Was ist die Kindertagesstätte „Ziarenko (Körnchen)“ in Branice?

Was ist die Kindertagesstätte „Ziarenko (Körnchen)“ in Branice?

Einmal sagten mir die Kinder, dass dies ihr zweites Zuhause ist… „Ziarenko“ ist ein ZUHAUSE… Ich erinnere mich an meine Emotionen und Tränen an diesem Tag. Am Tag zuvor habe ich zu Gott gebetet, und ihm gesagt, dass ich nicht mehr weiter kann… Und vielleicht hätte ich auch nicht gekonnt, wenn ich nicht das erlebt hätte, was ich als die Begegnung mit dem Herrn selbst in diesen Kindern interpretiert habe.

Ein Samenkorn ist wie Zeit… Zeit, die gegeben und empfangen wird. Ein Raum von wenigen Stunden am Tag nach der Schule. Aber ein Raum, der sich von allen anderen unterscheidet. Einzigartig, obwohl sehr, sehr einfach. Gemeinsam Hausaufgaben machen, gemeinsam beten, Nachmittagstee, Aktivitäten und Spaß… viel Spaß. Und eine Menge Freude. Manchmal Sorgen, aber mehr Freude – wesentlich mehr Freude.

„Ziarenko“ ist ein Gebäude… Früher arbeiteten wir mit den Kindern im Kloster der Schwestern, genauer gesagt in dessen Keller… und jetzt tun wir dies in Räumen der Gemeinschaft, die wir vermieten. Und wieder ist es etwas Außergewöhnliches, obwohl es nur Wände sind…

Ich werde eine kurze Geschichte erzählen, die mit diesem Gebäude verbunden ist:

Gegründet wurde die Einrichtung von Sr. Maksymiliana, die damals in Branice war. Ich habe sie einmal besucht, als ich bei meinen Eltern zu Besuch war (ich komme aus Branice). Ich sah ein Glänzen in ihren Augen. Ich wusste, dass es etwas bedeutet. Es stellte sich heraus, dass es nicht nur eine gewöhnliche menschliche Idee war, sondern eine Inspiration Gottes. Sie schlug mir vor, mit ihr spazieren zu gehen. Zu meiner Überraschung nahm sie für diesen Spaziergang eine ziemlich große Statue der Unbefleckten Gottesmutter mit. „Ich werde es dir unterwegs erzählen“. – sagte sie. Es ging um das alte, baufällige Gebäude meines Kindergartens, in das mich meine Eltern als Kind gebracht haben. Sr. Maksymiliana stellte auf einem freien Feld davor die Statue der Muttergottes auf und sagte: „Hier wird das Gelände der Immaculata sein“ und da ist es nun… Und Sr. Maksymiliana stellte die Statue der Maria Immaculata in das alte baufällige, dachlose Gebäude und sagte: „Hier wird die Gründung sein“. Was…? Ein Scherz… dachte ich mir.

Und ohne Scherz, in ein paar Jahren hat die Gemeinde Branice das alte Gebäude komplett renoviert und einen Teil der Räumlichkeiten der Tätigkeit des Kinderzentrums „Ziarenko“ überlassen.

Ich verstehe es bis heute nicht… Für mich ist das auch ein Grund für eine persönliche Begegnung mit Maria Immaculata. Heute bin ich mir sicher, dass, wann immer ich in meinem Leben oder bei irgendetwas, was ich tue, eine Ruine sehe… ohne Dach… dass ich Maria an diesen Ort einladen muss… Sie wird das Wunder der Verwandlung vollbringen und der Himmel wird auf der Erde sein…

Ein Gebäude nur, aber wie wichtig, obwohl es nur Wände sind, aber von Maria selbst gegeben. Wände, die eine Menge aushalten.

