Freund des Bräutigams

Freund des Bräutigams

Der heilige Johannes der Täufer ist einer der wenigen Heiligen, der in der Liturgie mehrfach erwähnt wird. Im Kirchenjahr feiern wir sowohl seine Geburt – 24. Juni – als auch sein Martyrium – 29. August. Er ist auch, zusammen mit Maria, eine der Hauptfiguren in der Adventszeit….

Die Evangelisten erwähnen die Geschichte seiner lang erwarteten Geburt, die von Zeichen der Kraft aus der Höhe begleitet wurde (Lukas 1,5 – 25. 39 – 40; 57 – 80). Wir sehen Johannes am Jordan, wie er lehrt, die Taufe der Bekehrung vollzieht und auf den Messias hinweist (Lukas 3,1 – 18; Matthäus 3,1 -12; Markus 1,1 – 8; Johannes 1,19 – 31). Er selbst bekennt, dass er nicht der Messias ist und bezeichnet sich als „die Stimme eines Rufers in der Wüste“. Als Vorläufer des Erlösers und letzter der alttestamentlichen Propheten, der sich ganz der ihm anvertrauten Mission widmet, wird er Zeuge der Offenbarung der drei göttlichen Personen bei der Taufe Jesu im Jordan (Lukas 3,21-22; Matthäus 3,13-17; Markus 1,9-11; Johannes 1,32-34). Er ist der Größte der von einer Frau Geborenen, wie ihn Jesus selbst beschrieb. Dieser Prophet ist ein sehr bescheidener Mann. Obwohl er aus einem priesterlichen Geschlecht stammt, lebt er ein einfaches, radikales, asketisches Leben. Als Gottes Nasiräer isst und kleidet er sich bescheiden. Er zieht sich in die Wüste zurück. Sein Lebensstil scheint nicht sehr anziehend gewesen zu sein. Und doch fühlten sich „das ganze Land Juda und alle Bewohner Jerusalems zu ihm hingezogen“. Als es im Zusammenhang mit dem Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu zu Streitigkeiten und Spekulationen über Johannes kommt, bezeichnet er sich als Freund des Bräutigams und kündigt sein Ende an: „Es ist notwendig, dass Er zunimmt und ich abnehme“. (Joh 3, 29 – 30).

Die Gestalt des heiligen Johannes des Täufers ist dem geweihten Leben sehr nahe. Heute sind wir ein Zeichen für die Welt, wenn wir die Sendung leben, zu der der Herr uns berufen hat. Durch Gelübde und Gemeinschaftsleben zeigen wir, dass es möglich ist, trotz Unterschieden in Alter, Charakter, Interessen und Fähigkeiten zusammen zu sein. Im Hinblick auf unser einfaches Leben in Keuschheit, Armut und Gehorsam, welches wir aus Liebe zum Bräutigam leben, können die Menschen die Nähe Gottes im Alltag finden und sich trotz vieler schwieriger Erfahrungen für seine Gnaden in der Kirche öffnen. Die prophetische Dimension unseres Lebens hilft, den Primat Gottes im Gehorsam gegenüber seinen Geboten und die Aktualität des Evangeliums zu erkennen. Durch ein Leben in Keuschheit zeigen wir den Laien den Wert der Treue in der Familie, in der Ehe und die Würde jeder menschlichen Person. Das Leben in Armut hingegen lenkt den Blick der Menschen auf Gott, die Quelle allen Guten. In diesem Lebenszeugnis stärken wir uns auch gegenseitig in der Gemeinschaft. Johannes der Täufer bildete, obwohl er scheinbar ein Einzelgänger war, eine Gemeinschaft mit seinen Jüngern. Er hat sie nicht an sich gebunden, sondern sie zu Jesus geschickt. Einige von Johannes‘ Jüngern wurden später Apostel.

