Geboren bei unseren Schwestern

Geboren bei unseren Schwestern

Ich wurde am 12. September 1937, an einem Sonntag gegen 9.00 Uhr in Berlin geboren. Ich war ein Einzelkind.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren meine Eltern aus Polen nach Burgwall bei Berlin ausgewandert. Dort hatten wir einen großen Laden, in dem es alles gab: Lebensmittel, Spielzeug, Bettwäsche. Ich war immer froh, dort zu sein. Ich erinnere mich, dass nicht nur Polen in den Laden kamen, sondern auch Juden, Russen und Deutsche.

Als ich 4 Jahre alt war, wurde mein Vater erschossen. Danach brachte mein Onkel meine Mutter und mich nach Polen, in die Nähe von Chojnice. Wir ließen uns in Lipka (Kreis Złotów) nieder, wo ich meine spätere Kindheit und Jugendzeit verbrachte.

Als ich 8 Jahre alt war, heiratete meine Mutter zum zweiten Mal.

Da meine Eltern nicht in Lipka bleiben wollten, zogen wir nach Slupsk. Ich habe dort die Grundschule abgeschlossen. Als Teenager begann ich zusammen mit meiner Mutter, die Räume für den Katechismusunterricht in der Pfarrei zu reinigen. Ich habe auch noch in einer Zahnarztpraxis und bei Ordensschwestern geputzt.

Für ein Jahr ging ich nach Chojnice, in ein Internat für Mädchen, das von den Franziskanerinnen von der Passion Christi geführt wurde. Es waren siebzig Mädchen dort.  Dort haben wir Kenntnisse über gute Umgangsformen erworben. Die Schwestern brachten uns bei, wie man sich bei Tisch und an verschiedenen Orten richtig benimmt, wir machten verschiedene Handarbeiten und lernten Kochen. Später kehrte ich in mein Elternhaus zurück.

Schon als Kind wollte ich Ordensfrau werden. Es gab Schwestern in Słupsk, wo ich mit meinen Eltern lebte, aber ich wollte nicht in eine Gemeinschaft gehen, die in der Nähe meiner Familie war, sondern woanders hingehen.

Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, fand ich die Adresse unserer Schwestern in der Zeitung „Przewodnik Katolicki“ („Katholischer Führer“). Dann habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich ins Kloster gehen möchte. Meine Mutter nahm diese Information sehr gelassen, sie sagte sogar: Wenn meine Cousine ins Kloster gegangen ist, kannst du auch gehen, sie war ein Einzelkind und du bist auch ein Einzelkind.

Ich konnte sehen, dass dies für meine Mutter eine gute Nachricht war, also beschloss ich, gleich einen Brief an die angegebene Adresse zu schreiben, die in der Broschüre angegeben war. Mama las den Brief und stimmte zu, ihn abzuschicken, und sah dann den Umschlag mit der Adresse, an die der Brief geschickt werden sollte. Nach einem Moment des Nachdenkens, sagte sie: „Du gehst zu den Schwestern, wo du geboren worden bist“.

Ich war überrascht von dem, was Mama sagte, ich verstand es nicht und als sie meine Überraschung sah, erzählte sie mir, wie es war, als meine Geburt bevor stand: „In Burgwall gab es in der Nähe unseres Hauses Elisabethschwestern, und als ich Wehen bekam, ging ich zu ihnen, da sie einen Kreißsaal hatten. Doch sie hatten leider keinen Platz und konnten mich nicht aufnehmen, also bin ich 50 Kilometer weiter nach Berlin gefahren. Dort fand ich einen Platz im Kreißsaal bei den Marienschwestern. Und dort, bei ihnen, wurdest du geboren.“

So erfuhr ich, dass ich in Berlin bei unseren Schwestern geboren wurde, in deren Gemeinschaft ich als Erwachsene eintrat. Gott führt uns auf erstaunliche Weise.

* * * *

Meine Mutter lehrte mich auch, zu vergeben, zu danken, sich zu entschuldigen und zu beten und keinen Groll gegen eine andere Person zu hegen. Sie bekräftigte, dass man sich immer wieder zusammenfinden solle, auch wenn jeder von uns anders ist. Ich soll immer beten und verzeihen.

Das ist es, was meine Mutter mich gelehrt hat und was ich versucht habe, in meinem Ordensleben umzusetzen, und das ist es, was ich für jede von uns in diesem Jahr der Einheit in unserer Kongregation wünsche.

