Dez. 15, 2021 | NACHRICHTEN
Jesus sprach zu den beiden Brüdern Petrus und Andreas am See Genezareth: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sie ließen alles zurück und folgten ihm nach.”
Der Diener Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, erfüllte auch seine priesterliche Berufung als Vikar, Seelsorger für junge Frauen, Gründer einer Wohltätigkeitsstiftung für moralisch gefährdete Mädchen und Frauen und Gründer der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis. Die organisatorischen Angelegenheiten übertrug er Schwester Mathilde, die von der Ordensgemeinschaft gewählt wurde, und kümmerte sich selbst um die geistliche Entwicklung der Schwestern. Er nahm keine Kandidatinnen in seine neue Ordensfamilie auf, die nicht fähig waren, ihr Leben mit großherziger, demütiger und barmherziger Liebe zu führen.
Pfarrer Schneider hatte seit seiner Jugend schwere gesundheitliche Probleme. Am Vorabend des Festes des Heiligen Apostels Andreas im Jahre 1876 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Dessen war er sich bewusst. Er bat darum, das Sakrament der Krankensalbung empfangen zu dürfen. Am 7. Dezember versammelten sich alle Schwestern weinend am Bett des Stifters. Der Stifter sagte seine letzten Worte zu ihnen: „Ich segne euch von ganzem Herzen. Ich werde immer bei dir sein. Seid einig. Schwester Mathilde, sorgen Sie, dass die Anstalt erhalten bleibt”. Um 14 Uhr läuteten die Kirchenglocken die erste Vesper des Hochfestes der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria ein. Es war ein Donnerstag, der Tag, der der Eucharistie und dem Sakrament des Priestertums gewidmet ist.
Die Beerdigung fand am Montag, dem 11. Dezember 1876, statt. Die Messe wurde vom Freund und Gründer der Hedwigsschwestern, Pfarrer Robert Spiske, zelebriert. Die Predigt hielt der Pfarrer der Gemeinde St. Michael, Pfarrer Gustav Haucke. In seiner Predigt sagte er über unseren Stifter: „Was er mutvoll gedacht und 1854 mit Gottvertrauen begonnen und mit unsäglichen Mühen, Opfern und Sorgen fortgesetzt, siehe, das steht seit 1858 fertig da, das St. Marienstift, mit Korporationsrechten ausgestattet… Wer ermisst die Segnungen, die dieses fromme Werk schon bereitet hat? Wer berechnet die Himmelsernte, die daraus in Zukunft noch erblühen kann? Gegenwärtig zählt die Anstalt 9 eingekleidete Schwestern und ist überdies zur Aufnahme von 45 kranken oder stellungslosen Dienstboten hergerichtet. Diesem Haus war der Verewigte alles: Gründer, Leiter und nach außen hin Vertreter. Dorthin richtete er fast täglich seine Schritte, ihm galten seine Sorgen und Kämpfe, dort suchte und fand er Erholung. (J. Schweter, Geschichte der Kongregation…, Bd.1 S.85)
Im weiteren Verlauf der Predigt sprach er den Verstorbenen direkt an: „Für deine Seele aber mögen die Sehnsuchtsklänge der hl. Adventszeit in Erfüllung gehen; Ecce Dominus veniet, siehe, der Herr, der Vergelter kommt! Es folgen dir nach die Dankestränen und Fürbitten deiner Gemeinde, deiner Verwandten und deiner Schützlinge. Es folgt dir nach das Memento deiner Mitbrüder, die sich abermals in dem Vorsatz vereinnen, fest und treu auszuharren in ernster, drangvoller Zeit. Es folgen dir nach deine guten Werken und Verdiensten, die Jesus Christus, unser Herr und Richter, dir belohnen wolle mit des Himmels Wonne und Seligkeit.” (J. Schweter, Geschichte der Kongregation … Bd.1 S.85)
Tiefergriffen folgte eine große Menschenmenge, als sie ihren Hirten zum Oswitzer Friedhof begleitete.