Wenn ich die Figur Johannes des Täufers betrachte, fällt mir besonders das Thema der Ermahnung auf. Es sind die Mahnungen an Herodes, die Eifersucht und Wut der Herodias und die Naivität und Demoralisierung der jungen Salome, die zum Tod des Propheten führen (Mt 14,1-12; Mk 6,17-29). Andere zu ermahnen, kann manchmal einen sehr hohen Preis haben, selbst wenn wir es aus Sorge um das Gemeinwohl, um das Wohl der ermahnten Person tun. Johannes war nicht der einzige, der einen Herrscher ermahnte, viele Propheten taten dies. In der Regel war die Ermahnung mit einer ungünstigen Reaktion der Adressaten verbunden. König David reagierte ausnahmsweise auf die mahnenden Worte des Propheten Nathan, als er nach der Sünde mit Batseba und der Ermordung ihres Gattem Uria durch die Ammoniter, das Gleichnisses vom reichen Mann, der dem armen Mann das einzige Lamm wegnimmt, hörte, verstand,  Buße tat und sich um Umkehr bemühte ( 2 Sm 12,1 – 16). Vieles hängt vom Herzen ab. Die Warnung aus dem Buch der Weisheit hat sich in beiden Fällen bewahrheitet: „Tadle nicht den Spötter, damit er dich nicht hasst; tadle den Weisen, und er wird dich lieben“, (Weish 9,8). Jesus selbst lehrt uns die brüderliche Zurechtweisung, indem er uns die Reihenfolge der Handlungen vorgibt: zuerst unter vier Augen, dann vor Zeugen und schließlich durch Vorgesetzte (Mt 18,15-20). Wie wichtig ist es, diese Reihenfolge in der Praxis der Ermahnung zu beachten, die ja nie angenehm ist. Sie erfordert Mut und Sanftmut, Demut und Liebe, Klarheit im Ausdruck, Konkretheit im Bezug auf die Fakten und Respekt vor dem Ermahnten. Wir kennen aus dem Katechismus die Werke der Barmherzigkeit für den Leib und für die Seele. Jedes von ihnen hat einen großen Wert in den Augen Gottes. Die Sünder zu ermahnen ist das erste der Werke der Barmherzigkeit gegenüber der Seele – vielleicht das schwierigste. Leider kann die Unterlassung uns mitschuldig an den Sünden anderer machen, worüber der Katechismus auch spricht, z.B.: schweigen, wenn man die Sünden anderer sieht; die Sünden anderer zulassen; sich nicht bemühen, die Sünden anderer zu verhindern. Auch in unseren religiösen Schriften ist von Ermahnung die Rede.

Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich immer wieder gelernt, wie wichtig eine liebevolle Korrektur bei der Betreuung von Schülern ist. Mir fällt auch eine schöne Eigenschaft von jungen Menschen auf, die wir im Alter oft verlieren – ihre Offenheit für freundliche Hinweise ihres Betreuers und ihre Fähigkeit, sich zu verändern. Dadurch verstehe ich die Worte des Herrn Jesus besser, in denen er uns Kindern als Vorbild im Glauben und Vertrauen auf Gott gibt (Mt 18, 3). Wenn wir schließlich zu Johannes dem Täufer zurückkehren, kommt uns dieses Wort von Jesus in den Sinn: „Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer als Johannes der Täufer. Aber der Geringste im Himmelreich ist größer als er.” (Mt 11,11). In diesen Worten liegt die Hoffnung für uns…

Sr. Michaela Musiał

Zeugnis über eine Heilung

Zeugnis über eine Heilung

Am 26.03.2021 wurde im Krankenhaus in Gliwice unsere Tochter Bianka geboren. Als Folge von Komplikationen wurden bei dem Kind akutes Kreislauf- und Atemversagen, Mekoniumaspirationssyndrom, DIC-Syndrom, kollabierte linke Lunge und schwere Geburtsasphyxie diagnostiziert. Bianca wurde zweimal reanimiert: direkt nach der Geburt und im Krankenwagen während des Transports auf die Neugeborenen-Intensivstation in Zabrze. Der Zustand des Babys war sehr ernst, die Ärzte taten alles, was sie konnten, um Bianca zu helfen und es gab nichts mehr, was sie tun konnten. Sie sagten: „Wir sind Ärzte, nicht Gott. Bitte beten Sie.“

Wir alle, die Eltern, Großeltern, Freunde und andere Angehörige haben für Bianka gebetet. Wir baten die Schwestern des Klosters in Brzezie um das Gebet und die Schwestern schlossen Bianka in ihre Gebete und vor allem auch in die Novene zur Dienerin Gottes, Schwester Dulcissima, ein. Die Großeltern gingen in Brzezie an ihr Grab, um durch ihre Fürbitte bei Gott um die Gnade der Gesundheit und des Lebens für Bianka zu bitten.

Das tägliche Gebet führte dazu, dass Bianka nach Ostern das Beatmungsgerät nicht mehr brauchte, sondern anfing, selbständig zu atmen und um ihr Leben zu kämpfen. Der Zustand des Kindes war immer noch ernst, aber die Ärzte erklärten, dass es ein Wunder war, dass das Kind einen so schweren Zustand überlebt hat und dass dies nur der Hlfe Gottes zu verdanken sei. Von Tag zu Tag besserte sich ihr Zustand und nach einem Monat konnte Bianka das Krankenhaus verlassen und wir konnten uns zu Hause an unserem Kind erfreuen.