Sr. M. Kryspina

Nachdenken über den heiligen Josef

Nachdenken über den heiligen Josef

Wir erleben in der Kirche das Jahr des heiligen Josef. Es ist März, der Monat, in dem sich unsere Kongregation durch Novene, Fasten und Wallfahrt zum Heiligtum des Schutzpatrons der Familien in Kalisz auf die Feier des Festes des Bräutigams der seligen Jungfrau Maria vorbereitet. Und in diesem Zusammenhang ist in mir der Gedanke gereift, dass ich mit Ihnen teilen möchte, was ich in der jüngsten Vergangenheit erleben durfte.

Als mich die Provinzoberin im Frühjahr 2019 anrief, war ich in der Schule und hatte gerade Pause. In dem Anruf ging es um ein Aufbaustudium, das vom Kinderschutzzentrum an der Ignatianum-Akademie organisiert wird, eine Akademie in Krakau. Ich war überrascht, denn nach mehr als zwanzig Jahren als Katechetin und zahlreichen anderen Pflichten zu Hause, hatte ich eine solche Möglichkeit nicht mehr in Betracht gezogen. Ich dachte, gibt es denn keine jüngeren Schwestern in der Provinz? Und auch der Name des Kurses war nicht ansprechend: Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche! Gleichzeitig spürte ich, dass dieser Wunsch eine Art Herausforderung für mich war. Ich sah eine Kontinuität zwischen der Thematik des vorgeschlagenen Aufbaustudiengangs und meiner bisherigen Bereitschaft, nicht nur Religion, sondern auch Familienerziehung zu unterrichten. Die Provinzoberin sagte auch, dass der Vertreter des Zentrums für Kinderschutz Informationen an die höheren Ordensoberinnen geschickt habe mit der Bitte, Vertreter/innen ihrer Kongregationen zu einer solchen Fortbildung zu entsenden, angesichts des immer mehr zutage tretenden Problems des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. So nahm ich die Herausforderung an. Später stellte sich heraus, dass die meisten Studenten in unserem Programm Menschen mittleren Alters waren. Offensichtlich war eine gewisse Lebenserfahrung notwendig, um die Last der besprochenen Themen zu tragen.

Was hat das mit dem heiligen Josef zu tun? Nun, der Beschützer der Kirche war zuerst der Beschützer des Sohnes Gottes. Er gab Jesus ein Zuhause und das Gefühl der Sicherheit, als er als Kind am verletzlichsten und vielen Gefahren ausgesetzt war. Und als rechtschaffener Mann nahm er Maria an, obwohl es Gottes Eingreifen brauchte, um eine solche Entscheidung zu treffen und Josef auch nicht alles verstand. – Aber: er schützte das Leben, er schützte den Menschen.

Wenn in den Medien immer wieder Berichte über den Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker (und andere Menschen) auftauchen, haben ihre Autoren wahrscheinlich nicht das Wohl der Kirche im Sinn. Wenn man in der Gemeinschaft die Reaktion der Schwestern auf diese Art von Berichterstattung hört, dann reden sie oft von einer Kampagne, dem Kampf oder den Lügen gegen die Kirche. Diese Situation kann man aber auch etwas anders betrachten, da das Problem schon lange besteht und kein Einzelfall ist. Es ist schon in früheren Jahrhunderten aufgetaucht, und in den letzten Jahrzehnten wurden von Papst Johannes Paul II., Benedikt XVI. und jetzt von Papst Franziskus klare Maßnahmen gegen Verbrechen des sechsten Gebotes an Minderjährigen ergriffen. Versuchen wir, in diesen Ereignissen eine Chance zu sehen, von einer klerikalen Kultur, die das Verschweigen von Missbrauch begünstigt, zu einer wahren evangelischen Kultur zu kommen, in der jeder Mensch zählt und mit dem sich Jesus mit den Worten identifiziert: “ Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,  das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Es ist auch die Chance, von einer falsch verstandenen Kultur der Diskretion – die den Täter schützt und das Opfer belastet – zu einer Kultur der Transparenz überzugehen – die ein Gefühl der Sicherheit schafft und die Würde jedes Menschen respektiert. Ein solcher Weg mag schwierig sein, aber er dient der Glaubwürdigkeit der Kirche. Auf diese Weise werden die Worte Christi wahr: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh. 8,32).

