Die Sommerfahrt 2021 – von Maria Laach ins Roma Lager Habes

Die Sommerfahrt 2021 – von Maria Laach ins Roma Lager Habes

und ich war dabei…

wie kam es dazu?

 

Vor fünf Jahren habe ich in Maria Laach an Exerzitien teilgenommen und da sah ich den Spendenaufruf

für das Roma Lager in der Slowakei von P. Basilius. U.a. las ich – das Matratzen gebraucht werden und ich wurde aufmerksam… denn gerade in dieser Zeit mussten in unserem Seniorenzentrum in Cochem die Matratzen ausgetauscht werden – „nur – weil sie nicht mehr“ der Norm entsprachen – deshalb sollten sie entsorgt werden. Sie wurden aber gerettet und mit ins Lager genommen.

Ja, das war mein erster Kontakt zu diesem Projekt und ich war und bin noch begeistert mit welchem Einsatz –  die Benediktiner, vor allem P. Basilius, sich für diese Sache einsetzten.  Es war mir auch von Anfang an klar – das möchten wir Marienschwestern unterstützen. Ich holte mir weitere Informationen und so konnte ich hier in

unserem  Haus, in der Frauengemeinschaft und bei meinen Freunden davon erzählen.

Bei unseren Advent-, Frühling- und Herbstbasaren und all den anderen Veranstaltungen im Haus gab es dann immer einen Stand – mit den verschiedensten Dingen. Der Erlös war dann für „meine Roma Kinder“ bestimmt.

Natürlich ist dadurch die Verbindung weiterhin gestärkt worden und jedes Mal, wenn ein Transport geplant war, habe ich auch vor Ort einen Aufruf gestartet und ich bin überwältigt, wie spendenfreudig die Mitarbeiter und die Cochemer sind. So können wir in unserem Wohlstand auch etwas für diese Menschen tun.

Nach jeder Tour wurde ausführlich von allem berichtet und mir wurde klar – da muss ich auch einmal mitfahren.

Schon im vergangenen Jahr für die Sommertour hatte ich geplant, dabei zu sein …aber… Corona hat mir einen Strich durch meine Planung gemacht, ebenso auch im Herbst.

Doch jetzt war es so weit…. Herr Lingenthal teilte mir im Juni mit, dass Ende Juli eine Fahrt geplant ist. Natürlich war ich davon begeistert und noch mehr – dass P. Basilius mitfährt.

Doch musste ich für meine Abwesenheit in meinem Konvent mit den altgewordenen Mitschwestern einiges

planen – und organisieren – denn alleine können sie nicht sein.

Aber ich dachte …wenn es sein soll, dass ich mitfahren soll – kann dies kein Problem sein und so war es dann auch. Eine Mitschwester kam zur Vertretung und so konnte am 27. Juli gestartet werden.

In Maria Laach angekommen, stand der Kölner Flitzer schon vor dem Lager und es wurde bereits eingeladen.

Nachdem P. Basilius

Das Reisegebet und den Reisesegen gegeben hatte – ging unsere Reise – die von Herrn Michael Lingenthal so professionell geplant und vorbereitet war –  los.

Ich war nur gespannt, was mich erwartet …. die lange Fahrt , die Grenzkontrollen , Impfkontrolle …..Stau….usw.

Wir alle waren überrascht, dass es auf der ganzen Fahrt (hin und zurück) keine Komplikationen gab.

Nach einer Übernachtung am Inn – gab es in Bratislava ein Treffen mit der Botschafterin.

Ja, und am 29. Juli kamen wir dann unserem Ziel  immer näher und die Spannung stieg

Im Kommunikationszentrum der Caritas sind  wir von dem Mitarbeiter -Team und den Kindern erwartet und freudig begrüßt worden.

Nach dem Ausladen gab es für die fleißigen Helfer eine kleine Süßigkeit und nur strahlende Kinderaugen.

Die Kinder sind dann bald nach Hause gegangen.

Wir haben uns am Abend mit den Mitarbeitern dort im Zentrum getroffen, unterhalten und natürlich auch gemeinsam gegessen. Herr Rado war der Dolmetscher – nicht nur ich sondern alle haben sich wohlgefühlt – das war zu spüren.

Am nächsten Tag haben sich unsere Wege getrennt –

denn Herr Lingenthal und Herr Rado hatten ein Gespräch mit dem Bürgermeister in Secovce.

Pater Basilius und ich wurden von Schwester Bernadetta (Erlöser Schwestern) und der Dolmetscherin, Frau Kristina, nach Trebisov abgeholt – dort waren wir beim Bürgermeister – den Schwester Bernadetta gut kennt und der sehr Roma-freundlich ist.

Nach dieser Begegnung sind wir in den Konvent von Schwester Bernadetta gegangen – für mich etwas völlig Neues, denn die 3 Schwestern  leben nicht in einem Kloster  – sondern in einem Plattenbau in der 5. Etage.

Die Gastfreundschaft bei ihnen war sofort zu spüren – denn es duftete nach frischen Kuchen, der dann auch sofort serviert wurde.

Es war eine sehr gute Atmosphäre – wir konnten nicht slowenisch und die Schwestern nicht deutsch sprechen  – aber wir haben uns trotzdem sehr gut verstanden.

Schwester Bernadetta zeigte uns dann kurz das Roma- Lager, in dem sie tätig ist.

Zum Mittagessen ging es dann wieder ins Caritas Zentrum.

Bald kamen die Kinder und es begann der Badespaß für sie.

Sehr disziplinierte und fröhliche Kinder

An diesem Nachmittag sind wir auch vor Ort ins Lager gegangen. Einige Kinder haben uns begleitet, denn sie leben ja dort mit ihren Familien.

Auf den Hinweg ist mir ganz anders geworden,

denn so etwas –

habe ich ja in meinem ganzen Leben

noch nicht gesehen

Es waren für mich einschneidende Begegnungen –

mit dieser Armut und den Menschen.

 

Ich habe mir die  Situation dort schlimm vorgestellt,

aber die Wirklichkeit war viel extremer –

man kann es sich nicht vorstellen…..

man muss es sehen…

 

Ich bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit nutzen konnte und mitgefahren bin.

Ja, ich bin selbst neu zur Dankbarkeit motiviert worden und ich werde mich in Zukunft weiter für diese Menschen einbringen –

auch wenn es nur :

Ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Es lohnt sich….!!!!

