, Einsamkeit, Krankheit, Vergesslichkeit und vieles mehr. Zur Vergesslichkeit fiel mir das Schriftwort ein. „Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Eine Hilfe zum Annahme meiner Grenzen ist mir, das Bewusstsein, dass Gott mich mit seiner heilenden, liebenden Nähe umgibt und trägt und mich im Tod mit seinen liebenden Armen umfängt.

 

Den dritten Punkt, der Wunsch nach Fruchtbringen möchte ich unter das Psalmen-wort 92,13-15 stellen: „Der Gerechte gedeiht wie die Palme, er wächst wie die Zedern des Libanon. Gepflanzt im Hause des Herrn gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes. Sie tragen Frucht noch im Alter und bleiben voll Saft und voll Frische.

Danach müssen zwei Voraussetzungen sein, um im Alter noch Frucht zu bringen: Gerechtigkeit und gepflanzt im Hause des Herrn.

 

Gerecht ist der Mensch, der den Menschen mit ihren Bedürfnissen gerecht wird. Der Gerechte kreist nicht nur um sich selbst, sondern hat auch immer die anderen im Blick.

Frucht bringt, wer verwurzelt ist in Gott. Schön ist es wenn aus meiner Verlang-samung Geduld und Gelassenheit wird. Wenn ich das Warten und das Hören in der Einsamkeit lerne wird die Beziehung zu meinem Gott vertieft.

In meinem Alter muss ich mir nichts mehr beweisen und mich nicht von den Erwar-tungen der Menschen bestimmen lassen und mich nicht mit anderen vergleichen. So erlange ich eine tiefe innere Freiheit.

 

 

Ich erlebe mich im Spannungsfeld von Loslassen und Annahme. Mal geht das eine und mal das Andere besser. Für mich ist das Alter ein Prozess, auf den ich mich immer wieder neu einlassen möchte. Ich bitte Gott, dass er mir ein hörendes, dank-bares Herz schenkt und mich zum Segen für andere werden lässt.

Sr. M. Mathildis

 

 

 

 

Gebet der heiligen Teresa

(1515 – 1582)

 

Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich und hilfreich, aber nicht beherrschend  zu sein.

 

Bewahre mich davor, endlos Einzelheiten aufzuzählen, und verleihe mir Schwingen, zum Kern der Sache zu gelangen.

 

Lehre mich Schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

 

Ich erflehe nicht die Gabe, Krankheitsschilderungen anderer mit Genuss zu lauschen. Aber lehre mich, sie wenigstens geduldig zu ertragen.

 

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

 

Ich wage nicht, um ein besseres Gedächtnis zu bitten – nur um etwas mehr Bescheidenheit und etwas weniger Bestimmtheit, wenn mein Gedächtnis nicht mit dem der anderen übereinstimmt.

 

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Griesgram sein

aber auch keine Heilige, denn mit ihnen lebt es sich schwer.

Novene – 8. Woche

Novene – 8. Woche

Lobt den Höchsten Herrn in Ewigkeit.

Diesen Refrain des heutigen Antwortpsalms hätte der Diener Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, auch singen können, als er beobachtete, wie sich das von ihm begonnene Werk entwickelte.

Nachdem der Aufruf „Hilfeschrei“ in der katholischen Presse veröffentlich worden war, halfen Dutzende von Familien der Stiftung, um die Aktivitäten des Vereins zur Hilfe an den Dienstmädchen finanziell zu unterstützen. Der Verkauf der von der Marienstiftung ausgegebenen Aktien war ebenfalls sehr wirksam. Dies ermöglichte die Anmietung weiterer Räume im Mietshaus der Pfarrei „Unserer lieben Frau auf dem Sande”. Der Wunsch der Beteiligten war es, ein Haus in der damaligen Krupnicza-Straße 10 (Gräupnergasse 10) zu kaufen. Diese Straße wurde auf Antrag der Schwestern der heiligen Elisabeth zu Beginn des 20. Jahrhunderts in St.-Joseph-Straße umbenannt.

Der Wunsch des Hauskaufes ging Ende 1858 in Erfüllung. Am 9. Dezember wurde das Mädchenwohnheim eingeweiht. Im Laufe der Zeit kaufte die Stiftung weitere benachbarte Grundstücke, und auf demselben Gelände entstand ein Beratungszentrum für Mädchen und Frauen in schwierigen Verhältnissen. Während der Lebenszeit des Dieners Gottes fanden hier mehr als 60.000 Mädchen Hilfe für einen guten Start ins Erwachsenenleben. Die Marien- Stiftung richtete für sie eine Schule und ein Internat ein, die Mitarbeiter der Stiftung suchten nach geeigneten Arbeitsplätzen für die Absolventinnen; außerdem fanden vorübergehend arbeitslose Mädchen und Frauen eine Unterkunft, Kranke erhielten Behandlung und Heilung, und ältere Frauen fanden ein Altersheim, wo sie bis zu ihrem Tod bleiben konnten.