Unser Platz in der Kirche ist bei den Schwächsten, bei denen, die in der Welt am wenigsten zählen. So ist es seit den Zeiten des Stifters und der ersten Marienschwestern. Daher ist der Patron unserer Kongregation ein Vorbild für uns, wie wir Kinder, Jugendliche und Frauen vor Gewalt schützen können, nicht nur vor sexueller, sondern auch vor anderen Formen, einschließlich Gewalt im Internet.  Wenn wir den heiligen Josef betrachten, finden wir kein einziges Wort, das er in der Bibel gesagt hat. Auf diese Weise lehrt er uns, zuzuhören. Hören auf Gott und Hören auf den Menschen – aufmerksames, mitfühlendes, unterstützendes Zuhören, das zu konkreter Hilfe für konkrete Menschen führt. Das ist es, was Gewaltopfer brauchen, nämlich ihnen mit Respekt und Verständnis zuzuhören, ohne zu starke Emotionen zu zeigen, und ihnen zu glauben, dass sie die Wahrheit sagen. Sie erwarten Hilfe oder zumindest Rat und Orientierung. Der heilige Josef war als Mensch auch den religiösen und weltlichen Gesetzen seiner Zeit unterworfen. So lernen wir von ihm, die geltenden Gesetze zu respektieren und zu befolgen. Im Bereich des sexuellen Missbrauchs geht es zuerst darum, geschickt auf Hinweise oder sichtbare Anzeichen von Missbrauch bei unseren Klienten und allen, mit denen wir tun haben, zu reagieren. Erst im zweiten Schritt geht es dann darum, geeignete Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Vertretern der kirchlichen und staatlichen Stellen zu ergreifen.

Zu bedenken ist auch, dass sich unter den Tätern und Mittätern von sexuellem Missbrauch auch Frauen, Mütter, Lehrer und Betreuer befinden. Umso wichtiger ist es für uns, transparent zu sein und unser Leben nach den Worten Jesus auszurichten: „So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht.“ (Mt 18,14). Bemühen wir uns um den Schutz der Kinder, denn unser Herr identifiziert sich mit ihnen: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ (Mt 18,5). Es kommt auch oft vor, dass das Opfer zum Täter wird. Deshalb wollen wir mit unserer Präventionsarbeit dazu beitragen, das Ausmaß des Phänomens allmählich zu verringern, das so viele menschliche Dramen verursacht, über die die Opfer oft erst Jahre später, wenn sie schon erwachsen sind, zu sprechen beginnen, weil vorher Scham und Hilflosigkeit ihren Mund verschlossen haben.

Zum Abschluss meiner Überlegungen möchte ich um das Gebet für die Opfer von Gewalt bitten, insbesondere für die Opfer sexueller Gewalt. Bei meiner Arbeit als Katechetin in vielen Schulen bin ich persönlich vielen Schülern begegnet, die Opfer von sexueller Gewalt in der Familie waren… Solche Wunden brauchen lange Zeit, um zu heilen, manchmal ein Leben lang.  Wenn ich jetzt jeden Tag das Bild des heiligen Josef in unserer Hauskapelle betrachte, bin ich bewegt von der zärtlichen Fürsorge, mit der er den kleinen, hilflosen Jesus in seinen Armen hält. Es ist eine Einladung für mich, mich um diejenigen zu kümmern, denen ich diene, genau wie der Hüter und Pflegevater des Sohnes Gottes.

Sr. M. Michaela

Meine ersten Schritte in Manila

Meine ersten Schritte in Manila

Ich möchte mit Ihnen meine dreimonatige Erfahrung als Missionarin in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, während der Zeit der Pandemie teilen. Als ich im letzten November in Manila ankam, nahm mich Schwester Claudia mit in eines der ärmsten Viertel Manilas – die Payatas, das nur wenige Autominuten von unserem Haus entfernt liegt. Dort arbeiten unsere Schwestern im Apostolat. Die Payatas ist ein Viertel, das auf einer riesigen Müllhalde entstanden ist, wo der Müll aus der ganzen Stadt herangeschafft wird. Ein sehr großer Teil der dort lebenden Bevölkerung trennt den Müll. Und ich muss zugeben, dass ich sehr überrascht war, dass so nahe neben uns Menschen in solcher Armut leben. Ich habe mehrere Jahre in Tansania gearbeitet und Armut gesehen, aber nie so extreme Armut wie hier. Und noch etwas: Wir sind fast jeden Tag mit dem Auto, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß in den Straßen von Manila unterwegs, aber ich habe hier keine Menschen gesehen, die Alkohol trinken oder einfach nur betrunken sind, was in Europa ein gängiges Bild ist.