Alle Priester, die den Stifter näher kannten, waren einig in dem Urteil, dass er eine große Zierde des schlesischen Seelsorgsklerus war durch seinen ungewöhnlichen Seeleneifer, seinen außerordentlichen Starkmut und sein tief innerliches Lebens. (J. Schweter, Geschichte der Kongregation … Bd.1 S.86)
Am ersten Freitag des Monats Dezember 1944 wurden die sterblichen Überreste unseres Stifters auf den St. Laurentius-Friedhof überführt und zwischen den Gräbern seiner Marienschwestern beigesetzt.
Prägt der Adventsruf „Siehe, der Herr kommt“ gerade jetzt, heute, das Innere meines Herzens?
Sr.M. Elżbieta Cińcio
Dez. 14, 2021 | FORUM, NACHRICHTEN
Für mich drückt die Sonnenblume ein Bild für das Altwerden aus. Die schweren Köpfe der Blumen sind voller Früchte. Sie tun nichts mehr. Sie setzen sich einfach der Sonne aus und reifen, bis sie geerntet und für andere zu einer Nahrungsquelle werden. Alle Schönheit ist dahin. So ist es mit mir, mit dem alten Menschen. Ich muss nichts mehr leisten, ich muss mir nicht durch Leistung Anerkennung verschaffen. Ich bin einfach da.
Wenn ich meine jetzige Situation bedenke, wird mein derzeitiges Leben von drei Schwerpunkten bestimmt:
Loslassen
Annehmen
und dem Wunsch nach Fruchtbringen.
Ich möchte das Loslassen unter das Schriftwort Joh 21,18 stellen: „Amen, amen, das sage ich dir: als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“
Ich muss meine Vorstellungen vom Leben loslassen und mich auf das einlassen, was Gott mir zumutet. Er ist gütig und erlaubt es mir in Raten zu tun. Erst die Aktivität, den eigenen Willen, das eigene Ich und dann das Leben loslassen: Das ist ein Prozess, der manchmal schmerzlich ist und bezieht sich auf verschiedene Bereiche.
Loslassen der Gesundheit
Ich soll für meine Gesundheit sorgen, aber mit Maß. Wenn ich ständig um meine Gesundheit besorgt bin, werde ich ständig von Ängsten geplagt, dass ich sie verlie-ren könnte.
Loslassen von Beziehungen
Im Alter nehmen die Beziehungen ab und ich muss mehr und mehr lernen allein zu sein. Wenn ich einen lieben, vertrauten Menschen durch den Tod oder Umzug verlie-re, ist das schmerzlich und ein langer Prozess des Trauerns wird folgen, der ver-schiedene Phasen durchlebt.
Loslassen des Besitzes
Im Tod muss ich alles loslassen und deshalb bin ich gut beraten, wenn ich es jetzt schon einübe, in dem ich mich von Vielem trenne, es verschenke. Dadurch können wieder kleine Beziehungen entstehen.
Loslassen von Positionen und Macht
Für mich war es ein tiefer Einschnitt als ich nicht mehr informiert oder gefragt wurde. Durch vermehrte Aktivität übertünche ich diese Verluste, um zu zeigen, dass ich noch alles im Griff habe. Aber je mehr der alte Mensch an seinen Positionen festhält, desto mehr Feinde schafft er sich und es kann zur Rebellion und zur Katastrophe kommen Wenn dieser Prozess durchgestanden wird führt er in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes.
Das Leben loslassen
Für mich ist der Tod das Ende des Lebens hier auf Erden und zugleich Durchgang und Anfang des Lebens in der Herrlichkeit Gottes.
Das Sterben ist nicht nur das Ende meines Lebens sondern ist schon immer anwe-send in meiner Lebensgeschichte. In jeder Zurückweisung, Enttäuschung, Hilf-losigkeit, Ohnmachtsgefühl, Gebrechlichkeit, Erfahrung von Krankheit erfahre ich Loslassen und Sterben.