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle

der wunderbaren Reisegesellschaft –

Pater Basilius , Michael Lingenthal

und

all den Vielen,

die uns mit ihrem Gebet begleitet haben.

 

Dankeschön !!!

 

Schwester M. Felicitas

( aus Cochem )

Wie ich von einer Schneiderin zur Krankenschwester wurde und das Wunder der „Madonna dell’Arco”

Wie ich von einer Schneiderin zur Krankenschwester wurde und das Wunder der „Madonna dell’Arco”

Ich möchte eine Geschichte erzählen, die sich zugetragen hat, als ich in einem Krankenhaus in Neapel gearbeitet habe. Ich beginne meine Geschichte damit, wie es dazu kam, dass ich Krankenschwester wurde, nach Italien ging und in einer Krankenhausstation ein Wunder erlebte.

Ich trat im Alter von 20 Jahren in die Kongregation ein und meine Kandidatur. Ich erinnere mich sehr gut an die ersten Worte, die Mutter Genezja damals zu mir sagte: „Diese  Kandidatin wird Krankenschwester.“. Diese Worte waren für mich sehr einprägsam, aber mit der Zeit habe ich sie vergessen…., aber Mutter Genezja hat sie nicht vergessen.

Dann begann das Noviziat. Während dieser Zeit hatten wir verschiedene Vorträge. Es gab auch eine Schwester aus Kattowitz (ich erinnere mich nicht mehr an ihren Namen), die zu uns kam. Sie brachte uns bei, wie man Injektionen gibt und grundlegende pflegerische Aufgaben rund um die Kranken ausführt.

Als wir im zweiten Noviziatjahr waren, wurde uns mitgeteilt, dass die Schwestern nach Otorowo (bei Poznań) in ein Arbeitslager gebracht werden sollten. Ich erinnere mich, wie Mutter Genezja damals beschloss, dass die Novizinnen ihre religiösen Gewänder ablegen sollten, um sie so vor dem Transport zu schützen. Sie sollten ihr persönliches Hab und Gut zu ihren Familien nach Hause bringen. Auch ich sollte meine Sachen packen, sie in mein Elternhaus bringen und in Zivilkleidung zur Schwesterngemeinschaft nach Nysa gehen. Und das habe ich getan.

Die Schwestern in Nysa haben mich freundlich empfangen. Nach kurzer Zeit gaben sie mir den Habit einer verstorbenen Schwester. Obwohl er mir nicht passte und zu groß für mich war, war ich froh, dass ich das Ordenskleid wieder tragen konnte. Leider hatte ich nicht lange Freude daran, denn bald warnte uns jemand in einen Brief, dass sie uns auch ins Arbeitslager bringen wollten, und so befahl man mir, das Ordenskleid wieder abzulegen. Das passierte dreimal, aber ich wusste, dass dies die einzige Möglichkeit war, mich vor dem Arbeitslager zu retten.

In Nysa gab es eine Schwester Hereswita, die einen Nähkurs für Mädchen leitete. Da ich bereits als Teenager in der Wirtschaftsschule das Nähen gelernt hatte, begann ich, ihr dabei zu helfen. Nach einem Jahr in Nysa „erinnerte“ sich Mutter Genezja an das, was sie mir gesagt als Kandidatin gesagt hatte, und versetzte mich nach Jaszkotl.  Dort arbeitete ich nicht nur in einer Fabrik, sondern ging auch zu den Kranken in den Dörfern, um ihnen Spritzen u.a. zu geben. Von Jaszkotl aus ging ich dann für zwei Jahre in die Krankenpflegeschule in Warschau. Nach Abschluss der Schule kehrte ich wieder nach Jaszkotl zurück. Dann wurde ich nach Ścinawa versetzt, wo die Schwestern in einem Gesundheitszentrum arbeiteten: im Kreißsaal, einer Impfstelle und im Untersuchungsraum. Ich sollte dort als Leiterin eingesetzt werden.  Ich weiß noch, wie traurig ich war, Jaszkotl zu verlassen, und als ich mit Schwester Helena, die mich begleitete, aus dem Zug stieg, bemerkte sie, dass ich traurig war, weil ich ins Unbekannte ging, ich wusste nicht, mit wem ich arbeiten würde. Sie begann, mir die Schönheiten des Ortes zu zeigen und sagte: „Schau mal, wie schön es hier ist, da fließt ein Bach, die Vögel singen so schön“, doch ich antwortete: „aber es ist so fremd“. Aber Gott war mit mir. Ich begann in der Impfstelle zu arbeiten und fuhr in den Dörfern herum, um die Kranken zu besuchen. Es waren 15 Dörfer zu versorgen. Ich habe dort 10 Jahre lang gearbeitet.

  1. Ich höre noch immer das Telefon klingeln und die Stimme im Hörer sagen: „Schwester Wincencja, Sie werden nach Italien gehen. Machen Sie sich schnell fertig, denn der Direktor des dortigen Krankenhauses möchte, dass eine Schwester kommt und auf der Krankenstation arbeitet.” Ich gebe zu, dass es mir schwer fiel, zu gehen, weil ich den Schwestern und den Menschen näher gekommen war. Schließlich konnte ich kein Italienisch und wieder ging ich ins Unbekannte.

Wie gesagt, ich kam in Neapel an, ohne die italienische Sprache zu kennen. Ich fing an, im Krankenhaus zu arbeiten, und die Leute haben mich sehr freundlich aufgenommen. Sie ermutigten mich, mir keine Sorgen über meine mangelnden Sprachkenntnisse zu machen, sondern sie geduldig zu lernen, täglich zwei Wörter, und nach einer Weile werde ich perfekt sprechen. Und das habe ich getan. Trotz fehlender Sprachkenntnisse habe ich sofort mit der Arbeit auf der Station begonnen und nur dank Gottes Fürsorge und Hilfe habe ich keine Fehler gemacht.

Die Leute vom Krankenhaus haben gerne mit uns Schwestern gearbeitet, das haben sie uns mehr als einmal spüren lassen. Sie vertrauten uns. Sie erzählten uns ihre Familien- und Eheprobleme und wir haben all diese Angelegenheiten Gott anvertraut.

Während ich im Krankenhaus arbeitete, geschah ein Wunder, von dem ich Ihnen erzählen möchte.