Die zweite Sache, über die ich Ihnen erzählen möchte, ist der Katholizismus und die Religiosität der Menschen hier.  Als Schwester Claudia und ich zum ersten Mal in ein Einkaufszentrum gingen, war ich überrascht, dort das Angelusgebet um 12 Uhr und das Gebet der Göttlichen Barmherzigkeit um 15 Uhr zu hören. Und das ist noch nicht alles – in jedem Einkaufszentrum gibt es eine Kapelle und trotz der Pandemie wird jeden Tag um 12 Uhr eine Messe gefeiert, an der jeder teilnehmen kann. In jedem Geschäft steht ein Altar mit einer Statue des Prager Jesuskindes, hier „Santo Niño“ genannt, dem ältesten und am meisten verehrten Bild des Jesuskindes auf den Philippinen, das vom Entdecker Ferdinand Magellan als Geschenk für die ersten Christen des Archipels hierher gebracht wurde.

Weiterhin ist mir noch aufgefallen und das gefällt mir, dass in den Kirchen die Laien und Jugendlichen sehr stark eingebunden sind, einige sind für die Blumen zuständig, andere bereiten die Lesungen vor, andere die Kommentare oder den Gesang, andere sind für den Altar zuständig, bei jeder Messe gibt es einen liturgischen Altardienst.  Die Figuren von Jesus, der Gottesmutter oder den Heiligen sind fast lebensgroß, immer in schön genähte Gewänder gekleidet, dem Anlass entsprechend reich geschmückt, mit natürlich schönem Haar. Genau wie auf dem beigefügten Bild.

Es gibt auch einen sehr schönen Brauch, die Tradition, den Älteren Respekt zu zollen. Die sichtbarste Art, Respekt zu zeigen, ist das Auflegen einer Hand auf die Stirn einer älteren Person. Diese Tradition ist immer noch lebendig und weit verbreitet. Wenn wir durch die Straßen von Manila gehen, laufen oft Kinder auf uns zu, legen ihre Hand auf unsere Stirn und bitten: „Schwester segne mich.“

Wir vertrauen darauf, dass die Zeit der Pandemie, die uns in unserer Arbeit einschränkt, zu Ende geht, und wir bitten Gott in unseren Gebeten darum.                                                                                     Schließlich bitte ich alle, für unsere Mission hier auf den Philippinen zu beten, damit wir die Arbeit unseres Stifters fortsetzen und weiterentwickeln können.

Mit herzlichen Grüßen und dem Gedenken an alle, die uns geistig und materiell unterstützen.

Sr. M. Agata Sobczyk

Seelsorge im Seniorenstift St. Marien, Berlin Kreuzberg

Seelsorge im Seniorenstift St. Marien, Berlin Kreuzberg

Seit November 2006 bin ich in unserem Seniorenstift in der Seelsorge ehrenamtlich tätig: besuche die Bewohner, bete mit ihnen, auch mit Personen anderen Glaubens, begleite sie im Sterben und auf ihrem letzten Lebensweg, was auch für die Angehörigen wichtig ist. Wenn wir den Termin der Beerdigung erhalten und die Angehörigen es wünschen, nehmen wir an der Beisetzungsfeier teil. Es gibt auch alleinstehende Bewohner, die nur einen Betreuer haben und keine Angehörige oder mit denen keine Kontakte pflegen. Bei solchen Anlässen stehe ich oft mit dem Bestatter allein am Grab und kann mit einem Gebet dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen.

Am Anfang meiner Tätigkeit hatte ich noch andere Möglichkeiten: so konnte ich mit den Bewohnern spielen, singen, ihnen vorlesen und sie in den Garten fahren. Auch kleine Spazierfahrten in die Stadt waren möglich. Seit es in den Einrichtungen mehrere Beschäftigungsassistentinnen/ en gibt, übernehmen diese das Betreuungs- und Beschäftigungsangebot für die Senioren.