Wir glauben, dass es der Fürsprache und den Gebeten von Schwester Dulcissima zu verdanken ist, dass Bianka nun bei uns ist. Heute erfreuen wir uns an unserer Tochter, die noch einen langen Weg zur vollständigen Genesung vor sich hat, aber wir vergessen nicht, weiterhin um die Fürsprache von Schwester Dulcissima zu beten.

Wir bitten um Ihr weiteres Gebet. Gott segne Sie.

Die dankbaren Eltern von Bianka.

Racibórz, 30. Mai 2021

Meine Marienschwestern lehrten mich Empathie für andere Menschen

Meine Marienschwestern lehrten mich Empathie für andere Menschen

Mein Name ist Magdalena und ich bin 35 Jahre alt. Die MARIENSCHWESTERN VON DER UNBEFLECKTEN EMPFÄNGNIS  haben mich immer in meinem Leben begleitet.  Schon im Kindergarten unterrichtete mich eine Schwester in Katechese. Als ich in der Grundschule war, leitete Sr. Małgorzata eine kleine Gruppe, „Kinder Mariens“, zu der ich gehörte. Ich weiß noch, dass wir immer blaue Umhänge trugen. Wir waren etwa 25 Kinder. Wir haben aktiv an den heiligen Messen teilgenommen – in der Fastenzeit haben wir den Kreuzweg für Kinder geleitet, im Oktober den Rosenkranz geführt, und im Advent gingen wir in die Roratemesse.Das waren schöne Zeiten.  Später, als Teenager, nahm ich ein paar Jahre an den Exerzitien für Mädchen in Bardo Śląski oder Wrocław teil, die von den Schwestern organisiert wurden (ich bin immer noch in Kontakt mit einigen von ihnen). Ich erinnere mich sehr gut an diese Treffen. Es war eine wunderbare Zeit, die Zeit des Kennenlernens neuer Menschen, die Zeit der Verbindung mit den Schwestern und anderen Mädchen, die Zeit des Kennenlernens des Lebens der Schwestern. Die tägliche Heilige Messe und die Anbetung waren für mich einzigartig, ich konnte Gott näher kommen und die Liebe Jesu besser kennen lernen, das Allerheiligste Sakrament anbeten, mich von Gottes Gegenwart erfüllen lassen.  Als Teenager half ich auch als Freiwillige im Betreuungs- und Behandlungszentrum für Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung, das von den Schwestern geleitet wurde. Während ich die Kinder besuchte, hatte ich auch die Gelegenheit, in die Kapelle zu gehen, um zu beten; manchmal betete ich den Rosenkranz oder das Brevier mit den Schwestern. Ich kam gerne, um Zeit mit den Kindern zu verbringen, mit ihnen zu spielen, sie zu umarmen, ihnen die Zeit angenehm zu machen, ihnen etwas Liebe zu geben, die ihnen fehlte, weil sie oft keine Eltern hatten, die sie besuchen konnten. Es war eine schöne und schwierige Zeit, denn viele der Kinder waren sehr krank, aber jedes von ihnen war wie ein Geschenk, denn sie waren Kinder Gottes.  Durch diese ehrenamtlichen Arbeit mit den Schwestern, fand ich meine Berufung, mit kranken Menschen zu arbeiten. Derzeit bin ich seit 13 Jahren als medizinische Pflegekraft tätig. Auch wenn meine Arbeit manchmal hart ist, gibt sie mir viel Befriedigung, weil ich anderen Menschen, die in Not sind, helfen kann, mich um sie kümmere, lächle, rede, all die pflegerischen Arbeiten erledige, die sie selbst oft nicht tun können.Tatsächlich wissen wir oft nicht zu schätzen, was wir haben, bis wir uns selbst, nach Unfällen oder Schlaganfällen als Kranke und Hilfsbedürftige wiederfinden….     Mein Lebensmotto ist: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest“, deshalb versuche ich, die mir anvertrauten Menschen so zu betreuen, wie ich selbst behandelt werden möchte, wenn ich krank würde und ständige Pflege bräuchte. Ich bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit hatte, die Marienschwestern kennen zu lernen. Einmal wollte ich sogar selbst Ordensfrau werden, aber ich entdeckte, dass meine Berufung darin besteht, in einer Ehe zu leben. Rückblickend kann ich sehen, dass alles, was ich als Mädchen und später als Teenager durch die Teilnahme an den von den Schwestern organisierten Exerzitien sowie die ehrenamtliche Arbeit in mich „aufgesogen“ habe, in mein weiteres Leben ausstrahlte. Die Schwestern haben mich viel gelehrt, vor allem Geduld und Einfühlungsvermögen in andere Menschen.   Viele Leute fragen ich oft: „Magda, woher nimmst du deinen Optimismus, du lächelst immer“. In der Tat, mein Glaube gibt mir eine Menge und Kraft für die Arbeit, die ich tue. Ich bin gläubig und das wird sich hoffentlich nie ändern! Ich genieße jeden neuen Tag, der mir geschenkt wird.  DIE LIEBE DES HERRN IST GROSS! und ich habe seine Gegenwart in meinem Leben mehr als einmal erfahren. Manchmal beschweren wir uns, dass etwas nicht funktioniert hat… dass wir etwas nicht haben. Und fragen wir uns: „Ist es so wichtig? Sind materielle Besitztümer so wichtig? Bestimmen Position, Karriere oder Ausbildung meinen Wert? Jesus, als er das Kreuz auf seine Schultern nahm – niemand fragte ihn, ob er es auf sich nehmen wollte. Doch Er nahm es auf sich und starb für unsere Sünden. Er beklagte sich nicht, dass es für ihn schwer war, als es ihm schlecht ging.  Denken wir daran, dass das, was dem Menschen unmöglich erscheint, bei Gott möglich ist.