Eines Tages war auf der Station, auf der ich arbeitete, eine Frau, die einen kleinen Jungen zur Welt gebracht hatte. Nach der Geburt begann sich ihr Gesundheitszustand zu verschlechtern. Sie hatte eine so genannte Eklampsie (eine Krankheit, die sich in Krämpfen oder Bewusstseinsverlust bei schwangeren Frauen oder Wöchnerinnen äußert). Dieser Zustand hielt zwei Wochen lang an, sie fiel ins Koma und reagierte auf nichts mehr.  Die Ärzte gaben ihr keine Überlebenschance. Diese Frau tat mir sehr leid, sie hatte gerade ihr erstes Kind zur Welt gebracht und war kurz davor zu sterben. Jeden Tag kam eine Hebamme zu ihr und kümmerte sich um sie. Eines Tages traf ich sie im Zimmer. Ich fragte: „Wird diese Patientin wirklich sterben?“. Sie antwortete, dass es keine Hoffnung für sie gäbe. Dann erzählte ich der Hebamme, dass ich etwas Öl von dem wundertätigen Ort Sant’Anastasia habe, wo ein Bild der Madonna dell’Arco steht, und ich wollte die kranke Frau damit salben. (Ich ergänze nur, dass die Dominikanerpatres, die sich um dieses Heiligtum kümmern, am Tag des Ablasses immer die Öle segnen, und die Leute können sie mitnehmen).

Ich schlug vor, gemeinsam zu beten: Gott möge ihr entweder einen friedlichen Tod schenken oder ihre Gesundheit wiederherstellen. Die Hebamme stimmte bereitwillig zu. Ich erinnere mich, dass ich auf der einen Seite des Bettes kniete und die Hebamme auf der anderen. Und wie es bei der Krankensalbung üblich ist, machte ich dieser kranken Frau ein Kreuz mit diesem Öl auf die Stirn, auf die Hände und auf die Füße.

Unser Gebet dauerte nicht lange. Nach einer Weile öffnete die Frau ihre Augen und setzte sich im Bett auf.  Wir brachen in Tränen aus. Nach ein paar Tagen kehrte sie mit ihrem Baby nach Hause zurück.

Die Muttergottes hatte sie gerettet.

Dies war eines der bewegendsten Ereignisse, die ich in den 21 Jahren, in denen ich im Krankenhaus von Neapel arbeitete, erlebt habe. Ich erinnere mich sehr gut und mit großer Zuneigung an diese Zeit.

 

Sr. M.Wincencja Wróbel

 

* * *

 

Der Beginn des Marienkults mit dem Titel Madonna dell’Arco ist mit einer Episode verbunden, die sich am 6. April 1450, dem Ostermontag, in Sant’Anastasia (heute in der Provinz Neapel) ereignete.

Am Rande eines Feldes stand eine Kapelle, auf der unter dem Bogen eines Aquädukts ein Bild der Madonna mit dem Jesuskind gemalt war (daher die Namen Madonna dell’Arco – Masonna unter dem Bogen).

Während des Dorffestes spielten die jungen Männer „palla a maglio” (Kugel mit Hammer). Das Spiel bestand darin, eine Holzkugel mit einem Hammer zu schlagen; Sieger war derjenige, der seine Kugel am weitesten fliegen ließ. Einer von ihnen verfehlte und verlor das Spiel, woraufhin der Ball eine Linde traf, deren Äste teilweise eine Wand verdeckten, an der das Fresko mit dem Bild der Madonna mit Jesuskind hing. In einem Anfall von Wut hob der Verlierer den Ball auf und warf ihn fluchend auf das heilige Bild und traf es an der linken Wange, die zu bluten begann, als wäre sie ein lebendiger Körper. Die Nachricht von dem Wunder verbreitete sich schnell im ganzen Land und erreichte den Grafen Sarno, einen lokalen Adligen, den Großscharfrichter des Königreichs Neapel. Er verurteilte den jungen Mann, nachdem er das Wunder begutachtet und einen verkürzten Prozess geführt hatte, dazu, an derselben Linde aufgegehängt zu werden, die das Bildnis der Muttergottes schützte. Nach vierundzwanzig Stunden war der Baum verdorrt.

Diese wundersamen Ereignisse lösten den Kult der Madonna dell’Arco aus, der sich sofort in ganz Süditalien verbreitete. Scharen von Gläubigen strömten zum Ort des Wunders, so dass es notwendig war, mit den erhaltenen Spenden eine kleine Kirche zu bauen, um das heilige Bild vor den Naturgewalten zu schützen.

 

 

 

http://www.santiebeati.it/dettaglio/91177

https://www.fanpage.it/napoli/la-storia-della-madonna-dellarco-e-dei-suoi-miracoli/

 

Die Drei-Quellen – eine wenig bekannte Geschichte

Die Drei-Quellen – eine wenig bekannte Geschichte

Le Tre Fontane (Die drei Brunnen oder auch Quellen) an der Via Laurentina in Rom ist ein bekannter Ort, denn hier wurde der heilige Paulus zum Märtyrer. Die Legende besagt, dass, als der heilige Paulus in der Zeit der Verfolgung durch Nero enthauptet wurde, sein Kopf dreimal aufsprang, bevor er liegen blieb. Dort sprudelten plötzlich drei Quellen aus dem Boden, weshalb der Ort „Le Tre Fontane“ oder „Die drei Quellen“ genannt wird.
Nicht weit vom Ort des Martyriums des heiligen Paulus gibt es auch ein Marienheiligtum, welches aufgrund einer Marienerscheinung errichtet  wurde.
Aber fangen wir von vorne an:

Im Jahr 1913 wurde Bruno Cornacchiola in einem Stall am Rande Roms geboren. Er wurde erst getauft, nachdem sein Vater aus dem Gefängnis zurückgekehrt war. Er wuchs in der gottlosen Umgebung der Slums von Rom auf, die fast ausschließlich von Kriminellen und Prostituierten bevölkert waren. In Brunos Haus gab es ständig Streit, Flüche und Schläge gegen die Kinder. Die Älteren liefen des Nachts von zu Hause weg. Eines Tages, als Bruno zu Hause war, kümmerte sich ein Mönch um ihn und nahm ihn mit ins Kloster. Dort erhielt er etwas zu essen und wurde gewaschen. Ordensschwestern lehrten ihn den Katechismus. Nach 40 Tagen der Vorbereitung empfing der 16-jährige Bruno seine erste heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. Im Alter von 20 Jahren wurde er zur Armee eingezogen. Nach seinem Militärdienst heiratete Cornacchiola ein Mädchen, das er seit seiner Kindheit kannte, und nur auf ihr Drängen hin stimmte er einer kirchlichen Trauung zu. Bruno trat später in die kommunistische Partei ein. Er ging mit der italienischen Armee in den Bürgerkrieg nach Spanien, wo er begann, für die Kommunisten zu spionieren. In Saragossa traf er einen deutschen Soldaten, der ihn sehr beeindruckt, er gehörte einer protestantischen Sekte an und hegte Hass auf den Papst und die katholische Kirche. Seitdem wuchs Brunos Hass auf die katholische Kirche so sehr, dass er sich einen Dolch kaufte und „Tod dem Papst“ darauf schrieb. Als der Krieg zu Ende war, kehrte er nach Rom zurück und begann als Schaffner in einer Straßenbahn zu arbeiten. Während dieser Zeit kam er in Kontakt mit den Siebenten-Tags-Adventisten. Bruno war sehr engagiert und eifrig in seinem Kampf gegen die katholische Kirche, den Marienkult und den Papst, und er tat alles, um möglichst viele Menschen von seinen Gründen zu überzeugen und sie zu Anhängern der adventistischen Sekte zu machen.  Daraufhin erhielt er den Auftrag, auf der Piazza della Croce Rossa eine Rede zu halten, in der er den Kult der Eucharistie, das Dogma der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria, lächerlich machen sollte. Für ihn war es eine große Ehre und eine Chance, zu predigen.

Aus diesem Grund fuhr er am Samstag, dem 12. April 1947, mit seinen Kindern, der 10-jährigen Isola, dem 7-jährigen Carlo und dem 4-jährigen Gianfranco, nach Ostia. Sie verpassten ihren Zug, also beschließt er, zur Via Laurentina alle Tre Fontane zu gehen, um seine Rede in Ruhe vorzubereiten.

Es war ein schöner sonniger Tag, die Kinder begannen im Eukalyptuswald zu spielen und Bruno bereitete seine Rede vor. Nicht weit von der Stelle, an der sie sich aufhielten, gab es eine Höhle. Ab und zu schaut Bruno nach den Kindern. Als er einmal die Antwort seines jüngsten Sohnes nicht hörte machte er sich erschrocken auf die Suche nach ihm. Er kam zu einer nahe gelegenen Höhle und fand das Kind dort kniend mit zum Gebet gefalteten Händen. Bruno rief die anderen Kinder. Als sie ankamen, knieten auch sie vor der „schönen Dame“ nieder, die sich in der Höhle befand, die aber nur er nicht sehen konnte. Bruno hatte Angst, seine Kinder waren blass und regungslos, er wusste nicht, was er tun soll, er machte sich Sorgen um seine Kinder und in seiner Hilflosigkeit bat er zum ersten Mal seit langer Zeit von ganzem Herzen den Herrn. In diesem Moment erhellte sich die Dunkelheit der Höhle und auch er sah eine „schöne Dame“. Sie war etwa einen Meter siebzig groß, trug ein weißes Kleid mit einem rosafarbenen Band um die Hüften, hat dunkelbraunes Haar und einen grünen Umhang um Kopf und Hüften und hielt eine Bibel in den Händen. Die Dame stellte sich als „Jungfrau der Offenbarung“ vor und erklärte: „Ich bin die Jungfrau der Offenbarung, und die Offenbarung sind die Worte Gottes, die auch von mir sprechen. Ihr verfolgt Mich, aber es ist höchste Zeit, dass ihr dem ein Ende macht. Kehren Sie zurück in die heilige Gemeinschaft der katholischen Kirche: Die ersten Freitage des Monats, die Sie dem Heiligsten Herzen Jesu geopfert haben, die Sie, ermutigt durch Ihre besorgte, treue Ehefrau, gefeiert haben, bevor Sie endgültig den Weg des Irrtums betraten, haben Sie gerettet.” Eine Viertelstunde lang spricht sie mit Bruno: Sie erklärt ihm die Bedeutung des Gebets, lädt ihn zur Beichte ein und übergibt ihm eine Botschaft für den Papst.

Schließlich lächelte sie, verbeugte sich und verschwand allmählich, nur ein schöner Duft blieb in der Höhle zurück. Bevor sie ging, hinterließ die Jungfrau der Offenbarung ihm ein Zeichen, das seine Zweifel zerstreute, die Glaubwürdigkeit der göttlichen Botschaft bestätigte und Satans Handlungen abwies. Nach seiner Rückkehr nach Hause erzählte Bruno seiner Frau, was geschehen war, und bat sie, ihm für sein vergangenes Verhalten zu verzeihen. Cornacchiola hatte weitere Erscheinungen am 6., 23. und 30. Mai.

Am 5. Oktober 1947, dem Fest der Muttergottes vom Rosenkranz, fand die größte Rosenkranzprozession in der Geschichte Roms statt. Sie begann auf dem Petersplatz und führte durch die Straßen der Stadt zur Grotte in Tre Fontane. Drei Paar weiße Pferde zogen einen Wagen mit einer großen Statue der Jungfrau von der Erscheinung, die Papst Pius XII. segnete. Damals gab der Heilige Vater seine Zustimmung zu öffentlichen Gottesdiensten in Tre Fontane und vertraute den Franziskaner-Konventualen die seelsorgerische Betreuung der Pilger an, die zum Ort der Erscheinungen kamen. Dieser Ort wurde zu einem Ziel von Pilgerfahrten, wo viele Heilungen und Bekehrungen stattfanden.

Am 12. April 1980, am 33. Jahrestag der Erscheinungen, wurden 3.000 Menschen Zeugen des Sonnenwunders. Dieses Phänomen wiederholte sich zwei

Jahre später…

Bruno Cornacchiola traf auch mehrere Päpste: am 8. Juli 1959 wurde er von Papst Johannes XXIII. in Privataudienz empfangen und am 17. Oktober 1973 traf er mit Paul VI. zusammen. Er hatte auch eine Privataudienz bei Johannes Paul II.

Dank der Entscheidung von Papst Johannes Paul II. erließ Kardinal Camillo Ruini am 17. März 1994 das Dekret, dass am Ort der Erscheinungen eine Kirche gebaut werden sollte, und am 2. April 1997 verlieh Johannes Paul II. der Kirche den Titel „Heilige Maria des dritten Jahrtausends in Tre Fontane“.