Die Kinder im „Ziarenek“ können interessante und für sie neue Leidenschaften und Interessen verwirklichen – von Sport bis Kunst. Sie spielen Fußball, Tischtennis, Billard, Tischfußball, Luft-Hockey, üben Bogenschießen, klettern an der Kletterwand, nutzen die Turnhalle. Sie haben einen Erholungsraum mit einem Trockenbecken und Schaumstoffbädern. Es gibt auch einen Erlebnisraum mit einem Wasserbett, sowie einen Computer- und Arbeitsraum. Im Sommer verbringen wir die Zeit draußen, wo wir viele Aktivitäten und Herausforderungen für die Kinder haben. Es gibt eine Go-Kart-Bahn, einen Tennisplatz, einen Kletterboulevard, einen Spielplatz, eine Turnhalle und viele, viele andere Spaß- und Erlebnismöglichkeiten, die die Kinder selbst erfinden und gestalten.

In naher Zukunft wird ein Andachtsraum gebaut, in den die Kinder für einen Moment hineingehen und ihre Bitten und Danksagungen vor Gott bringen können.

„Ziarenko“ ist eine marianische Einrichtung. Sie beruht auf der Rechtsgrundlage des Immaculata-Vereins, der in Opole seine Seelenverwandte in Form unserer zweiten Institution, “ Cegiełek (Ziegelstein)” hat.

Kinder sind hier das Wichtigste… Kinder, die die Grundschule in Branice besuchen und ältere Kinder, die schon zu unseren Ehrenamtlichen gehören… Das Wichtigste, weil Jesus sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen – ihnen gehört das Himmelreich…“ und unser „Ziarenko“.

Das Wichtigste ist, und darüber schreibe ich am Ende, nach dem evangelischen Grundsatz, dass „die Letzten die Ersten sein werden“. „Ziarenko” bedeutet, dass Kinder hier HOFFNUNG, ZEIT, GEBÄUDE, MÖGLICHKEITEN… LIEBE finden, viel Liebe von den Menschen, die im Hintergrund der Arbeit dieses Zentrums stehen: Frau Agnes, die mit ihrem Herzen und ihrer Liebe zu den Kindern, Mutter, Ehefrau und treue Freundin ist… Unsere lokalen Behörden mit dem Bürgermeister an der Spitze, der… von ganzem Herzen hinter uns steht und uns unterstützt und oft unsere seltsamsten Wünsche erfüllt. Der Pfarrer der Pfarrei „Heilige Jungfrau Maria” in Branice und seine Gemeindemitglieder und viele, viele andere Menschen mit großen, guten und offenen Herzen, die uns materiell und geistig unterstützen.

Ich muss hier auch meine Mitschwestern aus der Branicer Gemeinschaft erwähnen. Ihre Geduld mit mir und ihre oft helfende Hand in guten, kleinen Dingen machen die Last der Arbeit oft leichter, weil die Gemeinschaft sie trägt und fördert.

Also, was ist das Tagesförderzentrum „Ziarenko“ in Branice… all das und alles andere, worüber ich nicht geschrieben habe, was aber in den Herzen der Kinder ist, die es besuchen.

 

 

Sr. Daniela Gumienna

Mutter der Kirche

Mutter der Kirche

Ich habe mich einmal gefragt, was mein Lieblingstitel für Maria Immaculata ist. Sie wird mit so vielen Titeln begrüßt, dass wahrscheinlich jeder ihrer Anhänger einen von ihnen favorisiert.  Ich persönlich spreche sie selten mit ihrem Namen an. Mir ist der Ausdruck „Mutter Gottes“ näher. Ihre göttliche Mutterschaft ist der Grund jeder Verehrung, besonders auch der Jünger Jesu.

Wenn wir in der Loreto-Litanei die Fürbitte der Mutter Gottes anrufen, nennen wir sie auch Mutter der Kirche. Das ist der zweite Titel, mit dem ich sie oft anspreche, gerade auch dann, wenn ich das Gebet leite. Und obwohl dieser Marientitel erst von Paul VI. feierlich am 21. November 1964 verkündet wurde, ist sein Wert und seine Bedeutung in der Geschichte der Kirche von ihren Anfängen an präsent gewesen.