Pfarrer Schneider und die Mitglieder des Vorstands stellten Lehrerinnen, Erzieherinnen und Krankenschwestern ein. Die Mitarbeiter erfüllten ihre Aufgaben sehr gut, aber nach der Arbeitszeit kehrten sie zu ihren Familien zurück. Doch Mädchen im Teenageralter, die ihre Familien aufgrund von Armut verlassen hatten, brauchten immer noch die Wärme eines Zuhauses. Nach Ansicht unseres Stifters konnten ein solches Familienklima nur von Ordensfrauen als geistliche Mütter für die ihnen anvertrauten Mädchen geschaffen werden. Er suchte nach einer Frauengemeinschaft in Breslau, die einen solchen Dienst übernehmen würde. Doch leider hatte jede Gemeinschaft ihre eigenen Werke.

Darum wandte sich der Stifter an die unverheirateten Lehrerinnen der Marien-Stiftung. Vier von ihnen waren bereit, ihr Leben den armen Mädchen zu widmen, die vom Armut, Not bedroht waren und am moralischen Abgrund standen. Pfarrer Schneider erläuterte ihnen in wöchentlichen geistlichen Konferenzen die Bedeutung eines Lebens im Dienste Gottes und der Menschen. Nach einer dreijährigen Vorbereitung legten die Schwestern Agnes, Matilda, Jadwiga und Rosina am 26. Mai 1863 im Oratorium des Hauses der Stiftung ihre Privatgelübde ab und erhielten von ihm einheitliche Gewänder: blaue Kleider und eine weiße Kopfbedeckung. Dieses Kleid sollte sie an die Person der Mutter Gottes erinnern, war aber gleichzeitig dem Kleid der protestantischen Diakonissen sehr ähnlich. Auf Bitten des Weihbischofs tauschten die Schwestern ihren Habit deshalb gegen schwarze Kleider und Schleier. Die begabteste der ersten Schwestern war Schwester Agnes, in der unser Stifter die zukünftige Oberin der neuen Ordensgemeinschaft sah. Leider verließ sie nach einem Jahr die Stiftung. Doch Gott schickte neue Berufungen, und jedes Jahr traten einige Mädchen in die entstehende Ordensgemeinschaft ein.

Das geistliche Profil ihrer geistlichen Töchter erfahren wir aus den Aufzeichnungen von Schwester Matilda, die sie am 26. Mai 1863 anhand einer Ansprache des Stifters machte:.

Ihr seid aus weiter Ferne gekommen. Das stille Vaterhaus, den Kreis euer Kindheit und alles Andere in der Heimat habt Ihr verlassen und seid in das arme Marienstift eingetreten. Ja arm ist es im Sinne der Welt. Denn die Armut hat die Anstalt gegründet, mit dem sauren Schweiß der Armen ist sie gebaut worden. Die Armut wohnt im Stifte, und Eure Prüfungszeit hat dies längst bestätigt, denn der Armut ist dieses Stift geweiht…

Und welchen Gewinn hofft Ihr dafür? Sucht Ihr ein bequemes Leben so wisset, dass eine Marienschwester nicht auf Rosen gebettet ist. Anstrengende Arbeit erwartet Euch. Ihr dient den Armen. Mägde der Mägde sollt Ihr sein.

Wo die Armut den Tisch deckt, da findet sich die Bequemlichkeit nicht heimisch. Ja, noch mehr. Ihr müsst sogar hinausgehen, um für die Armen, die Ihr speist und beherbergt, bei der Wohltätigkeit guter Menschen das zu erbitten, was sie bedürfen. Denn die Welt hat wohl Mittel, um Theater zu erbauen; aber um die Armut zu erleichtern und für Klagende und Elende hat sie kein Opfer. Oder sucht Ihr Ehre in dieser Zeit? Auch auf sie müsst Ihr verzichten! Es wird sogar nicht an solchen fehlen, die Euer Vorhaben belächeln, die Euch Toren schelten werden, dass Ihr Euer Leben einer solchen Sache geweiht habt. Ihr werdet ungekannt, ja von vielen sogar verachtet werden. Was ich Euch für diese Welt bieten kann, ist nichts weiter, als ein armes Kleid und ein stilles Grab, immer nur von wenigen Seelen gekannt und besucht. Doch der Christ arbeitet nicht für diese Welt; er strebt nach einem höheren Ziele. Sein Lohn winkt ihm im Jenseits zu.

Wenn Ihr euch dem Dienst der Armut weiht, so dient Ihr dem göttlichen Bräutigams, der uns in den Armen und Geringen seinen Stellvertreter hinterlassen hat. Denn so spricht er selbst von den Opfern, die man aus Liebe zu den Armen und Verlassenen gebracht: „Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist, ich war durstig und ihr habt mich getränkt, ich war ein Fremdling und ihr nahmt mich auf, und was immer Ihr meinem geringsten Bruder getan habt, das habt ihr mir getan“ (J. Schweter, Geschichte der Kongregation der Marienschwestern der Unbefleckten Empfängnis, Breslau 2000, Bd. 1).

Eine Feuerprobe für unsere Kongregation war gleich zu Beginn ihres Bestehens die Zeit des Kulturkampfes. Alle Schwestern begaben sich auf eine einwöchige Wallfahrt zum Marienheiligtum in Filipow (heute in der Tschechischen Republik in der Nähe des Dreiländerecks zwischen Polen, Tschechien und Deutschland), um ein Wunder zu erflehen, das die Kongregation vor der Auflösung bewahren würde. Und die göttliche Mutter rettete ihre Schwestern.

 

Wie groß ist mein Vertrauen in die Muttergottes in Momenten der Glaubensprüfung?

Sr.M. Elżbieta Cińcio