MAGDA

Sakrament des gottgeweihten Lebens

Sakrament des gottgeweihten Lebens

Mit dem Herannahen des Hochfestes des heiligsten Leibes und Blutes Christi kommen mir viele Erinnerungen und Assoziationen in den Sinn, die mit dem Allerheiligsten Sakrament verbunden sind. Es gibt so viele Dokumente, Bücher, Predigten oder Konferenzen über die Eucharistie… Ich weiß nicht mehr, wo ich auf diesen Begriff gestoßen bin: Sakrament des gottgeweihten Lebens. Der Autor begründet es damit, dass es zwei Lebensformen in der Kirche gibt – das Priestertum und die Ehe – die jeweils ihr Sakrament haben, und dass die Eucharistie das eigentliche Sakrament für die geweihten Personen ist, weil sie sich in ihr mit ihrem Bräutigam vereinigen.

Meistens haben wir die Möglichkeit, die tägliche hl. Messe in unseren Ordenshäusern oder den Pfarrkirchen zu besuchen. Die Zeit, in der ich aufgrund von Krankheit oder anderen Umständen nicht teilnehmen kann, ist für mich eine schmerzliche Erfahrung, ein tieferes Wahrnehmen meiner eigenen Armut und menschlichen Grenzen. Viele Gläubige machen ähnliche Erfahrungen, besonders jetzt in der Zeit der anhaltenden Pandemie. Die Teilnahme am heiligen Messopfer ist für viele eine tägliche Quelle der Gnade und des Lichts, die uns durch das Wort Gottes, die Texte der Messgebete, die Anrufungen oder Lieder erreicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Brot und dem Wein, die Symbole, die Christus erwählt hat, um sein Leib und Blut zu werden, die uns in der Einfachheit ihrer Materie an Gottes Vorliebe für das Kleine, Bescheidene und Zerbrechliche erinnern. Die Geste des Brotbrechens beim Abendmahlsritus lässt mich an die Demut und Unterwerfung Gottes unter den Menschen denken. Und wenn Jesus in der Hl. Kommunion kommt, lässt er mich seine verwandelnde Nähe und sein Vertrauen in mich, einen schwachen Menschen, erfahren. Ich bin in Gemeinschaft mit Ihm und mit der Kirche, meiner Gemeinschaft. Wenn ich mit vielen Menschen in Kontakt komme, die andere Ansichten, einen anderen Glauben oder einen anderen Lebensstil haben, merke ich, dass, wenn ich zur Eucharistie in die Kirche komme, ich mich umso mehr zu Hause fühle. Das Haus des Herrn ist mein Zuhause. Wenn ich bei der Heiligen Messe bin, handle ich nicht mehr individuell, sondern in der Gemeinschaft. Gemeinsame Riten und Körperhaltungen, gesprochene Worte führen zum Übergang vom „Ich“ zum „Wir“. Ich persönlich entdeckte den verbindenden Wert der Eucharistie seit einigen Jahren mehr in einer kleinen Gemeinschaft, als an Sonntagen in großen Gemeinden, und empfinde es als Gemeinschaftsfest und Auszeichnung, wenn die Messe in unserer Hauskapelle gefeiert wird.