Heutzutage, in Zeiten von Pandemien und Unruhen in vielen Teilen der Welt, großen sozialen Unterschieden, sich ausbreitenden Ideologien und anderen Dingen, die weit von der Botschaft des Evangeliums entfernt sind, erscheinen viele Wahrsager, Propheten oder Apostel der Endzeit. Der Gedanke, dass wir in der Endzeit leben, gibt manchmal Anlass zu verschiedenen frommen Praktiken, die an sich gut sind und zum Reichtum der Kirche gehören. Aber ihre übermäßige Vermehrung verrät eine gewisse geistige Unruhe, Nervosität, Misstrauen oder eine Neigung zur Panik. Die Fülle der Zeit ist gekommen mit dem Kommen des Erlösers in die Welt (Gal 4,4). Die Zeit der Kirche ist geprägt von der Endzeit, voller Erwartung, Sehnsucht, Prüfung und Hoffnung (vgl. KKK 672-677). Seit der Himmelfahrt steht das Kommen des Herrn unmittelbar bevor, und seine Mutter begleitet die Kirche in dieser Erwartung. Der Mutter müssen wir folgen. Das scheint offensichtlich, aber es ist nicht immer so.  Sie sagt in Offenbarungen, die von der Kirche als wahr anerkannt und gebilligt werden, dasselbe, was sie in der Heiligen Schrift durch ihre Haltung, ihr Leben mit Jesus und bei der jungen Kirche sagt. Sie sagt das Gleiche wie in den wenigen Worten, die von den Evangelisten aufgezeichnet wurden. Für mich ist der konkreteste Hinweis ihr Auftrag, den sie auf dem Hochzeitsmahl zu den Dienern in Kana sagt:  „Was er euch sagt, das tut.“ (Joh 2,5).

Mit dem Titel „Maria, Mutter der Kirche“ verbinde ich die schöne mittelalterliche Schutzmantelmadonna, deren Original sich in der St. Nikolauskirche in Markdorf befindet. Ich war nie dort, aber ich bekam ein Bild mit ihrem Abbild von einem verstorbenen Franziskaner geschenkt, der mich vor Jahren bei der Entscheidung über meine Berufung begleitet hat. Heute, wo wir in einer Zeit leben, in der alles einzigartig und besonders ist oder sein muss, denke ich, dass wir Einfachheit und Schlichtheit brauchen, um uns unter ihrem mütterlichen Schutz zu stellen, so wie es die Figuren der mittelalterlichen Städter unter Marias Mantel taten. Wir brauchen Einfachheit und Schlichtheit in unserem geistlichen Leben, in unserem Gebet und unserer Arbeit, in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb und außerhalb unserer Gemeinschaften.

Dann sind wir unserer Mutter am ähnlichsten, wenn wir ihren Geboten folgen und so leben, wie sie gelebt hat – in der Gegenwart Jesu. Dann sind wir ihr am ähnlichsten, wenn wir dem Geist Gottes erlauben, uns zu leiten und uns zu durchdringen, so wie er sie erfüllte und leitete. Es geht nicht darum, Maria bei feierlichen Anlässen in einer feierlichen, andächtigen Weise anzusprechen oder als ihre Schwestern verschiedene Werke oder apostolische Handlungen zu übernehmen. Vielmehr geht es um die tägliche Treue zu einer einfachen Lebensweise in der Nachfolge Mariens, die sich auch in Formen der Frömmigkeit, des Seins, der Sprache und des Verhaltens manifestiert….