 

Sr. Weronika Wojciechowska

 

 

 

Macht das Ordensleben heute noch Sinn?

Macht das Ordensleben heute noch Sinn?

Wir leben in Zeiten enormen menschlichen Potenzials. Noch vor 50 Jahren war der Lebensstil der Menschen von heute für die Menschen von damals selbst in ihren kühnsten Träumen unerreichbar. Heute haben wir dank der technologischen Erfindungen und der sich ständig weiterentwickelnden Globalisierung in vielen Bereichen unseres Lebens den Eindruck, dass uns die Welt zu Füßen liegt, sie jedem offen steht und es nur von unserer Entscheidung abhängt, was wir mit unserem Leben anfangen. In einer solchen Situation mag die Entscheidung für ein einfaches, armes Leben in einem Kloster für unsere Zeitgenossen als etwas völlig Lächerliches erscheinen. Für viele Menschen verliert das religiöse Leben heute seinen Wert, wird zu einer Art „religiöser Folklore“ oder zu einem mittelalterlichen Relikt. Andere sehen die Rolle der Personen des geweihten Lebens vor allem in der sozialen Tätigkeit, die heute, mit hoch entwickelten sozialen Einrichtungen, nicht mehr eine so wichtige Rolle spielt wie früher. So kann man den Eindruck gewinnen, dass sich die Zeit der Orden langsam dem Ende zuneigt. Die Tatsache, dass die Zahl der Berufungen zum gottgeweihten Leben in Europa rückläufig ist, mag ein solches Denken ebenfalls unterstützen.

Aber haben wir es heute wirklich mit einer Krise des religiösen Lebens zu tun, das in der modernen Welt überholt ist, oder wird um uns herum vielleicht eine Welt geschaffen, in der grundlegende und natürliche Werte wie der Glaube an Gott, die Liebe als Selbsthingabe, die Wahrheit, das Gute und das Schöne missverstanden werden?

Es besteht kein Zweifel, dass in der heutigen Welt für viele Christen die Spiritualität zu einem der am meisten vernachlässigten Bereiche des Lebens geworden ist. Auf der einen Seite wird der Glaube schwächer, auf der anderen Seite nimmt der Durst nach dem Schöpfergott mehr und mehr zu – wenn vielleicht auch noch nicht erkannt – und wird zum  Drama des modernen Menschen. Das Zeugnis des gottgeweihten Lebens war wahrscheinlich noch nie in der Geschichte so notwendig wie heute. Es verliert nicht seine Bedeutung, aber es ist viel schwieriger, weil es seine Rolle in einer Kultur erfüllen muss, die den Individualismus als ihr Markenzeichen gewählt hat. Das geweihte Leben als ein Weg des Dienens, der Liebe, der uneigennützigen Selbsthingabe an die oft vernachlässigten, schwierigen und bedürftigen Menschen steht in völligem Gegensatz zur heutigen Mentalität.

Das Wesen der Berufung zum gottgeweihten Leben ist nicht die Aktivität, sondern die Identität der gottgeweihten Person. Eine Berufung zum Ordensleben ist eine Berufung zu einer einzigartigen Verbindung mit Christus, die nicht veralten kann. Eine Ordensgemeinschaft muss eine Leidenschaft für das Leben für und mit Gott zeigen – das ist ihre Aufgabe in der Welt. Das bedeutet natürlich nicht, dass der beste Weg für alle Menschen das Ordensleben wäre. Aber das Leben, das einige Christen durch die Gnade Gottes wählen, ist eine Hilfe für andere, sich nicht in der Vielfalt der Wege und Vorschläge zu verlieren, die es heute in der Welt gibt.

Das geweihte Leben sollte uns davon überzeugen, dass es Gott ist, der die Erfahrung des Glücks schenkt, die die Welt sucht und nirgendwo sonst findet. Sie kann nicht durch Geld, Macht oder Gefühle gegeben werden, wenn sie nicht in die Erfahrung des Glaubens integriert sind. Gott ist der Herr über alles und es liegt an uns, die uns anvertraute Aufgabe zu erfüllen.

Sr. M. Sybilla Kołtan

Hl. Joseph, Freund und Helfer auch in finanziellen Angelegenheiten

Hl. Joseph, Freund und Helfer auch in finanziellen Angelegenheiten

Da dieses Jahr von Papst Franziskus zum „Jahr des heiligen Josef“ ausgerufen wurde, möchte ich mit Ihnen meine Freundschaft mit diesem Heiligen teilen.

Ich hatte schon immer eine Verehrung für den heiligen Josef, schon bevor ich in unsere Kongregation eingetreten bin, konnte ich die Litanei des heiligen Josef auswendig. Ich habe immer versucht, viele Angelegenheiten seiner Fürsprache anzuvertrauen, vor allem auch finanzielle Angelegenheiten… Er hat sich nie geweigert, mir zu helfen.

Ich erinnere mich an zwei besondere Situationen aus meinem Leben.

Als ich in Bardo war, wusste die ganze Gemeinschaft der Schwestern, dass ich eine besondere Verehrung für den heiligen Josef hatte. Ich war damals die Oberin. Das Haus war sehr groß und ständig war etwas kaputt oder musste renoviert werden. Leider war dafür oft nicht genug Geld vorhanden. Ich betete zu meinem Freund, dem Heiligen Josef, dass er uns bei diesen finanziellen Angelegenheiten helfen möge.

Eines Morgens, als ich zur Kapelle hinunterging, sah ich im Korridor vor dem Eingang zur Kapelle eine Statue des heiligen Josef stehen, die einen Umschlag in der Hand hielt. (Ich möchte nur hinzufügen, dass diese Statue noch nie dort gestanden hatte). Ich erinnere mich gut an die Worte, die ich damals laut aussprach: „Ach und du, wo kommst du denn her?“. Einen Moment später, als ich diese Worte sagte, hörte ich aus der Tiefe des Korridors das Lachen der Schwestern, die sich hinter der Ecke versteckten. Es waren die jüngsten Schwestern der Gemeinschaft, die die Statue aufgestellt hatten. Wie schon erwähnt, hielt Josef einen Umschlag in der Hand, und wie sich herausstellte, war Geld darin. Ich muss zugeben, dass ich sehr glücklich war, weil wir einen so großen Raum renovieren konnten, den wir für Exerzitien für Pilger, die in unser Haus kamen, und für gemeinsame schwesterliche Treffen nutzen konnten.