Die Gedenktage der Hl. Patrone der vier Wohnbereiche: St. Katharina (29. April), St. Michael (29. Sept.), der Hl. Theresia v: Kinde Jesu (1. Okt.) und St. Lukas (18. Okt.) gestalten wir gemeinsam, in dem wir beten, singen und das Leben der Heiligen betrachten. Anschließend gibt es eine festliche Kaffeetafel.

In der österlichen Bußzeit haben wir mit dem Pfarrer unserer Pfarrgemeinde in unserer Kapelle einen Gottesdienst mit Krankensalbung angeboten, der gut angenommen wurde.

Im Ernstfall und auf Wunsch spendet auch unser Hausgeistlicher den Kranken im Wohnbereich die Krankensalbung.

Im November feiern wir für alle Verstorbenen des letzten Jahres einen Gedenkgottesdienst. Bei dieser Gelegenheit werden die Fotos der Verstorbenen ausgestellt und für jeden eine Kerze angezündet. Somit wird die Erinnerung an ihre verstorbenen Mitbewohner/innen wieder lebendig.

Als Gottesdienstbeauftragte und Kommunionhelferin habe ich die Möglichkeit, besonders jetzt während der Corona Pandemie, die Krankenkommunion den Mitschwestern und Bewohnern/innen zu reichen.

Seit Mitte Dezember haben wir keine hl. Messe mehr im Haus. Wir nehmen aber nach Möglichkeit an den Gottesdiensten in der Pfarrkirche teil.

 

Schw. M. Priska

Schwestern, die sich um unsere Seelen kümmern

Schwestern, die sich um unsere Seelen kümmern

Die Schwestern der Bahnhofsmission hier in Wrocław tun viel für mich und für viele andere Menschen, so viel, dass es unmöglich ist, über alles zu schreiben. Deshalb möchte ich über einige Dinge sprechen, die mir wichtig sind, denn ohne die Schwestern der Mission wäre mein Leben ganz anders und sicher auch das Leben anderer Mädchen.

Niemand hat in meinem Leben so viel für mich getan wie die Schwestern, und ich weiß, dass mein Leben und das Leben vieler von uns, die im Zentrum leben, ohne sie furchtbar wäre.

Bevor ich zur Bahnhofsmission kam, war das Leben sehr schwer für mich. Meine Eltern starben, als ich 13 Jahre alt war, im Jahr 2002. Eine Woche lang, nachdem meine Eltern gestorben waren, waren meine Schwestern und ich ganz allein. Einmal am Tag kam unser Bruder, um Essen zu bringen. Leider verlor er seinen Job und zog mit seiner Frau und seiner Tochter in unser Haus. Mein Bruder trank Alkohol und begann uns zu schlagen. Ich wurde wegen Epilepsie behandelt. Meine Schwester hat versucht, sich umzubringen, indem sie meine Epilepsie-Medikamente genommen hat. Seitdem habe ich diese Medikamente nicht mehr genommen. Dann nahm uns mein Patenonkel mit, um eine Woche bei ihm zu leben. Mich wollte er nicht, weil ich krank war, also ging ich zu meiner Tante in Jedlina Zdrój, wo auch meine Cousine mit ihrer Tochter lebte. Ich habe ein paar Jahre dort verbracht, aber meine Cousine wollte nicht, dass ich bei ihnen wohne, weil sie eifersüchtig war. So bin ich dann zu meiner Schwester nach Wrocław gezogen. Es war eine schreckliche Zeit dort. Als eines Tages der Mann meiner Schwester mich mit der Axt bedrohte, wagte ich, mein Leben zu ändern und bat einen Arbeitskollegen, mir bei der Suche nach einem Zimmer zu helfen. Ich hatte nur 800 Zloty, also bat ich ihn, mir ein Zimmer für 600 Zloty zu suchen. Eines Tages kam er zu mir und sagte, dass sie für diesen Preis nur an Studenten vermieten. Ich wollte schon aufgeben, aber er meinte, es gäbe noch eine Möglichkeit: Ich fragte „Was?“ und er sagte: „Bei den Schwestern im Zentrum zu leben“. Ich stimmte zu. Er sagte mir, dass ich sie selbst anrufen müsse. Also rief ich an und sprach mit Schwester Goretti, und am selben Tag, nach der Arbeit ging ich zu ihr, um persönlich mit ihr zu sprechen, und am nächsten Tag sollte ich mit meinen Sachen kommen. Vor der Arbeit habe ich angefangen, meine Sachen aus der Wohnung zu holen. Meine Schwester bemerkte dies und nahm mir alle meine Sachen weg, einschließlich meiner Handtasche. Ich wurde wieder einmal von ihr geschlagen. Mein Freund rief die Polizei, die mir half, meine Dokumente zurückzubekommen. Mit meinem Freund bin ich dann zu den Schwestern gegangen. Ich war total verängstigt. Ich weiß noch, dass ich an der Wand stand und mit niemandem reden wollte. Die Schwestern halfen mir das  Zimmer zu verlassen, weil ich Angst hatte, alleine raus zu gehen.