Während ich meine Betrachtungen über Maria, unsere Mutter – die Mutter der Kirche – abschließe, kommt mir noch ein Gedanke in den Sinn. Die oben erwähnte Zeit der Berufungsfindung endete mit meiner Entscheidung, bei den Marienschwestern einzutreten. Ich kannte ein paar andere Ordensgemeinschaften, und einige von ihnen trugen viel zu meiner religiösen Entwicklung bei, durch Katechese, die Leitung einer Gruppe von Marienkindern, einer Schola, Gemeindefreizeiten oder Einkehrtage für Mädchen. Es ist schwer zu sagen, warum Jesus mich hierher gebracht hat. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Was die Marienschwestern auszeichnete, war ihre Einfachheit, die familiäre Atmosphäre, die man im Ordenshaus spürte, und die Einfachheit der Schwestern, mit denen ich Kontakt hatte.

Sr. M. Michaela Musiał

Praxis für Psychotherapie doM

Praxis für Psychotherapie doM

Die Praxis für Psychotherapie DoM ist ein Ort, wo Sie über Probleme und Schwierigkeiten sprechen können, die Ihnen die Kraft und die Lust zu leben wegnehmen.

Es ist ein Ort, an dem Sie Iher Würde erfahren, Ihre Schönheit entdecken und spüren können, dass Sie geliebt werden.

Es ist ein Ort, an dem Maria, unsere Patronin, die Tränen abwischt und sich über jede menschliche Geschichte beugt.

Es ist ein Ort, an dem Maria auf besondere Weise anwesend ist, neben mir und der Person, die  gerade kommt. Ich bin dankbar, dass SIE selbst, durch meine Vorgesetzten, mir das Vertrauen geschenkt und mich mit dieser Aufgabe betraut hat und nicht eine andere. Ich weiß, dass jede Person, die zu dem Treffen kommt, nicht zufällig hier ist. Das gibt mir viel Zuversicht, dass dies der rechte Zeitpunkt ist.

Die Praxis ist ein Ort der Begegnung mit viel ZEIT. Zeit, die oft voller Gefühle, Emotionen, Erinnerungen ist, in der alles wieder lebendig und real wird, in der man sich selbst erleben kann. Jeder Schmerz ist eine Erfahrung, die in die Tiefe dringt. So oft kämpfen wir dagegen an, weil es unerträglich ist. Aber die Zeit, die wir uns mit diesem Schmerz auseinander setzen, hilft, ihn zu akzeptieren, hilft, sich selbst zu erfahren.

Sich selbst in einer schwierigen Situation zu erleben, heißt zu erfahren, dass ICH BIN, während alles um einen herum auseinanderfällt, zusammenbricht, heißt, eine tiefe Unterstützung zu spüren, auch wenn es um einen herum nichts Stabiles gibt. Es geht darum, Ihr tiefstes Wesen im Innern zu berühren, das stabil, ruhig und sicher ist, trotz der Härte und der verschiedenen turbulenten Gefühle im Außen. Dieser Schmerz ist oft ein hilfreicher Weg, um mit sich selbst ins Reine zu kommen.

Als Ordensfraun kann ich nicht anders, als zu schreiben, dass dieses tiefste Ort, der heilige Ort in uns ist, wo Gott wohnt. Die Zeit, in der wir bei unserem eigenen Schmerz sind, in der wir ihn, manchmal bis in die Tiefe, wahrhaftig und lebendig erleben, erlaubt uns, uns selbst zu begegnen. Sie erlaubt uns, alle Schichten abzuschälen, die wie Staub das Schönste in uns bedeckt haben. Die Schicht der Erwartungen der anderen an uns, der unerfüllte Hoffnungen, alle Gefühle, die heute so und morgen anders sind, böse Worte über uns, Unrecht… Wir fangen an, uns selbst in Wahrheit zu betrachten, wir fangen an, unsere Schwächen zu sehen, die uns dann keine Angst mehr machen, wir fangen an zu sehen, dass alles, was wir haben, ein Weg zu Gott ist. Wir beginnen, uns darüber zu freuen, so wie wir sind, mit unseren Wunden.