Hilfreich ist für mich das Meditieren vom Kreuz und Jesu Passion, wie ER den Tod angenommen hat. So wie der Tod Jesu der Weg in Gottes Herrlichkeit war, so wird auch mein Weg zu Gott nur durch den Tod gehen.
Ich habe bestimmte Vorstellungen vom Sterben für mich, aber es liegt nicht in meiner Hand. Auch das muss ich loslassen und den Tod so annehmen, wie er mir von Gott geschenkt wird.
Annehmen
Das Alter kommt von allein. Wenn es gelingen soll, muss ich meine Lebensge-schichte bedingungslos annehmen und mich mit meiner Vergangenheit aus-einandersetzen, d.h. mein Leben mit allen Positiven und Negativen in die Barmherzigkeit Gottes legen und vertrauen, dass Gott es angenommen hat.
Ich muss lernen meine eigenen Grenzen anzunehmen: Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schwäche, Müdigkeit, Behinderungen, Einsamkeit, Krankheit, Vergesslichkeit und vieles mehr. Zur Vergesslichkeit fiel mir das Schriftwort ein. „Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Eine Hilfe zum Annahme meiner Grenzen ist mir, das Bewusstsein, dass Gott mich mit seiner heilenden, liebenden Nähe umgibt und trägt und mich im Tod mit seinen liebenden Armen umfängt.
Den dritten Punkt, der Wunsch nach Fruchtbringen möchte ich unter das Psalmen-wort 92,13-15 stellen: „Der Gerechte gedeiht wie die Palme, er wächst wie die Zedern des Libanon. Gepflanzt im Hause des Herrn gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes. Sie tragen Frucht noch im Alter und bleiben voll Saft und voll Frische.
Danach müssen zwei Voraussetzungen sein, um im Alter noch Frucht zu bringen: Gerechtigkeit und gepflanzt im Hause des Herrn.
Gerecht ist der Mensch, der den Menschen mit ihren Bedürfnissen gerecht wird. Der Gerechte kreist nicht nur um sich selbst, sondern hat auch immer die anderen im Blick.
Frucht bringt, wer verwurzelt ist in Gott. Schön ist es wenn aus meiner Verlang-samung Geduld und Gelassenheit wird. Wenn ich das Warten und das Hören in der Einsamkeit lerne wird die Beziehung zu meinem Gott vertieft.
In meinem Alter muss ich mir nichts mehr beweisen und mich nicht von den Erwar-tungen der Menschen bestimmen lassen und mich nicht mit anderen vergleichen. So erlange ich eine tiefe innere Freiheit.
Ich erlebe mich im Spannungsfeld von Loslassen und Annahme. Mal geht das eine und mal das Andere besser. Für mich ist das Alter ein Prozess, auf den ich mich immer wieder neu einlassen möchte. Ich bitte Gott, dass er mir ein hörendes, dank-bares Herz schenkt und mich zum Segen für andere werden lässt.
Sr. M. Mathildis
Gebet der heiligen Teresa
(1515 – 1582)
Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich und hilfreich, aber nicht beherrschend zu sein.
Bewahre mich davor, endlos Einzelheiten aufzuzählen, und verleihe mir Schwingen, zum Kern der Sache zu gelangen.
Lehre mich Schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.
Ich erflehe nicht die Gabe, Krankheitsschilderungen anderer mit Genuss zu lauschen. Aber lehre mich, sie wenigstens geduldig zu ertragen.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.
Ich wage nicht, um ein besseres Gedächtnis zu bitten – nur um etwas mehr Bescheidenheit und etwas weniger Bestimmtheit, wenn mein Gedächtnis nicht mit dem der anderen übereinstimmt.
Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Griesgram sein
aber auch keine Heilige, denn mit ihnen lebt es sich schwer.
Nov. 29, 2021 | NACHRICHTEN
Lobt den Höchsten Herrn in Ewigkeit.