Von diesem Moment an änderte sich mein Leben um 180°. Ich war erstaunt, dass es ein Leben gibt, in dem man nicht jeden Tag verprügelt wird. Die Tatsache, dass ich bei den Schwestern gelandet bin, war für mich etwas Wunderbares. Die Schwestern waren die ersten Menschen, denen ich vertraute. Dank ihnen lernte ich wieder zu lächeln. Sie haben mir gezeigt, dass die Welt nicht nur schlecht ist, dass es auch Gutes in der Welt gibt und dass es gute Menschen gibt. Vorher dachte ich, dass es solche Menschen nicht gibt. Ich habe meinen Glauben an die Menschheit wiedergefunden.

Einem Arbeitskollegen ist es gelungen, meine Korrespondenz sicherzustellen. Es stellte sich heraus, dass wir Schulden hatten und ich vielleicht ins Gefängnis müsste, wenn ich sie nicht bezahlte. Bei der Begleichung dieser Schuld halfen mir Schwestern aus einem anderen Heim, die zu Weihnachten auf etwas verzichteten und das Geld für meine Schulden spendeten.

Im Zentrum versuchen wir, wie eine Familie zu leben. Die Schwestern sind wie Mütter für uns und wir (Mädchen) sind wie Geschwister. Manchmal gibt es Streitigkeiten zwischen uns, aber wenn eine von uns Hilfe braucht, helfen wir uns gegenseitig.  Die Schwestern feiern unsere Geburtstage, machen uns Geschenke und wir machen ihnen Geschenke.

Die Schwestern lehren uns, dass jede von uns wertvoll und von Gott geliebt ist.

Das wusste ich vorher nicht. Ich kannte nur das Gefühl der Angst und den Schmerz des Geschlagenwerdens. Viele Mädchen aus dem Zentrum wissen nicht, dass sie etwas wert sind, sie denken sehr schlecht über sich selbst. Die Schwestern helfen uns, dieses Denken zu ändern.

Im Haus hat jedes der Mädchen eine Aufgabe, wir lernen zu putzen und Ordnung um uns herum zu halten. Die Schwestern lehrten mich, dass man einen guten Hausherrn u.a. an geputzten Fenstern erkennen kann.

Die Schwestern lehren uns auch, mit anderen zu teilen, besonders mit denen, die mehr Hilfe brauchen. Dies lernen wir vor allem von Sr. Edyta, die den Obdachlosen auf der Straße hilft.

Die Schwestern helfen uns auch bei der Erledigung von Behördengängen, z.B. beim Umzug oder beim Finden einer geeigneten Wohnung. Sie verstehen uns und überzeugen die Mädchen, die Kinder haben, dass es für die Gesundheit der Kinder es besser ist, sie selbst zu stillen. Sie zeigen uns, wie die Kinder zu versorgen sind. Schwester Edith hilft mir, mich schön anzuziehen, denn damit habe ich ein Problem. Wir bekommen Kleidung und andere Dinge und die Schwestern scherzen und sagen, dass wir mit einer Tasche ankommen und mit einem Transpoerter wegfahren müssen. Das alles spricht für die Hilfe und Liebe, die wir von den Schwestern bekommen.

Die Schwestern retten Leben.

Einer meiner Arbeitskollegen erzählte mir von einem Mädchen, das studierte und schwanger war. Der Vater wollte, dass sie das Baby bekommt. Sie wollte es nicht, denn sie hatte kein Geld, um die nötigen Dinge für das Baby zu kaufen. Das habe ich den Schwestern erzählt. Sie sammelten sofort Sachen für das Baby. Das Baby kam auf die Welt, obwohl es hätte abgetrieben werden können. So konnten viele Kinder dank der Schwestern geboren werden.