Schmerz und die Zeit, um mit diesem Schmerz zu sein, um in die Tiefe unseres Selbst zu gelangen.

Schwierige Erfahrungen, gut gelebt, hinterlassen oft die schönsten Spuren.

Wir erleben die Zeit der Osterfreude, Jesus streckt seine verwundeten Hände aus, zeigt uns Seine durchbohrte Seite; diese Wunden sind die Liebe selbst.

Das ist meine Arbeit, mein Dienst – ich bin bei einem anderen Menschen in seinem Schmerz, seinen Sorgen, seinem Kummer.

 

Sr. M. Dominika

Im Gespräch  mit unserer Schwester Franziska

Im Gespräch mit unserer Schwester Franziska

Wie an jedem Tag, habe ich auch heute  unsere Schwestern,

die auf dem Pflegebereich leben – besucht.

Ja und da kam es zu einem so schönen Gespräch  mit unserer Schwester Franziska und dieses möchte ich nicht für mich allein behalten.

Schwester Franziska ist ja 95 Jahre alt  (von ihrer Geburtstagfeier im Oktober 2020 hatte ich berichtet.)

Als ich mich heute zu ihr setzte, sagte sie mir: „Wissen Sie, an wen ich gerade gedacht habe – meine Antwort – na das kann ich doch nicht wissen, denn ich kann doch keine Gedanken lesen.

„Also liebe Schwester Oberin – ich habe an die Mutter Roswitha gedacht. Sie war doch damals unsere Generaloberin, als wir in den fünfziger Jahren ins Kloster kamen“.

Ich sagte: ich habe sie nur einmal gesehen, aber schon viel von ihr gehört – die meisten Schwestern sagen – sie ist sehr streng gewesen.

Schwester Franziska wieder – nein – so war das nicht – sie ist den geraden Weg gegangen. Sie musste doch erst Ordnung machen. Die Schwestern waren nach der Flucht überall verstreut und sie hat sie dann zusammen gesucht.

Wissen Sie – sie wirkte streng und auch stolz  – aber das Herz war warm.

Wir konnten uns schon mit ihr sehen lassen.

Der Heilige Geist hat sie geführt – sonst hätte sie das doch alles nicht geschafft.

In ihrer Strenge hat man auch immer die Liebe gespürt.

 

Ich bin wirklich sehr beeindruckt von diesem Gespräch, denn überzeugender hätte ich davon nicht hören können.

 

Schwester M. Felicitas

vom Klosterberg in Cochem

Seid einig!

Seid einig!

Bei einer meiner Meditationen über einen Text aus dem Johannesevangelium fiel mir ein Satz auf, der dort steht: „So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge.“ (Joh 7,43). Dieses Wort las ich im Kontext mit dem Jahr der Einheit, das derzeit in unserer Kongregation gelebt wird. Ich sah die Einheit und die Spaltung in der Heilsgeschichte, in der Geschichte der Menschheit, in jedem menschlichen Herzen. Ich sah den großen Wunsch Jesu selbst, den er in seinem Gebet kurz vor seinem Leiden zum Vater sprach: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21). Die Einheit der Jünger ist ein beredtes Zeugnis der Liebe Gottes zu den Menschen. Eine Liebe, die weiß, „was im Menschen ist“ (Joh 2,25b), und die entschlossen ist, „die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln“ (Joh 11,52). In gleicher Weise ist unsere Einheit in den Gemeinschaften und in den Werken, die wir betreiben, ein Zeugnis für Gottes Gegenwart hier und jetzt.