Das Bemühen, in jedem unserer Häuser eine Kapelle mit dem Allerheiligsten Sakrament zu haben, ist ein Ausdruck der Weisheit der Kirche und der Kongregation. Wir leben wirklich unter einem Dach mit unserem Herrn. Seine leise, aber ständige Gegenwart begleitet unsere täglichen Angelegenheiten. Wenn ich in stiller Anbetung in seiner Gegenwart verweile, bin ich ergriffen von seiner Liebe, die im Zeichen des eucharistischen Brotes zum Ausdruck kommt. Ich soll Seine Monstranz sein, wenn ich zu meinen Schwestern gehe, zum Apostolat in der Katechese, immer … und obwohl ich keine geistliche Verzückung erlebe, ist das Sein in Seiner Gegenwart mein Frieden, meine Kraft. Der große Wert für mich ist die tägliche Gemeinschaftsanbetung, die sowohl in meiner früheren kleinen Gemeinschaft als auch jetzt auf der Tagesordnung steht und treu und gern praktiziert wird. Wenn meine Schwestern und ich in Gemeinschaft vor dem Herrn stehen, stärken wir uns gegenseitig mit unserem Zeugnis des Glaubens und der Liebe.

Für das Hochfest Fronleichnam ist eine andere Form der eucharistischen Anbetung charakteristisch – Prozessionen mit dem Allerheiligsten. Wenn ich an den eucharistischen Prozessionen durch die Straßen meiner Stadt teilnehme, bin ich mir seit meiner Kindheit bewusst, dass ich an einer besonderen Form der Manifestation des Glaubens teilnehme. Ich habe das Gefühl der Unterscheidung, wie in der Prozession des Lammes zu gehen, wie der Apostel Johannes darüber schreibt: „Sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Sie allein unter allen Menschen sind freigekauft als Erstlingsgabe für Gott und das Lamm.“ (Offb 14, 4 – 5). Und an anderer Stelle: , „Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel, er und das Lamm. Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm. Die Völker werden in diesem Licht einhergehen und die Könige der Erde werden ihre Pracht in die Stadt bringen. “ (Offb 21, 22 – 24). Das Bild von Christus, dem Lamm, das die Stadt und die Völker erleuchtet, passt so gut zu den dicht gedrängten Prozessionen, die an den vier Altären Halt machen, und zu Jesus, der uns im Allerheiligsten segnet.

Die Zeit um Fronleichnam ist in der Regel die Zeit der Erstkommunionfeiern und später deren Jubiläen. Zum Abschluss meiner Überlegungen zu diesem Tag möchte ich noch eine Erinnerung teilen. Am Tag meiner Erstkommunion, nach den Feierlichkeiten in der Kirche wurde ich von einem der Gäste gefragt, was ich gerne werden möchte, wenn ich groß bin. Ohne nachzudenken antwortete ich, dass ich Ordensfrau werden will. Unter den Anwesenden herrschte Verwunderung, denn es gab bei mir keinen Hinweis darauf, noch hatte jemand eine solche Antwort erwartet. Die Zeit verging, und ich weiß immer noch nicht, woher diese Antwort kam, obwohl… heute kann ich mit dem heiligen Paulus sagen: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, … nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir.“ (1 Kor 15,10).

Sr. Michaela Musiał

Vom Artikel zur Heilung

Vom Artikel zur Heilung

Ich bin Journalistin bei einer katholischen Zeitung. Mit der Dienerin Gottes, Schwester Dulcissima Hoffmann, kam ich beruflich in Berührung – ganz einfach, eines Tages wurde ich in der Redaktion gebeten, einen Artikel über diese fromme Schwester aus Schlesien zu schreiben. Damit reagierte die Redaktion auf die Bitte von Sr. Małgorzata aus der Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis. Sr. Małgorzata verehrt diese Schwester sehr und setzt sich für die deren Verehrung ein. Ich selbst gehörte zu der Gruppe von Menschen, die noch nie etwas von Dienern oder Dienerinnen Gottes gehört hatten. Ich wollte dieses Thema gar nicht aufgreifen, weil ich dachte, dass meine Freundin, die als Expertin für die Verbreitung der Verehrung von frommen Ordensleuten gilt, besser dafür geeignet ist, was ich nicht wirklich „spürte“. Schließlich fiel mir das Thema zu und ich begann mit der Arbeit an dem Text.