Diesen Refrain des heutigen Antwortpsalms hätte der Diener Gottes, Pfarrer Johannes Schneider, auch singen können, als er beobachtete, wie sich das von ihm begonnene Werk entwickelte.
Nachdem der Aufruf „Hilfeschrei“ in der katholischen Presse veröffentlich worden war, halfen Dutzende von Familien der Stiftung, um die Aktivitäten des Vereins zur Hilfe an den Dienstmädchen finanziell zu unterstützen. Der Verkauf der von der Marienstiftung ausgegebenen Aktien war ebenfalls sehr wirksam. Dies ermöglichte die Anmietung weiterer Räume im Mietshaus der Pfarrei „Unserer lieben Frau auf dem Sande”. Der Wunsch der Beteiligten war es, ein Haus in der damaligen Krupnicza-Straße 10 (Gräupnergasse 10) zu kaufen. Diese Straße wurde auf Antrag der Schwestern der heiligen Elisabeth zu Beginn des 20. Jahrhunderts in St.-Joseph-Straße umbenannt.
Der Wunsch des Hauskaufes ging Ende 1858 in Erfüllung. Am 9. Dezember wurde das Mädchenwohnheim eingeweiht. Im Laufe der Zeit kaufte die Stiftung weitere benachbarte Grundstücke, und auf demselben Gelände entstand ein Beratungszentrum für Mädchen und Frauen in schwierigen Verhältnissen. Während der Lebenszeit des Dieners Gottes fanden hier mehr als 60.000 Mädchen Hilfe für einen guten Start ins Erwachsenenleben. Die Marien- Stiftung richtete für sie eine Schule und ein Internat ein, die Mitarbeiter der Stiftung suchten nach geeigneten Arbeitsplätzen für die Absolventinnen; außerdem fanden vorübergehend arbeitslose Mädchen und Frauen eine Unterkunft, Kranke erhielten Behandlung und Heilung, und ältere Frauen fanden ein Altersheim, wo sie bis zu ihrem Tod bleiben konnten.
Pfarrer Schneider und die Mitglieder des Vorstands stellten Lehrerinnen, Erzieherinnen und Krankenschwestern ein. Die Mitarbeiter erfüllten ihre Aufgaben sehr gut, aber nach der Arbeitszeit kehrten sie zu ihren Familien zurück. Doch Mädchen im Teenageralter, die ihre Familien aufgrund von Armut verlassen hatten, brauchten immer noch die Wärme eines Zuhauses. Nach Ansicht unseres Stifters konnten ein solches Familienklima nur von Ordensfrauen als geistliche Mütter für die ihnen anvertrauten Mädchen geschaffen werden. Er suchte nach einer Frauengemeinschaft in Breslau, die einen solchen Dienst übernehmen würde. Doch leider hatte jede Gemeinschaft ihre eigenen Werke.
Darum wandte sich der Stifter an die unverheirateten Lehrerinnen der Marien-Stiftung. Vier von ihnen waren bereit, ihr Leben den armen Mädchen zu widmen, die vom Armut, Not bedroht waren und am moralischen Abgrund standen. Pfarrer Schneider erläuterte ihnen in wöchentlichen geistlichen Konferenzen die Bedeutung eines Lebens im Dienste Gottes und der Menschen. Nach einer dreijährigen Vorbereitung legten die Schwestern Agnes, Matilda, Jadwiga und Rosina am 26. Mai 1863 im Oratorium des Hauses der Stiftung ihre Privatgelübde ab und erhielten von ihm einheitliche Gewänder: blaue Kleider und eine weiße Kopfbedeckung. Dieses Kleid sollte sie an die Person der Mutter Gottes erinnern, war aber gleichzeitig dem Kleid der protestantischen Diakonissen sehr ähnlich. Auf Bitten des Weihbischofs tauschten die Schwestern ihren Habit deshalb gegen schwarze Kleider und Schleier. Die begabteste der ersten Schwestern war Schwester Agnes, in der unser Stifter die zukünftige Oberin der neuen Ordensgemeinschaft sah. Leider verließ sie nach einem Jahr die Stiftung. Doch Gott schickte neue Berufungen, und jedes Jahr traten einige Mädchen in die entstehende Ordensgemeinschaft ein.