Eingebettet in diesen großen Wunsch nach Einheit ist die Wahrheit über die Sünde, die die Menschheit seit Anbeginn der Zeit entzweit (Gen 3,1). Sie trennt den Menschen von Gott. Sie bringt Zwietracht sogar zwischen denen hervor, die sich am nächsten stehen. Sie zerstört die Harmonie mit der Natur und verletzt das Herz des Menschen, indem sie tiefe Risse in ihm hinterlässt, zuerst in der Erbsünde und dann in den persönlichen Sünden… Oft sind die äußeren Trennungen nur ein Abbild dessen, was in den Herzen, Seelen und Köpfen der Menschen geschieht. Der heilige Paulus wies darauf hin, als er darüber schrieb, wie die Sünde das Denken beeinflusst: „Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinster.“ (Römer 1,21-22). Gleichzeitig beklagt derselbe Apostel seine eigene innere Zerrissenheit, trotz all seiner Hingabe im Dienst des Evangeliums: „Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod verfallenen Leib erretten?” ( Röm 7,24). Mit diesen Worten erkennt er seine eigene Sündhaftigkeit an, nicht nur in seinem ersten Leben als glühender Pharisäer, sondern auch nachdem er sich der Gemeinschaft der Kirche angeschlossen hatte. Wie viel Demut steckt darin, wie viel Wahrheit…

Bei meinen biblischen und lebensgeschichtlichen Überlegungen kamen mir die Worte aus dem Epheserbrief in den Sinn über die Menschen, die durch eine Mauer der Feindseligkeit getrennt sind, die Jesus aber niedergerissen und so eins gemacht hat (vgl. Eph 2,14-16). Und obwohl die Textstelle von Juden und Heiden spricht, gilt das Wort auch für die Menschen von heute, also für Sie und mich. Feindseligkeit, geschürt durch Angst – meist vor sich selbst, Missgunst, Ärger oder fehlende Vergebung, behindert ständig den Aufbau guter zwischenmenschlicher Beziehungen, auf denen jede Einheit beruht. Es geht auch um die Beziehung zu sich selbst und zu Gott.

Der Eine, der die Wunden unserer gebrochenen Herzen heilt und eine schwache Flamme nicht auslöscht (vgl. Jes 42,3), der lehrt, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten, ist der gekreuzigte und von den Toten auferstandene Jesus. Sein Herz ist auch verwundet, durch unsere Sünde – meine und Ihre. Er hat erlaubt, sie zu verwunden, zu durchbohren, zu öffnen. Und genau wie an den heiligen Thomas richtet er auch an uns eine Einladung: „Streck deinen  Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Joh 20,27). Und der Glaube wirkt Wunder. Wunder geschehen auch heute noch. Die Einheit in der Vielfalt ist auch ein solches Wunder. Indem wir das Herz Jesu berühren, bei ihm bleiben, in ihn eintauchen, erfahren wir die Heilung unserer Zerrissenheit im Herzen und… wir erfüllen das Testament unseres Stifters: „Bleibt einig!”

Die Mutter ist dem Herzen des Sohnes am nächsten. Unter ihrem unbefleckten Herzen wurde das menschliche Herz Gottes geformt, das zwei so unterschiedliche Naturen vereinte. Sie, die auch unsere Mutter ist, die Mutter der Kirche, möge für uns die Gnade der inneren Einheit erlangen, das heißt die Einheit mit Gott durch ein Leben in der Gnade, in Freiheit von der Sünde, besonders von der bewussten, geplanten und absichtlichen Sünde. Möge sie auch für uns die Gabe der Einheit mit den Menschen erlangen, die schwesterliche Einheit durchdie „die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).

 

Sr. M. Michaela Musiał

Das leere Grab

Das leere Grab

Am leeren Grab des auferstandenen Christus ist es gut, sich zu erinnern

dass man ein Verlierer sein muss, um zu gewinnen,

arm zu sein, um den Menschen etwas zu geben,

zu verlieren, um zu bestehen,

nutzlos zu sein, um für jemanden nützlich zu sein,

in der Dunkelheit zu leben, um Licht zu werden,

zu sterben, um zu leben,

zu lieben und nie aufhören zu leiden.

Wenn es scheint, dass alles vorbei ist, dann fängt es erst richtig an.

 

Pfr. Jan Twardowski