Schon nach dem ersten Durchstöbern der Website dulcissima.pl empfand ich eine große Sympathie für die liebenswerte Helena Hoffmann, die mich auf den zahlreichen Fotos im Internet mit ihren klaren und strahlenden Augen ansah. Ich war gefesselt von der Reife dieses jungen Mädchens, ihre schwere Krankheit zu akzeptieren, sowie bewegt von dem lokalen Kult um sie und dem weit verbreiteten Glauben an ihre Heiligkeit in Brzezie. Ich war auch beeindruckt von den vielen Zeugnissen von Gnaden und Heilungen auf ihre Fürbitte.

Zu dieser Zeit erlebten wir privat eine bange Zeit des Wartens auf den Operationstermin am geschädigten Ellenbogennerv unserer ältesten Tochter, Marysia. Als ich auf der Webseite dulcissima.pl eine Intention-Box sah, habe ich dort sofort eine Gebetsbitte für einen schnellen Operationstermin und ihren erfolgreichen Verlauf hinterlegt. Mir kam der Gedanke, dass vielleicht etwas Tieferes darin lag, dass ich diejenige war, die dieses Thema in der Redaktion bekam… Ich bat auch Sr. Małgorzata, mit der ich an diesem Tag wegen des zu schreibenden Artikels sprach, für mich zu beten, und so schlossen die Marienschwestern in Brzezie meine Tochter auf die Fürsprache von Sr. Dulcissima in ihre Novene ein. Gleich am nächsten Tag, am Nachmittag, informierte mich das Krankenhaus über den Operationstermin. Ich verständigte sofort Sr. Małgorzata darüber, weil ich keinen Zweifel daran hatte, dass Sr. Dulcissima ihren Anteil daran hatte. Die Schwestern und wir beteten weiterhin auf die Fürsprache von Sr. Dulcissima für Marysias Gesundheit. Ich druckte ein großes Bild von Sr. Dulcissima aus der Zeit aus, als sie Postulantin war und legte es auf den Tisch, damit sie uns in dieser Zeit begleiten konnte. Ich persönlich klammerte mich stark und beharrlich an Sr. Dulcissima, weil mir immer wieder der Gedanke kam, dass es ein Geschenk des Himmels war, dass ich gerade in diesem Moment eine Anfrage für einen Artikel über sie erhalten hatte….

Vier Tage, nachdem wir das Datum der Operation erfahren hatten, schickte mir Sr. Małgorzata Bilder von Sr. Dulcissima, um sie in der Zeitung zu verwenden, und sie schrieb in einer E-Mail auch über den Gesundheitszustand von Marysia: „Mehrmals kam mir der Gedanke: Es würde mich nicht wundern, wenn Marysia nicht operiert werden müsste. Mögen Gott und Dulcissima Sie begleiten… und Ihnen alles Notwendige schenken…“. Ich habe diesen Worten nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, außer dass ich dachte, dass Sr. Małgorzatas Glaube sehr groß ist… Ich habe die Novene weiterhin eifrig und gläubig gebetet, aber meine Intention war ein guter Verlauf der Operation…

Dann ging alles blitzschnell. Am Montag erhielt ich die E-Mail von Sr. Małgorzata, in der sie mir mitteilte, dass die Operation vielleicht nicht notwendig sei und am Dienstag waren wir mit meiner Tochter bei einem neuen Reha-Spezialisten, der sie während der Untersuchung bat, ihm zu zeigen, welche Übungen sie mit ihrer Hand machen konnte, weil sie aufgrund der Nervenschädigung nicht in der Lage war, die Finger IV und V zu spreizen, einzuziehen und zu strecken. Ich war überrascht, als Marysia alle Finger frei spreizen konnte und sie fast ganz gerade waren. Ich war zusätzlich davon berührt, dass der Therapheut in diesem Moment eine Bemerkung einwarf: „Mit der Hand ist es gar nicht so schlimm, da passt jemand auf dich auf, denn nach solchen Unfällen ist es oft schlimmer“. Ich hatte fast jeden Tag vor der geplanten Operation die Hand meiner Tochter beobachtet und sie gebeten, mir zu zeigen, wie sie ihre Finger streckte und spreizte, denn ich hatte Angst, dass sich ihr Zustand vor der Operation weiter verschlechtern würde. Marysia war nicht in der Lage gewesen, sie ungehindert zu bewegen.