Das geistliche Profil ihrer geistlichen Töchter erfahren wir aus den Aufzeichnungen von Schwester Matilda, die sie am 26. Mai 1863 anhand einer Ansprache des Stifters machte:.
Ihr seid aus weiter Ferne gekommen. Das stille Vaterhaus, den Kreis euer Kindheit und alles Andere in der Heimat habt Ihr verlassen und seid in das arme Marienstift eingetreten. Ja arm ist es im Sinne der Welt. Denn die Armut hat die Anstalt gegründet, mit dem sauren Schweiß der Armen ist sie gebaut worden. Die Armut wohnt im Stifte, und Eure Prüfungszeit hat dies längst bestätigt, denn der Armut ist dieses Stift geweiht…
Und welchen Gewinn hofft Ihr dafür? Sucht Ihr ein bequemes Leben so wisset, dass eine Marienschwester nicht auf Rosen gebettet ist. Anstrengende Arbeit erwartet Euch. Ihr dient den Armen. Mägde der Mägde sollt Ihr sein.
Wo die Armut den Tisch deckt, da findet sich die Bequemlichkeit nicht heimisch. Ja, noch mehr. Ihr müsst sogar hinausgehen, um für die Armen, die Ihr speist und beherbergt, bei der Wohltätigkeit guter Menschen das zu erbitten, was sie bedürfen. Denn die Welt hat wohl Mittel, um Theater zu erbauen; aber um die Armut zu erleichtern und für Klagende und Elende hat sie kein Opfer. Oder sucht Ihr Ehre in dieser Zeit? Auch auf sie müsst Ihr verzichten! Es wird sogar nicht an solchen fehlen, die Euer Vorhaben belächeln, die Euch Toren schelten werden, dass Ihr Euer Leben einer solchen Sache geweiht habt. Ihr werdet ungekannt, ja von vielen sogar verachtet werden. Was ich Euch für diese Welt bieten kann, ist nichts weiter, als ein armes Kleid und ein stilles Grab, immer nur von wenigen Seelen gekannt und besucht. Doch der Christ arbeitet nicht für diese Welt; er strebt nach einem höheren Ziele. Sein Lohn winkt ihm im Jenseits zu.
Wenn Ihr euch dem Dienst der Armut weiht, so dient Ihr dem göttlichen Bräutigams, der uns in den Armen und Geringen seinen Stellvertreter hinterlassen hat. Denn so spricht er selbst von den Opfern, die man aus Liebe zu den Armen und Verlassenen gebracht: „Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist, ich war durstig und ihr habt mich getränkt, ich war ein Fremdling und ihr nahmt mich auf, und was immer Ihr meinem geringsten Bruder getan habt, das habt ihr mir getan“ (J. Schweter, Geschichte der Kongregation der Marienschwestern der Unbefleckten Empfängnis, Breslau 2000, Bd. 1).
Eine Feuerprobe für unsere Kongregation war gleich zu Beginn ihres Bestehens die Zeit des Kulturkampfes. Alle Schwestern begaben sich auf eine einwöchige Wallfahrt zum Marienheiligtum in Filipow (heute in der Tschechischen Republik in der Nähe des Dreiländerecks zwischen Polen, Tschechien und Deutschland), um ein Wunder zu erflehen, das die Kongregation vor der Auflösung bewahren würde. Und die göttliche Mutter rettete ihre Schwestern.
Wie groß ist mein Vertrauen in die Muttergottes in Momenten der Glaubensprüfung?
Sr.M. Elżbieta Cińcio
Nov. 28, 2021 | NACHRICHTEN
Unsere Schwester Rosa feierte am 26. November ihr 60-jähriges Ordensjubiläum in Berlin Kreuzberg. Auf Grund der Pandemie waren nicht viele Gäste anwesend, aber die Feier selbst war sehr tief und feierlich.