Die Schwestern kümmern sich um die Seelen der Menschen.

Als meine Schwester schwer an Leberzirrhose erkrankte, halfen mir die Schwestern, dass ein Priester zu ihr kam, damit sie beichten konnte und er ihr dann die Krankensalbung und die Kommunion spendete. Schwester Goretti hat ihre Seele gerettet. Die Schwestern unterstützten mich, als meine Schwester starb und waren bei der Beerdigung dabei. So war es auch, als mein Onkel verstarb.

Es sind die Schwestern (Sr. Goretti, Sr. Edith und Sr. Helena), die unser Leben zum Besseren verändern, die uns viele nützliche Dinge lehren.

Auf die Schwestern können wir uns in jeder Situation verlassen.

Wenn es so ein Haus, wie sie es betreiben, nicht gäbe, wäre mein Leben schrecklich.

 

Eine Bewohnerin des Zentrums der Bahnhofsmission in Wrocław

 

Die Schönheit des Lebens in Einheit

Die Schönheit des Lebens in Einheit

Der dreiundzwanzigste August war der Tag, an dem sich meine Wahrnehmung des Lebens in der Einheit veränderte. Es war der Tag, an dem ich zu einem neuen Konvent aufbrach, ohne den Ort oder die Schwestern zu kennen, die dort waren. In meinem Herzen war jedoch innerer Frieden.

Ich erinnere mich, dass ich eigentlich gleich nach dem Frühstück gehen sollte, aber Gottes Pläne waren anders und wir gingen erst um 15 Uhr, zur Stunde der Barmherzigkeit, was für mich sehr bedeutsam war.

Strzybnica ist eine kleine Stadt, in der ich unter den Schutzmantel Mariens und des Herzens Jesu kam.

Als ich die Schwelle des Hauses überschritt, zu dem mich die Provinzoberin begleitete,  spürte ich die Wärme und Liebe der Schwestern, die seit dem Morgen auf mich gewartet hatten. Ich fühlte mich sicher und mit Liebe, Freude, Offenheit und Herzlichkeit aufgenommen, obwohl sie mich nicht kannten und ich sie nicht. Die Atmosphäre in diesem Haus war einzigartig, weil ich in erster Linie die Liebe Gottes spüren konnte.

Das, was ich vom Leben in der Pfarrgemeinde sah und erlebte, förderte auch auch die Einheit in der Gemeinschaft – es war „lebendige Kirche“, in der wir gemeinsam eine große Familie Gottes bildeten. Ich habe gute Erinnerungen an den Pfarrer, einen Mann mit einem großen Herzen, offen für das Wort Gottes, der mir bei der Begrüßung in der Heiligen Messe sagte, ich solle mich wie zu Hause fühlen….. und so war es auch in den zwei Jahren meines Aufenthalts dort.

Die Gemeinschaft, zu der ich nun nach Gottes Willen gehörte, war nur eine Drei-Personen- und Generationengemeinschaft, aber die Schwestern, mit denen ich lebte und die mich begleiteten, waren zutiefst betende Menschen, von denen ich das Leben des Gebets lernen konnte. Sie haben Jesus wirklich geliebt und sich von Ihm lassen und haben sich auch diese Liebe gegenseitig geschenkt..

Jede von uns suchte das Gute in der anderen und für die anderen. Ich erinnere mich, wie wir bei den Mahlzeiten lange saßen, und das hat uns nicht gestört, weil wir Zeit miteinander verbringen wollten. Wir teilten den Tag und die Erfahrung mit Jesus in unserem Leben. Wir genossen die Freiheit des anderen, weil Jesus und Maria in unserer Mitte waren, sie waren es, die uns vereinten. Ich wusste, dass ich immer auf sie zählen konnte, auch wenn es schwer war und ich einen schwierigen Tag hatte – meine Schwestern unterstützten mich mit ihren Gebeten… und das war schön.

Auch wenn jede von uns eine andere Geschichte, andere Erfahrungen hatte, UNS VEREINTE DIE LIEBE.

Ich danke Gott und den Schwestern (Sr. Róża und Sr. Albina) für die in Strzybnica verbrachte Zeit, die mir gezeigt hat, dass das Schaffen von Einheit möglich ist, solange wir offen füreinander sind und uns gegenseitig so annehmen, wie wir im Geist der Liebe Gottes sind.

Sr. M. Sabina Adamowska