Nachdem wir den Physiotherapeuten verlassen hatten, schaute ich mir die Hand meiner Tochter erneut an und sah,  dass es eine deutliche Verbesserung gab, was auch auf eine Verbesserung des Zustands des Nervs selbst hindeutete. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir unterschiedliche Dinge gesehen hatten, sowohl ich als auch meine Tochter – manchmal hatten wir einen Fortschritt gesehen, der sich im Test dann nicht bestätigte, blieb ich vorsichtig. Ich beschloss, noch ein oder zwei Tage zu warten und erst dann die Untersuchung des Nervs beim Neurologen zu wiederholen. Marysia selbst war nicht davon überzeugt, die Untersuchung zu wiederholen, denn sie sagte, es hat sich wahrscheinlich nichts geändert, und ich sollte mir keine Hoffnungen darüber machen, dass die Operation vielleicht nicht notwendig sein wird, denn die Operation wird definitiv stattfinden.

Am Donnerstag hatten wir uns zu einer weiteren EMG-Untersuchung bei einem Neurologen angemeldet. Ich ging mit der sprichwörtlichen “ Last auf den Schultern“ in die Praxis, weil ich Angst vor der Enttäuschung hatte, die mit einer ungünstigen Diagnose verbunden war. Zu unserer großen Freude zeigte die Untersuchung jedoch eine deutliche Verbesserung des Zustands des geschädigten Nervs, und zwar so sehr und so schnell (seit der vorherigen Untersuchung, die eine Indikation für eine Operation war, war erst ein Monat vergangen), dass der Arzt sofort erklärte, dass er keine Operation empfiehlt, weil der Nerv begann, sich effektiv zu regenerieren. Auch die Rücksprache mit dem Neurochirurgen, der unsere Tochter operieren sollte, bestätigte, dass in dieser Situation eine Operation absolut nicht ratsam ist und dem Nerv Zeit gegeben werden sollte, sich weiter zu regenerieren.

Eigentlich ist das, was wir immer noch nicht verstehen, nicht so sehr die Tatsache einer solchen Verbesserung des geschädigten Nervs, sondern die Umstände, unter denen dies geschah. Die ganze Familie war bereits am Grab von Sr. Dulcissimas, um für die empfangenen Gnaden zu danken, und wir teilen diese Erfahrunge mit  „unserer“ geliebten Sr. Dulcissima mit anderen Menschen. Sie kam zu uns, entflammte unsere Herzen mit großer Sympathie für sie und dem Glauben, dass sie uns helfen kann, und in wenigen Tagen veränderte sie unser Leben um 180 Grad. Danke, Sr. Dulcissima!

Beata mit Familie

Sein oder nicht sein – das ist die Frage….

Sein oder nicht sein – das ist die Frage….

So kann ich ein Werk der göttlichen Vorsehung darin sehen, dass ich mich jetzt in Pompeji befinde.

Bald werden es 6 Jahre sein, dass ich, dank des Vertrauens der damaligen Generaloberin und der polnischen Provinzoberin hier in Pompeji, dessen Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in der ganzen Welt bekannt ist, meinen Dienst in der Krankenpflege übernehmen konnte. Dank Sr. Immakulata und den Schwestern aus Jaszkotl sowie meinen Kollegen aus der Einrichtung, in der ich arbeitete, hatte ich glücklicherweise einige Jahre zuvor meinen Bachelor-Abschluss in Krankenpflege gemacht. Nach über einem Jahr harter Arbeit konnte ich mich für den Dienst im sonnigen Italien bewerben, wo ein Platz in der Klinik „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz” auf mich wartete.

Um hier zu sein, brauchte ich allerdings noch die administrative Genehmigung des Ministeriums, um die Kenntnisse der italienischen Sprache nachweisen zu können. So begann ich meine ersten Schritte im Zentrum der Wiege des Christentums – in Rom, mit dem Auftrag, die Sprache zu lernen. Große Emotionen, aber auch Ängste – ob ich es schaffen würde, die Sprache, Kultur und vor allem die medizinische Nomenklatur innerhalb weniger Monate zu lernen. Die ständige Weiterbildung und die gegenseitige schwesterliche Unterstützung in einer internationalen Gemeinschaft ermöglichten es mir auch, die Bedeutung der Worte des Credos zu erkennen: Ich glaube an die eine, heilige und apostolische Kirche, für die Märtyrer ihr Blut in der Arena des Kolosseums vergossen haben.

Die Neuentdeckung der schwesterlichen Einheit in unserer kleinen polnisch-deutsch-afrikanischen Gemeinschaft im Generalat begann mit dem gemeinsamen Gebet, der Hl.  Messe, der Arbeit und der Erholung sowie bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Unser gegenseitiges Vertrauen ließ die Gaben des Heiligen Geistes Früchte tragen. Dann begann ich in der „größeren“ internationalen Gemeinschaft der Sprachschule die Sprache zu lernen. Die Reise nach Korsika und die Arbeit mit den Schwestern dort haben mir auch geholfen, mein Italienisch zu „polieren“.