Sr. Rosa hat die meiste Zeit ihres Ordenslebens im Dienst und der Sorge um gehörlose Menschen verbracht. Sie arbeitete in der Gehörlosenseelsorge aktiv mit und organisierte pastorale Aktivitäten. Diese Tätigkeit wurde durch das Coronavirus unterbrochen, so dass es Sr. Rosas größter Jubiläumswunsch ist, so bald wie möglich wieder den Menschen zu begegnen, die sie brauchen.
Sr. Rosa selbst erinnert sich an ihre Arbeit wie folgt:
„Bereits 1988 begannen die Gehörlosen offiziell in unser Haus und unsere Kapelle zu kommen, wo sie beten und Menschen treffen konnten, die sie verstanden. Zunächst wurden sie nur von Sr. Christiane betreut, die, da sie ebenfalls gehörlos ist, vom Vorsitzenden der Gehörlosenseelsorge in unserer Diözese mit diesem Dienst betraut worden war. Nach zwei Jahren, 1990, begann ich in der Gehörlosenseelsorge mitzuarbeiten. Am Anfang habe ich nichts verstanden, ich kannte die Gebärdensprache nicht, ich musste sie von Grund auf lernen. Bei dieser Arbeit habe ich jedoch festgestellt, dass nicht die Kenntnis der Sprache das Wichtigste ist, sondern das Herz und der Wille, ihre Situation zu verstehen. Auf dieser Ebene haben wir uns gut verstanden. Vielleicht, weil ich zwar nicht gehörlos bin, aber auch eine Behinderung habe. Ich habe als Kind ein Bein verloren und trage seither eine Prothese. Ich denke, dass diese Erfahrung mir hilft, die Probleme anderer besser zu verstehen. Obwohl sie ihre eigene Familie und ihr eigenes Leben haben, fühlen sie sich einsam und irgendwie von der normalen Welt ausgeschlossen. Schon lange vor der Pandemie organisierten wir einmal im Monat eine Heilige Messe in Gebärdensprache, gefolgt von einem Treffen mit Kaffee und der Möglichkeit zu Gespräch und Austausch. Alle kamen sehr gerne zu diesen Treffen, weil sie sich willkommen und verstanden fühlten. Auch außerhalb der Messe blieben wir miteinander in Kontakt. Sie kamen immer zu mir, wenn sie Hilfe brauchten, wenn sie telefonieren mussten oder wenn sie etwas nicht verstanden, z. B. bei Behördengängen. Ich war gerne bereit, ihnen zu helfen und habe ihre Probleme gemeinsam mit ihnen gelöst. Jetzt, in der Zeit der Pandemie, nun schon im zweiten Jahr, habe ich sie nicht mehr sehen können. In unserem Haus, in dem ich wohne, gibt es ein Altersheim, in dem zwei meiner Schützlinge leben. Ich treffe mich regelmäßig mit ihnen. Wir reden, beten und spielen zusammen. Ich selbst hatte in letzter Zeit auch gesundheitliche Probleme, aber ich lebe weiter in der Hoffnung, dass ich meinem Schützlingen weiterhin dienen und helfen kann.
SMI
Nov. 28, 2021 | NACHRICHTEN
Am Sonntag, den 21. November, fand die diesjährige Wallfahrt der Marienschwestern zu „Unserer Lieben Frau, Hüterin des Glaubens” in Bardo statt.