Ich habe nie herausgefunden, woher das Geld kam und wer es uns gegeben hat (die Schwestern haben nie gesagt, woher es kam). Ich glaubte jedoch, dass es der heilige Josef selbst war, der sich darum kümmerte.

Eine andere Situation ergab sich, als wir Geld für die Renovierung der Küche brauchten.

Im Vertrauen auf die Hilfe des hl. Josef vertraute ich ihm die ganze Angelegenheit an und bat ihn, Geld für die Renovierung aufzutreiben.

Eines Tages fand in unserem Haus ein Einkehrtag für Pilger statt. Ich half den Schwestern in der Küche und ich erinnere mich, dass wir über die Renovierung gesprochen haben. In diesem Moment kam der Priester, der damals Exerzitien hielt (er ist jetzt Bischof), in die Küche. Er begrüßte uns, kam auf mich zu und reichte mir einen Umschlag mit den Worten: , „Das ist vom heiligen Josef für deine Schwestern“. Der Umschlag enthielt Geld, das für die Renovierung der Küche ausreichte.

An diese beiden Situationen erinnere ich mich in besonderer Weise, obwohl es noch viele weitere gab.

Ich liebe den heiligen Josef sehr. Ich rufe ihn oft an: „Josef, hilf“, ich bitte ihn, „sich etwas einfallen zu lassen“, zu retten. Und er hat mir immer geholfen und mir wunderbare Menschen auf meinen Lebensweg gestellt. Und er hilft bis heute. Er ist zuverlässig im Helfen. In manchen Fällen handelt Er sofort, in manchen muss man länger auf Seine Fürsprache warten, aber Er hilft und setzt sich immer ein, man muss Ihm nur wirklich vertrauen, glauben und Ihn um Hilfe bitten.

 

Sr. M. Borgia Drobina

Pfarrer Schneiders Priestertum als Dienst

Pfarrer Schneiders Priestertum als Dienst

Ordination in das Priesteramt

Johannes Schneider ahmte den Patron der Kathedrale in Wrocław (Hl. Johannes der Tàufer) sowohl in der Treue zu seiner Berufung als auch in der priesterlichen Keuschheit nach. Wie sein Biograph P. J. Schweter schrieb, genoss er dank seiner unbefleckten priesterlichen Reinheit „das volle Glück seiner priesterlichen Berufung und hatte ein Herz voller Mitgefühl für die armen Opfer von Leidenschaft und Verführung“.

Für Pfarrer Johannes Schneider war der Tag seiner Priesterweihe der wichtigste in seinem Leben. Das Ziel, das er zwölf Jahre lang angestrebt hatte und das er mit vielen Opfern und Entbehrungen bezahlen musste, war endlich erreicht. Die Priesterweihe eröffnete ihm die Möglichkeit, seine Berufung als Priester, aber auch als Verteidiger der Schwächsten und moralisch Gefährdeten und als Gründer einer neuen Ordensgemeinschaft zu verwirklichen. Er betrachtete das Priesteramt nie als eine Möglichkeit, seinen sozialen Status zu erhöhen oder Karriere zu machen.

Seine Primizmesse feierte er am 2. Juli 1849 in der Kathedrale von Breslau in der Marienkapelle aus dem 14. Jahrhundert. Die Predigt während der Primizmesse hielt sein Landsmann, Pfarrer Dr. Johannes Klein (1818-1890), Vikar aus Scinawa, Doktor des kanonischen Rechts und Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften. Pfarrer Schneider bewunderte den älteren Kollegen schon seit seiner Schulzeit. Die Primizfeier hatte einen sehr bescheidenen Charakter. Es ist auch bezeichnend, dass sie in Breslau und nicht in der Gemeinde in Riegersdorf (heute Rudziczka) stattfand. Der Grund dafür könnte die Situation in der Familiengemeinde des Neupriesters gewesen sein. Der bisherige Pfarrer von Riegersdorf und großer Förderer von Johannes Schneider, Pater Antoni Hoffmann, starb im Februar 1847 und die Pfarrei wurde nach seinem Tod von einem Pfarrer Schneider unbekannten Verwalter geleitet. Erst am 24. II. 1851 erhielt Riegersdorf einen neuen Pfarrer in der Person von Pater Wilhelm Vogt.  Es scheint, dass sich Pfarrer Johannes Schneider nicht mit seiner Gemeinde als Priester identifiziert hat. Dies kann durch die Aufzeichnungen von Pater Walter Schwedowitz, Pfarrer von Rudziczka in den Jahren 1921-1945, Autor der Chronik über sechs Pfarreien des Dekanats Prudnik, darunter Rudziczka, bestätigt werden. Er erwähnt Pater Johannes Schneider nicht unter den Priestern, die im 19. Jahrhundert aus der Pfarrei kamen, aber er hat eine kurze Biographie von ihm an das Ende seines Buches gestellt, in der er Pfarrer Schneider als einen aus der Pfarrei Rudziczka stammenden Priester und den Gründer der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis vorstellt. Diese Tatsache kann ein Hinweis darauf sein, dass der Autor vergessen hat, Pfarrer Schneider in seinem Buch zu erwähnen, oder dass Pfarrer Schneider nicht im Zusammenhang mit der Gemeinde in Rudziczka gesehen wurde.

 

Vikar in Wiązow (Wansen)

 

Die erste Stelle von Pater Johannes Schneider war eine Pfarrei in der Stadt Wiązów im Kreis Strzelin. Er arbeitete in der Kirche zum Heiligen Kreuz, die als weitere Patrone die Heiligen Petrus und Paulus sowie die Heilige Hedwig, die  Schutzpatronin Schlesiens verehrten.