Nach 6 Monaten neuer Erfahrung und intensiven Lernens war nun endlich die Zeit gekommen, den nächsten Abschnitt meines Ordenslebens zu beginnen und als Krankenschwester in Pompeji zu arbeiten.

 

 

Ich begann meine Arbeit im Krankenhaus mit einem 3-monatigen Freiwilligendienst, damit ich alles kennenlernen konnte. Leider stellte sich schnell heraus, dass meine Sprachkenntnisse  natürlich nicht ausreichten, da die Leute sehr schnell sprechen und ihren eigenen Dialekt haben. So lernte ich von Grund auf neu, indem ich mit einheimischen Menschen sprach, neues Fachvokabular kennenlernte und den neapolitanischen Dialekt. Glücklicherweise waren alle sehr nett und offen und reagierten mit großer Freundlichkeit auf meine sprachlichen Ausrutscher oder völlige Sprachlosigkeit und Missverständnisse. Ich verbrachte jede freie Minute nach dem Freiwilligendienst damit, all die Fachbegriffe der Geräte und Anlagen zu lernen, denn ich hatte eine Prüfung bei der Pflegekammer, die mir bevorstand. Große Unterstützung erhielt ich von Sr. Goretti, die zu dieser Zeit auf einer Station in der Chirurgie eingesetzt war. Sie hat geduldig versucht, mir alles zu zeigen und zu erklären, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Ich erinnere mich an den Tag der Prüfung, ich hatte Angst, aber auch Vertrauen in Gott und Maria. Die Schwestern konnten leider nicht mir kommen, aber so begleiteten mich Rosaria und Mario (Freunde aus dem Krankenhaus). Mit Gottes Hilfe bestand ich die Prüfung und im Dezember begann ich, in Vollzeit zu arbeiten.

Die Leute haben mich sehr herzlich aufgenommen. Ihre Offenheit, Hilfsbereitschaft und Kooperation half mir besonders in den Momenten, in denen ich die Mentalität und Bedürfnisse der einheimischen Patienten völlig missverstand. Trotz aller kulturellen, sprachlichen und charakterlichen Unterschiede beten wir alle gemeinsam für unsere Familien (Sorgen und Freuden gibt es überall) und für unsere Ordensfamilie.

Jeden Tag erleben wir das Wohlwollen der Eigentümer der Klinik, die Offenheit des Personals und der Patienten, dank derer wir voller Zuversicht weiterarbeiten – Sr. Goretti derzeit auf der  Gynäkologie und Geburtshilfe, und ich in allen Abteilungen je nach Bedarf: Chirurgie, Gynäkologie, Nephrologie, Augenheilkunde, Endoskopie, Geriatrie.

Unser Tag beginnt um 6.00 Uhr mit dem Gebet in der Krankenhauskapelle: Brevier, Meditation sowie der Hl. Messe im Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Um 8.00 Uhr ist Arbeitsbeginn im Krankenhaus bzw. wir erledigen die Hausarbeit, da ich oft Nachmittagsdienst habe. Wir beenden den Tag mit dem Gebet um 20.00 Uhr. Am Sonntag haben wir in der Regel einen freien Tag, den wir zur Weiterbildung nutzen oder auch in der geistlichen Betreuung der Franziskanerpatres verbringen können.

Ich denke, dass die effektivste Art und Weise, die Frohe Botschaft zu verkünden, darin besteht, mit dem eigenen Leben Zeugnis zu geben. Wir können die „praktische“ Dimension des Glaubens zeigen, die sich auch im Dienst an den Kranken manifestiert.

Trotz vieler Schwierigkeiten, die mit der Sprachbarriere, den kulturellen Unterschieden und der Mentalität zusammenhängen, habe ich mich in der Realität dieses Landes wiedergefunden.

Meine Mission besteht darin, die Menschen mit ihren konkreten Krankheiten, Lebensgeschichten und allem, was ihnen Schmerzen bereitet und wichtig ist, kennenzulernen, bei ihnen stehen zu bleiben und zu versuchen, ihnen die selbstlose Liebe Gottes weiter zu geben.

Ich habe das große Glück, arbeiten und tun zu können, was ich wirklich liebe, an einem Ort zu sein, an dem Maria in besonderer Weise gegenwärtig ist, und mich und die Menschen, mit denen ich arbeite und denen ich diene, ihr anzuvertrauen.

 

Sr. M. Magdalena Delczyk