Die Tradition dieser Pilgerfahrt geht auf die Anfänge der Kongregation zurück. Zu der Zeit, als sich die junge, kleine Gemeinschaft zu bilden begann, kam im Zusammenhang mit dem Kulturkampf ein Regierungserlass über die Aufhebung der religiösen Orden heraus. Die Schwestern erkannten, dass dies eine schwierige Situation war, und unternahmen eine Wallfahrt zur Muttergottes, um um das Wunder der Rettung zu bitten. Nach mehreren Tagen intensiven Gebets kehrten sie nach Hause zurück und erhielten gleichzeitig den staatlichen Bescheid, dass sie bleiben dürfen und nicht säkularisiert werden. Nach diesem Ereignis versprachen die Schwestern, jedes Jahr vor den Thron Mariens zu pilgern, um für die Rettung der Kongregation zu danken. Dies ist nun eine Gelegenheit für uns, für alle Gnaden zu danken, die die Kongregation im Laufer ihrer Geschichte erhalten hat, und für die Gnaden, die jede Schwester erhält.
Trotz der sich wieder stärker ausbreitenden Pandemie kamen die Schwestern in großer Zahl in das Heiligtum Marias, der Hüterin des Glaubens in Bardo. Während der feierlichen Heiligen Messe und beim Rosenkranzgebet dankten sie für den Schutz Marias und baten um einen starken Glauben für die Zukunft. Aus hygienischen Gründen durften wir die Marienstatue nicht küssen, aber der Pfarrer stellte sie vor den Altar, damit wir Maria durch Gebete und Gesten des Vertrauen und Dankes ehren konnten. Nach langer Zeit konnten wir wieder zusammen sein, und Maria war unter uns und mit uns.
SMI
Nov. 26, 2021 | NACHRICHTEN
Ich möchte meine Reiseerfahrungen während der Pandemiezeit mit Ihnen teilen!
Von der großen Krise Covid-19 ist alles und jeder in der Welt betroffen; in der Gesellschaft, Wirtschaft und auch in der Religion haben sich die Formen der Andacht und Anbetung Gottes völlig verändert. Mitten in dieser schweren Zeit bekam ich die Chance, für Angelegenheiten der Gemeinschaft, aber auch für einen Urlaub nach Europa zu reisen. Ungewollt musste ich durch drei Länder reisen, da sich mein Visum für Italien aufgrund der neuen Reisebestimmungen verzögerte.
Ich startete meine Reise von Tansania aus am 15. Oktober 2021 und kam zuerst in Polen, dann in Berlin und zuletzt in Rom/Italien an.
Ich kann bestätigen, dass Sprache, Verbundenheit und Liebe die Werte sind, die zu einer guten Kommunikation mit den Schwestern beitrugen, die ich in Europa getroffen habe. Es war sehr lustig und interessant, den ich kannte weder die polnische noch die deutsche Sprache, aber als ich dort war, habe ich den Unterschied zwischen den Ländern nicht gespürt, es war, als wäre ich in Tansania. Ich habe mich mit den Schwestern durch Gesten verständigt, vor allem, wenn niemand in der Nähe war, der übersetzen konnte, und wir haben uns gut verstanden und waren miteinander sehr glücklich.
Die Schwestern stellten mir viele verschiedene Fragen zu unserer Region und zum Leben in Tansania im Allgemeinen. Ich habe versucht, alles zu beantworten und zu erklären, was sie über das Leben unserer Kongregation in unserer Region wissen wollten, und sie waren sehr zufrieden. Eine Sache war so erstaunlich für mich, dass ich zum Beispiel mit Sr. Luka auf Deutsch kommunizierte, indem ich Google translate in meinem Telefon benutzte, um meine Dankesbotschaft an die Schwestern weiterzugeben. Nach dem Senden wurde die Nachricht gelesen und das Feedback war gut. Im Allgemeinen habe ich meine Zeit in Europa genossen und viele Dinge von meinen Mitschwestern in Polen, Deutschland und Rom gelernt.
Für mich kann ich sagen, dass jeder Tag ein Tag des Lernens und Wachsens ist. Liebe und Einheit gehören zusammen und geben viel Kraft, denn durch sie sind wir immer miteinander verbunden, unabhängig von unseren Traditionen, unserer Sprache und unserer Hautfarbe.
Sr. M. Agnes Mwanajimba
Region – Tansania