Pfarrer Schneider kam nach Wiązów höchstwahrscheinlich durch die Vermittlung des Alumumnatsrektors, Assistenzprofessor Dr. Joseph Sauer, der ihn in seiner Heimatgemeinde arbeiten lassen wollte, da er ihn für die Stelle für geeignet und fähig hielt. Es war ein Glück für Pfarrer Schneider, dass sein erster Pfarrer, Pfarrer Franz Elpelt, ein sehr eifriger Priester und sensibel für die praktische Lösung der damals drängenden Probleme der sogenannten sozialen Frage war. Während des Aufenthalts von Pfarrer Schneider in Wiązów bestand die Gemeinde aus etwa 3500 Gläubigen.  Der Eifer von Pfarrer Elpelt sensibilisierte Pfarrer Schneider für die Lösung der Probleme der Armen, insbesondere der moralischen Armut der arbeitenden Frauen. In Wiązów arbeiteten viele Mädchen in der Zigarrenfabrik. Dort gerieten sie leicht in schlechte Gesellschaft und waren verschiedenen Süchten und Abhängigkeiten ausgesetzt. Pfarrer Schneider organisierte für sie Treffen an Samstagen und Sonntagen, die den arbeitenden Mädchen die Möglichkeit boten, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und gleichzeitig eine sichere und wertvolle Begegnungsstätte war. Der junge Pfarrer sorgte für ihre angemessene Unterhaltung und die Vertiefung ihrer religiösen und moralischen Kenntnisse. Eine große Anzahl von Dienstmädchen arbeitete auch auf den Landgütern in fünfzehn ländlichen Zentren, die zur Gemeinde Wiązów gehörten. Abhängig von ihren Arbeitgebern, waren sie oft der Erniedrigung und anderen Gefahren preisgegeben.

Pfarrer Schneider wollte die Mädchen für die Belange des sakramentalen Lebens und ein Leben des Gebets sensiblisieren. Mit Hilfe seines Pfarrers, mit dem er sich gut verstand, beeinflusste er auch ihre Eltern und Erzieher. In diesem Bereich fand er Hilfe in dem Lehrer und Dirigenten des Kirchenchores – Herrn Depene. Dieser kümmerte sich um das Niveau des Kirchengesangs in der Gemeinde und ermutigte die jungen Leute, eifrig an den Gottesdiensten teilzunehmen.

Als junger Vikar widmete Pfarrer Schneider seine ganze Zeit der Arbeit und der Hilfe für die Bedürftigen, die ihm anvertraut waren.

 

Vikar in der Kirche der seligen Jungfrau Maria auf dem Sande

Nach zweijähriger Tätigkeit in Wiązów wurde Pfarrer Schneider am 9. September 1851 als Vikar in die Pfarrei der Seligen Jungfrau Maria auf dem Sand in Wrocław berufen. Er trat an die Stelle von Dr. Franz Lorinser, den der Fürstbischof Dr. M. von Diepenbrock zum Alumnatspfarrer ernannte. Im Jahre 1851 zählte die Breslauer Mariengemeinde etwa 1500 Gläubige.

Die Ernennung von Pfarrer Schneider zum Vikar der Pfarrei Mariä Himmelfahrt auf dem Sande als Nachfolger von Pfarrer Dr. F. Lorinser, der damals einer der bedeutendsten Priester der Diözese Breslau war, zeigt, dass der Breslauer Ordinarius, Kardinal Melchior von Diepenbrock, seine intellektuellen, spirituellen und organisatorischen Fähigkeiten erkannte. In dieser Kirche arbeiteten damals sehr begabte Priester unter der Leitung von Pfr. Dr. Joseph Wick (1820- 1903).

Pfarrer Schneider wirkte zunächst an der Seite von Pfarrer Franz Hoffmann, der von 1848 bis 1852 formell Pfarrer war, und ab 12. November 1852 unter Pfarrer Joseph Wick. Die Ernennung von Pfarrer Wick zum Pfarrer der Marienkirche auf dem Sande war die letzte Ernennung des an Krebs erkrankten Kardinals Dr. Melchior von Diepenbrock. Am 4. Januar 1853 übernahm Pfarrer Dr. J. Wick die Pfarrei der seligen Jungfrau Maria auf dem Sande, sowie die Pfarrei zum Hl. Erzengel Michael.

In dieser Zeit entstand eine eine sehr herzliche Zusammenarbeit zwischen Pfarrer Johannes Schneider und Pfarrer Robert Spiske, dem Gründer der Hedwigsschwestern (1859), der ab 20. Juni 1848 ebenfalls als Vikar in dieser Pfarrei tätig war (vom 2. September 1851 bis 18. Januar 1852 war er Administrator der Pfarrei St. Michael in Breslau), und ab 18. Januar 1852 war er Superintendent dieser Pfarrei.

Pfarrer Franz Hoffmann, der erste Pfarrer von Pfarrer Schneider, war eine zwiespältige und tragische Figur. Er arbeitete nicht lange in der Pfarrei. Am 16. März 1852 wurde er suspendiert und fünf Monate später von Kardinal Melchior von Dipenbrock, mit dem er unangenehme Auseinandersetzungen hatte, seines Amtes enthoben.

Zwischen Pfarrer Schneider und seinen Mitbrüdern im Priesteramt hingegen gab es nicht das geringste Missverständnis, sondern er konnte auch mit dem am 12. November 1852 neu ernannten Pfarrer Joseph Wick und Pfarrer Robert Spiske eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit aufbauen. Er bildete mit ihnen ein gutes Team in der Seelsorge. Gleichzeitig konnte er dank dieser Zusammenarbeit lernen, wie man Probleme der geistigen und materiellen Armut der damaligen Gesellschaft lösen kann.

Pfarrer Dr. Joseph Wick war nicht nur ein hervorragender Seelsorger und gelehrter Prediger, sondern auch ein begabter sozialer Aktivist und Organisator. Er gehörte in Deutschland – neben August Reichensperger und Pfarrer Wilhelm Emmanuel von Ketteler – zu den Förderern der vinzentinischen Bewegung. Zusammen mit den schlesischen Priestern Jan Baltzer, Henryk Förster und Franciszek Wittke nahm er 1848 am ersten Konvent der deutschen Katholiken in Mainz teil. Nach seiner Rückkehr aus Mainz, am 11. November 1848, organisierte er den Kongress der schlesischen Katholiken in Breslau. In den Jahren 1848-1849 gründete Pfarrer Dr. Joseph Wick etwa 120 katholische Organisationen mit Sitz in Breslau. Auf seine Initiative hin wurden u.a. gegründet: Katholischer Ostbund, Katholischer Handwerkerverband, Kinderpensionat, Katholische Bücherei in Breslau.  In Deutschland beeinflusste die vinzentinische Bewegung die Gründung von Frauenorganisationen, die sich um kranke Frauen, verlassene Kinder und von der Prostitution bedrohte Mädchen kümmerten. Die Organisationen des heiligen Vinzenz von Paul kämpften gegen die Schundliteratur und Klatschpresse, organisierten Sparkassen, Bibliotheken und förderten gute religiöse Literatur unter den Armen. Sie waren die Keimzelle der Katholischen Aktion in Schlesien.

Auf der Grundlage der Prinzipien der Gesellschaft der Konferenz des heiligen Vinzenz von Paul war seit 1848 in der Pfarrei der seligen Jungfrau Maria auf dem  Sande die Vereinigung der katholischen verheirateten Frauen und Damen unter dem Patrozinium der heiligen Hedwig tätig. Sie hatte etwa 3000 Mitglieder. Die meisten von ihnen waren Lehrer und gebildete Menschen. Dank der guten Ausbildung dieses Vereins durch Pfarrer Robert Spiske, konnten diese Frauen die schwierige Situation der Armen in der Stadt bewältigen; sie kümmerten sich um Kranke, Gefangene und vernachlässigte Kinder. Aus dieser Vereinigung ging 1859 die Kongregation der Hedwigsschwestern hervor, die auf der Regel des heiligen Augustinus für den Dritten Orden basiert.

Pfarrer Wick gründete 1863 die Zeitschrift „Breslauer Hausblätter“, die in die „Schlesische Volkszeitung“ umgewandelt wurde.  Deshalb gibt es in dieser Zeitung einen ausführlichen posthumen Artikel über Pfarrer Schneider!

Die Arbeit von Pfarrer Schneider in der Pfarrei St. Maria auf dem Sande und die Kontakte zu den oben genannten Priestern waren seine wichtigste pastorale Ausbildung. Es bereitete ihn auf die Aufgaben eines großen Apostels der Barmherzigkeit und Ordensgründer vor. In der Pfarrei der seligen Jungfrau Maria auf dem Sande erwarb er sich den Ruf eines hervorragenden Predigers, Beichtvaters und Organisators.  In dieser Situation scheint es natürlich, dass Pfarrer Schneider ausgewählt wurde, um eine weitere neue Vereinigung zu gründen.

 

Seelsorge in der Pfarrei St. Matthias

Der Nachfolger von Fürstkardinal Melchior von Diepenbrock (+1853), Fürstbischof Dr. Heinrich Förster, ernannte am 3. April 1854 Pfarrer Johannes Schneider zum Kuraten in der Pfarrei St. Matthias.

Diese Pfarrei hatte im Jahr 1853 3975 Katholiken, während die Pfarrei St. Marien in den Jahren 1851-1853 nur etwa 1500 Katholiken zählte.

Nach dem Tod des Pfarrers von St. Matthias, Pfarrer Jonathan Hoffmann (18.01.1857), wurde Johannes Schneider Pfarrer dieser Pfarrei. Als Pfr. Dr. Franz Lorinser 1858 von seiner Tätigkeit als Pfarrvater im Alumnat zurücktrat, setzte ihn Fürstbischof H. Förster am 5. Juli 1858 in der Pfarrei St. Matthias als Pfarrer ein. Pfarrer Schneider wurde wieder Vikar, obwohl er und nicht Pfarrer Dr. F. Lorinser sich hauptsächlich um die geistlichen Belange der Gemeindemitglieder kümmerte. Pfarrer Dr. F. Lorinser war ein Gelehrter aus Leidenschaft und widmete sich mehr der Forschung und literarischen Arbeiten.  Pfarrer Lorinser wirkte als Pfarrer bis zum 14. November 1869. An diesem Tag ernannte Fürstbischof Henrich Förster Dr. F. Lorinser zum Mitglied des Domkapitels und entband ihn von seinen Aufgaben als Pfarrer von St. Matthias. Vom 11.11.1869 bis zu seinem Tod wurden die Aufgaben des Pfarrers von St. Matthias von Pfarrer Johannes Schneider wahrgenommen.

 

Arbeit in der Gemeinde

Als Pfarrer restaurierte er die Pfarrkirche, vier Altäre, die Kanzel, den Tabernakel und das Gemälde im Hauptaltar. Der größte Teil der Renovierungsarbeiten wurde von der Breslauer Firma Karl Buhl durchgeführt, mit der Pfarrer Schneider die Arbeiten organisierte und Verträge abschloss.

Pfarrer Schneider verwaltete als Pfarrer von St. Matthias die Kirche des Heiligen Namens Jesu in Breslau, die infolge der Auflösung des Jesuitenordens 1773 und der Säkularisation der schlesischen Klöster 1810 zusammen mit dem Kollegium unter die Verwaltung der städtischen Behörden kam. Bis 1819 war sie Universitäts- und Gymnasialkirche, danach Pfarrkirche von St. Matthias.  Pfarrer Schneider verschönerte das Innere dieser Kirche und ließ 1872 auch zahlreiche Renovierungs- und Konservierungsarbeiten in ihr durchführen. Vorher war die Heilig-Namen-Jesu-Kirche aufgrund fehlender Reparaturen in einem erbärmlichen Zustand.

Im Jahr 1869, als er das Amt des Pfarrers übernahm, zählte die Gemeinde St. Matthias 5850 Katholiken. Sie hatte zwei Kirchen: die Gymnasiumskirche St. Matthias und die Pfarrkirche des Heiligen Namens Jesu.  Im Jahr 1876 waren neben Pfarrer Schneider fünf weitere Priester in der Gemeinde tätig. Pfarrer Schneider war ein sehr fleißiger und tatkräftiger Seelsorger.

Seine Aufgaben als Pfarrer konzentrierten sich nicht nur auf Kirchenrenovierungen und Reparaturen. Er war ein sehr aktiver Seelsorger, der viele Gebets- und Ausbildungsgruppen initiierte, das geistliche Leben der Pfarrei organisierte und viele verschiedene Gruppen, die in der Pfarrei existierten, unter seine pastorale Obhut nahm.

Es scheint, dass ein solch intensives priesterliches und seelsorgerisches Leben die Aktivitäten von Pfarrer Schneider vollständig ausfüllte, aber das ist nur der erste  Eindruck, denn gleichzeitig leitete und organisierte er die Mädchenhilfe im Marienverein und widmete der neuen Ordensgemeinschaft, die auf seine Initiative hin gegründet wurde, viel Aufmerksamkeit.

Die Erfüllung so vieler Aufgaben und Pflichten ist nur möglich, wenn man sich und seine Zeit ganz Gott zur Verfügung stellt, wenn man Ihm dient und nicht den eigenen Vorteil sucht.

 

Sr. Sybilla Kołtan